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Miriam Frankovic
Kira und der Kunsträuber
Eine Fantasy-Abenteuer-Geschichte
Dieses ebook wurde erstellt bei
Inhaltsverzeichnis
EINE BESONDERE GEBURTSTAGSÜBERRASCHUNG
EINE FILMROLLE UND NOKOS GROSSE CHANCE
NOKOS ERSTES CASTING UND EINE BILDERBESPRECHUNG
AUF DEN SPUREN VON PIETRO LEVURI
GEFÄHRLICHER ZWEIKAMPF UND EINE ENTSCHEIDUNG
AUF DER SUCHE NACH ALBERT UND PIETRO LEVURI
LESEPROBE „Kira und das Känguru“
WIEDER ZU HAUSE
Durch das Fenster konnte ich sehen, wie die Schneeflocken wild hin- und her stoben und dann nach einem kurzen Irrflug weich auf dem Boden landeten. Der Garten sah aus, als hätte ihn jemand in weiße Watte gehüllt, und die Apfel- und Kirschbäume, die noch im Sommer mit ihren bunten Blüten geprahlt hatten, streckten nun ihre kahlen, weißen Äste von sich.
„Bist du froh, wieder hier zu sein?“ fragte Niklas und sah mich prüfend aus den Augenwinkeln an.
„Ja, und wie!“
So schön und aufregend unsere Reise nach Australien auch gewesen war: ich glaube, insgeheim waren wir alle froh, wieder zu Hause zu sein. In unserer alten Villa am Seerosenteich, in die wir im Mai letzten Jahres mit Sack und Pack eingezogen waren.
Mit einem Mal sprang die Tür auf, und Cangoo hopste mit einem Riesensatz ins Wohnzimmer. Timbu, der Grizzly, tapste auf seinen großen Pfoten behäbig hinter ihm her. Ehe wir uns versahen, hatte sich Cangoo drei Mandelhörnchen auf einmal vom Kuchenteller geschnappt.
„Hey, lass das. Die sind für Niklas und mich“, protestierte ich.
„Verrückte Sache“, rief Cangoo und verschlang die Mandelhörnchen mit einem Haps.
Für ein normales Durchschnittskänguru hatte Cangoo wirklich außergewöhnlich großen Appetit. An einem einzigen Tag konnte er so viel in sich hineinstopfen wie andere nicht einmal in einer Woche. Trotzdem wurde er nie satt. Er fraß sogar mehr als Watahulu, unser Bilder malender Elefant, und das sollte schon was heißen.
„Das musst du dir echt abgewöhnen“, knurrte Timbu und sah Cangoo so streng an, wie er konnte. Denn Timbu war eigentlich die Gutmütigkeit in Person, und es fiel ihm sehr schwer, streng auszusehen. „Was?“ fragte Cangoo kauend.
„Sachen in dich rein zu schlingen. Erst recht, wenn sie dir nicht gehören.“
„Du nervst zum Beispiel!“ erwiderte Cangoo gelassen, weil er keine Lust hatte, sich aufzuregen. „Überhaupt, wieso rennst du dauernd hinter mir her und gibst überall deinen Senf dazu?“
„Dazu sind Freunde doch da“, meinte Timbu und kratzte sich verlegen hinterm Ohr.
„Ich brauche aber keinen Freund, der so an mir klebt wie du!“ Timbu deutete mit seiner großen Pranke auf Cangoos die Nase: „Da klebt auch was. Schokolade.“
„Ich brauche auch kein Kindermädchen“, maulte Cangoo, streckte seine Zunge raus so weit er konnte und schleckte den Rest Schokolade von seiner Nase ab.
„Sei froh, dass du einen Freund hast“, mischte Niklas sich ein. „Wahre Freunde wie Timbu sind nämlich eine echte Seltenheit.“
Unwillkürlich musste ich wieder an unsere Jagd auf die Rasomiten denken. Timbu hatte sich damals sofort bereit erklärt, uns im Kampf gegen die gefährlichen Ganoven zu unterstützen. Seit wir sie alle gemeinsam besiegt hatten, hing er wie eine Klette an Cangoo und schien einen Narren an ihm gefressen zu haben, was niemand verstand. Am wenigsten Cangoo selbst, der monatelang nichts anderes im Kopf gehabt hatte, als einen Freund für sich aufzutreiben. Jemand, den er mit niemandem teilen musste. Und nun, da er ihn hatte, passte es ihm auch nicht.
„Wie schaffst du es eigentlich, so viel in dich rein zu stopfen, ohne dass dir schlecht wird?“, fragte Niklas Cangoo.
„Ich bin erst elf und muss groß und stark werden“, antwortete dieser, grapschte gierig nach dem letzten Erdbeertörtchen, das ich mir eigentlich gerade nehmen wollte, und schob es sich ins Maul. Timbu wiegte bedächtig mit seinem Riesenschädel hin und her: „Ähm... hat hier zufällig noch jemand Honig?“
„Mein Vater hat zehn Eimer gekauft. Stehen in der Speisekammer“, antwortete ich. Timbu strahlte. Es gab nichts, was ihn so glücklich machen konnte wie ein Eimer Honig, und so tapste er hinter Cangoo her eilig aus dem Zimmer. Enttäuscht sah ich auf den leeren Kuchenteller. „Hier, nimm meins“, sagte Niklas und schob mir sein Erdbeertörtchen hin. Und wie jedes Mal, wenn er lächelte und ich die kleine Lücke zwischen