Jasmin Koch

Dämonensaat


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ausgelaugter. Den Tag über hatten er und Alana sich über die ersten Planungen in Kenntnis setzten lassen. Es war viel zu besprechen gewesen. Alana gähnte verstohlen vor sich hin, was Leon jedoch längst bemerkt hatte.

      „Verzeih meine Liebe. Seit Stunden nun rede ich auf euch ein. Ihr seid müde. Ich bin hungrig. Es wäre von Vorteil, wenn wir unseren Gelüsten nachkommen. Rainard, für die Dämonen und Alana auf ihre Zimmer. Dann werde ich mich sättigen.“

      „Sehr wohl, Herr.“ Rainard war wie aus dem Nichts erschienen.

      Alana erhob sich langsam. „Danke, Leon. Ich werde mich schlafen legen.“

      Gideon wünschte Leon noch viel Vergnügen und folgte Alana die Treppe hinauf. Rainard lief schlurfend vor ihnen her.

      „Was sagst du zu diesem Rudel? Meinst du wir können sie überzeugen?“ frage Gideon gähnend.

      „Ich weiß nicht. Schwer zu sagen. Du steckst mich an.“ sagte auch Alana gähnend und lächelte Gideon an. Der fast zwei Meter große Dämon ragte bedrohlich neben ihr auf und wirkte doch so harmlos.

      In den letzten Monaten sah er immer besser aus. Alana verstand so langsam, was Evies Mutter an ihm gefunden haben musste. Seine ganze Haltung hatte sich verändert. Er sah nun wesentlich jünger aus und nicht mehr so mitgenommen. Als Mensch wäre er vermutlich seinem Alter nach ergraut. Doch sein Haar schimmerte rotblond und wirkte gepflegter. Seine Erscheinung war mittlerweile regelrecht attraktiv geworden.

      „Ich hätte auch nicht gedacht, dass der Tag so anstrengend werden würde. Und unser Rhythmus ist anders, als der der Vampire.“ knurrte Gideon und ließ sich ein wenig zurückfallen.

      Das verschaffte ihm einen ausführlichen Blick auf Alanas wippendes Hinterteil, während sie die Treppen hinauflief. „Mein Rhythmus war auch mal so. Aber das erkläre ich dir nicht. Das sprengt deine Vorstellung von sittlichem weiblichem Verhalten.“

      Gideon blieb augenblicklich stehen. Alana war oben an der Treppe angekommen.

      Rainard bemerkte die Anspannung. „Ihre Zimmer sind am Ende des Flures. Die anderen folgen mir bitte.“

      Alana drehte sich zu Gideon herum.

      „Wie meinst du das?“ grollte Gideon leise.

      Alana sah ihn erschrocken an und blinzelte verlegen.

      „Ehm, du weißt wirklich nichts über die Gestaltwandler, oder?“

      Sie trug immer noch ihren Rucksack auf dem Rücken. Die Taschen hatte Rainard nach oben bringen lassen.

      Gideon schüttelte den Kopf.

      „Ok, komm mit.“ Sie ergriff seine feuchte Hand und wunderte sich darüber. Sie zog ihn den Flur entlang und stieß die linke Tür auf.

      „Ich werde dir jetzt etwas zeigen, was du nicht glauben wirst. Aber ich möchte, dass du es verstehst. Es ist nichts Schlimmes dabei.“

      Das Zimmer glich dem Zimmer in Talon von der Größe her. Doch es war weniger imposant eingerichtet. Alana setzte sich aufs Bett und fuhr ihr Notebook hoch.

      Gideon war angespannt. Er stand reglos mit zusammengezogenen Pupillen vor dem Bett auf dem Alana hockte. Sie hatte sich im Schneidersitz auf die weiche Matratze gehockt und ließ den Dämonen nicht aus den Augen.

      Als der Rechner hochgefahren war, startete sie das Internet und wählte die Seite ihres ehemaligen Arbeitgebers aus.

      „Atme mal aus uns setzt dich zu mir.“ Sagte sie langsam.

      Gideon zögerte leicht. Doch dann ließ er sich doch neben ihr nieder, obwohl es unbehaglich war. Ihre leichtgesagte Äußerung hatte ihn vollkommen aus der Bahn geworfen.

      Alana fuhr mit dem Finger über das Mousepad und klickte auf den bunten Bildern herum. Im ersten Moment erkannte Gideon nichts auf dem Bildschirm. Doch nach und nach sah er worauf sie hinauswollte.

      Auf diesen Bildern war eine Art Taverne zu sehen, in der es reichlich Besucher gab. Die Serviererinnen trugen in seinen Augen nichts. Sie hatten kurze Röcke mit noch kürzeren Tops an. Viel kürzer, als das, was Alana selbst trug. Sie wackelten mit ihren Rundungen.

      „Ehm… Das war aber nicht meine Aufgabe.“ Sagte sie leise und wappnete sich seiner Reaktion, denn seine Brust hob und senkte sich zu schnell. Er stieß den Atem hörbar aus. Sie hörte in diesem Moment sogar seinen Puls neben sie, als wäre es ihr eigener.

      Ihr Bild ließ sie aus. Sie klickte auf das Bild einer anderen Gestaltwandlerin, ebenfalls eine Wildkatze.

      Gideon keuchte auf.

      Die Frau trug nur Fetzen am Körper. Die wichtigsten Stellen wurden nur spärlich bedeckt. Sie war sehr hell von der Hautfarbe her. Lange blonde Haare hingen neben ihrem Körper herab, als sie sich an die Stange hängte, die vom Boden bis an die Decke ging. Zum Klang seiner merkwürdigen Melodie räkelte sie sich an dieser Stange, während die Männer ihr Papier zwischen Haut und Stoffstreifen schoben. Sie trug einen schwarzen Stringtanga und bedeckte mit einem dünnen Hauch von Nichts ihre Brustwarzen.

      Gideons Augen wurden Groß. Er drehte den Kopf, so dass er verfolgen konnte, wie sie sich bewegte.

      „Viele Gestaltwandler verdienen so ihr Geld. Es ist ihr Beruf.“

      „Ihr zieht euch aus? Und macht sowas?“ keuchte Gideon empört.

      Alana schmunzelte verlegen. „Es macht Spaß. Und man verdient sehr gut.“

      „Du hast sowas getan?“

      Gideon wirkte fassungslos. Alana wusste nich so recht, was sie sagen sollte.

      Er blickte auf die kleinen verschiedenen Bilder auf der linken Seite, wo noch mehr Frauen zu sehen waren und erstarrte. Bevor sie etwas dagegen machen konnte, riss er ihr das Notebook aus der Hand. Er hatte gesehen, wie sie damit umging.

      Er klickte auf ihr Bild.

      Alana riss die Augen auf und wollte ihm das Notebook wegnehmen, doch er knurrte sie nur bedrohlich an.

      Als er auf den Bildschirm starrte, weiteten sie seine Augen und zeigten seine Pupillen nur noch als winzige Striche.

      Ihr langes schwarzes Haare lang verführerisch um ihren Körper. Sie trug auf diesen Bildern nur ebenso dünne, rote Schnüre aus Stoff und räkelte sich lasziv auf dem Podest vor der geifernden Menge. Niemand berührte sie, doch das war auch nicht nötig. Gideon kochte vor Wut, allein wegen der Tatsache, wie die Männer die Frauen ansahen.

      „Hast du dich verkauft?“ grollte er leise. Er kannte nur die Weiber, die ihre Dienste anderen Dämonen anboten.

      Alana schluckte hörbar, wurde wütend.

      „Nein. Das nennt man tanzen. Das ist Striptease. Keine der Darstellerinnen schläft mit einem der Kunden. Wir geben ihnen nur die Illusion, dass sie es könnten. Wir zeigen, was sie kriegen wollen.“

      „Kommt dem eigentlichen Akt aber ziemlich gleich.“ Knurrte Gideon und starrte die Leopardin vorwurfsvoll an.

      Die Wut verrauchte in diesem Moment. Ratlosigkeit machte sich in ihr breit. Warum sah er sie so an? Was machte ihn so wütend.

      Gideons Hörner stachen pechschwarz aus seinen roten Haaren hervor. Sein Atem ging schnell.

      „Das hat mit Sex nur soviel zu tun, dass es die Leute anheizen soll. Wild machen. Dann gehen sie nach Hause und fallen über ihre Partner her oder Befriedigen sich selbst.“

      Als Alana dies sagte, sah Gideon wieder zu Monitor. Wie auf Stichwort fuhr sie sich auf dem Video selbst über die Brust hinunter zwischen die Beine, um sich sogleich wieder an der Stange zu winden.

      Er sah sie an. Dann wieder auf den Bildschirm. Wieder zu ihr.

      Alana wurde nervös.

      „Sowas hast du getan? Das meintest du also?“ grollte Gideon und stellte das Notebook auf den Boden.

      Alana nickte vorsichtig, als sie der Dämon vor ihr erhob und ihr seine