Jasmin Koch

Dämonensaat


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sorgst dich um sie? Das hätte ich so nicht vermutet.“

      „Natürlich tue ich das. Sie ist mir an Herz gewachsen, vor allem nachdem Viktoria Hals über Kopf abgehauen ist.“ fauchte Alana.

      „Ja… das war nicht so schön. Aber sie hat auch ihre Probleme, glaub mir. Außerdem kommt sie nicht damit klar, was Evie getan hat. Sie hat Alpträume davon.“ sagte Plikera beschwichtigend.

      „Oh. Das wusste ich nicht. Sie ist wohl doch zarter besaitet, als ich vermutet hätte. Dennoch könnte sie sich wenigstens melden. Evie vermisst sie schrecklich.“

      „Aber sie hat doch dich!“ lächelte Plikera. „Du hast es nur noch nicht gemerkt. Na ja, das wird schon. Sie hat ja nun eine Aufgabe, wie ich gesehen hab. Vielleicht tut ihr dieses Wesen gut.“

      „Bestimmt. Sie liebt den Hund jetzt schon. Aber was ist mit dir? Fühlst du dich hier wohl?“ fragte Alana.

      „Erstaunlicherweise Ja. Mir gefällt es hier. Das scheint dir auch so zu gehen.“

      „Ja. Ich bin aber auch kein Wolf. Ich bin ein Einzelgänger, weshalb ich es genieße hier zu sein. Meine Katze schnurrt unaufhörlich in mir.“

      „Hmm. Das könnte aber auch an einem gewissen Dämon liegen, oder?“ fragte Plikera verschmitzt.

      „Was meinst du?“

      „Ich meine, dass deine Aufmerksamkeit stark in Richtung Gideon geht, oder?“

      „Was? Nein. Wie kommst du denn darauf?“

      Plikera antwortete nicht. Sie lachte einfach drauf los. Sie war sich sicher, dass die Leopardin Gefallen an Gideon gefunden hatte. Auch wenn sie es nicht zugeben wollte.

      Sie schüttelte nur den Kopf und winkte ab. Dann ging sie in ihr Zimmer und warf sich einen breiten Schal um.

      „Wir sollten hinunter gehen. Ich bekomme Hunger.“ Sagte Plikera und öffnete Alana die Tür.

      Im Gegensatz zu Plikera, lief Alana recht aufreizend herum. Die ältere Dämonin trug immer lange Röcke mit Blusen oder Kleider. Aber nie etwas, dass ihren überaus ansehnlichen Körper betonte. Alana trug enge Jeans und eine weite aber aufwendig verarbeitete Tunika.

      „Warum versteckt ihr Dämoninen euch eigentlich alle?“ fragte Alana, als sie Plikera musterte, die auch diesmal unter dem breiten Schal ein langweilig blaues Kleid trug.

      „Das versteht ihr jungen Dinger nicht. Evie hat mich das auch schon gefragt. Es gehört sich einfach nicht viel Haut zu zeigen, oder die Männer zu reizen. Manche tun das, doch ihr schlechter Ruf eilt ihnen dann oft voraus. Bei euch wird ein Ausnahme gemacht, weil du eben ein Tier bist und Evie halb Hexe. Jeder kennt euch so und jeder kennt mich so.“

      Alana verstand es wirklich nicht.

      Die Dämonen, so grausam, kriegerisch und gar blutrünstig waren allesamt prüde. Kein Dämon sah ihr direkt in die Augen, außer Gideon. Alle fürchteten sich, ihr etwas wegzugucken, guckten aber trotzdem irgendwie.

      Sie hielten die Frauen für heilige Wesen, es sei denn sie verkauften ihren Körper. Doch die Dämoninen, die etwas von sich hielten, waren geradezu vermummt, im Gegensatz zu ihr. Und sie war hier in Talon wesentlich bekleideter, als in ihrer alten Welt. Gerade die Gestallwandlerinnen zeigten gerne und viel Haut. Das lag zum einen auch daran, dass gerade sie und auch die Vampirinnen in den Grauzonen der Städte anzutreffen waren. Sie waren oft Stripperinnen, manchmal auch Prostituierte.

      Doch hier stachen sie und Evie irgendwie hervor. Das war gewöhnungsbedürftig.

      Gideon saß bereits an der lagen Tafel und wartete.

      Als er Plikeras Lachen hörte und Alana vor ihr in die Halle kommen sah, hellte sich sein Gesicht auf. Der Anblick der Leopardin lockte ihm neuerdings recht oft ein Lächeln hervor.

      Plikera schloss kichernd die Tür.

      „Stell dir vor. Dieses Kind findet, wir sind altmodisch. In der Zeit zurück. Nur weil wir uns bedecken.“

      Gideon runzelte die Stirn. Alana hob beschwichtigend die Hände.

      „Hey. Ihr lauft hier verdeckt rum. Aber ich werde beäugt, nur weil mal hie und da ein Stück Haut zu sehen ist. Mal ehrlich. Ihr seid gefährlich, allesamt. Aber so was von sexuell zurückgeblieben.“

      Gideon verschluckte sich an seinem Wein, den er bei ihren Worten an die Lippen gesetzt hatte.

      Plikera fing wieder an zu lachen und hielt ihm ein Tuch hin, welches er sich vorhielt.

      „Was sagst du da?“ fragte er hustend und musterte Alana.

      „Na, ist doch klar. Ihr seid die gefürchtetste Gruppe unter den Dämonen, doch sexuell seid ihr die harmlosesten. Ihr paart euch nur untereinander. Dann verhüllen sich auch noch alle Frauen. Also in meiner Welt war das schon eine merkwürdige Diskussionsgrundlage, doch hier noch viel brisanter.“

      Da musste auch Gideon lachen, weil es stimmte. Zumindest zum Teil.

      „Woher willst du denn wissen, dass wir sexuell harmlos sind. Wie meinst du das?“

      Er verkniff sich die Anspielung auf ihre schlechten Erfahrungen mit einem Rador, da dies nicht freiwillig gewesen war.

      Alana schnaufte und freute sich, dass sie noch allein waren. Sie setzte sich neben Gideon, was Plikera ihr gleichtat.

      „Na, es ist doch so. Ich habe noch nicht erlebt, dass hier die Frauen freizügiger sind, außer denjenigen, die ihren Körper darbieten. Bei uns ist das anderes. Die sexuale Komponente viel bedeutender, wenn auch teil zu viel. Aber es schadest doch nicht, zu zeigen, dass man einen schönen Körper hat. Nimm Plikera als Bespiel. Mit ihren Kurven, würde sie die Herzen der Männer in meiner Welt brechen und das mit nur einem Funken mehr Zeigfreudigtkeit.“

      Plikera lief puterrot an. Gideon begann zu lachen.

      „Das ist bestimmt war. Doch das ist ja gerade der Reiz. Sei mir nicht böse, aber wenn du allen schon anbietest, was du hast, dann wollen sie es nicht mehr. Der Reiz, das verborgene zu erkunden, bedeutet einem Rador viel mehr.“ erklärte Gideon.

      „Das heißt: Wenn ich es wollte, so würde mich kein Rador nehmen wollen, weil ich ihm schon alles dargeboten habe. Ohne, dass er es tatsächlich berührt hat. Das ist nicht nachvollziehbar. Dann habe ich hier keine Möglichkeit, mich auszutoben, weil mich keiner will. Na toll.“

      Gideon verschluckte sich, ohne an seinem Wein genippt zu haben.

      Verwundert sah er die Leopardin an.

      „Würdest du es denn wollen? Mit einem von uns?“ fragte er ungläubig.

      „Hey. Ich bin frei erzogen und ein Tier. Ich habe sehr ausgeprägte Gelüste, auch wenn ihr das nicht versteht.“

      „Das beantwortet nicht seine Frage, Alana. Du hast keine guten Erfahrungen gemacht, mit einem von uns.“ flüsterte Plikera verwundert.

      „Hmm. Aber ich sehe dieses Monster nicht als einen von euch. Das kann ich euch aber nicht erklären. Doch mein Trieb ist stark, weshalb ich nicht nachvollziehen kann, wie ihr euren im Zaun halten könnt. Außerdem machen wir Gestaltwandler einen Unterschied zwischen Sex, der eine nette Befriedigung darstellt und der Vereinigung mit einem Gefährten. So wie ihr etwa. Aber na ja, wir sind Tiere. Und solange wir nicht den Einen gefunden haben, leben wir recht ausgelassen.“

      Sie zuckte beiläufig mit den Schultern.

      „Deine Art zu denken ist bemerkenswert unbefangen. Aber auch einschüchternd, finde ich.“ sagte Plikera. „Willst du mir weismachen, dass ihr oft einfach nur so zum Spaß…“

      „Ja. Sex bedeutet Spaß. Es ist die pure Befriedigung und sollte Spaß machen.“

      Gideon sah sie in einem ganz neuen Licht.

      Obwohl die Leopardin von einem von Salvarius Männern geschändet worden war, sprach sie sehr unbekümmert darüber. Ein Heilungsprozess, oder eine Blockade?