Jasmin Koch

Dämonensaat


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verschluckte sich beinahe an ihrem Frühstück. Gideon grinste sie verlegen an. Alle anderen an der Tafel starrten die Leopardin gespannt an, da sie nervös ihre Kleider glatt strich und hüstelte.

      „Na, du kennst Leon besser als ich, denke ich. Ich komme meinem Versprechen nach. Doch dazu wäre deine Anwesenheit nützlich. Seine Planungen haben begonnen, weshalb ich dringend mit ihm reden muss. Wenn du dabei wärest, als Vermittlerin, wäre ich beruhigter in deiner Welt.“ sinnierte Gideon.

      Alana sah sich unsicher in der Runde um.

      „Aber, warum nimmst du nicht Evie mit? Er hat doch nach ihr verlangt.“

      Evie sah Gideon genauso verwundert an, wie Alana es tat. Gideon räusperte sich.

      „Evie sollte die wenige Zeit mit Naron verbringen können, solange er nicht wieder weg muss. Außerdem repräsentiert sie mich hier genauso, wie in euer Welt.“

      „Moment! Ich soll mich um die Belange der Rador kümmern? Wie lange willst du den weg sein?“ fragte Evie gereizt.

      „Leon hat mir zwei Tage Aufenthalt nahegelegt. Einige Gestaltwandler wollen mich kennenlernen, ehe eine endgültige Zustimmung erfolgen wird. Deshalb hätte ich auch lieber Alana dabei.“

      Evie runzelte die Stirn, doch erwidern wollte sie nichts. Er hatte das erste Mal vor allen Alana beim Namen genannt, ohne sie anzusprechen. Zuvor hatte er immer nur –die Leopardin- gesagt. Zugleich machte sich die Nervosität in ihr breit.

      Naron legte ihr beschwichtigend die Hand auf die Schulter.

      „Ich befürworte diese Konstellation. Alana ist selbst vom Tier gezeichnet, was Gideon positiv nutzen kann, um die Zweifel der anderen Gestaltwandler zu zerstreuen. Und du solltest dich mit deinem neuen Volk auseinandersetzen, wobei ich dir gerne helfe.“ sagte Naron an Evie gewandt.

      Alana nickte und sah Gideon direkt an.

      „Das stimmt. Aber wie stellst du dir unseren Aufenthalt dort vor? Wie willst du dort aufschlagen?“

      „Ich nehme zwei oder drei Männer mit. Und dich. Als eine Art Botschafterin. Du wirst ihnen aus erster Hand Talon erklären können und sie möglicherweise besänftigen. Wenn das nicht klappt, kann ich mein Wort nicht halten.“ seufzte Gideon.

      „Machen denn viele Schwierigkeiten?“ fragte Alana.

      „Nein. Nur die einflussreichsten. Die Wölfe haben sich dagegen ausgesprochen. Allerdings ein größeres Rudel aus dem Osten. Blake und sein Rudel nehmen nicht teil. Haben wohl interne Probleme.“

      „Das ist schade.“ Sagte Alana sogleich und rieb sich über den Arm, als sei ihr kalt.

      Innerlich war sie hin und her gerissen. Mit Gideon allein? Noch letzte Nacht hatte sie von ihm geträumt, weil sie die ganze Nacht in seinem Hemd gekuschelt gelegen hatte. Nun würde sie zwei Tage mit ihm verbringen.

      „Aber was soll ich den tun, wenn du weg bist? Was wäre meine Aufgabe?“ fragte Evie leise.

      Gideon sah sie erleichtert an. Er hatte mit viel Gegenwehr gerechnet.

      „Morgen müsstest du dich mit ein paar Dämonenproblemen herumschlagen. Naron steht dir sicher bei. Dafür hast du Tags darauf gar nichts vor.“

      Naron setzte sich zu Gideon ans Feuer.

      „Was habe ich nun wieder falsch gemacht?“ knurrte der große Dämon vor Naron. Dieser grinste.

      „Du machst genauso viel falsch, wie ich. Mit ihr ist es zurzeit echt nicht leicht, oder? Ist sie immer so gereizt und launisch?“

      „Oh, du hast ja keine Ahnung. Sie macht die Arbeiter verrückt. Dann knurrte sie jeden Dämon an, der sie nur schief an sieht. Sie hat letztens sogar die Dienerinnnen so sehr verschreckt, dass sie drei Tage nicht mit ihr geredet haben. Irgendwas setzt ihr zu, glaube ich.“ sagte Gideon gedämpft.

      Quinn lief gerade an ihnen vorbei.

      „Es ist aber auch eine enorme Veränderung für sie. Obwohl ich nicht das Gefühl habe, dass sie hier nicht zufrieden ist. Alles läuft doch so, wie sie es möchte.“ Sagte Naron und legte den Kopf schief, als er sah, wie Quinn mit Plikera sprach.

      „Eben nicht. Es läuft nicht alles so, wie sie es will. Du bist nur noch weg. Deswegen habe ich ihr doch dieses Vieh geschenkt. Sie hat keine Aufgabe. Sie ist eine Jägerin gewesen.“

      „Richtig. Und dazu noch eine Gute. Aber willst du denn, dass sie es wieder wird?“ Naron sah Gideon lange an, da dieser unschlüssig den Kopf schüttelte.

      „Ich weiß nicht. Sie könnte so vieles sein und doch zu wenig. Soll sie meine Stelle einnehmen, so läuft sie Gefahr getötet zu werden. Verhätschel ich sie, ist es auch falsch. Was soll ich nur mit diesem Weib machen?“

      „Hast du sie denn schon mal gefragt, was sie glücklich machen würde? Denn ich habe es nicht, wenn ich ehrlich bin. Ich dachte, sie ist es.“

      Quinn stellte sie zu Plikera und beugte sich zu ihr herab.

      „Wir haben vielleicht ein kleines Problem. Ich war gerade bei Sarina. Ihr Vieh wurde wohl vergiftet.“

      „Oh. Hat sie viele Verluste erlitten?“ fragte Plikera besorgt.

      „Nein. Keine. Aber ich denke, dass war auch nicht der Grund, weshalb ich da war. Sie hat sich nach Naron und Evie erkundigt.“ Sagte Quinn verschwörerisch.

      „Und? Da ist doch nichts bei.“ Sagte Plikera leichthin und setzte sich ans Ende der Tafel auf einen Stuhl. Quinn setzte sich daneben.

      „Aber hör doch. Sarina schien mir… ich weiß nicht. Irgendwas war faul. Ich traue ihr nicht.“

      „Weshalb? Was hat sie denn getan?“

      „Nichts. Eigentlich. Aber die Art, wie sie geredet hat und ihre Augen. Ich habe ein ungutes Gefühl, bei ihr.“ Quinn rieb sich mit der Hand durch die Haare.

      „Siehst du nun Gespenster?“ fragte Plikera und lachte leise.

      „Du verstehst nicht. Naron kennt sie genauso gut, wie ich. Und ich habe das Gefühl, dass sie nicht mit der Wahl seiner Gefährtin einverstanden ist.“

      „Das kann ihr doch egal sein. Es ist bestimmt.“

      „Das ist doch der Punkt. Sie ist es nicht!“ knurrte Quinn, worauf Plikera erschrocken die Augen aufriss.

      „Ihr habt sie erprobt? Beide? Und keiner hat sie erkannt. Oh je. Na das nagt bestimmt an ihr.“

      4

      Alana packte das Wichtigste zusammen.

      Unschlüssig starrte sie in ihre Tasche und zurück zum Schrank hinter ihr. Das Zimmer war bei weitem nicht so geräumig, wie Evies, aber ausreichend. Der Schrank war zum Bersten voll und doch war noch zu wenig drin.

      Sie würde sich das erste Mal seit Wochen wieder aufreizender anziehen müssen. Denn alle kannten sie, als aufgelassen und sexy. Dieses Bild wollte sie aufrecht erhalten. Keiner sollte vermuten, was ihr wiederfahren war. Gideon hatte Recht. Sie wollte verdrängen, was geschehen war.

      Kaum dachte sie daran, als sie seinen Duft wahrnahm, bevor er an ihrer Tür klopfte.

      „Komm rein.“ Sagte sie schlicht und legte ein rotes, tiefausgeschnittenes Top vor ihre Tasche.

      Gideon betrat den Raum und sah sie vor ihrem Bett und drei kleinen Stapeln mit verschiedensten Klamotten stehen.

      Dann schritt sie auf den Schrank zu, lächelte ihn an und zog ein enges schwarzes Kleid mit einem sehr tiefen, mit Spitzenstoff bespannten Rückenausschnitt nach oben. Sie drehte es in ihren Händen und entlockte dem Dämonen ein leises Keuchen.

      Gideon stellte sich die Leopardin in diesem Kleid vor. Er konnte nur verstohlen ein Stöhnen unterdrücken.