Stephane Rambicourt

Commandant Amédé räumt auf - Es beginnt


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Präfekt in spe. Ausgeschlafen? Wie geht es dir?“ rief Jules ins Telefon.

      „Danke gut, lass doch den Quatsch. Was soll das, ich bin Revierleiter in Cogolin und sonst nix“, brummte Amédé missmutig ins Telefon.

      „Sag bloß, der Präfekt hat dich noch nicht angerufen?“ fragte Jules erstaunt.

      „Doch da war irgendwas. Warte mal, muss überlegen. Jetzt, ich soll künftig keinen Schichtdienst mehr machen. Was er sonst noch gesagt hat, darfst du mich nicht fragen. Ich hab das nicht so richtig mitbekommen“, überlegte Amédé angestrengt.

      „Gut dann sag ich es dir. Keinen Schichtdienst mehr, nur noch Sondereinsätze bei Bedarf und vor allem Nachfolger von Serge Gabin. Hammer, nicht?“ lachte Jules.

      „Du verarsch mich nicht“, rief Amédé.

      „Nein, großes Ehrenwort unter Freunden und Kollegen. Der Präfekt hat mich auch angerufen, weil er anscheinend gemerkt hat, dass du noch geschlafen hast und hat mir alles erzählt. Wusstest du, dass du bereits Präfekt wärst, wenn du damals, als Robert Clémenceau aufgehört hat, ein paar Jährchen älter gewesen wärst? Das kommt von ganz weit oben. So und jetzt freu dich. Du hast das auch sehr verdient, mein Freund“, antwortete Jules Toscan und legte auf.

      Amédé blieb stehen, schüttelte sich, nahm eine Zigarette und zündete sie an.

      „Stimmt, das was Jules gerade erzählt hat, hat der Gabin auch zu mir gesagt. Auch, dass er in den nächsten Tagen vorbeikommen will“, murmelte er vor sich in, während er rauchte, „so und jetzt sofort zu Florentine und ihr die Neuigkeit erzählen.“

      Plötzlich stürmte er los und erreichte schnell die Rue Pasteur und dort die Boulangerie Vallmer. Der Verkaufsraum war proppen voll mit Menschen, aber Amédé stürmte einfach in den Laden, um die Verkaufstheke herum, nahm seine Florentine, die gerade eine Frau bediente, in den Arm, küsste sie und flüsterte ihr die Neuigkeiten ins Ohr.

      „Nein, wirklich? Schatz ich freu mich so“, schrie Florentine laut und lachte.

      „Was ist denn mit euch Turteltauben los? Flo du musst arbeiten“, schimpfte Marie Vallmer.

      Amédé ließ Florentine wieder herunter, ging zu Marie und flüsterte ihr auch die Neuigkeiten ins Ohr.

      Jetzt kam von Marie: „Nein, wirklich? Ich gratuliere dir. Das hast du verdient, alle herhören, mein Schwiegersohn wird“, doch Amédé unterbrach sie und legte den Finger auf den Mund. Sofort hörte Marie auf weiterzureden, gab ihm aber dafür einen dicken feuchten Kuss auf die Wange.

      „Wir reden später“, lachte Amédé, „ist Henri hinten?“

      „Natürlich, geh nur zu ihm“, lachte Marie freudig und arbeitete lachend weiter.

      „Hallo Henri, muss dir etwas erzählen. Das war mein letzter Nachtdienst, zukünftig nur noch Tagdienst und dann Nachfolger vom Präfekten in Toulon“, flüsterte er seinem Schwiegervater in spe zu.

      „Echt oder machst du Witze? Das, mein Sohn, hast du dir redlich verdient. Ich gratuliere dir von Herzen. Das müssen wir feiern, was denkst du, um 8 heut Abend bei Colette?“ schlug Henri Vallmer vor.

      „Ich hab zwar noch meine letzte Nachtschicht in den Knochen und bin immer noch hundemüde, aber ich würde mich freuen“, erwiderte Amédé und ging wieder in den Verkaufsraum.

      Dort war noch immer Hochbetrieb und es gingen ständig komplette Tarte Tropezienne über den Ladentisch. Diese Torte war, wie Amédé aus eigener Erfahrung wusste, aber auch verboten gut.

      Nachdem er Florentine kurz ins Ohr geflüstert hatte, dass er ins Café de Jardin geht, verließ er lachend und frohgelaunt die Bäckerei.

      Im Café setzte er sich an einen schönen Tisch, direkt unter Palmen, nahm jetzt seinen Tabakbeutel hervor, stopfte sich seine Bruyere-Pfeife, die ihm Florentine zu seinem letzten Geburtstag geschenkt hatte und trank einen vollmundigen starken Kaffee dazu. Dabei sah er den anderen Kaffeebesuchern zu, wie sie kamen und gingen.

      Nach etwa einer Stunde kam Florentine zu ihm. Sie nahmen sich innig in die Arme und küssten sich.

      „So mein Schatz. Jetzt noch einmal langsam, erzähle“, sagte Florentine lachend.

      „Gut meine Liebste. Also heute hat mir der Präfekt, Serge Gabin, angerufen. Er hat mir gesagt, nein Stopp. Erst eine Frage, hast du auch gewusst, dass ich den Spitznamen Flic de la Méditerranée hab?“ wollte Amédé wissen.

      „Natürlich, schon lange“, lachte Florentine.

      „Und warum hast du mir das nicht gesagt?“ fragte Amédé.

      „Ich dachte du weißt das, aber jetzt erzähl endlich“, bat Florentine.

      „Also gut, heute hat mich der Präfekt zu Hause angerufen. Er hat mir gesagt, es war die letzte Nachtschicht für mich und künftig mach ich nur noch Tagschicht und Schreibtisch, außer bei Sondereinsätzen und außerdem hat der Innenminister mich zum Nachfolger von Gabin bestimmt. Der geht, soweit ich weiß, in knapp einem Jahr in Pension, und dann soll ich Präfekt werden“, erzählte Amédé.

      „Und wie kommt das?“ fragte Florentine neugierig.

      „Gabin hat etwas von Leistungsstatistik gesagt und dass ich bereits früher Präfekt geworden wäre, wenn ich bei der Pensionierung vom alten Clémenceau nicht zu jung gewesen wäre. Von dem hab ich anscheinend übrigens auch den Spitznamen bekommen. Gabin wird in den nächsten Tagen bei mir vorbei kommen, hat er gesagt“, lächelte Amédé.

      „Oh Schatz, das ist ja der pure Wahnsinn. Ich freue mich so für dich. Aber bist du dir dann darüber im Klaren, dass du in Toulon arbeitest und am Schreibtisch? Und Gott sei Dank keine gefährlichen Einsätze mehr machen musst?“ fragte Florentine besorgt.

      „Ja, das ist mir klar. Cogolin und meine Streifengänge werden mir auch sehr fehlen, aber ich freue mich trotzdem auf die Aufgabe. Bist du dir aber auch im Klaren, dass auch du als meine Frau in der Öffentlichkeit stehst?“ erwiderte Amédé.

      „Ach je. Stimmt, daran hab ich gar nicht gedacht. Dann auch die vielen Empfänge und Bälle, das wird schon eine große Umstellung werden, für uns beide“, überlegte Florentine irritiert und nahm Amédé in den Arm.

      Anschließend unterhielten sie sich noch über die Planung ihrer Hochzeit und alles mögliche.

      Pünktlich um 20 Uhr trafen beide im Lokal von Colette, am Place Dolet, ein. Florentines Eltern waren noch nicht da.

      „Ah, Monsieur Commissaire. Schön, dass du mich auch einmal wieder besuchst. Hab schon gehört, ich freue mich wahnsinnig auf eure Hochzeit. Eine echte traditionell provençalische Hochzeit und das dann auch noch beim Foire. Das wird ein Ereignis, über das noch sehr lange in der Stadt gesprochen werden wird. Kommen Marie und Henri heute Abend auch?“ fragte Colette lachend.

      „Ja, wir wollen heute Abend ein wenig feiern“, erklärte Florentine lachend.

      „Das ist schön, wollt ihr schon etwas zu trinken bestellen?“ erkundigte sich Colette, die kleine dickliche Südfranzösin mit dem Damenbart.

      „Wenn es in Ordnung ist, würden wir gerne auf Marie und Henri warten“, sagte Amédé lächelnd.

      „Kein Problem. Ich lasse euch schon einmal die Karte da, dann könnt ihr gleich reinschauen“, erwiderte Colette und ging in ihre Küche.

      Kurze Zeit später trafen auch Marie und Henri ein.

      „Bon soire Monsieur Präfekt“, lachte Marie, nahm Amédé herzlich in die Arme und drückte ihn fest an sich.

      „Mama Marie, bitte nicht. Ich bin nicht oder noch nicht Präfekt. In einem Jahr kann noch so viel passieren und ich möchte mich in Cogolin nicht lächerlich machen, wenn es doch nicht so kommen sollte“, erklärte Amédé seiner zukünftigen Schwiegermutter, „deswegen möchte ich auch, dass es nicht an die Öffentlichkeit kommt, bevor es wirklich so weit ist.“

      „Verstehe,