Michael Born

Inländer raus


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765ziger desgleichen

      Die Staatsmacht war begeistert. So wie er war wurde Alfons in Handschellen in den Knast abtransportiert.

      Seitdem ist Ruhe im Busch. Ich traue dem Frieden nicht.

      Epilog

      Der Hahn kräht noch immer

      Alfons musste nach 4 Tagen Blechnapf im Bau 6000.-€ Geldstrafe zahlen und bekam obendrein 18 Monate auf drei Jahre Bewährung. Seitdem backt er ganz, ganz kleine Brötchen, Pardon Semmeln. Ich vermute, Knack und Back aus dem Billa Markt.

      Sven hingegen traf es übler. Seine Magen und Kopfbeschwerden führten dazu, dass er nach Patras ins Krankenhaus eingeliefert wurde. Doch die Ärzte hatten keinen Befund, tippten auf psychosomatische Störungen und ließen ihn von einer Psychiaterin begutachten.

      Dann machte Sven einen Fehler. Er erzählte der Frau, sie würden mit einer Ultraschallwaffe angegriffen. Als Lotti ihn besuchen kam, hatten sie ihn schon mit Antipsychotika voll geknallt.

      Sven meinte, dass Zeug sei gut. Er hätte sogar Lotti ertragen.

      Der Kandidat hat 0 Punkte

      Wenden wir uns mal ein wenig von unseren Wienern ab. Hoffentlich sind die nicht beleidigt. Das Problem ist, wenn wir ehrlich sind, auch ein Piefkeproblem, wie unsere Beute- deutschen Nachbarn sagen würden. Unsere deutschen Mitpatienten sind kaum weniger durchgeknallt. Nehmen wir als Beispiel meinen Kumpel Willy. Ursprünglich war Willy einmal Dozent für Architektur an der TU Hannover. Irgendwann hatte er dann keinen Bock mehr auf den Job und flog erst mal nach Thailand in "Urlaub". Dort lernte er dann, bei ihrer tagtäglichen "Arbeit", seine zukünftige Frau kennen, heiratete sie von der Stange weg und wanderte nach Griechenland aus.

      Willy war mein Architekt. Ein genialer Hund. Ich hatte mir vor vielen Jahren ein Stück Land gekauft, um einen meiner vielen Träume zu verwirklichen. Schon von frühester Jugend an, so mit vierzehn, trampte ich in den Ferien, meist verlängert, in einen kleinen Ort im Süden des Peloponnes. Ich ahnte damals nicht im Entferntesten, dass Jahrzehnte später wilde Horden von nordischen Terroristen, wie wir sie nennen, einfallen würden und einem das ruhige Leben für zwei Monate vergeigen. Damals jedenfalls hatte ich irgendwie das Gefühl, dass die Bevölkerung jenes zauberhaften Örtchens, dass nur über Eselskarrenwege erreichbar war eine gewisse Wesensverwandtschaft mit mir aufwies. Die waren einfach alle durchgeknallt. Das sind sie im Übrigen zweifelsfrei bis heute. Es hat schon seinen Grund, warum wir Inländer uns alle hier so wohl fühlen. Als ich ein paar Jahre später dann mit Frau und Kind im Urlaub schnorcheln ging, die weil sich meine Alte mit einem Schweizer Junkie amüsierte, ich auftauchte und die Alte war weg, setzte ich mich an den Strand, sah auf diesen Berg über dem Meer und beschloss, dort baue ich mein Haus. Vor über 20 Jahren war es dann soweit. Ein griechischer Freund, der in Geldnot war, bot mir genau auf diesem Berg ein großes Grundstück an. Steilhang Südlage. Ich schlug zu, ohne mir weitere Gedanken zu machen. Die Häme kam prompt. Alle Griechen schallten mich einen Idioten. Dieses Grundstück sei nicht bebaubar, und ob ich nach so vielen Jahren nicht wüsste, dass ich in einer Vipern Grube lebe. Jetzt kam Willy ins Spiel. Willy wusste unkonventionellen Rat nach dem Motto: Denen zeigen wirs jetzt und vergiss nicht, die Hochphase griechischer Architektur sei vor zweitausendfünfhundert Jahren abgeschlossen gewesen. Bevor ich etwas dazu sagen konnte saß Willy schon an den Bauplänen. Als nach horrenden Schmiergeld Zahlungen die Baugenehmigung dann endlich vorlag wurde der Steilhang dann tatsächlich zum Problem. Nur damit hier kein falscher Eindruck entsteht, Schmiergelder sind in Griechenland ganz normal, etwa wie bei Siemens oder bei gewissen Parteien in Deutschland. Zum Problem. Wie schafft man eine Plattform von 300 qm in einem Steilhang. Ich wusste, auf Willy ist Verlass. Willy meinte trocken: "Wir sprengen einfach den Berg". So geschah es. Willy trommelte seine Fischer zusammen. Jetzt sollte man meinen, Fischer werfen Netze aus. Hier nicht. Bis vor kurzem wurde mit Dynamit und alten Handgranaten aus dem Krieg gefischt. Willy hatte sich also für den Job die Topspezialisten angeheuert, und es gab einen Riesenknall. Die Ladung war leider überdimensioniert. Willy meinte, es hätte daran gelegen, dass der Vorsitzende der Fischerei Genossenschaft verhindert war. Er hatte eine Woche vorher zu spät losgelassen und sich selbst zu Fischfutter verarbeitet. Die Rache der Doraden.

      Mannshohe Felsbrocken flogen quer durchs Tal. Für die natürlich folgenden Kosten der Schadensbeseitigung hätte ich gerade ein neues Grundstück kaufen können. Aber die Plattform war da, wenn auch größer als geplant. Zurück zu Willy. Eines schönen Spätherbsttages schlendere ich die Mole entlang. Vor mir taucht mit Schnorchel und Harpune bewaffnet eine Gestalt im Wasser auf. Wily s Thaifrau. Ich frage sie, was sie in dem kalten Wasser macht?

      Sie faselte irgendwas von Octopussen jagen und irgendwas von Punktzahl erreichen. Ich verstand kein Wort. Octopusse, Punktzahl? Was ging hier vor?

      Ich beschloss der Sache auf den Grund zu gehen. Die schreckliche Wahrheit kam vier Tage später im Kafenion ans Licht. Willy und ich hockten auf ein Bier und einen Ouzo zusammen und schwadronierten über alte Zeiten. Irgendwann erzählte ich Willy, dass seine Frau wirr rede, irgendwas von Octopusse jagen und Punkte erreichen. Willy hob den Zeigefinger und begann zu dozieren. Er habe nunmehr, da seine ganze Familie, mittlerweile 7 Personen, stinkfaul sei ein Punktesystem verpasst. Geschirrspülen einen Punkt, Hausaufgaben machen einen Punkt, Kochen einen Punkt, Fischen, nur bei Erfolg pro Fisch einen Punkt, pro Octopuss sogar zwei. u.s.w....Wer nun die für sein Alter entsprechende Punktzahl nicht erreicht, geht hungrig ins Bett, darf keine Cola trinken, oder, wie im Falle seiner Frau kriegt keinen Zahnersatz und muss eben mit fauligen Zähnen durch die Gegend rennen. Willy s Angehörige in Deutschland hatten irgendwann ein Einsehen und überwiesen das Geld für die Zähne. Das ist einige Jahre her.

      Epilog

      Willy ist noch immer ein genialer Architekt

      Das Geld ist festverzinslich angelegt

      Seine Frau hat die Punktzahl immer noch nicht zusammen

      und infolge dessen auch keine Zähne

      Mit Dynamit wird schon seit einigen Jahren nicht mehr gefischt,

      es wird gar nicht mehr gefischt, denn es gibt keine Fische mehr.

      Die Subventionen für die Fischer aus Brüssel fließen weiter

      Und meine Überzeugung wächst täglich. dass man die gesamte Region einzäunen muss.

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