Erich Witte

Waidmannsheil


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„Eure Namen passen sehr gut zu euch, aber jetzt lasst uns erst bis zur nächsten Ecke laufen, dort beginnt ein kleiner Park und da sollten wir eine kleine Lagebesprechung abhalten.“

      Ohne auf eine Antwort zu warten, läuft er vor und die anderen drei hetzen hinter ihm her. In einer Ecke des Parks bleibt er stehen, sieht einmal in die Runde und fängt an, seinen Hut ins Gras zu schmeißen und seinen Bogen und Köcher ab zu legen, dabei meint er, von dem Gerenne noch leicht außer Atem: „Ich bin der einzige in unserer Gruppe, der extrem auffällig ist und das möchte ich jetzt schnell abstellen.“ Er machte weiter, den Gürtel seiner grünen Jacke ab zu nehmen, zieht seine Jacke aus, wendete sie, zieht sie wieder an und durch das rote Futter steht er in einer neuen Jacke da, die ihm locker über Taille und Hüfte hängt. Er sieht an sich herab und meint: „Mit der Hose müssen wir das Risiko eingehen, aber ich glaube, jetzt nicht so schnell erkannt zu werden.“

      „Robin, kannst Du dich noch an unseren Spielplatz, aus unserer Jugend, hier ganz in der Nähe erinnern? Da könnten wir deine verräterischen Utensilien gut verstecken.“ „Gute Idee, Eduard, also schnell.“ und schon rennt er los und alle so schnell sie können hinterher. Nach kurzer Zeit sind sie vor einem, jetzt trockenen Oberflächenwasserkanal angelangt.

      Jetzt stehen sie sich vor dem Kanal, in einem lockeren Kreis gegenüber. Ein jeder auf seine Art und Weise, noch immer schwer nach Luft ringend. Der Eine, indem er die Arme beim Einatmen hochhebt und beim Ausatmen wie ein Taschenmesser zusammen klappt, der Andere stützt sich nur, schwer atmend auf die Oberschenkel auf. Der Kanal kommt aus einem Bahndamm hervor und ist mit einem kräftigen Metallgatter verschlossen. An ihm hängt ein stark verrostetes Vorhängeschloss.

      „Und nun?“ Fragte Natascha. „Kein Problem“, meinte Eduard, geht zu den Gatterhängen und zieht die Bolzen nach oben heraus. Das Gatter lässt sich leicht öffnen, wenn auch etwas anders, als von der zuständigen Behörde vorgesehen. Unter der Decke des Kanals war immer noch das Brett angebracht, das sie sich als Jungs dort montiert hatten und im Nu waren Robins Sachen schnell und sicher verstaut.

      Sie schauen sich verwirrt und verblüfft an, in so kurzer Zeit sich kennen zu lernen und dann auch noch in so kurzer Zeit so viel intensives erleben, dass erscheint allen fast traumatisch und ist nicht so schnell zu verarbeiten.

      „Hey Jungs, dürfen wir euch als Dankeschön umarmen“? Löste Liesa die angespannte Situation. Gleichzeitig breiten die großen Lausbuben ihre Arme aus und strahlen die beiden Mädels an. Natascha lässt sich von Eduard umarmen und Liesa von Robin, kurz darauf wird getauscht und ein Beobachter könnte den Eindruck haben, dass diese zweite Umarmung sehr viel länger und sehr viel inniger war.

      Robin räusperte sich nach der Umarmung und sagte in einem Ton, der keine Widerworte zulässt:

      „Jetzt lade ich euch zu Luigi ein und dort können wir in aller Ruhe besprechen, wie wir weiter vorgehen.“

      6 Die Arztvisite

      „Waldblume, schaffen wir es noch so lange ruhig zu bleiben, bis Natascha wiederkommt?“ „Wir schaffen es, weil wir gar keine andere Möglichkeit haben und ich habe das Gefühl, dass sie es ehrlich mit uns meint und dass sie alles Mögliche versuchen wird, uns zu helfen.“ „Warten wir auch wenn sie heute nicht mehr kommt, oder nicht mehr kommen kann?“ „Ja, auch dann.“

      Ja, ja, das ist mein süßes Waldblümchen, manchmal hat sie noch mehr Geduld als ich. „Pss, mein Stachelbärtchen ich höre Schritte im Flur.“

      In dem Moment wird auch schon die Tür aufgerissen und ein korpulenter Flachlandbewohner, in einem weißen Kittel, betritt unser Zimmer, stellt sich mit ausgebreiteten Armen ans Bettende, so dass er sich mit der einen Hand an Waldblumes Bett festhalten kann und mit der anderen an meinem Liegegestell. Nach ihm, wahrscheinlich Professor Dr. Karl Neihus, treten noch mehr Personen ins Zimmer, drei verteilen sich neben Waldblumes Bett und drei nehmen neben meinem Bett Aufstellung. Alle tragen weiße Kittel und machen einen mehr oder weniger wichtigen Eindruck.

      „Das meine Herren Assistenzärzte, sind meine Objekte Alpha“, damit zeigte er in meine Richtung. „Und das ist mein Objekt Beta.“ Damit zeigte er auf Waldblume. „Wie ich Ihnen schon erläutert habe, wurden kleine Zellregionen in ihren Gehirnen ausgetauscht und wie sie feststellen können, sind die Operationen gut verlaufen, da die Objekte wieder zum Leben erwacht sind.“ „Herr Professor, welche Regionen wurden ausgewechselt?“ „Fürs Erste, wurden nur 4 Regionen ausgewählt, die Zonen für „Organisation, Strategie, Gefühl und der Austausch des Sprachzentrums.“ „Wie ist es möglich, die Regionen zu lokalisieren?“ „Das ist heute durch unseren hohen, technischen Stand der Computer, der MRT ( Magnetresonanztomographie ) und letztendlich nicht zu vergessen, die neusten Erkenntnisse der Nanowissenschaften, möglich. Vor einer Dekade wäre der Erfolg, den wir heute erreicht haben, noch nicht möglich gewesen, wir haben einen Meilenstein der Medizin losgetreten.“ Ein leises Händeklatschen, vereinzelte, zaghafte Begeisterungsausdrücke und ein allgemeines Lächeln ist die Antwort auf die Äußerung des Professors.

      „Ist das nicht ein Wahnsinn, was die mit uns angestellt haben?“ „Ja Blümchen, ist es.“

      „Wo haben Sie die Organe herbekommen?“ „Zum Teil, von großen Persönlichkeiten, die schon zu Lebzeiten eingewilligt hatten und auch im Vorfeld tatkräftig mit geholfen haben. Wir sind auch getrennt vorgegangen, für Objekt Alpha wurden männliche Spender ausgewählt und für Beta weibliche, für die Strategie zum Beispiel, ein hoher General und für das Gefühl ein berühmter Namensgeber einer Hilfsorganisation.“ „Karl Heinz Böhm?“ Rief einer der Assistenten aus, dem gleich ein unpassendes, pietätloses Gelächter folgte. „Meine Herren, wie sie verstehen werden und wie es Ihnen auch bekannt sein dürfte, werden keine Namen der Organspender genannt, aber ich kann Ihnen versichern, dass Herr Böhm nicht zu den Spendern gehörte.“

      „Dürfen wir noch weiter erfahren, aus welchen Gesellschaftsschichten die anderen Spender kamen?“ „Aber herzlich gerne doch, für die Organisation war ein Konzernchef einer Einzelhandels – Ladenkette zuständig und für das Sprachzentrum ein Professor der Germanistik. Bei Objekt Beta wurde ähnlich verfahren, die Organisation übernahm die Chefin einer Modeladenkette, für die Strategie vertrauten wir auf einer führenden Frauenrechtlerin, das Sprachzentrum entnahmen wir einer Opernsängerin und das Gefühl legten wir in die Hände einer Kindergärtnerin.“

      „Weißohr, sollen wir uns fürchten, oder müssen wir uns über das Gehörte freuen?“ „Ich bin genau so wie du ganz verwirrt, angenommen es wird alles so eintreffen, wie die Weißkittel es sich vorstellen, dann wirst du mir sicher bald etwas vorsingen wie einst die Callas.“ „Ach mein Schatz, ich finde es beruhigend, dass du deinen Humor nicht verloren hast, aber lasst uns noch weiterlauschen.“

      „Herr Professor, ich möchte gerne noch einmal darauf zurück kommen, wie Sie es geschafft haben, diese sehr kleinen Zonen und den dazu gehörenden Synapsen, den richtigen Orten zu zuordnen?“ „Das ist in der Tat sehr kompliziert und wird in meinen nächsten Vorlesungen, detailliert behandelt werden, aber hier nur soviel - durch die aktive Mithilfe der Spender, den Einsatz von Kontrastmitteln und fließenden Ministrom, MRT und der Nanotechnik, war es uns möglich, dieses Ziel zu erreichen. Waren die gewünschten Orte, erst einmal in den Spenderhirnen gefunden, war der zweite Schritt, die Regionen in den Gehirnen der Objekte zu finden, eine logische Folgerung, da die Gehirne, den menschlichen sehr gleichen.“

      „Ich möchte von Ihnen gerne wissen, warum Sie ausgerechnet diese Objekte und nicht irgendwelche anderen ausgewählt haben.“ „Da gab es für mich nur eine einzige Alternative, denn wie ich schon sagte, ist nicht nur das Gehirn unserem sehr ähnlich, sondern auch wenn es dem äußeren Anschein nach nicht so sein kann, sind alle Organe, den unseren zum Verwechseln ähnlich.“

      „Oh, oh, zum Verwechseln ähnlich? Ob denen das nicht peinlich ist, wir sind wie sie? Wie denkst du darüber Waldblume?“ „Da bin ich mir auch nicht sicher, was in deren Köpfen vorgeht.“

      „Bleiben die Objekte fixiert und wenn ja warum?“ „Ja meine Herren, es ist das Rationellste und