Martin Cordemann

Shylock Holmes


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Texte zum Teil der Dialoge. Und das nicht mit einem aufdringlichen „Hallo, wir können Shakespeare“, sondern eher elegant in den umgebenen Dialog eingewoben. Der Versuch, das umzusetzen, ist dieses Stück. Quasi Krimi meets Shakespeare… also „Shylock Holmes“!

       (1992/1996/2009/2011)

       Personen

      SHYLOCK HOLMES

      Inspektor. Er muss den Mord an Rael aufklären. Schlampig, faul, unrasiert, ganz der Marlowe... Philipp, nicht Christopher.

      CLAUS TELMAH

      Schauspieler. Der Star des Theaters, ein Vollblutschauspieler und sehr daran interessiert, bei der Aufklärung des Verbrechens zu helfen.

      JULIETTA NAGER

      Schauspielerin. Eine hübsche Frau, leider nicht nur die ehemalige Geliebte des Toten, sondern auch hochgradig tatverdächtig.

      NORA DRAWIS

      Schauspielerin. Wieder eine Tatverdächtige. Alternde Diva mit Sinn für Humor und einem alternden Geliebten.

      MONTY OEMOR

      Schauspieler. Geliebter obiger Dame, ebenfalls mit einem sonnigen Humor ausgestattet, aber potentiell verdächtig.

      JULIUS RASÄC

      Schauspieler. Fünfter und glücklicherweise auch letzter Verdächtiger und damit schon fast ein wenig out.

      O. THELLO

      Inspektor. Ein Kollege, inzwischen befördert und irgendwie immer in die Rolle des Laufburschen gedrängt.

      WIRT

      Ein Wirt. Ihm gehört eine goethliche Kneipe.

      GEIST DES VERSTORBENEN

      Gehört in jede Tragödie, geht auch wieder dorthin zurück.

      (GEIST und WIRT werden vom selben Schauspieler gespielt)

      ERSTER AKT

      Erste Szene

      (Auerbachs Keller)

      WIRT: (er hat ein Telefon in der Hand) Sind Sie Holmes?

      SHYLOCK: Ja.

      WIRT: Shylock Holmes?

      SHYLOCK: Hm. (nickt)

      WIRT: Seltsamer Name.

      SHYLOCK: Meine Eltern waren Shakespeare Fans.

      WIRT: Oh. Und Sie sind?

      SHYLOCK: Bei der Polizei. Was blieb mir mit dem Namen anderes übrig? (denkt nach) Aber wie kommen Sie darauf, wie ich heiße?

      WIRT: (erinnert sich, reicht das Telefon) Ihr Chef ist dran.

      SHYLOCK: Sagen Sie ihm, ich bin in meinem Büro.

      WIRT: Er sagt, er wäre in Ihrem Büro!

      SHYLOCK: Tja... dann wird er darauf wohl nicht reinfallen. Wo bin ich hier?

      WIRT: „Auerbachs Keller“.

      SHYLOCK: Soll das n Scherz sein?

      WIRT: Nein, eine Kneipe.

      SHYLOCK: Das wird ihm nicht gefallen. Vielleicht kann ich ihm sagen, ich wäre an einem Tatort.

      WIRT: Ich glaube, er weiß, wo Sie sind.

      SHYLOCK: Ja? Wie kommen Sie darauf?

      WIRT: Er hat hier angerufen!

      SHYLOCK: Ist hier ein Verbrechen geschehen?

      WIRT: Noch nicht.

      SHYLOCK: Naja, der Tag ist noch jung.

      WIRT: Wollen Sie Ärger?

      SHYLOCK: Ich glaube, den hab ich schon.

      WIRT: Warum hab ich es immer mit schwierigen Typen zu tun?

      SHYLOCK: Da sind Sie nicht der einzige. Sie würden sich wundern, was für Leute ich ständig verhören muss.

      WIRT: Viel schlimmer als einige von meinen Gästen können die nicht sein.

      SHYLOCK: Oh, lieber Wirt, „ich kenne deren,

      Die man deswegen bloß für Weise hält,

      Weil sie nichts sagen; sprächen sie, sie brächten

      Die Ohren, die sie hörten, in Verdammnis

      Weil sie die Brüder Narren schelten würden.“

      WIRT: Äh...

      SHYLOCK: ‘Der Kaufmann von Venedig’, erster Akt, erste Szene.

      WIRT Ich glaube, Ihr Chef hätte gerne eine Antwort. Was soll ich ihm sagen?

      SHYLOCK: Sagen Sie ihm, ich bin dienstlich hier.

      WIRT: (ins Telefon) Er ist dienstlich hier.

      SHYLOCK: Danke. Was will er?

      WIRT: Er fragt, was Sie mit dem Namen Rael verbinden?

      SHYLOCK: Na, wenn er ihn sagt, offensichtlich Arbeit. Nun, da wären eine Figur aus „Raumschiff Enterprise“, ein Theaterintendant, eine Firma, die Waffen an Jugoslawien liefert, König Lear umgedreht, ein schnell wirkendes Reinigungs- oder Abführmittel... Also Rael ist mir ein Begriff, ist er tot oder was?

      WIRT: Ist ihm ein Begriff. Ist er tot? (zu SHYLOCK) Könnte man so sagen.

      SHYLOCK: Was soll das heißen, könnte man so sagen??? Könnte man oder kann man, ist er ein bisschen tot, röchelt er noch rum oder was?

      WIRT: Er ist tot.

      SHYLOCK: Aha. Gut. Ich meine schlecht. Unangenehm, unschön, Sie wissen schon. Gibt es genaueres?

      WIRT: Worüber?

      SHYLOCK: Über die Todesart! Oder hat er das nur aus dem Internet?

      WIRT: Er wurde ermordet. Man hat ihn im Hinterhof seines Theaters gefunden – erschlagen.

      SHYLOCK: Na das ist doch schon mal was. Gut. Wer hat ihn gefunden? Wer hat ihn ermordet?

      WIRT: Das herauszufinden ist Ihre Aufgabe, sagt er.

      SHYLOCK: Das war ja wieder klar.

      WIRT: Er meint, das wäre Ihr Job bei der Mordkommission!

      SHYLOCK: Sagen Sie ihm, ich kümmere mich darum.

      WIRT: Er kümmert sich darum. (legt auf) Kölsch?

      SHYLOCK: Gerne. (seufzt)

      Ich bin faul und faul bin ich:

      Arbeiten werde ich darum heut’ nich!

      (verschwindet im Dienst)

      BLACK

      Zweite Szene

      (Im Theater)

      THELLO: Inspektor Shylock Holmes? Sie hier? Ist es nicht ein bisschen früh für Sie?

      SHYLOCK: Oh, Thello, glauben Sie wirklich, dass Sie es sich erlauben können, frech zu werden?

      THELLO: Ähm... tut mir leid.

      SHYLOCK: Etwas mehr Glaubwürdigkeit, bitte.

      THELLO: Es tut mir leid.

      SHYLOCK: Na also, geht doch. Gut, was ist hier passiert?

      THELLO: Der Mann ist...

      SHYLOCK: ...tot?! Ja, soviel weiß ich auch. Hintergrundinformationen wären nett.

      THELLO: Äh... Ja, also, es handelt sich um einen gewissen Rael, den Intendanten des Theaters. Man hat ihn umgebracht.

      SHYLOCK: Toll, dafür hat es sich wirklich gelohnt, dass ich selbst hierher gekommen bin, weil, das hätte