George Tenner

Monet und der Tod auf der Insel


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      Neuauflage 2020

      Prolog

      Mittwoch, 9. August 2006

      Obwohl seit Tagen die Sonne schien, blies an diesem Tag ein heftiger ablandiger Wind in Richtung Nordwest, der starke Dünungswellen verursachte.

      Maria Halmer war am frühen Nachmittag mit ihren zwei Kindern gekommen und hatte mit ihnen eine kleine Sandburg gebaut, in der sie zeitweise lagen und sich sonnten. Später spielten sie mit einer Sandburgnachbarin und deren neunjährigem Jungen Ball. Sie aßen die Brote, die Maria Halmer am Morgen vorbereitet hatte, und tranken die warm gewordene Orangenlimonade.

      Gemeinsam waren sie mehrmals ins Wasser gegangen. Freilich hatten sie sich dicht am Strand aufgehalten, denn die Strömung war Maria schon aufgefallen. Nicht aufgefallen aber war ihr, dass die Querströmungen mit Zunahme des ablandigen Windes stärker geworden waren.

      Als sich die andere Frau verabschiedete, die von ihrem Mann abgeholt wurde, schickte sich auch die junge Mutter an, ihre Kinder zum Aufbruch zu drängen. Sie schaute zur Uhr.

      »Es ist schon halb sieben, Kinder«, sagte sie. »Es ist höchste Zeit, dass wir zurückfahren.«

      »Och, noch ein bisschen«, bettelte Magnus.

      »Mama, ich muss mal«, sagte die fünfjährige Laura.

      »Hältst du es noch aus, bis wir im Quartier sind?«

      Laura schüttelte den Kopf. »Ich muss ganz dringend.« Sie machte den Anschein, dass sie gleich weinen würde.

      »Komm schnell hinter die Düne«, sagte ihre Mutter. Dann drehte sie sich zu ihrem Sohn. »Du wartest hier, Magnus, bis wir zurück sind.«

      »Ich kann doch noch ins Wasser gehen«, maulte er. »Es ist auch das letzte Mal, versprochen.«

      »Du wartest hier, bis wir zurück sind. Dann gehen wir gemeinsam noch einmal ins Wasser«, sagte Maria Halmer. Sie nahm ihre Tochter an die Hand und ging zum Anfang der Düne.

      In der Zwischenzeit war Magnus bis an den Rand des Wassers gegangen und schaute fasziniert auf die darin planschenden und juchzenden Menschen. Dann vergaß er, was seine Mutter ihm aufgetragen hatte. Langsam ging er ins Wasser hinein.

      1. Kapitel

      Der Anruf des Kriminaldauerdienstes erreichte Lasse Larsson auf dem Heimweg von der Polizeidirektion in Anklam. Gerade war er von der B110 auf die B111 eingebogen, und das Eingangsschild des kleinen Ortes Neppermin tauchte auf, als sein Telefon klingelte. Er schaute auf das Display.

      Dass die einen nicht einmal einen Abend in Ruhe lassen können!

      »Larsson.«

      »Kriminaldauerdienst, Greiner. Es hat in Bansin möglicherweise einen Badeunfall gegeben. Ein siebenjähriger Junge ist spurlos verschwunden.«

      Larsson verringerte sein Tempo. Vor ihm tauchte die Abzweigung nach Benz auf. »Wo in Bansin?«

      »Direkt unterhalb der Hotels Atlantik.«

      »Ich kümmere mich darum.« Larsson bog rechts ab. Er setzte das Blaulicht aufs Dach, um allzu eilige Sandflüchter rechtzeitig in die Schranken zu weisen. Rechtsseitig tauchte die Schweinezuchtfreianlage auf. Dicht neben dem Zaun lag eine einsame, große Muttersau. Er sah es an dem stark geröteten, geschwollenen Gesäuge. Hinter einem trennenden Drahtzaun tobte ein Rudel Ferkel herum, die ihm allerdings schon zu groß schienen, um zu der Muttersau zu gehören. Dann war er an der Anlage vorbei und nahm die nächste leichte Rechtskurve. Wenig später fuhr er durch Benz. Wegen des Blaulichts und der erhöhten Geschwindigkeit wurden ihm neugierige Blicke nachgeworfen.

      Larsson wählte die Nummer seines Büros in der Kriminalaußenstelle Heringsdorf. Als das Telefon nach mehrfachem Klingeln automatisch zur Zentrale des Hauses gestellt wurde und sich der diensthabende Beamte meldete, war sich Larsson bewusst, dass seine Truppe bereits den verdienten Feierabend genoss. Er wählte die Nummer seines Mitarbeiters, Kriminalkommissar Karl Simons, und bat ihn, zur Unterstützung nach Bansin zu kommen.

      Am Ort angekommen, querte er auf der Seestraße die Promenade und stellte seinen Wagen direkt neben dem Übergang zum Strand ab. Die Fahrer zweier Funkwagen hatten ebenfalls diesen Platz gewählt. Eine beträchtliche Menschenmenge hatte sich gebildet.

      Wo etwas nach Tod riecht, haben die Menschen viel Zeit. Die Voyeure sterben nie aus. Nichts ist faszinierender als der Tod, solange es nicht der eigene ist.

      Er sah die Polizisten unweit an einer Sandburg stehen. Auch hier standen Neugierige herum und schauten ungeniert auf die Frau, die aufgeregt mit den Polizisten redete.

      Das Donnern eines Hubschraubers riss ihn aus seinen Gedanken. Offensichtlich hatte die Einsatzzentrale die Maschine für die Suche geordert. Es war ein EC 135 P1, der von seiner Basis Rostock-Laage gekommen und mit Spezialgerät zum Aufspüren von Personen im unwegsamen Gelände – oder wie hier im Wasser – ausgerüstet war.

      Larsson verschaffte sich Platz, um näher an das Geschehen heranzukommen.

      »Hallo Kollegen«, sagte er. »Ich übernehme mal. Und ihr sorgt bitte dafür, dass wir hier nicht umgerannt werden.« Er zeigte auf die Leute, die ungeniert bis auf wenige Schritte an die Befragung herangekommen waren, um ja kein Wort zu verpassen.

      Die vier Polizisten drängten die Menschen zurück, die sich nur unwillig einige Schritte entfernten.

      »Kommen Sie«, sagte Larsson zu der am Boden kauernden Frau.

      Sie gingen zur Sandburg, die die Frau und die Kinder am Vormittag gebaut hatten. Jetzt sah Larsson, dass ein kleines Mädchen in eine Decke eingewickelt hier offensichtlich ihrer Erschöpfung erlegen und eingeschlafen war.

      »Sie hat bitterlich geweint, als ihr Bruder weg war«, erklärte die Frau sichtlich bewegt.

      Kurz bevor sie sich in den Sand setzten, schaute Larsson noch einmal über das Wasser. Aus Westen kam das blaue Schnellboot der Wasserschutzpolizei. »Können Sie mir jetzt einige Fragen beantworten?« , fragte er.

      Die Frau nickte.

      »Nennen Sie mir bitte Ihren Namen.«

      »Maria Halmer.«

      Larsson notierte sich das. Aus dem Augenwinkel sah er, dass kurz vor dem Strand die Besatzung den Anker des Bootes warf, und nur wenige Minuten später dümpelte die Damerow in der Dünung quer zum Strand. Er hatte extra ein wenig gewartet, um der Frau Zeit zu geben, sich ein wenig zu beruhigen.

      »Sind Sie Badegast, oder wohnen Sie auf der Insel?«

      »Ich mache mit meinen Kindern zwei Wochen Urlaub hier.«

      »Sind Sie allein gekommen? Ich meine, allein mit den Kindern?«

      »Mein Mann