Ursula Tintelnot

FAITH


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      Als seine Mutter Agnes starb, hatte Leathan ihn geraubt und ihn in seiner Welt aufgezogen.

      Auf die Gefühle seiner Großmutter hatte er keinerlei Rücksicht genommen.

      Sie hatte ihren Enkel nie wieder gesehen.

      Sein Vater hatte ihm das alles ein wenig anders geschildert, aber die Schwester Leathans, Annabelle, hatte, boshaft wie sie war, ihm die richtige Version nicht vorenthalten. Nur, dass seine Großmutter noch lebte, hatten beide nicht erwähnt.

      Er konnte sich denken, wohin Leathan Robert gebracht hatte.

      Das Land der Feenkamine war ein besonderer Ort der Feenwelt geworden, seit Leathan darüber bestimmte. Abgeschlossen vom Rest des Landes. Versteckt hinter hohen eisernen Zäunen. Eine Stadt aus Stein und Eisen.

      Er hatte es seit seiner Kindheit nie wieder gesehen, aber er ahnte, wie es jetzt dort aussah. Wo es vorher Heiterkeit und Leben gab, würde jetzt nur noch Dunkelheit sein, als sei das Land unter Leathans Herrschaft einfach gestorben.

      Lebendige Feenkamine

      Bevor Leathan sich diesen lichten, lebendigen Teil der Anderswelt gewaltsam angeeignet hatte, gab es hier alles, was die Sinne betören konnte.

      Die jetzt grauen, mit braunem Moos überzogenen Felsen waren von roten Blüten und Beeren bedeckt gewesen. So dicht, dass man den Stein darunter kaum noch wahrnahm.

      Das sanfte Grün langer Ranken wand sich um die Spitzen der Felsnadeln und die Enden wirkten wie Fontänen aus explodierendem roten und grünen Feuerwerk.

      Dazwischen leuchteten schillernde Libellen und winzige blaue Schmetterlinge jagten sich in der Sonne. Das Summen Tausender Insekten ließ die Luft vibrieren.

      Es duftete nach Honig und frischem Grün.

      Die hohen Felsen leuchteten schon von Weitem wie glühende Fackeln und signalisierten nichts als überbordende Freude am Leben.

      Es war das verbotene Land seiner Sehnsucht gewesen.

      Leathan hatte ihm nicht erlaubt, dort hinzugehen.

      Nur von Weitem hatte er geschaut, bis seine Augen tränten.

      Wenn er durch die rauen Wälder seines Vaters streifte, zog es ihn immer wieder an die Ufer des Flusses, der das Lichte Land Magalies von dem seines Vaters trennte. Damals war das Wasser des Flusses noch klar gewesen.

      Richard war ein einsames Kind gewesen. Die wilden Spiele der anderen Albenkinder machten ihm Angst.

      Mit Trollen, die mehr oder weniger gewalttätig waren, zu spielen oder die glibberigen, ekligen, beißfreudigen Slicker zu quälen, machte ihm keinen Spaß. Ganz zu schweigen von den albernen Derwischen, die sich tagelang um sich selbst drehten, um irgendwann zusammenzubrechen und an Ort und Stelle liegenzubleiben. Manchmal dauerte es Tage, bis sie wieder aufstanden, nur um sich weiterzudrehen.

      Und anders als die anderen Kinder besaß er noch keine nennenswerten magischen Fähigkeiten.

      Außer der Fähigkeit im Dunkeln sehen zu können und diesem hypnotischen Blick, der andere dazu brachte etwas wahrzunehmen, was gar nicht geschah. Er dachte an den lächerlichen Streich, den er Faith mit dem Bücherstapel gespielt hatte und schämte sich plötzlich.

      Richards Versprechen

      Faith wurde ungeduldig.

      „Hast du ihn danach noch gesehen?“

      „Ich glaube nicht, nein, das war das letzte Mal, dass ich ihn sah.“

      Faith hörte die anderen zurückkommen, aber Robert war nicht bei ihnen.

      „Ich werde ihn finden, das verspreche ich dir“, flüsterte Richard ihr zu.

      Er verschwand in der großen Halle und Faith sah, wie er nach seinen Stiefeln griff und den dicken Parka vom Haken nahm.

      Richard drückte die schwere Außentür auf und verschwand.

      Auch Adam sah Richard hinterher und schüttelte ungeduldig den Kopf.

      „Wir müssen zusammenbleiben, niemand sollte jetzt im Alleingang versuchen, Robert zu finden. Am Ende sucht hier jeder jeden.“

      Er sah hinaus. Das Schneetreiben hatte aufgehört und zum ersten Mal seit Stunden versuchte die Sonne einen blassgelben Vorstoß durch den bleichen Himmel.

      „Vielleicht ist dein Vater einfach nur nach draußen gegangen um seinen Kopf nach der langen Nacht auszulüften. Du hast seine Winterjacke nicht gefunden, also hat er sich ja wohl warm angezogen“, meinte er.

      Richards Entscheidung

      Richard stapfte durch den frischen Schnee. Obwohl der schmale Weg bis zum Waldrand kürzlich geräumt worden war, sank er tief in den frisch gefallenen Schnee ein.

      Er hatte Mühe vorwärtszukommen und es fiel ihm schwer, die Füße zu heben, die der feuchte Schnee festhielt. Rechts und links nahmen ihm meterhohe Schneeverwehungen die Sicht.

      Richard hatte keinen Plan, aber er hatte eine Entscheidung gefällt.

      Faiths Angst um ihren Vater berührte ihn tief.

      Er wünschte, es würde sich jemand auch so um ihn sorgen. Auch er hatte sich nie um jemanden geängstigt. Erst jetzt erkannte er, dass das, was er für Liebe zu seinem Vater gehalten hatte, Furcht gewesen war.

      Und er war sicher, dass sein Vater ihm keine Träne nachweinen würde, wenn er verschwände. Mit Sicherheit allerdings wäre er wütend, weil ihm ein Teil seines Eigentums durch die Lappen gegangen wäre.

      Als er hinter sich ein Geräusch hörte, sah er sich um.

      Durch den wieder leise fallenden Schnee war vom Haus kaum noch etwas zu sehen.

      Die blau gestrichene Haustür war wohl zugefallen. Irgendjemand musste das Haus nach ihm verlassen haben. Er suchte mit den Augen das Gelände ab. Und dann sah er sie.

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