mir ferne, all die Vor- und Zwischenfälle ausführlich zu schildern, die sich auf unserem Marsch hinauf nach Sitandas Kraal zugetragen haben, nahe dem Zusammenfluss des Lukanga und Kaluwke. Es war eine Reise von mehr als tausend Meilen ab Durban. Etwa die letzten dreihundert davon mussten wir zu Fuß zurücklegen. Zu verdanken hatten wir das der schrecklichen Tse-Tse-Fliege, die dort in großen Mengen auftritt und deren Stich, ausgenommen für Affen und Menschen, tödlich ist.
Ende Januar hatten wir Durban verlassen, und in der zweiten Maiwoche schlugen wir nahe Sitandas Kraal unser Lager auf. Unterwegs erlebten wir viele und mannigfaltige Abenteuer, wie sie aber letzten Endes jedem afrikanischen Großwildjäger begegnen. Ich werde daher mit einer Ausnahme, die ich gleich in allen Einzelheiten erzählen werde, diese Erlebnisse hier nicht zu Papier bringen, damit diese Geschichte nicht allzu ermüdend wirkt.
In Inyati, der abgelegenen Handelsstation im Matabeleland, dessen König Lobengula (ein großer und grausamer Schurke) ist, trennten wir uns schweren Herzens von unserem bequemen Wagen. Lediglich zwölf Ochsen waren uns von dem schönen Zwanziger-Gespann übriggeblieben, das ich in Durban gekauft hatte. Einen hatten wir durch einen Kobrabiss eingebüßt, drei waren infolge Wasser- und Futtermangel eingegangen, einen hatten wir richtiggehend verloren, und die anderen fraßen ein Giftkraut, tulip genannt, und verendeten. (Anmerkung des Übersetzers: tulip ist eine hellfarbige, lilienartige Pflanze von der Gattung Tulipa.) Fünf weitere waren aus dem gleichen Grund erkrankt, doch gelang es uns, sie durch einen Aufguss von gekochten tulip-Blättern zu kurieren, den wir ihnen einflößten. Wenn dies rechtzeitig genug geschieht, stellt es ein wirksames Gegengift dar.
Den Wagen und die Ochsen ließen wir also in der Obhut von Goza und Tom, unserem Kutscher und dem Führer, beide zuverlässige Burschen, zurück, und baten einen würdigen schottischen Missionar, der an diesem wilden Ort lebte, ein Auge auf die beiden zu haben. Dann brachen wir, begleitet von Umbopa, Khiva, Ventvögel und einem halben Dutzend Träger, die wir an diesem Ort angeheuert hatten, zu unserer abenteuerlichen Suche zu Fuß auf. Ich erinnere mich, beim Aufbruch waren wir alle schweigsam. Jeder von uns, glaube ich, hätte wohl gerne gewusst, ob er unseren Wagen wiedersehen werde. Ich für meinen Teil rechnete auf keinen Fall damit. Eine Zeitlang marschierten wir stumm dahin, bis Umbopa, der vorausging, ein Zululied anstimmte; ein Lied, wie einige kühne Männer, des Lebens und der Langeweile müde, zu einer großen Wildnis aufbrachen, Neues zu entdecken oder zu sterben. Und da, siehe und höre! Als sie tief in die Wildnis eingedrungen waren, entdeckten sie, dass es gar keine Wildnis war, sondern ein wunderschöner Ort mit lauter jungen Frauen, fettem Vieh, jagdbarem Wild und Feinden, um sie zu töten.
Da lachten wir alle und nahmen es als ein gutes Omen. Umbopa war ein fröhlicher Wilder, doch von würdevollem Benehmen, und wenn er nicht gerade eine seiner schwärmerischen Anwandlungen hatte, verstand er es mit erstaunlichem Geschick, einen aufzumuntern. Wir alle hatten ihn von Tag zu Tag lieber.
Doch nun zu dem einen Abenteuer; es ist ein Bericht, mit dem ich mich gleich selbst beschenke, da ich Jagdgeschichten über alles liebe.
Ungefähr einen Vierzehntage-Marsch von Inyati entfernt zogen wir durch ein besonders hübsches Fleckchen gut bewässertes Waldland. Die kloofs in den Hügeln waren mit dichtem Busch bewachsen, dem idoro-Busch, wie ihn die Eingeborenen nennen, sowie an einigen Stellen mit wachteen-beeche, dem Wart-ein-bisschen-Dorn. Außerdem gab es hier in großer Zahl den schönen machabell-Baum, beladen mit erfrischenden gelben Früchten voll ungeheuer großer Kerne. Dieser Baum ist der Elefanten Lieblingsnahrung, und es fehlte nicht an Anzeichen, dass es hier herum diese großen Biester gab; denn man sah nicht nur ihre zahlreichen Fußspuren, sondern an vielen Stellen waren auch die Bäume niedergebrochen, ja sogar entwurzelt. Der Elefant ist ein Fresser, der vernichtet.
Eines Abends, nach einem langen Tagesmarsch, kamen wir an einen Platz von besonderer Lieblichkeit. Am Fuße eines buschbewachsenen Hügels lag ein ausgetrocknetes Flussbett, in dem jedoch, wo Lachen von kristallklarem Wasser zu finden waren, rundherum alles von Hufspuren des Wildes zusammengetreten war. Um den Hügel dehnte sich eine parkähnliche Ebene, da wuchsen Gruppen von Tafel-Mimosen, dazwischen ab und zu Machabells mit ihren glänzenden Blättern, und ringsum wogte das unendliche Meer des wegelosen, schweigenden Busches. Als wir in diesem Flussbett-Pfad auftauchten, erblickten wir plötzlich eine Schar großer Giraffen, die davongaloppierten, oder besser: mit ihrer eigentümlichen Gangart davonsegelten, ihre Schwänze hoch erhoben über ihre Rücken; ihre Hufe klapperten wie Kastagnetten. Sie waren etwa dreihundert Yards von uns entfernt und damit praktisch außer Schussweite. Aber Good, der vorausging und eine Express mit einer soliden Kugel in der Hand hielt, konnte nicht widerstehen. Er hob sein Gewehr, nahm die letzte, eine junge Kuh, aufs Korn, und mit einem unwahrscheinlichen Glück traf die Kugel das Tier genau in die Rückseite des Halses, zerschmetterte die Wirbelsäule, und die Giraffe überschlug sich Hals über Kopf wie ein Kaninchen. Ich sah nie etwas Komischeres.
»Verflucht!« - es tut mir leid, es sagen zu müssen, aber er hatte die üble Gewohnheit zu fluchen, wenn er aufgeregt war. Zweifellos eine Unsitte, die er sich als Seemann angewöhnt hatte.
»Verflucht noch mal! Ich habe sie erwischt!«
»Oh, Bougwan«, jauchzten die Kaffer; »oh! Oh!«
Sie nannten Good Bougwan, Glasauge, wegen seines Monokels.
»Oh, Bougwan!«, echote Sir Henry zurück und ich dazu.
Und von diesem Tag an genoss Good - zumindest bei den Kaffern - den Ruf eines unnachahmlichen Scharfschützen. In Wirklichkeit aber war er ein Schlumpschütze von Format. Doch, wenn immer er jetzt auch danebentraf, wir übersahen es um dieser Giraffe willen.
Nachdem einige der Boys abkommandiert worden waren, die leckersten Stücke Giraffenfleisch herauszuschneiden, gingen wir daran, in der Nähe eines Wassertümpels - und zwar etwa hundert Yards rechts davon - eine scherm zu errichten. Dies geschieht auf folgende Weise: man schlägt ein Quantum Dornbüsche und baut sie als kreisrunde Hecke auf. Dann wird der so eingezäunte Platz eben gemacht und, falls greifbar, aus dürrem tambouki-Gras in der Mitte ein Lager bereitet; außerdem werden ein oder mehrere Feuer angezündet. Die scherm war beizeiten fertig, der Mond ging auf, und unser Abendessen aus Giraffensteak und gerösteten Markknochen war zubereitet. Mit welch einem Genuss machten wir uns über die Markknochen her, obwohl es ein schönes Stück Arbeit war, sie aufzubrechen! Ich kenne keinen größeren Leckerbissen als Giraffenmark, es sei denn Elefantenherz, und das hatten wir am nächsten Tag. Wir aßen unser einfaches Mahl bei Mondlicht und machten nur ab und zu eine Pause, um Good für seinen Meisterschuss zu danken. Dann zündeten wir unsere Pfeifen an und spannen ein Garn. Wir müssen ein eigenartiges Bild abgegeben haben, wie wir so um das Feuer kauerten. Ich mit meinem kurzgeschnittenen, grauen, senkrecht nach oben stehenden Haar und Sir Henry mit seinen ziemlich langen blonden Locken bildeten einen auffallenden Gegensatz, zumal ich mager, klein und dunkelfarbig bin und neun und einen halben Stein wiege (ein Stein sind 14 englische Pfund), während Sir Henry groß, breit und hellfarbig ist und fünfzehn wiegt. Aber wenn man alle Einzelheiten unserer Lage in Betracht zieht, so bot wahrscheinlich doch Captain Good den seltsamsten Anblick von uns dreien. Da saß er auf einem ledernen Jagdsack und sah aus, als ob er gerade von einer gemütlichen Tagesjagd in zivilisierter Gegend hierhergekommen wäre. Auf's i-Tüpfelchen adrett, sauber und gut gekleidet. Er trug einen Jagdanzug aus braunem Tweed, dazu einen passenden Hut und blitzblanke Gamaschen. Wie üblich war er glatt rasiert, sein Monokel und die falschen Zähne präsentierten sich in makellosem Glanz - alles in allem war er der ordentlichste Mensch, mit dem ich jemals in der Wildnis zusammengekommen bin. Er hatte sogar einen Kragen um, aus weißer Guttapercha, von denen er immer einen Vorrat dabei hatte.
»Schauen Sie, die wiegen so wenig«, sagte er arglos zu mir, als ich einmal mein Erstaunen darüber ausdrückte, »und ich sehe gerne immer wie ein Gentleman aus.«
Ach, wenn er die Zukunft vorausgesehen und seine Kleidung darauf eingerichtet hätte!
Nun saßen wir drei also in dem hellen Mondlicht, plauderten darauf los und beobachteten die Kaffer, die wenige Yards von uns ihr berauschendes daccha aus einer Pfeife saugten, deren Mundstück aus dem Horn einer Elenantilope angefertigt war, bis sich einer nach dem anderen von ihnen in seine Wolldecke rollte und an das Feuer schlafen ging, alle, ausgenommen Umbopa, der ein wenig abseits saß, sein Kinn in