Henry Rider Haggard

KÖNIG SALOMONS DIAMANTEN


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Unkosten auf.«

      »Sir Henry«, erwiderte ich, »das ist das großzügigste Angebot, das ich jemals bekommen habe, eines, das ein armer Jäger und Händler nicht einfach ausschlagen kann. Aber es ist auch der größte Job, der mir je unterkam, und ich muss in Ruhe darüber nachdenken. Sie erhalten meine Antwort, bevor wir in Durban anlegen.«

      »Sehr gut«, antwortete Sir Henry.

      Alsdann wünschte ich eine gute Nacht, ging zu Bett und träumte von dem armen, längst verstorbenen Silvestre und den Diamanten.

      Je nach Schiff und Wetterlage dauert die Fahrt vom Kap nach Durban etwa vier bis fünf Tage. Zuweilen, wenn das Anlegen in East London schwierig ist - der wunderbare Hafen, von dem so viel gesprochen und in den so viel Geld gesteckt wird, ist noch nicht fertig -, liegt ein Schiff für vierundzwanzig Stunden fest, bis die Lastboote endlich auslaufen und die Güter übernehmen können. Diesmal jedoch mussten wir nicht warten, denn an der Sandbank herrschte keine nennenswerte Brandung. Die Schlepper kamen sofort heraus, hinter ihnen ein Schwanz hässlicher flacher Boote, in die die Fracht mit viel Lärm verladen wurde. Es spielte gar keine Rolle, um was für eine Ware es sich dabei handelte. Alles flog über Bord, gleich ob Porzellan oder Wolle. Alles erfuhr die gleiche Behandlung. Ich sah, wie eine Kiste mit vier Dutzend Champagnerflaschen in tausend Stücke zerschellte und der Champagner über den schmutzigen Schiffsboden sprudelte und schäumte. Es war eine verdammte Verschwendung, und das dachten allem Anschein nach die Kaffern in dem Boot auch, als sie ein paar heile Flaschen fanden. Sie schlugen ihnen die Hälse ab und tranken. Nur hatten sie nicht mit der Kohlensäure gerechnet, die sich ausdehnt, und nun fühlten sie sich aufschwellen, wälzten sich auf dem Schiffsboden herum und schrien laut, der gute Likör wäre tagati - verhext. Ich rief ihnen vom Schiff aus zu und erzählte ihnen, dass es die stärkste Medizin des weißen Mannes sei und sie so gut wie tote Männer wären. In panischer Angst kehrten sie an Land zurück, und ich glaube nicht, dass sie je wieder Champagner anrühren werden.

      Nun, die ganze Zeit über, da wir auf Natal zu dampften, dachte ich über Sir Henrys Angebot nach. Wir sprachen zwei oder drei Tage kein Wort mehr über dieses Thema, obwohl ich zahlreiche Jagdgeschichten zum besten gab, jede einzelne wahr. Denn es ist völlig unnötig, Jägerlatein aufzutischen, da einem Mann, dessen Beruf die Jagd ist, soviel kuriose Dinge tatsächlich Unterkommen. Doch dies nur nebenbei.

      Schließlich, eines schönen Abends im Januar, dem heißesten Monat hier, dampften wir die Küste von Natal entlang. Wir hofften, Durban Point bei Sonnenuntergang zu erreichen. Ab East London übrigens eine reizende Küste, die ganze Strecke. Rote Sandhügel wechseln mit belebenden weiten Grünflächen, da und dort übersät mit Kaffernkraals, eingesäumt vom weißen Band der Brandung, die in Schaumpfeilen aufspritzt, wo sie gegen die Felsen prallt.

      Kurz vor Durban ist ringsum eine besonders fruchtbare Landschaft. Tiefe Kluften, während Jahrhunderten durch die tropischen Regengüsse ausgewaschen, zerschneiden die Hügel, durch die in der Regenzeit Flüsse herunterschäumen. Das satte Grün des Busches, der wächst, wie Gott ihn pflanzte, daneben das zarte Grün der Maisgärten und Zuckerplantagen, während da und dort ein weißes Haus, auf die ruhige See hinauslächelnd, das Bild vollendet und der Landschaft den Charakter der Schlichtheit verleiht. Für meinen Geschmack kann eine Landschaft so schön sein wie sie will, um sie zu vollenden, bedarf es der Anwesenheit von Menschen. Doch vielleicht kommt das daher, weil ich so lange in der Wildnis lebte und daher den Wert der Zivilisation besonders hoch schätze, obgleich sie andererseits das Wild vergrämt. Der Garten Eden war schön, ehe es den Menschen gab - ohne Zweifel -, aber so bei mir denke ich immer, er muss noch schöner gewesen sein, als Eva darin lustwandelte.

      Zum Thema zurück! Wir hatten uns ein wenig verkalkuliert, und die Sonne war schon untergegangen, ehe wir vor Point Anker warfen und die Geschütze donnerten, die den guten Leuten von Durban verkündeten, dass das englische Postschiff angekommen war. Es war zu spät, daran zu denken, noch in der Nacht über die Sandbank wegzukommen. So gingen wir gemütlich zum Dinner hinunter, nachdem wir zugesehen hatten, wie die Post im Rettungsboot weggebracht wurde.

      Als wir wieder an Deck kamen, war der Mond aufgegangen und strahlte so hell über Meer und Küste, dass die langfingrigen, schnellen Blitze des Leuchtturms fast in seinem Glanz verblassten. Von der Küste her schwebten süße, würzige Düfte, die mich immer an Hymnen und Missionare erinnern. In den Fenstern der Häuser an der Berea funkelten hundert Lichter. Von einer großen Brigg, die neben uns ankerte, scholl der Gesang der Matrosen herüber, die den Anker lichteten, um beim Aufkommen des Windes bereit zu sein. Alles in allem war es eine vollkommene Nacht, so eine Nacht, wie man sie eben nur in Südafrika erlebt. Sie hüllt jeden in ein Gewand von Frieden, wie der Mond über alles ein silbernes Gewand wirft. Selbst die großen Bulldoggen, die einem sporttreibenden Passagier gehörten, schienen sich den sanften Einflüssen hinzugeben und darauf zu verzichten, in Zukunft mit dem Pavian auf dem Vorderdeck zu raufen; sie schnarchten glücklich an der Kabinentür, zweifellos träumten sie davon, dass sie ihm den Garaus gemacht hätten.

      Wir drei - und zwar Sir Henry Curtis, Captain Good und ich - ließen uns beim Steuerrad nieder und sprachen für eine Weile kein Wort.

      »Nun, Mr. Quatermain«, sagte Sir Henry plötzlich, »haben Sie über meine Vorschläge nachgedacht?«

      »Na«, echote Captain Good, »was halten Sie davon, Mr. Quatermain? Ich hoffe, Sie werden uns das Vergnügen Ihrer Gesellschaft schenken, bis Salomons Minen oder bis dorthin, wo wir eben den Gentleman, Ihnen als Mr. Neville bekannt, aufstöbern.«

      Ich stand auf und klopfte meine Pfeife aus, bevor ich antwortete. Ich hatte noch keinen Entschluss gefasst und brauchte diesen Augenblick, um mich zu entscheiden. Bevor der glühende Tabak noch den Meeresspiegel erreicht hatte, hatte ich mich entschieden; gerade diese kurze Extra-Sekunde war der Kniff, oft das Mittel, wenn man sich lange Zeit mit einer Sache herumgequält hat.

      »Ja, Gentlemen«, sagte ich und setzte mich wieder. »Ich gehe mit, und wenn Sie gestatten, werde ich Ihnen sagen, warum und unter welchen Bedingungen. Zuerst die Forderungen, die ich stelle:

      1. Sie tragen alle Unkosten. Elfenbein und andere Wertgegenstände, die wir vielleicht erbeuten, werden zwischen Captain Good und mir geteilt.

      2. Sie zahlen mir für meine Dienste während der Exkursion 500 Pfund, bevor wir aufbrechen. Ich verpflichte mich dafür, Ihnen gewissenhaft zu dienen, bis Sie es entweder vorziehen, das Unternehmen aufzugeben, beziehungsweise bis wir Erfolg haben oder aber uns ein Missgeschick zustößt.

      3. Vor der Abreise fertigen Sie ein rechtsgültiges Dokument aus, mit welchem Sie sich verpflichten, im Falle meines Todes oder meiner Invalidität meinem Jungen Harry, der im Guy's Hospital in London drüben Medizin studiert, während der nächsten fünf Jahre jährlich 200 Pfund zu zahlen. Nach dieser Zeit sollte er eigentlich seinen Lebensunterhalt selbst verdienen können, wenn er das Salz wert ist. So, das war's, denke ich, und ich meine, Sie werden sagen, das reicht auch.«

      »Keineswegs«, antwortete Sir Henry, »ich akzeptiere Ihre Bedingungen mit Freuden. Ich bin versessen auf dieses Unternehmen und würde für Ihre Hilfe noch mehr zahlen, besonders, wenn ich die reichen und exklusiven Kenntnisse, die Sie besitzen, in Betracht ziehe.«

      »Schade, dass ich's nicht verlangt habe, aber ich will mein Wort nicht zurücknehmen. Und jetzt, da ich meine Bedingungen gestellt habe, will ich Ihnen meine Gründe nennen, die mich den Entschluß fassen ließen, doch mitzugehen. Zuerst vor allem, Gentlemen, ich habe Sie beide während der letzten paar Tage beobachtet, und - bitte, halten Sie mich nicht für unverschämt - ich möchte Ihnen sagen, dass ich Sie gut leiden kann und glaube, dass wir zusammen unter einem Joch gut miteinander auskommen werden. Das ist schon etwas, lassen Sie es mich sagen, wenn man eine so lange Reise wie wir vor sich hat.

      Und nun, was die Expedition selbst betrifft, sage ich Ihnen, Sir Henry und Captain Good, unverhohlen und ausdrücklich, dass ich es für recht unwahrscheinlich halte, dass wir dabei mit dem Leben davonkommen, das heißt, falls wir versuchen, das Sulimangebirge zu überqueren. Welches Schicksal ereilte den alten Dom da Silvestra vor dreihundert Jahren? Welches Geschick wurde seinem Nachkommen