Peter Axel Knipp

Ein schrecklicher Volkslauf Spo(r)ttbericht


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zusammen. Sie scharrten sich um sein Kommandopult in einer Ecke der Mehrzweckhalle, in der sie sich um diese nächtliche Stunde sehr verloren vorkamen. Gar nicht mehr wie die Organisatoren eines fröhlichen Sportereignisses, sondern wie mittelalterliche Generäle am Abend vor einer Schlacht. Eine Absage des Laufs wurde angesprochen aber nicht in Erwägung gezogen. Das hatte es in fünfundvierzig Jahren noch nie gegeben. Zwei- oder dreimal hatte der Lauf schon bei Regen stattgefunden, ohne dass etwas passiert war. Die Anreise der Teilnehmer und die Startvorbereitungen würden vielleicht nicht ganz so flüssig vor sich gehen, weshalb das OK nach einigem Hin und Her beschloss, den Start um eine Stunde zu verschieben, von neun auf zehn. Selbst die letzten Läufer, die, schlechte Sichtverhältnisse berücksichtigt, sechs bis sieben Stunden brauchten, sollten zwischen vier und fünf im Ziel sein. Etwa dann, wenn die Schneefälle einsetzten.

      „Und was macht es schon“, sagte der Chef der Zielanlagen, „wenn es wirklich ein wenig schneit. Es ist noch hell, und sie müssen nur den Spuren folgen. Skilaufen ist ein Wintersport. Ein Sport unter freiem Himmel. Da darf’s auch mal schneien.“

      „Wir haben es hier mit Amateuren zutun, deren Sicherheit wir auf keinen Fall aufs Spiel setzen dürfen“, mahnte Peters.

      Doch sie waren alle der Ansicht, dass die Sicherheitsvorkehrungen optimal seien, und dass man ausser der Verschiebung der Startzeit keine weiteren Massnahmen treffen müsse. Alle verantwortlichen Stellen und das Lokalradio, das die ganze Nacht auf Sendung war, wurden benachrichtigt.

      In der unerschütterlichen Überzeugung, auch diesen fünfundvierzigsten Vier-Seen-Lauf unter Kontrolle zu haben, gingen sie auseinander, um wenigstens noch ein paar Stunden Schlaf zu bekommen. Funktionäre schliefen immer viel besser als Aktive. Nur Peters, der OK Präsident, ging noch nicht nach Hause. Lange sass er vor seinem Schreibtisch uns starrte auf die grosse Karte, auf der die Langlaufstrecke vom Start bis zum Ziel minuziös dargestellt war. Obwohl der Computer auch das schon besser konnte, hatte Peters auf diesem, ihm vertrauten Bild bestanden. Die Standorte von Sanitätsposten, Verpflegungsstationen, Fernsehkameras und anderen Stellen an der Strecke waren durch entsprechende Symbole gekennzeichnet. Peters kannte jeden Meter dieser Spur. Jede noch so geringfügige Steigung. Jede noch so unbedeutende Abfahrt. Jede Arve, die auf den Landstreifen zwischen den Seen stand, jeden Felsblock, der dort lag. Er kannte die Weite auf den Seen, die Engpässe, die berüchtigte Zenser Steigung, die Abfahrt durch den Laviner Wald. Er wusste genau, was wo passieren würde, wo sie strauchelten und stürzten, wo es lange Staus gab, und wo es flott fliessen würde. An jeder Stelle, auf die er seinen Finger legte, konnte er das Feld sehen und wusste, was es dort machen würde. Unendlich viele der Läuferinnen und Läufer kannte er persönlich. Nach dem Lauf, in den Festzelten von St.Montis schlugen sie ihm auf die Schulter und lobten seine Organisation. Das war jedes Mal SEIN Sieg, SEINE Goldmedaille. Schade, dass dieser, sein letzter Lauf, nicht noch einmal an einem strahlenden Tag stattfand, an einem Tag, wie sie nur hier oben sein konnten. Im nächsten Jahr würde er nur noch als Zuschauer dabei sein. Fünfundvierzig Jahre waren genug.

      In dem blauen Licht, das durch die Glaswand von draussen hereinfiel, wanderte er langsam herum. Dann ging er in die Eishalle hinüber, in der es kalt war. Es sollte dort heute ein Schaulaufen stattfinden, was ziemliche Unruhe in das ganze Sportzentrum bringen würde. Aber sie hatten das nicht verschieben können. Auch für die Eiskunstläufer ging die Saison zuende. Zuletzt suchte er die Curling-Halle auf. Das war der Sport, dem er sich von nun an vermehrt widmen würde. In der Senioren-Mannschaft von St.Montis. Er hatte eine gute Hand für diesen Sport, ein Gefühl für die Entfernung, das Tempo, den Spin.

      Draussen war es für die Jahreszeit viel zu milde. Ähnlich wie Robert Kissinger konnte Peters den nahenden Schnee riechen. Er musste noch ein gutes Stückweit weg sein. In den Bars und Restaurants, den Dancings und Discos von St.Montis herrschte um diese Stunde Hochbetrieb. St.Montis, dachte Peters einmal mehr, ist als Zielort für einen Volkslauf viel zu mondän. Aber gerade dort waren sie auf die Idee gekommen. Natürlich war es eine unglaubliche Werbung für St.Montis. Nur das Volk und der Ort passten nicht zusammen. Würden nie zusammen passen.

      Er ging auf den kleinen See hinunter, wo im Flutlicht die Arbeiten an der Zielanlage gerade abgeschlossen wurden. Es überkam ihn plötzlich das seltsame Gefühl, dass diese Anlage umsonst dastand, dass nie ein Mensch durch sie hindurchlaufen würde. Es musste wohl die Müdigkeit sein.

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