Hubert K.

Bei der Laterne wolln wir stehn


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      Hubert K.

      Bei der Laterne wolln wir stehn

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      Inhaltsverzeichnis

       Titel

       Kapitel 1

       Kapitel 2

       Kapitel 3

       Kapitel 4

       Kapitel 5

       Kapitel 6

       Kapitel 7

       Kapitel 9

       Kapitel 10

       Kapitel 11

       Kapitel 12

       Kapitel 13

       Kapitel 14

       Kapitel 15

       Kapitel 16

       Kapitel 17

       Kapitel 18

       Kapitel 19

       Kapitel 20

       Kapitel 21

       Kapitel 22

       Kapitel 23

       Kapitel 24

       Kapitel 25

       Kapitel 26

       Kapitel 27

       Kapitel 28

       Kapitel 29

       Kapitel 30

       Lili Marleen

       Handelnde Personen

       Chronologie

       Impressum

       Kapitel 1

      Den Widerstand der deutschen Wehrmacht hatte sie sich anders vorgestellt. Als am 20. April 1945, ausgerechnet am Geburtstag des Führers, die Franzosen ins Dorf kamen, war von einer Gegenwehr nichts mehr zu sehen. Sie hatte sich noch überlegt, ob sie sich mit den beiden Kindern verstecken sollte. Im Luftschutzkeller oder zumindest im Keller ihres Hauses. Ob sie irgendwann mit erhobenen Händen herauskommen würde, oder ob sie besser am Straßenrand stehen und eine weiße Fahne schwenken sollte.

      Der Gedanke daran war ihr unheimlich. Wer weiß, wie die Franzosen reagieren würden. Sie fragte sich, ob sie einfach darauf los schießen würden. Auf alles, was sich bewegt und sich nicht in Sicherheit gebracht hatte. Oder ob sie die Frauen und Kinder am Rathaus in der Ortsmitte zusammentreiben und alle Männer erst einmal einsperren würden.

      Wobei gar nicht mehr so viele Männer im Dorf waren. Außer den alten waren die meisten an der Front oder bereits gefallen. Auch Richard, ihr eigener Mann, war seit Jahren Soldat. Zunächst in Frankreich, dann in Russland. Und dort mittlerweile in Gefangenschaft. Sie konnte sich nicht einmal sicher sein, ob er noch lebte. Nun war sie mit Kurt und Karla alleine zurückgeblieben. Abgesehen von einigen Verwandten ihres Mannes sowie dessen Bruder Robert, der in der Ortsmitte im Haus ihrer Schwiegereltern wohnte.

      Es war ein kleines Dorf im Südwesten von Deutschland mit nicht einmal 500 Einwohnern. Die Menschen hier lebten von der Landwirtschaft oder arbeiteten etwa fünf Kilometer entfernt in der Stadt. In den Fabriken, die nun Munition oder andere kriegswichtige Dinge produzierten. Richard war Schlosser und hatte früher in der Gießkannenfabrik gearbeitet. Dort wurden mittlerweile Patronenhülsen hergestellt.

      Der Ort war den Franzosen schutzlos ausgeliefert. Die deutschen Soldaten und selbst der Volkssturm hatten sich längst zurückgezogen und waren wohl weiter in östliche Richtung gegangen. Wahrscheinlich war das Dorf es nicht wert, dass man darum kämpfte. Mit Sicherheit waren die Fabriken in der Stadt strategisch wichtiger. Sie war davon überzeugt, dass alles seinen Grund hatte und die deutschen Soldaten den Ort nicht grundlos aufgegeben hatten.

      Noch bevor die ersten französischen Panzer an der Kirche vorbei die Hauptstraße herunter kamen, konnte man ihre Motoren schon von weitem hören. Die Kirche stand auf dem Hügel, der nach Westen lag und hinter dem gerade die Sonne unterging. Es war ein Bild, das sie immer sehr genossen hatte, doch an diesem Tag bemerkte sie nichts davon.

      Das laute Dröhnen der Panzer klang bedrohlich und schmerzte in ihren Ohren. Sie wollte davonlaufen und stand doch da wie gelähmt. Sie wollte die Kinder auf den Arm nehmen und nach Hause rennen. Doch sie blieb wie angewurzelt stehen und sah die grauen Ungetüme langsam die Straße herunter kommen.

      Kurt, mittlerweile bereits fünf Jahre alt, schaute gebannt und beinahe fasziniert auf die beiden Panzer und auf die drei Jeeps, die einige Meter dahinter im Schritttempo in den Ort hereinkamen. Sie hatte ihn an der Hand und bemerkte, wie er sich los reißen wollte. Die Kraft, die sie aufwenden musste, um ihn festzuhalten, lenkte sie tatsächlich etwas davon ab, sich auf ihre eigene Angst zu konzentrieren.

      Mit der anderen Hand hielt sie Karla auf dem Arm. Mit ihren knapp drei Jahren war die Kleine auf Dauer ungewöhnlich schwer und es machte ihr Mühe, mit ihrer Tochter auf dem Arm nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Karla hatte sich an ihre Schulter gelehnt und wusste wohl nicht so recht, wie sie die Situation einschätzen sollte. Ihr selbst ging es genauso und sie stand da und wartete,