Jay H. Twelve

VIRDULA Endlosgeschichten Band 2 - Die Mutter aller Dinge


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möchte aber nicht übers Ohr gehauen werden. Falls ich mich wirklich entscheiden sollte die Yacht zu kaufen, möchte ich nicht, dass der Makler uns die Tour mit unerfüllbaren Forderungen vermasselt. Damit wird er keinem von uns einen Gefallen tun. Ich habe mich hier mit Jerry um drei Uhr in der Bar verabredet, möchte die Herren aber nicht an der Bar, sondern an einem Ecktisch empfangen. Wenn sie aufkreuzen, sorgen Sie dafür, dass die beiden gleich zum Tisch gehen und Getränke bekommen. Ich werde mich etwa zehn Minuten verspäten, aber das sollen die Herren nicht wissen. Dieser Aschenbecher soll auf dem Tisch stehen, wenn sie sich hinsetzen. Nacho, Sie wissen was ich meine.“

      „Sonnenklar, Herr Don José, darauf können Sie sich verlassen.“

      „Das haben wir jetzt geklärt. Wo liegt die Yacht?“

      „Nicht weit von hier in der Marina. Soll Ich Ihnen ein Taxi bestellen?“

      „Nicht nötig, ich brauche ein wenig Bewegung. Zeigen Sie mir lieber auf dem Stadtplan in welche Richtung die Marina liegt und wo die Mahuana angedockt liegt. In der Zwischenzeit lassen Sie bitte meine Tasche in die Suite bringen. Ich möchte mir in Ruhe die Yacht anschauen, bevor ich mit den Herren darüber rede.“

      Nacho reichte Don einen kleinen Stadtplan und markierte für ihn den kürzesten Weg zur Marina.

      „Sehr klug, Kapitän. Wünsche Ihnen viel Spaß.“

      Don verließ das Hotel ging an ehrwürdigen Geschäftsgebäuden der City vorbei, blieb vor einigen Schaufenstern stehen, paffte dabei genüsslich seine Pfeife. Die Sonne strahlte schon jetzt sehr kräftig vom strahlend blauen Himmel, deshalb empfand er die kühlende Luft aus manchen Geschäften als sehr angenehm. Seine Nase jedoch registrierte etwas anderes. Er blieb vor einer griechischen Souvlakibude stehen, stellte sich geduldig in die Reihe wartender Menschen, die gegen die Mittagszeit immer mehr wurden. Schon allein der Duft der gegrillten Fleischstückchen machte ihm den Mund wässerig. Als er endlich an die Reihe kam, bestellte er eine große Portion mit extra Zwiebeln und einer Prise Pfeffer oben drauf. Der fröhlich pfeifende Verkäufer steckte die Souvlakis in ein tellergroßes Fladenbrot verpackte sie zusammen mit einigen Servietten in eine Papiertüte. Mit diesem Päckchen in der Hand schlenderte Don weiter in Richtung Hafen. Er hoffte in der Marina am Pier eine Sitzbank zu finden, von wo aus er die Yacht betrachten und die Souvlakis verspeisen konnte.

      An der nächsten Straßenbiegung konnte er von einer kleinen Anhöhe die Marina gut überblicken. Die Ansammlung von Masten und schneeweißen Yachten erschienen im Sonnenlicht wie schlafende Schwäne. Sein Blick wanderte von Pier zu Pier und endete bei dem Clubhaus der Marina, hinter dem die Megayachten vertäut lagen. Von seinem jetzigen Aussichtspunkt konnte Don dahinter nur Masten sehen, weil eine große Motoryacht die weitere Sicht versperrte. Er ging deshalb hinunter bis zur Einfahrt der Marina, erkundigte sich bei dem Pförtner, wo das Clubhaus sei. Die Mahuana lag hinter einer schnittigen Motoryacht mit Bug zum Clubhaus. Als Don die Motoryacht zur Hälfte passiert hatte, bot sich ihm ein atemberaubendes Kontrastbild.

      Der aufsteigende lange Klüverbaum und die mächtige Bugbrust drohten die schneeweiße Motoryacht von achtern her aufzuspießen, so dicht waren die zwei Yachten aneinander vertäut. Schon dieser erste Anblick der Mahuana begeisterte Don gewaltig. Sein Herz begann mit einem Mal kräftiger zu schlagen auch kribbelte es ihn in den Händen, dass er die Papiertüte noch fester zuhielt. Er ging langsam an dem Schiff entlang, betrachtete begeistert den Klüver mit den zwei Vorsegeln, die ordentlich in Leinensäcken verpackt waren, die Ankerwinsch, das Sturmsegel, die Einstiegsluke für die Crew, den mächtigen Hauptmast, mit Bronze beschlagen, Winschen und Kloben, alles auf Hochglanz poliert. Sein Blick streifte entlang des langen Gaffelsegelbaums, der sich weit über das Deckhaus hinaus streckte.

      Das Dach des Deckhauses war enorm. Es erstreckte sich bis über die Reling und war mit sechs Stützen auf dem Deck verankert. Wunderschöne Fenster mit abgerundeter Bronzefassung zierten die undurchsichtigen Glasscheiben. Das Deckhaus endete beim Besanmast, wobei das Achterdeck um zwei Stufen angehoben war, so dass der Skipper einen zweiten Steuerstand mit Ausguck über das Dach des Deckhauses hatte. Die Konsole samt Ruderrad war mit einem schonenden Segeltuch verzurrt, so dass Don nur ahnte, was sich darunter verbergen konnte. Unmittelbar hinter der Konsole befand sich ein großer klappbarer Tisch, der über die große Luke der Koje als Schattenspender diente. Zwei mächtige Ausleger bogen sich vom Achterdeck über den Spiegel, an dem ein in Segeltuch zugedecktes Beiboot hing. Alles an diesem Schiff war phantastisch schön, mit Liebe angefertigt, mit Ornamenten aus Bronze kunstvoll verstärkt.

      Es ließ unverkennbar vermuten, dass dieses Schiff für lange komfortable Reisen und nicht für schnelle Segel Regatta gebaut worden war. Ein mächtiger Verdränger mit viel Volumen an und unter Deck. Als hätte der Baumeister Ramon alle Ideen von Don telepathisch übertragen, so betrachtete er auch den Spiegel der Yacht. Die Fensterchen der Achterkoje lachten ihn einladend an. Don schien bei diesem Anblick überwältigt zu sein, träumte er weiter oder stand er endlich vor seiner Traumyacht. Dabei vergaß er völlig seinen Hunger vor lauter Entzücken. Ihm überkam überwältigende Freude, wahrhaftig sein Schiff gefunden zu haben.

      Nachdem er sich einigermaßen beruhigt hatte, schaute er nach einer passenden Sitzgelegenheit auf dem gut sechs Meter breiten Pier. Außer den Strom- und Wassersäulen für die Yachten gab es nichts, wo er sich hinsetzen konnte. Die große Motoryacht, die parallel zur Mahuana auf der anderen Seite am Pier festgemacht lag, offerierte die Bordtreppe mit drei Stufen. Don wollte gerade dorthin, als jemand von der Flybridge an die Reling kam. Er sah den Schatten einer Person auf dem Pier und hob seinen Kopf.

      „Hallo, kann ich Ihnen irgendwie behilflich sein, Sir?“, fragte der junge Mann. Es war ein einheimischer Maori mit breitem Gesicht und pechschwarzen, langen Haaren.

      „Ich wollte mich gerade auf die Treppe setzen und die Mahuana bewundern, nebenbei mein Mittagessen verzehren. Geht das in Ordnung?“

      „Aber sicher, Sir, ich bringe Ihnen einen Stuhl hinunter. Möchten Sie auch ein kaltes Bier, Sir?“

      „Das wäre zu viel verlangt, danke vielmals, mein Freund.“

      Der junge Mann kam im Nu hinunter, reichte zwei Klappstühle über die Reling und verschwand wieder. Kaum war Don mit dem Aufstellen der Stühle fertig, reichte ihm der junge Mann ein eiskaltes Bier.

      „Man nennt mich Tom, weil die Leute meinen echten Namen nicht aussprechen können“, sagte er freundlich.

      „Kapitän Don José ist mein Name, Tom. Freut mich Sie kennen zu lernen. Danke für das Bier. Das war sehr freundlich.“

      „Keine Ursache, Kapitän. Mir macht es Freude, mit jemandem ein paar Worte zu wechseln. Das Bier trinke ich nur in Gesellschaft.“

      „Das trifft sich gut, Tom. Sind Sie auf der Yacht angeheuert?“

      „Eigentlich gehöre ich zu der Mahuana Crew, aber der Eigner ist pleite und so bin ich der Wachmann für die große Yacht hier am Pier.“

      „Ich bin an der Mahuana ernsthaft interessiert, deswegen bin ich hier. Wie viele Männer hat die Yacht beschäftigt?“

      „Außer mir drei Deckmatrosen und die Köchin. Ich bin, pardon, war der Steuermann. Schade für die Yacht, so etwas wird nicht zweimal gebaut.“

      „Was ist aus der Crew geworden?“

      „Jeder jobbt irgendetwas im Hafen oder zu Hause. Ich hatte Glück den langweiligen Job als Wachmann zu kriegen.“

      „Dann trommle mal die Crew wieder zusammen, Tom. Bald stechen wir in See auf eine lange Reise.“

      „Möchten Sie die Yacht vorher sehen, Kapitän, ehe Sie eine Entscheidung treffen? Ich zeige Ihnen gerne das stolze Schiff.“

      „Spät am Nachmittag, Tom. Ich treffe mich um drei Uhr mit Jerry im Hotel, aber meine Entscheidung habe ich schon getroffen. Wie gesagt, trommeln Sie die Crew zusammen, ihr seid alle angeheuert.“

      „O Mann, o Mann, ich kann es nicht fassen, dass wir alle wieder dieses Prachtstück betreten. Schon ein ganzes Jahr ist es her. Wir sind alle verwandt, von demselben Stamm, und wir haben uns wie