Jay H. Twelve

VIRDULA Endlosgeschichten Band 2 - Die Mutter aller Dinge


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auch ungarische Speisen zu kochen.“

      „Sie meinen wohl meinen Freund Istvan? Der hat mir die Mahuana empfohlen.“

      „Genau, Istvan, der beste Koch in ganz Wellington, den ich kenne. Essen Sie doch Ihr Mittagessen, Kapitän, ich bringe noch ein kleines Tischchen herunter.“

      Don legte seine Pfeifentasche auf den leeren Stuhl und öffnete die Tüte. Der Duft von Souvlakis und Zwiebeln wirkte Wunder, weil ihn auch das Bier davor auf das Mittagessen eingestimmt hatte. Er wartete geduldig bis Tom den Klapptisch aufstellte, zerriss die Tüte und offerierte Tom die Hälfte von dem Fladenbrot.

      „Das sind Souvlakis, Tom, griechische Speisen, schmeckt sehr gut. Geteilte Freude ist doppelte Freude. Greif zu, so lange sie noch warm sind.“

      „Das gehört sich nicht, Kapitän. Wir sind es nicht gewohnt mit den Herrschaften zusammen zu speisen.“

      „Wenn du bei mir anheuern willst, musst du dich nach meiner Lebensform richten. Ich kenne keine Menschenseele, die mit mir kein Brot teilen darf. Du kannst mich mit Don oder Kapitän anreden. Wer mich mit Sir anredet, kriegt eine Tagesheuer abgezogen. Schreib dir das dicke hinter die Ohren, und als Steuermann bringst du das den anderen bei.“

      „Aye, Aye, Kapitän, dann lassen wir uns die Souvlakis gut schmecken.“

      Beide waren jung und hungrig. Die halbe Portion war in wenigen Minuten aufgegessen und mit Bier nachgespült.

      „Gibt es irgendetwas über die Yacht, das ich wissen sollte?“

      „Sie ist sehr steif am Wind. Manchmal denke ich entweder brechen die Masten, oder die Segel fliegen in Fetzen. Die Takelage ist überdimensioniert, die Masten sind verleimt und mehrmals mit Bronzeringen beschlagen. Aber auch das hält nur bis zu einer Grenze, wo alles in Fetzen fliegt. Sie ist auch ein wenig luvgierig, wenn scharf am Wind gesegelt wird. Aber sonst nimmt sie jeden Wellengang wie ein Panzer einen Sandhaufen.“

      „Wie ist sie motorisiert?“

      „Zwei Achtzylinderdiesel aus alten Royal-Navy-Beständen, aber neu und sehr genügsam. Mit sechzehn Tonnen Diesel im Bauch kann man gut fünftausend Meilen zurücklegen.“

      „Sehr vernünftig, ich ziehe einen Motorsegler jedem anderen Schiff vor. Das wird mein Zuhause sein und keine Rennyacht. Daher möchte ich nach Lust und Laune auch gegen Wind und Strömung segeln, oder in einen sicheren Hafen unter Motor schippern. Hauptsache man kommt an.“

      „Die Mahuana ist kein langsamer Dümpler, Kapitän. Bei Windstärke fünf macht sie satte zehn und unter Motor auch dreizehn Knoten. Sie vermittelt nur das Gefühl, dass sie behäbig ist, weiter nichts.“

      „Also gut, Tom, für den allerersten Eindruck wird’s wohl reichen. Ich mache mich auf den Weg ins Hotel. Ich komme mit den Herren gegen fünf Uhr zurück, und du machst dich auf die Socken die Crew zusammen zu trommeln.“

      „Aye, Aye, Kapitän, lassen Sie sich von Bobby nicht aufs Kreuz legen, der ist ein Schlawiner.“

      „Das werde ich mir merken, Tom. Danke für das Bier und die Auskunft.“

      Am Eingang zu der Marina bestellte Don diesmal ein Taxi. Er wollte zeitig im Hotel sein, um noch zu duschen und sich frisch zu kleiden. Bei der Gelegenheit verwandelte er den Spiegel im Bad in einen Bildschirm um. Die Aschenbecher aus dem Hotel in Brisbane waren längst mit einem kleinen Diamanten zu einem echten VIRDULA-Überwachungsgerät umgebaut worden. Das kleine Tonband baute Don aus, weil es zu schwer war und verdächtig erscheinen könnte. Gegen zehn Minuten vor drei Uhr tauchten die zwei Herren im Hotel auf. Beim Zähneputzen beobachtete Don, wie sie vom Concierge Nacho in die Ecke eskortiert und kurz danach mit Bier und Aschenbecher versorgt wurden. Es war eindeutig, dass sie sich erst kurz vor dem Hotel getroffen hatten und erst am Tisch beim Bier ihre Verkaufsstrategie besprachen.

      „Istvan meint, der Kapitän versteht etwas von Schiffen und ist schwer bei Kasse, sonst würde er nicht hierher fliegen“, bemerkte Jerry voller Hoffnung, endlich zu Geld zu kommen.

      „Er hat die Yacht noch nicht gesehen, Jerry. Ich habe auch die anderen aus Melbourne und Adelaide einfliegen lassen und das Ergebnis kennst du ja wohl. Du hast zwar ein wunderschönes Schiff gebaut, aber zu welchem Preis! Es ist ein Unikum ohne Verkaufschancen.“

      „Demnach willst du mir einreden den Preis zu reduzieren. Ist es das, was du meinst, Bobby?“

      „Genau das Gegenteil, Jerry. Die anderen Interessenten waren keine Liebhaber, sondern Schnäppchenjäger. Beide wussten, dass du pleite bist und Geld bitter nötig hast.“

      Bobby nahm einen kräftigen Schluck Bier und schaute sich in der Bar um. Dann warf er ungeduldig einen Blick auf die Armbanduhr.

      „Ich meine zwanzig Prozent auf den Preis aufzuschlagen ist durchaus drin“, fügte er verschmitzt hinzu.

      „Beim letzten Mal wolltest du zehn Prozent Kommission und jetzt auf einmal fünfzehn Prozent. Woher kommt der Sinneswandel, Bobby? Du hast den Kunden nicht angeworben, er kommt von alleine hierher. Was hast du überhaupt in die Sache investiert?“

      „Rede keinen Quatsch, Jerry. Ohne mich kriegst du die Yacht nie los. Ich bin der Yachtbroker und die Kommission gehört dazu.“

      „Du nutzt meine Freundschaft aus, Bobby, genauso wie alle anderen, die mich schamlos abgezockt haben. Diesmal werde ich verhandeln und du hältst deine Klappe, wenn du etwas von dem Kuchen abkriegen willst. Keine fünfzehn-, noch zehn-, maximal fünf Prozent kann ich dir wegen unserer alten Freundschaft anbieten. Und das ist schon eine Menge Geld für zwei Ortsgespräche von fünf Minuten“, schlug Jerry erbittert zurück.

      Don hatte genug gehört. Der eine kämpfte ums Überleben, der andere stieg ohne Fahrkarte in den Zug und wollte auch noch für die Reise bezahlt werden. Don löschte den Bildschirm im Spiegel, zog die Krawatte zu Recht. Ging zurück in den Salon und stopfte noch schnell eine Pfeife. Leger, aber piekfein angezogen machte er sich auf den Weg zum Aufzug. Mit wenigen Schritten blieb er bei der Rezeption stehen. Von dort aus konnte er die Bar und den Ecktisch gut beobachten. Die zwei Herren schienen sich noch immer über die Prozente zu streiten. Nacho der gerade einen Gast bediente entdeckte Don an der Rezeption.

      „Herr Kapitän, womit kann ich dienen?“, fragte Nacho, dabei zwinkerte er mit dem rechten Auge und deutete mit einer Kopfbewegung in Richtung Bar.

      „Nacho, mein Freund, welcher von den Zweien ist Jerry?“, fragte Don halblaut, als wüsste er es nicht.

      „Der im Khakihemd, der mit der Krawatte ist Bobby.“

      „Na schön, dann wollen wir mal sehen, weshalb sich die Herren so streiten. Ach, noch etwas, einen sauberen Aschenbecher brauche ich für meine Pfeife. Meinen speziellen nimmst du weg und lässt ihn in meine Suite bringen.“

      „Kapitän, möchten Sie auch ein Bier?“

      „In genau fünf Minuten bringst du mir ein Bier und hilfst Bobby den Ausgang zu finden“, belustigte sich Don und zwinkerte dabei wie ein Lausbub mit dem Auge. Er ging in Richtung Ecktisch und achtete genau auf die Reaktion der beiden Herren, die ihn vor lauter Streit nicht einmal wahrgenommen hatten. Erst als er vor ihnen stand, änderte sich die Szene. Bobby sprang sofort auf, streckte ihm erwartungsvoll die Hand entgegen.

      „Sie sind sicherlich Kapitän José, nicht wahr? Ich bin...“ Weiter kam er nicht, weil Don ihn völlig ignorierte. Stattdessen ging er auf Jerry zu, der gerade aufstand.

      „Habe ich die Ehre mit dem berühmten Wilden Jerry die Bekanntschaft zu machen? Ich bin Kapitän Don“, streckte ihm die Hand entgegen und lächelte den verdutzten Jerry an.

      „Es freut mich sehr, Kapitän. Istvan hat mir viel von Ihnen erzählt“, entgegnete Jerry, der allmählich die Fassung wieder gewann.

      „Und ich bin Bobby, der Schiffsbroker, Herr Kapitän“, unternahm Bobby den zweiten Anlauf sich erneut in Szene zu setzen.

      „Ich kann mich nicht erinnern Sie zum Gespräch eingeladen