Karlheinz Seifried

Bis zum bitteren Ende!


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Sie haben gerade die Außenmole erreicht, als Silas Bardos, der erste Offizier und Sven Sörrensen der zweite, auf die Brücke kommt.

      »Wir haben alles seeklar gemacht«, meldet Silas an Martin.

      »Danke, Silas. Das wird auch das letzte Mal sein, dass die Freya über das Mittelmeer schippert.«

      »Ja, irgendwie schade. Eine gewisse Wehmut ist schon da und gleichzeitig die Neugier auf das Neue. Oder besser gesagt auf die Neue«, lacht Silas.

      »Ja, Silas. Unser Kapitän macht da ja schon seit Monaten ein Geheimnis draus«, antwortet Sven lachend und spricht dann Martin direkt an:

      »Na Martin, erzähl doch mal was die Neue so alles hat und kann.«

      »Tja, bei der Freya II hat sich Carlo und ich uns richtig was einfallen lassen. Sie ist fünfundneunzig Meter lang und fünfzehn Meter breit, hat einen Tiefgang von fünf Meter zwanzig, hat drei Luken und zwei Decks. Ihr Herzstück sind zwei 3.500 kW starke Motoren die sie auf achtzehn Knoten Geschwindigkeit bringen. Von der Brücke bis zum Bug besteht sie aus einem durchgängigen Deck. Vor den Brückenaufbauten hat sie zwei Kräne stehen. In der zweiten und dritten Luke sind Aufzüge integriert mit denen man die Hubschrauber und das Landungsschiff an Deck verbringen kann. In der Bordwand, auf der Höhe der ersten Luke, befinden sich auf Backbord und Steuerbord heraus fahrbare Rampen auf denen die Fahrzeuge an Land fahren können. In der ersten Luke auf dem ersten Deck stehen vier Motorräder und vier Autos. Im zweiten Deck der ersten Luke befindet sich eine komplette Werkstatt für die Fahrzeuge, den Hubschrauber und den Booten. Im zweiten Deck unter der Luke zwei und drei, befindet sich eine komplette Kommunikation-, und Leitstelle samt Kabinen für die Techniker und Teams, ein Fitnessraum und eine Sauna. Auf dem Bug, unter einem kleinen Aufbau, ist eine 20-mm-Zwillingsflak M44 zur Flugzeugabwehr untergebracht. Davon gibt es noch eine auf dem verstärkten Brückendeck, auch durch einen kleinen Aufbau vor neugierigen Blicken geschützt. An Backbord und Steuerbord, neben dem Schornstein, sind Halterungen für zwei Maschinengewehre mit Laserzieleinrichtung zur Enterabwehr angebracht. Im Bug, unter der Wasseroberfläche, gibt es noch zwei Rohre für Torpedos. Hier sind auch sechs Torpedos verstaut, für jedes Rohr drei. Die Torpedos sind Einmeterfünfzig lang mit einem Durchmesser von zweiundzwanzig Zentimeter. Sie wiegen fünfundfünfzig Kilo, haben eine Reichweite von fünf Kilometer und eine Geschwindigkeit von vierzig Knoten.«

      »Mann, o Mann, das ist ja ein richtiges kleines Schlachtschiff. Du hast da auch ein Wörtchen zu sagen gehabt?«, fragt Sven staunend.

      »Ich hab nur bei der nautischen und technischen Ausstattung des Schiffes eine Mitsprache gehabt. Alles was die Waffen und Kommunikations-Technik betrifft, hat Carlos alles ausgesucht.«

      »Aber wie ich dich kenne hast du da nur das Beste vom Besten ausgesucht«, sagt Silas lachend zu Martin.

      »Worauf du dich verlassen kannst«, antwortet Martin lächelnd um gleich danach ein neues Kommando an den Steuermann zu geben:

      »Neuer Kurs 45 Grad und volle Fahrt voraus.«

      »Ay Sir. Neuer Kur 45 Grad bei volle Fahrt voraus«, kommt die Wiederholung vom Steuermann als Zeichen, dass er alles richtig verstanden hat.

      »So, wir werden um 10:00 Uhr die Isola Alcudi passieren und heute Nachmittag um 17:00 Uhr in Diamante einlaufen. Von hier fahren wir dann mit dem Bus nach Neapel um dort auf die Freya II einzusteigen. Da übernehmen wir auch die zusätzlichen Besatzungsmitglieder. Brauchen bei dieser Größe ja ein paar mehr Mitarbeiter an Bord. Dann laufen wir aus und nehmen Kurs auf Rom. Unterwegs werden wir auf unser neues U-Boot treffen und es übernehmen.«

      »Wie U-Boot?«, fragt Sven etwas verwirrt.

      »Tja, Carlo hat ein Mini U-Boot für die Operation Group gekauft. Die Freya II ist mit einem Unterwasserdock ausgestattet, in das wir das U-Boot aufnehmen können.«

      »Du meinst, wir können den Rumpf nach unten aufklappen und es kann dann direkt bei uns rein fahren?«, stellt nun auch Silas verwundert fest.

      »Ja, es ist ein sieben Meter langes Boot. Es hat einen Durchmesser von eins neunzig und der Elektroantrieb wird mit Lithium Batterien betrieben, mit denen man gut zwölf Stunden völlig lautlos mit einer Geschwindigkeit von acht Knoten tauchen kann. Über Wasser werden die Batterien durch Sonnenkollektoren aufgeladen, die im hinteren Bereich an Deck angebracht sind. Das U-Boot kann insgesamt achtundvierzig Stunden Unterwasser bleiben. Die Tauchtiefe beträgt zweihundert Meter und das Boot ist zweitausendeinhundert Kilo schwer. Es hat drei Plexiglashauben, eine vorne im Bug und zwei oben an Deck. Im vorderen Bereich befindet sich auch der Ein- und Ausstieg für einen Taucher. Somit können drei Mann mitfahren. Auf den beiden Stummelflügeln befindet sich jeweils eine Harpune mit sechs Schuss bestückt und unter den Flügeln sind jeweils zwei Torpedorohre angebracht.«

      Es bleibt eine Zeitlang ruhig, die beiden mussten wohl erst einmal die Fülle an Informationen verarbeiten.

      »Was hat Carlo denn damit vor?«, fragt Silas.

      »Tja, ihr wisst ja, dass wir einen Feind haben, der alles daran setzt, Carlos und die Operation Group zu vernichten. Aber man kann mit dem U-Boot auch ohne aufzufallen an fremde Küsten anlanden. Ein Team reicht ja meistens um erfolgreich zu agieren…«, und dann an Silas gewandt. »… Silas, übernimmst du bitte die erste Wache? Ich gehe nach unten und bereite noch die Papiere zur Übergabe vor.«

      »Alles klar Martin.«

      Auch Sven geht mit Martin nach unten und es tritt wieder Ruhe auf der Brücke ein, in der jeder seinen Gedanken nachgeht.

      Kapitel 6

       Rom / Fumicino / Hafenschuppen

      Sara und Elena fahren vor dem Hafenschuppen und halten an. Alles liegt still und leer vor ihnen.

      »Hier ist aber nicht viel los«, fasst Elena die Situation in Worte.

      »Da hast du recht. Wir sollten vorgehen wie abgesprochen«, sagt Sara.

      Sie steigen aus und gehen, langsam sichernd, in die Gasse rechts vom Schuppen bis zur Tür. Hier gibt es eine Klingel, die sie betätigen und sich rechts und links von der Tür aufstellen. Eine Zeitlang passiert nichts, dann wird eine kleine Klappe im oberen Bereich der Tür geöffnet.

      »Das ist ja wie in einem Nachtclub hier«, sagt Sara amüsiert und lächelt in das bärtige Gesicht, das in der Klappe erscheint.

      »Was wollt ihr denn hier?«, wird sie von dem bärtigen Gesicht gefragt, in dem keinerlei Regung zu sehen war.

      »Wir sollen unser Baby übernehmen«, antwortet Elena.

      »Falls ihr es noch nicht bemerkt habt, hier ist keine Entbindungsstation«, kommt es unfreundlich zurück.

      »Ja klar. Unser Baby ist ja auch etwas größer. Also unser Kennwort ist „Schwertfisch“, sagt Sara.

      »Wieso seid ihr das? Es sollen doch zwei Männer kommen«, kam es verwundert aus der Klappe.

      »Hat man euch noch nicht informiert? Auf die beiden wurde ein Attentat verübt und sie wurden getötet«, gibt Elena zurück.

      »Nein, das darf doch nicht alles Wahr sein. Es stinkt hier alles zum Himmel. Aber kommt erst mal rein.«

      Die Tür wird von innen entriegelt und aufgestoßen. Vor ihnen steht ein kräftiger Typ mit breiten Schultern und winkt sie in den Schuppen. Kaum waren sie drin, verriegelt er auch sofort wieder die Tür. Sie stehen in einen kleinen Flur an dessen anderen Ende es nur eine offene Tür gibt. Sie gehen durch und stehen in einer großen Halle. Am anderen Ende der Halle, auf zwei querstehenden Balken, steht das U-Boot. Es hängt an einem Kran und kann so leicht in das Becken dahinter gehievt werden.

      »He Jungs, hier sind zwei Vögel, die meinen das Boot übernehmen zu können«, hören sie hinter sich den Bärtigen sagen.

      Daraufhin kommen drei andere Männer aus einem Büro links von ihnen heraus.

      »Haben Sie sich ausgewiesen?«,