Anna-Sophie Wagner

Stationen einer Liebe


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saßen zusammen in der Wohnküche. Eva, die neben Susanne saß sagte zu ihr: „Mein Gott, war das emotional, als Mia so gar nicht mehr von Andreas Seite gewichen ist. Wie Vater und Tochter. Er ist toll Susanne, ich kann dich verstehen. Ich hoffe, dass für euch alles gut wird!“ Und Susanne spürte, wie ernst es ihrer besten Freundin damit war.

      Martin saß neben Andreas und stieß seinen besten Freund jetzt an. „Bei der Kleinen hast du einen ziemlich großen Stein im Brett. Du hast sie gern nicht wahr?“ „Ja, das hab ich. Sogar sehr!“, gab Andreas zu. „Das heute war schon fast so, als wäre sie deine Tochter – eine richtig kleine Familie ihr drei!“ Wie zu sich selbst, sagte Andreas „Ich wünschte es wäre so!“, dann verspürte er wieder diesen altbekannten, stechenden Schmerz in seiner Brustgegend, weil er gleichzeitig daran dachte, dass er die beiden ja wieder alleine lassen musste. Und da konnte er ihn wieder fühlen, Martins Röntgenblick. Er wollte kurz alleine sein und stand auf um eine Rauchen zu gehen. Draußen auf der Dachterrasse schaute er in den Himmel. Sternenklar! Die Nacht war kalt. Es ärgerte ihn, dass er immer wieder, daran denken musste, wieder gehen zu müssen. Und immer wünschte er sich, es wäre nicht so. Er rauchte zu Ende und ging dann wieder zurück zu den Anderen.

      Eva und Alexander verabschiedeten sich gerade, die Kinder mussten ja morgen alle zur Schule. Auch seine Eltern waren müde und machten sich auf den Weg nach Hause, Martin und Sophie begleiteten sie. So blieb die „kleine Familie“ allein zurück. Mia schien auch ziemlich müde zu sein, sie zickte wegen jeder Kleinigkeit herum. Susanne zitierte sie deshalb ins Bad und brachte sie dann ins Bett. Auch er gab ihr noch einen Gute-Nacht-Kuss.

      Andreas fiel auf, dass Susanne müde aussah, deswegen schlug er vor, dass sie auch gleich schlafen gingen. Dankend nahm Susanne an. Als sie im Bett lagen kuschelte sie sich ganz fest an ihn und war sofort eingeschlafen. Er hörte ihren gleichmäßigen Atem und schlief darüber auch ein.

      Am nächsten Morgen klingelte unerbittlich Susannes Wecker. Sie stand auf und weckte Mia, bevor sie eine Dusche nahm. Andreas konnte Mia ins Bad stapfen hören. Dann schlief er noch mal ein. Erst als Susanne kam, um sich zu verabschieden, wachte er wieder auf. „Tschüss Andreas, wir sind dann weg. Schlaf ruhig noch. Ich habe einen Schlüssel für dich auf den Küchentisch gelegt. Den kannst du behalten! Ich hab so gegen fünf Feierabend und hol dann Mia“, mit diesen Worten gab sie ihm noch einen Kuss und dann hörte er nur noch die Eingangstür.

      Andreas war noch einmal eingeschlafen und wachte erst um elf Uhr wieder auf. Er hatte bereits eine Tasche mit Kleidung bei Susanne deponiert. Es war fast schon so, als hätte er zwei Zuhause. Erst beseitigte er die restlichen Ausläufer des Vortages. Am Nachmittag dann joggte er durch den englischen Garten und genoss die frische Winterluft. Um fünf kamen Susanne und Mia wieder nach Hause.

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      Übers Wochenende hatte Stefan, Susannes Bruder, angeboten, sein Patenkind zu sich zu holen, so dass Andreas und Susanne, in diesen sechs Wochen, soviel Zeit wie möglich für sich hatten. Mia freute sich schon! Um sechs holte er sie ab und Susanne blieb mit Andreas allein zurück.

      „Und was machen wir jetzt mit unserer freien Zeit?“, fragte er. „Was hältst du von Weihnachtsmarkt? In Haidhausen, soll ein schöner sein!“, schlug sie vor. „Sehr gerne!“, stimmte Andreas zu. Sie liefen Arm in Arm zur U-Bahn-Station und fuhren nach Haidhausen. Martin und Sophie hatten sie übers Handy geschrieben, wohin sie wollten, falls diese noch Lust hatten, nachzukommen. Der Weihnachtsmarkt, war wirklich sehr schön. Nicht so überlaufen, wie in der City. Einfach gemütlich. Gemeinsam schlenderten sie durch die kleinen Gängchen. Inmitten des Marktes blieben sie dann stehen und tranken einen Weihnachtspunsch. Es war dunkel und überall leuchtete es. Hier und da konnte man Kinder mit ihren Eltern sehen. Viele von den Kindern quengelten und wollten in Anbetracht der Uhrzeit, nach Hause. Andere wiederum wollten unbedingt Karussell fahren und man konnte ihre Augen glücklich strahlen sehen. Andreas und Susanne beobachteten schweigend das Treiben.

      Irgendwann trafen sich ihre Augen und verbanden sich, wie schon immer, unlösbar. Langsam bewegte Andreas seinen Kopf auf Susanne zu und küsste sie zärtlich. Auch Susanne kam jetzt näher auf Andreas zu. Sie hielten sich fest umschlungen und küssten sich innig. Wie lange, sie so gestanden hatten, wussten sie nicht.

      Irgendwann konnte Andreas fühlen, wie ihm jemand auf die rechte Schulter tippte und schreckte aus dem Kuss hoch. „Es tut mir leid, wenn ich eure Umarmung störe. Aber Sophie und ich stehen jetzt bestimmt schon „zehn“ Minuten hier und ihr nehmt keinerlei Notiz von uns! Ich hab schon den ersten Glühwein leer“, konnte Andreas nun Martin gespielt vorwurfsvoll mit einem breiten Grinsen auf den Lippen, sagen hören. „Oder wollt ihr etwa den Weltrekord im Küssen knacken?“ Schlagartig lösten sie sich auch aus der Umarmung. Andreas schaute seinen Freund ebenfalls grinsend an. Als Martin in Andreas Augen sah, konnte er die Liebe sehen, welche dieser für Susanne empfand. Er spürte das unsichtbare Band, das diese beiden Menschen, zu verbinden schien. Sophie stand lächelnd neben Martin, so hatte sie ihren großen Bruder noch nie erlebt. Ihn hatte es total erwischt.

      Martin und Andreas beschlossen dann, noch eine Runde Glühwein, bzw. Punsch zu holen. Sophie trank Kinderpunsch, sie war der Fahrer. Es wurde ein richtig gemütlicher Abend. Nach dem dritten Punsch spürte Susanne, wie die Wirkung desselben einsetzte. Und sie hatte noch nichts gegessen heute, außer Salat, am Mittag. Also beschlossen sie, sich nach etwas Essbarem umzuschauen.

      Vom Weihnachtsmarkt wechselten sie anschließend in das Cafe, mit dem ortsgleichen Namen. Es war ungefähr zwei, als sich die vier voneinander verabschiedeten. Susanne war ziemlich beschwipst und froh, dass Andreas sie stütze. Dieser konnte sich ob ihrer Laune und neugewonnenen Offenheit, ein Schmunzeln nicht verkneifen. Sie gefiel ihm so, war richtig lustig und nahm nun kein Blatt mehr vor den Mund. Er merkte, dass je länger der Weg nach Hause dauerte, sie immer müder wurde. Immer wenn sie warten mussten oder in der U-Bahn standen hielt er sie fest umschlungen. Dann waren sie endlich in der Wohnung. Susanne lief schnurstracks ins Bad. Bis er dorthin kam, war sie schon fertig im Schlafoberteil und mit blank geschrubbten Zähnen. Als er ins Schlafzimmer kam, lag sie bereits schlafend in ihrem Bett. Andreas legte sich zu ihr und sah sie an, wie sie friedlich, fast schon engelsgleich schlief. Dann löschte er das Licht und schlief ebenfalls gleich ein.

      Am nächsten Morgen erwachte Andreas um zehn Uhr und er hatte wieder keine Albträume gehabt. Susanne lag noch tief schlafend neben ihm. Er stand auf und machte Kaffee. Als er aus dem Bad kam, konnte er es in der Küche schon klappern hören. Susanne deckte gerade den Tisch und machte Toast. „Guten Morgen!“, sagte sie als er im Türrahmen erschien. „Guten Morgen!“, antwortete er, lief in ihre Richtung und gab ihr zärtlich einen Kuss. „Hast du gut geschlafen?“ „Wie ein Baby!“ „Das glaube ich nicht, Babys schnarchen weniger!“, scherzte er. „Das kann nicht sein, dass ich geschnarcht habe!“, widersprach sie ihm. „Is eh klar!“, erwiderte er grinsend. Dann umarmte er sie von hinten und fing an, ihren Hals zu küssen. Sie fühlte wie ein Schauer der Lust durch ihren Körper lief. Er hörte nicht auf und sie war nicht mehr in der Lage das Geschirr, welches sie eigentlich auf den Tisch stellen wollte, festzuhalten. Es wäre ihr hinuntergefallen, hätte sie es nicht augenblicklich wieder hingestellt. Langsam drehte sie sich um, so dass sie sich jetzt gegenüber standen. Er fand ihren Mund und küsste sie langsam und verlangend. Immer wieder, unterbrach er, das Prozedere. Sie verging fast vor Lust. Er strich ihr unter Küssen langsam den Rücken entlang, so als würde er nach und nach jede Pore ihres Körpers öffnen. Ein Seufzer entrang sich ihrer Kehle.

      Dann klingelte das Telefon. „Geh nicht ran!“, raunte er ihr erregt ins Ohr, merkte aber gleichzeitig, wie sie sich versteifte und ließ von ihr ab. Sie lief zum Telefon. „Weber!“

      „Guten Morgen Mama!“, hörte sie die Stimme ihrer Tochter. „Guten Morgen Mia!“, antwortete Susanne und versuchte langsam ihren Körper wieder herunterzufahren um am Telefon eine festere Stimme zu haben. Andreas hatte sich zwischenzeitlich enttäuscht auf das Sofa fallen lassen und versuchte seinerseits die Erregung in den Griff zu kriegen. Was machte diese Frau nur mit ihm? Sein Herz schlug ihm bis zum Hals und er hatte Mühe seine Atmung ruhiger werden zu lassen.

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