Grace Madisson

Aus gutem Haus


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leben zu können, wenn man denn Arbeit findet. Du die schon mehr im Monat für deine Haarfarbe ausgibt!«

      »Unsinn! Wer Arbeitet soll Essen so steht es in der Bibel und wer sucht, der findet auch. Wir gebieten euch aber, liebe Brüder, in dem Namen unsers Herrn Jesu Christi, dass ihr euch entzieht von jedem Bruder, der da unordentlich wandelt und nicht nach der Satzung, die er von uns empfangen hat. Matthäus 18.17 «, sagte Agatha forsch mit einem Blick auf Freddy der Steine zum Zittern gebracht hätte.

      Frederick lachte kurz böse und höhnisch auf, er war aus einem härteren moralischen Material gemacht und widmete sich unbeeindruckt der nächsten Gabelladung Nieren.

      »Zweiter Brief des Paulus Großmutter du hast uns ja als Kinder mit dem Unsinn gequält bis zum Überdruss. Sag das deinem kleinen Vikar er, soll an seinen Predigten feilen und nicht so oft im Romano Vaudeville Restaurant, 399, Strand den Hummercocktail und den Chablis verputzen. Er soll arbeiten für das Steuergeld, von dem er zehrt und das nicht zu knapp, wenn ich mir sein Haus in Belgravia anschaue.«

      »Nanu Mister Merywell wieso essen sie denn nicht?«, fragte Tassie um einen Streit zwischen Freddy und Grandma vorzubeugen, die sich ständig in den Haaren lagen und den Hausfrieden störten.

      »Ich hatte ein Mitternachtsdinner im Garrick Klub und du weißt ja Hummer und Austerncocktails und Perlhuhn unter sieben Gängen geht es nicht und zu jedem Gang ein anderer Wein mir brummt der Kopf.«

      Der Garrick Klub war eine der feinsten Adressen in London, wenn es um exzellente Gastronomie und erlesene Weine in unüberschaubarer Menge ging und der Klub nahm nur vier Mitglieder im Jahr auf nur Literaten oder Schauspieler oder Förderer der Künste. Wenn Gideon dort eingeladen war, hatte sein Name einen Klang in der elitären Kunstwelt. Frederick bemitleidete Gideon, der mit asketischer Miene und schwarzen Ringen unter den Augen sich dem schlürfen seines Kaffees wie einer ernsthaften Aufgabe widmete. Das Schlürfen hatte er sich in Ägypten angewöhnt er behauptete steif und fest so schmecke der Kaffee zehnmal besser. Katherine nahm ihre Damastserviette vom Schoß und legte sie neben die Tasse.

      »Verzeiht mir ich, möchte nach Mutter sehen.«

      Sie stand auf, entschuldigte sich noch einmal und lief nach oben, um mit ihrer Schwiegermutter zu reden sie brauchte einen Scheck für Georges bescheuertes Gemälde von Sickert und ihr Nadelgeld war längst nicht mehr ausreichend, um ihre kostspieligen Verpflichtungen wirklich gerecht, zu werden. Sie schritt hinaus, die Eingangshalle mit ihrer Holztäfelung und den holländischen Fliesenofen und dem runden Regency Tisch mit einem frischen duftenden Hyazinthen Strauß war selbst an sonnigen Tagen wie ein dunkler Brunnenschacht. Viel Arbeit, aber irgendwann dachte Katherine, würde das Haus wirklich Flair haben. Eine heitere weibliche Note. Wer immer Hampton House im Späten 18 Jahrhundert erbaut hatte, besaß eine Vorliebe für dunkles englisches Holz und hervorspringende Kanten und Badezimmer mit rumpelnden Wasserleitungen. Mit dem Bild des fliederfarbenen heiteren Hauses im Kopf stieg sie die geschwungene Treppe in das erste Stockwerk empor. Mrs Hampton lag immer noch in ihrem Bett, die gesteppte Bettdecke hing zu Boden. Die Tasse Morgen Tee stand fast leer getrunken auf dem Silbertablett auf dem Nachttischschrank. Die schweren seidig schimmernden Samtvorhänge, die in schweren Falten bis zu dem Boden reichten und den Lärm und jedes licht draußen hielt, waren fest zugezogen. Energisch riss Katherine die Vorhänge auf und ließ das weiße morgendliche Sonnenlicht einfallen kreisende Staubflocken kitzelten in ihrer Nase, sie musste über diese Schlamperei mit Mister Simpson reden.

      »Schwiegermutter!«, sagte Katharine und drehte sich um. »Eine Dame sollte nicht noch um halb neun Uhr faul im Bett liegen«.Sagte sie tadelnd und ging zum Bett, »Athillia? Schwiegermutter?«

      Sie stand neben dem Bett und blickte auf sie hinab. Sie sah blasser als gewöhnlich aus aber das Schlimmste waren die Augen. Athillias Augen waren so weit aufgerissen, als wäre sie dabei, aus einem schlechten Traum zu erwachen.

      »Schwiegermutter!«, stotterte Katherine und streckte zögerlich ihren Zeigefinger aus und berührte sie an der weißen kalten Stirn. Im nächsten Moment stürmte Sie die geschwungene breite Treppe hinunter und rannte ins Esszimmer sie riss einen Flügel der Salon Tür auf. Katherines Stimme vibrierte und auf ihren Wangen glühten rote Flecken. Alle starrten die Erscheinung an, selbst Freddy erstarb ein lustiger Spruch auf seinen fett glänzenden Lippen.

      »Schwiegermutter ist ernsthaft krank! Ich glaube, sie ist Tot Sie bewegt sich nicht ...«

      Die Familienmitglieder wandten sich mit ernster Miene von der Tür zueinander.

      »Was faselst du da für Unsinn?«, blaffte Frederick sie an und riss sich seine Serviette vom Hals und schleuderte sie auf den Tisch er erhob sich aggressiv und warf den Stuhl um.

      »Wir brauchen einen Arzt schnell!«, schrie Katherine aschfahl im Gesicht Ihr Herz klopfte und ihr Puls hämmerte ihr in den Ohren.

      Frederick nahm zwei Stufen auf einmal er rannte den Gang im ersten Stockwerk zur mittleren Tür und öffnete energisch die Tür zum Zimmer und ging dann immer zögerlicher werdend zum Bett hinüber.

      »Mutter. Mutter lass den Unsinn steh auf! Steh auf das ist nicht witzig.«

      Sie lag noch genauso, wie Katharine sie gefunden hatte. Agatha Hampton stieß ihren Enkel beiseite und berührte sanft ihren Puls, ihr Mund bewegte sich lautlos dann schüttelte sie den Kopf. In einer langsamen Bewegung schloss sie die Augenlider, dann beugte sie sich und zog die Bettdecke zurecht.

      »Ein Arzt kann nichts mehr für sie tun. Frederick geh zum Postamt und schicke der Familie ein Telegram deine Mutter ist von uns gegangen.«, sie bekreuzigte sich.

      Katharine sagte nichts, tot und sie war die Einzige, die George handhaben konnte. Nun da sie tot war ... Die Welt der Lebenden war an Verluste gewöhnt, der Mensch starb an, Pocken, dem Typhus, Tuberkulose. Aber es war immer jemand anderes, einer der älter war oder kränker. Frederick schämte sich die Krankheiten seiner Mutter nicht ernst genommen, zu haben. Er legte Tassie seinen Arm um ihre Schulter und führte sie sanft hinaus.

      »Lady Hampton Carter ist heute Morgen leider von uns geschieden«, informierte Chlothilde das im Foyer versammelte Hauspersonal, vierzehn Personen, die sich um das leibliche Wohl der jetzt sechs Hamptons kümmerten.

      Sie standen da im Flur den Blick auf ihre Schuhspitzen gerichtet die Mädchen in gestärkten schwarzen Wollkleidern mit Spitzen verbrämten Schürzen, die Herren bis auf den Kutscher und den Gärtner in schwarzen Fracks mit hohen Kragen. Eine bittere Stille hatte vom Haus Besitz ergriffen. George war immer noch nicht da. Sein Kontor in der City neben der Börse öffnete um neun Uhr.

      »Sie scheint einen Schmerzlosen tot gehabt zu haben«, führte Chlothilde ihre Ansprache an das Personal weiter, »Würden Sie bitte alle unsere Trauer in diesem schweren Moment des großen Verlustes respektieren und alles im Haus für die Trauerwochen vorbereiten. Mister Simpson laufen sie zu einem Arzt am besten zu Doktor Philibert wegen dem Totenschein und danach gehen sie zu Berns & Smith am the Strand, eine Beerdigung muss arrangiert werden. Ach ja, wenn George zurück ist, er soll sich um das Rechtliche kümmern!«

      Flower setzte Katharine auf einen Sessel im kleinen Tagessalon und legte ihre Füße auf einen Schemel und hielt ihr ein Glas Brandy unter die Nase. Der Arzt kam kurz vor Mittag, und Agatha und Mister Simpson geleitete ihn in das Zimmer, in dem Mrs. Hamptons Leiche lag. Agatha und Mister Simpson ließen den Arzt lange allein. Die Tür zum Salon öffnete sich, und der Arzt kam zurück. Er hatte ein rundes Gesicht und durch seine dicken Brillengläser wirkten seine Augen noch kleiner und schärfer sein Haar war kurz geschoren und grau. Er sprach leise wie verschüchtert davon eine schlechte Nachricht zu überbringen, und es war ihm sichtlich unangenehm, dass man ausgerechnet ihm diese Last aufbürdete. Er schloss leise die Tür und wandte sich von Agatha zu Chlothilde.

      »Es war das Herz«, sagte er ernst. »Der Trost Frederick ist, Sie hat dabei geschlafen. Ein beneidenswerter tot. Gott muss sie wirklich gern gehabt haben.«

      »Das ist in der Tat ein großer Trost«, bestätigte Agatha. »Wir sind Ihnen für Ihr schnelles Kommen sehr zu Dank verpflichtet.«

      Der Arzt rührte sich nicht von der Stelle stand die Arme hinter den Rücken gelegt.