Grace Madisson

Aus gutem Haus


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Befragung Mr Threody kommen und seine Familie nach Hause bringen, vermutlich würde sie nie wieder einen Schritt nach Spitalsfield setzen. Es war halb ein Uhr morgens und die flackernden Lichter der Polizistenlaternen huschten in Entfernung die Straßen entlang. Licht blitzte in den dunklen engen Gassen. Gegen sieben Uhr hatten sie vieles gefunden und die Teile nach der fotografischen Ablichtung und der ersten Vorortuntersuchung durch Doktor Bagster in den Krankenwagen gebracht.

      Es war eine dreckige Suche. In zwei Mann Teams die Treppen der verlassenen Abrisshäuser hoch und hinabzusteigen, die Abfallberge in den Hinterhöfen zu durchsieben in Hausflure und Brachen zu sehen. Das schlimmste Paket lag in einer schmalen stinkenden Gasse, etwas mehr als vierhundert Meter von der Backchurch Lane entfernt, im verwahrlosten Abwasserkanal, der aus einer Gerberei der Firma Svenson Leder kam. Es waren die Hüften und die Oberschenkel, zumindest konnte daraus Dr. Bagster die Höhe des Opfers schätzen und aus der gekrausten intimen Behaarung auf die Haarfarbe schließen, das Opfer war blond. Der lange Freitag graute früh. Lestrade schleppte sich von Tür zu Türbefragung, die Backchurch Lane entlang, aber niemand hatte etwas Erwähnenswertes gesehen. Da war kein einziger Fremder und hatte braune Pakete getragen, niemand hatte seinen Karren angehalten und sich unter die Brücke gestohlen niemand hatte es im entferntesten eilig gehabt außer die Pendler, die hier aus dem Omnibus der City Line stiegen und den 7 p.m 50 Vorortzug rennend erreichten. Lestrade war wieder auf dem Revier in der Aldgate High Street, als die Sonne goldgelb über den Dächern stand. Im Revier herrschte nur die Notbesetzung. Die meisten Constables waren noch mit der Suche beschäftigt. Noch fehlten Arme und Hals und Kopf und die Beine unterhalb der Knie.

      Der Polizeichirurg Dr. Bagster wartete auf ihn, er trug nur ein zerknittertes weißes Hemd und seine Weste hing am Garderobenständer. Er sah erschöpft aus und er gähnte. Mit seinen immer hochgezogenen Schultern, als sei ihm immer kalt. Der langen Nase aus dem sich das dunkle Nasenhaar kräuselte und den halb geschlossenen Augenlidern ähnelte er einem Landgeistlichen, der grübelnd vor der Herzlosigkeit seiner christlichen Dorfgemeinde steht.

      »Schon irgendetwas herausgefunden?«, fragte Lestrade.

      »Junge Frau 22 bis 27 Jahre.« Bagster setzte sich auf den Schreibtisch des diensthabenden Sergeanten und fuhr fort. »Blondes Haar helle Haut eine Tätowierung eine Rose auf der linken Brust dazu die Buchstaben NM. Soweit man das beurteilen kann, war sie etwa 1 Meter 60 vielleicht plus minus 2 oder drei Zentimeter. Wir haben die unteren Extremitäten noch nicht gefunden. Schöne Figur und gepflegte Haut sie könnte zu ihren Lebzeiten recht hübsch gewesen sein. Mit Sicherheit war sie keine Bettlerin und hat sich nicht viel im Freien aufgehalten sehr feinporige Haut. Die Arme Fehlen leider noch aber ich nehme stark an, bei ihrer Schultermuskulatur hat sie keine sehr schwere Arbeit gemacht. Meine erste Vermutung wäre eine teure Prostituierte aber das nur aufgrund der Tätowierung.«

      Lestrade setzte sich auf die Eichenholz Publikumsbank und schlug die müden Beine übereinander, sein Hosensaum war verschmutzt.

      »Wie alt war, das Opfer sagten sie Doktor?«

      »Zwischen zweiundzwanzig und siebenundzwanzig aber nageln sie mich nicht darauf fest! Ich untersuche eine Leiche in einem Dutzend Teilen, fast wie von einem Schlachter. Halten sie die Augen nach den teuren Prostituierten auf, sie arbeitete nicht auf der Straße. Ich werde ihnen mehr sagen, wenn ihre Leute den Kopf und die Innereien gefunden haben. Es ist schwer zu sagen, wie sie starb, ich weiß es zum jetzigen Zeitpunkt nicht!« Bagster sprang vom Tisch, »Sie war eine junge Frau, wahrscheinlich blond, und irgendein Wahnsinniger hat sie in Stücke zersägt und über Spitalsfield und Bethnel Green verstreut. Von den tausend verschiedenen Möglichkeiten, jemanden zu ermorden und loszuwerden, warum ausgerechnet zersägen?«

      Lestrade fielen spontan mehrere Gründe dafür ein, aber der wahrscheinlichste war auch der Gemeinste.

      »Ich nehme an, dem Mörder machte es einfach Freude! Ich wünschte mir auch hin und wieder einen sauberen Mord ein Schlag über den Schädel, aber sobald ich nach Spitalsfield gerufen werde, sind es die grausamen Morde. Sie kennen doch die billigen Logierhäuser und Pensionen mit dreihundert Betten die Mietskasernen von der Dorset Street? Die letzte Leiche, die ich mir angesehen habe, war ein Mädchen von ihrem Vater vergewaltigt und erschlagen ... «, er hielt inne und zählte bis zehn, keine Gefühle, er war eine Eisscholle und trieb im Nordmeer war ein Eisblock kalt und unnahbar.

      Das Mädchen lag, da in ihrem Blut so zusammengeschlagen das ihr ganzer Körper eine einzige schwarze Schwellung war. Der Mörder saß mit einem Bier auf dem Bett und beklagte sich das seine Faust schmerzte. Jetzt jammerte er um Gnade und seine Zelle lag mit Blickrichtung des Galgens im Newgate Zuchthaus. Tag um Tag starb der Mistkerl vor Todesangst und Minute um Minute tickte die Uhr gnadenlos seinem Hinrichtungstermin näher. Mister Barlow würde dem Säufer den rauen Strick um den Hals legen. Mister Barlow der ehrenwerte Henker vom Newgate Zuchthaus war bekannt für seine Aphorismen, die er den Delinquenten mit auf dem letzten Weg gab. Wenn Sie in der Hölle sind, Sir, richten sie dem Satan aus Mister Barlow schickt ihm am nächsten Freitag einen Raubmörder. Bagster klopfte Lestrade auf die Schulter und marschierte hinaus. Lestrade beschloss nach Hause zu gehen, er brauchte ein Bad.

      »In zwei Stunden soll mir Constable Hutt den vorläufigen Bericht aus dem Schauhaus holen! Mageninhaltsanalyse, wenn es machbar ist, vielleicht kannte man das Opfer in den Pubs. Lassen sie das Hutt machen Inspektor!«

      Der CID-Inspektor des Spitalsfield Wachhauses nickte, er saß mit offenen Türen in seinem Büro und befragte einen verhafteten Messerstecher. Lestrade hörte ihn den Verhafteten einen Idioten schimpfen. Anscheinend war der Kerl gerade seit einer Woche aus dem Zuchthaus und hatte schon wieder einen Mann in einem Wirtshausstreit niedergestochen.

      »Er hat einfach nicht die verdammte Klappe gehalten!«, erklärte der Messerstecher, der die nächsten fünfzehn Jahre im Zuchthaus in seiner Zelle 4 Meter lang 2 Meter breit über seine Tat nachdenken konnte, wenn sein Opfer nicht starb, denn dann würde man ihn aufhängen.

      Pontius öffnete die Haustür mit seinem Schlüssel. Er bewohnte ein Haus am Munster Square mit seiner Tochter. Irene, das Hausmädchen, war in der Küche am Werken, Geschirr klirrte in der Spüle. Es war immer noch ein ungewohntes Gefühl ein schönes Haus in einer guten Gegend zu besitzen, das kleine Backsteinhaus in der Nähe des botanischen Gartens war L-förmig angelegt hatte 7 Zimmer und einen Garten, der dank seiner Tochter in voller Blütenpracht stand. Das stille und fast vornehme Haus war etwas von der Straße zurückgebaut und es gab eine kurze, durch ein eisernes Gitter eingefriedete Auffahrt, links und rechts die umrandeten Blumenrabatten. In London bestehen die Stadtviertel aus Häusern, die sich spiegeln, wie ein Ei dem andern der betrunkene der sein Haus nicht findet und die falsche Tür aufschließt war kein Scherz, es war die Realität. Ein Kollektiv gleicher Häuser, zwei oder drei Fenster an der Erdgeschoss Front. Ein Souterrain mit der Küche und den Räumlichkeiten für das Hauspersonal, für Irene. Im Parterre mit Blickrichtung zum Munster Square, befindet sich das Empfangszimmer, dahinter ein Esszimmer mit dem größten Kamin. Die schmale Treppe führt in, zwei hintereinandergelegene Zimmer, beide durch eine offene, Flügeltür zu einem Raum verschmolzen. Hier empfängt Ivy ihre Gäste; hier stehen die Sofas auf deren Anschaffung Ivy bestanden hatte. Hier stehen die Nippes Sachen der kleine Flügel; hier stehen auf den Regalen das chinesische Porzellan; ein Bücherschrank, Dickens und ihre Lehrbücher. Ihre Bände Darwin und Romane von Flaubert, wer immer das sein mag. Der Inspektor las selten und wenn dann Sachen wie drei Mann in einem Boot. Hier hängt das Familienporträt der Lastrades; es sind nur zwei Menschen darauf abgebildet Ivy und Pontius, er natürlich in Uniform und mit einem Orden. Auf der zweiten Etage sind die beiden Schlafzimmer und ein leeres Zimmer, das den Vorbesitzern als Kinderzimmer diente. Das Haus mochte zehntausend Pfund wert sein und Pontius hatte es für gerade einmal zweitausend Pfund bekommen, weil das Ehepaar John und Linda Manon hier auf so grausamste Art abgeschlachtet worden, war das es wochenlang auf den Titelseiten der Zeitungen stand. Er wollte etwas essen und dann sich Waschen etwas Rauchen und zu Bett gehen.

      Seufzend zog er seine Stiefel aus und schlüpfte in Filzpantoffeln und lief über den Korridor, die große Standuhr stand auf zehn Uhr. Um 11 Uhr zur besten Lunchzeit begann sein neuer Dienst. Ivy saß im Salon und trichterte einem Jungen vom Haus gegenüber französische Vokabeln ein. Ivy saß auf einem kleinen Damensessel und der kleine