Grace Madisson

Aus gutem Haus


Скачать книгу

als ausgesprochen ehrenvolle Aufgabe.

      »Ich muss gestehen ich, finde den Beruf eines Polizisten spannend das andere London, dass der elenden Gassen und der boshaften heimtückischen Verbrecher«, sagte Frederick entspannt und blies einen Rauchkringel an die Zimmerdecke.

      Lestrade fand, dass er zu viel Kriminalromane las, seit Doyle die Naturwissenschaft in die Kriminalistik gebracht hatte versuchte es jeder mit Deduktion.

      »Die meisten Verbrecher lassen sich fangen, weil sie strohdumm sind. Weit und breit kein Professor Moriaty der kongeniale Widerpart des Beliebten Mister Holmes in Sicht. Verbrecher sind gefasst worden, weil sie zu dumm zu guten Verbrechern sind.« Der Inspektor überlegte, »Gentlemen mit Stil trifft man sehr selten in den Zellen der Victoria Embankment in Scotland Yard. Die Guten lassen sich nicht so einfach erwischen. Ich nenne da als Beispiel die Juweleneinbrüche von Kingston. Sauber und schnell, kommen am Abend binden das Schutzgitter an eine gestohlene Droschke, reißen das Gitter heraus zerschlagen die Schaufenster und raffen zusammen, was zu raffen ist. Der Constable, der die Route abläuft, in einer vorgeschriebenen Geschwindigkeit von zwei eineinhalb Meilen die Stunde kommt meistens zu spät und der Fixpunkt, an denen von 6 Uhr bis 1 Uhr nachts ein Polizist anwesend sein muss, steht zu weit weg.«

      Der ehrenwerte Klubpräsident George Burello nickte er hatte davon in den Zeitungen gelesen.

      »Man schreibt, dass der letzte Einbruch Gold und Juwelen im Wert von 900 Pfund eingebracht hat.«

      Lestrade schlürfte an seiner Pfeife und die behagliche Wärme der Geborgenheit und des Leichten breiteten sich in ihm aus.

      »Nein mein lieber Barry multiplizieren sie das Mal zehn, die Versicherung will es nicht an die große Glocke hängen aus Angst vor Nachahmungstätern, aber ein 4-Karat-Diamant dürfte an die Tausend Pfund wert sein.«

      Burello nickte und verzog sein pausbäckiges Gesicht zu einer ernsteren Miene. Durch die vielen Gespräche mit Lestrade geschult, meinte er, »ein Vertrauter mit der Örtlichkeit und den Geschäftsgepflogenheiten?«

      Lestrade nickte er persönlich stimmte der Einschätzung zu, die Täter wussten, wann sich ein Einbruch lohnte. Der Neue im Klub wirkte nervös, an diesem Abend hatte Frederick Hampton seinen ersten großen Moment im großen Raucherzimmer dem Allerheiligsten waren bereits die Mitglieder versammelt und trommelten mit allem was ihnen zur Verfügung stand gegen die kleinen Rauchertische.

      »MARY ... MARY ... MARY«, skandierten die Mitglieder den Spitznamen des zweiten Sohnes eines der unbedeutenden Lords, seine Aufnahmeprüfung war delikat gewesen. Als fette Prostituierte verkleidet hatte er sich auf der London Bridge tapfer geschlagen, die wenigsten hatten ihm das zugetraut und seitdem war sein Spitzname Mary. Er erhob sich faltete sein geometrisches Gedicht auseinander und schien zufrieden. Zugleich mit ihm erhoben sich die anderen und führten ihn wie in einer Prozession zur Bühne des Raucherzimmers.

      Der Klubvorsitzende rief laut: »Gentlemen Mary Hampton eine Ode an die Unvergänglichkeit!«

      Frederick schwankte die Stufen zum Rednerpodest empor und blinzelte in den verrauchten Qualm.

      »Gentleman es, ist mir eine Ehre ihnen die Geburt eines Gedichts anzukündigen.«

      Freddy verneigte sich nach drei Seiten und begann mit hoher Stimme zu deklamieren. »Die Steinherzen finden, aus den Augen grinst der Verrat. Äste würgen Stämme. Knochen stechen Haut. Berge stechen Wälder Fleisch Natur Steinwald Bergfleisch Steinherz Tod! Und nicht ein Kommata«, deklamierte er mit ausdrucksvollen Gesten und einer pantomimischen Darbietung die Lachsalven im Saal der berauschten Männer los stieß.

      Lestrade klatschte begeistert wie die anderen die eine Zugabe verlangten dann sah er auf seine goldene Taschenuhr, und stand auf, er verabschiedete sich mit einem deprimierten Lächeln von Burello und erklärte bedauernd: »mein leidiger Dienst. Ich muss meine Inspektoren Runde durch die Wachhäuser Spitalsfield machen!«

      Ein Spaziergang tat ihm gut, es war noch nicht spät erst kurz nach 10 Uhr abends. An der Paddington Railway Station wimmelte es von geschäftigen Menschen. Kaffeebudenbesitzer bauten ihre Kupfer Samoware auf, Pastetenverkäufer postierten sich um den Gehweg. Frittierte Kartoffeln zischten im Öl Sieb, Apfelverkäufer, Sandwichverkäufer. Die Hauptstraßen von London waren stets überfüllt von Fahrzeugen und Menschen. Droschken ratterten vorbei, andere Kutschen warteten an der Haltestelle vor der Paddington U-Bahn auf Passagiere. Hansom Cabs schlängelten sich elegant durch den zähen Verkehr. Die vollen Paddington Omnibusse in Richtung Kennington warteten hinter Fuhrwerken auf der verstopften Straße, zwei Constables bemühten sich, Ordnung in den dickflüssigen künstlichen Leib des Londoner Nahverkehrs, zu bringen. Die Luft war erfüllt von Geschrei der Händler, ein Paar Zeitungsjungen sprangen in die Omnibusse und verkauften ihre Illustrierten. Das Jahrhundert neigt sich deutlich dem Ende zu. Das Zeitalter der Dampfmaschinen wird nach und nach ersetzt durch die unsichtbare Kraft der Elektrizität. Das Embankment war bereits mit elektrischem Straßenlicht ausgestattet the Strand würde folgen, helleres klares Nachtlicht, es würden schwere Zeiten für die Verbrecher anbrechen.

      Lestrade stieg auf den Bahnsteig der 1863 erbauten und somit der ersten U-Bahn der Welt, die von Paddington zur Farlington Road fuhr, mittlerweile gab es weitere Linien nach Kensington und Chelsea. Es war erstaunlich das unter Londons Gehwegen und Häusern tiefe Tunnel gegraben waren, die von einer Million Leute am Tag befahren wurden. Lestrade stieg in einen rumpelnden und quietschenden hölzernen Waggon nach Whitechapel und las die Werbeplakate. Patentierte Leberpillen Doktor Oxus, antriebsarm Müde lustlos, ganz lustlos ganz klar sie haben Leberprobleme 100.000 verkaufte Dosen Times Leser bedanken sich bei Doktor Oxus en duzend 2 Shilling. Zu bestellen Postbox 456-OXO Times. Er war in den Vierzigern, hatte eine beginnende Glatze, unter einer alten speckigen Melone versteckt. Ein glattes, leeres Gesicht und einen dunkelroten Schnurrbart. Im ersten Moment wusste man ihn nicht unterzubringen. Dann aber erinnerte etwas an seinem Gang und der ansonsten tadellosen nicht sehr teuren Kleidung an einen Beamten einen Polizisten er sah ungewöhnlich gewöhnlich aus. Er trug einen grauen Anzug, einen hellblauen Pigotts Mantel über dem Arm und einen Stock in der Hand. Er hatte ein ziemlich einfältig wirkendes Gesicht, mit breiter Boxernase das zur Unterschätzung geradezu heraus forderte. Lestrade hatte eine unaufdringliche, heisere Stimme und einen starken Cockney Akzent er war klein und sehr kräftig gebaut. Es waren die großen graublauen Augen in seinem pummeligen Schläger Gesicht, die wachen Intellekt verrieten. Strähniges und zu langes rotes Haar klebte feucht um die Stirn und verstärkte noch die Ähnlichkeit mit einem plumpen Landmann, den es in die große Stadt verschlagen hatte.

      Das Eastend Londons war die Hölle der Armut einer der vergessenen Kreise in Dantes göttlichen Komödie irgendwo zwischen dritten und sechsten Kreis, Wollust und Zorn. Genau dort stieg er, mit dem Drang sich Doktor Oxus patentierte Leberpillen kaufen zu müssen aus. Wie ein schwarzer Riesenkrake lag es dort, die Armut Londons in lauernder Stellung. Die linke Seite der Themse, Rotherhite, Deptford, Peckham, Camembert, Lambeth, das andere London. Das East end war eine Welt für sich, getrennt vom Westend, wie der Hofhund vom Haus seines Herrn. Man liest selten vom anderen Teil, zuweilen, ist es nur eine weit entfernte Kolonie, mit fremden Sitten und Gebräuchen. Lestrade verließ die U-Bahn in Aldgate High Street dann drängte er sich durch die Menschen der Eingangshalle zu. An das Gitter des Eingangs gelehnt, eine Armee schreiender Newsboys, Schuhputzer, Blumenmädchen, Verkäufer aller Art und jeden Alters. Die Eile und das Gedränge des Lebens schienen sich verzehnfacht zu haben. Kaum vermochte er es sich durch das Gewühl von Menschen, Karren, die auf dem Gehweg standen, und entladen wurden, Lastwagen, deren Kutscher nicht von der Stelle kamen, von eiligen, Scharen von, Angestellten, Boten, Zeitungsjungen, Arbeitern sich von der High Street in Höhe des Three Nuns Hotel zur nahen Wache durchzudrängen.

      Müde Arbeiter mit alten blauen speckigen Schirmmützen auf den Köpfen saßen in den Volksrestaurants und aßen schnell in überfüllten Räumen, mancher las die neueste Zeitung. Der gelbe Omnibus, Richtung Liverpool Street Station ratterten vorbei. Die Omnibusse schoben sich langsam, die Aldgate High Street empor. An den Haltestellen war das Menschengedränge enorm es wurde geschupst und gestoßen der Bus fuhr nach Holborn hinein. Der feuchte Nebel verschluckte die weniger interessanten Details in einen Mantel aus gnädiger grauer Milch. Das obere Drittel der High