Grace Madisson

Aus gutem Haus


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Licht kam ins Zimmer. Pontius blieb kurz stehen und betrachtete sie stolz, Gott sei Dank kam Ivy ganz nach ihrer Mutter sie hatte ihr langes schwarzes Haar zu einem Knoten gebunden. Sie war eine schöne Frau.

      Ohne zur Tür zu sehen, sagte sie, »Esse etwas Vater und dann schlaf dich aus. Du siehst furchtbar aus!«

      Der Junge kicherte und wurde unter dem strengen Blick von Ivy sofort still. Einige Zeit später er saß gerade beim Essen und las in der Police Illustrated kam Ivy herein und setzte sich an den Küchentisch. Wie früher als sie ein Kind war sie hatte immer in der kleinen Küche gehockt dort, wo es warm war und nach essen roch.

      »Du bist mit diesem scheußlichen Fall beschäftigt Vater? Dieses arme Mädchen?«

      »Ja.« Er war einsilbig und hoffte sie würde nicht davon sprechen. Er war müde und es gab nichts, was er ihr sagen konnte, ohne danach ins Grübeln zu kommen und er brauchte Schlaf.

      »Deine Zeitung schreibt, dass es der Ripper gewesen sein kann, glaubst du er war es?«

      »Der Ripper? Jack ... oh nein der ist tot. Du weißt, dass ich das Haus von der Belohnung angezahlt habe. Nein es wird ein anderer Irrer sein.«

      »Wirst du herausfinden, warum er es gemacht hat?«, fragte sie und sah auf den Teller. »Du hast nichts gegessen? Schlägt dir der Mord auf den Magen?«

      Pontius schlug die obere Ecke seiner Zeitung herunter und sah sie mit einem Lächeln an. »Nein, natürlich nicht du weißt man muss auf Vorrat essen«, sagte er müde und folgte weiter dem Artikel. Ihr zu Gefallen legte Pontius die Zeitung endlich aus der Hand und machte sich mit Raubtiermanieren über sein Essen her.

      Hinter Ivy auf der Küchenanrichte stand die Eistruhe. Sie öffnete die Klappe und nahm eine braune Bierflasche heraus die auf einem Eisblock stand.

      »Der Eismann muss neues Eis bringen der Block reicht nur noch ein paar Tage, wenn überhaupt.«

      Sie klappte die Truhe zu und reichte Pontius das Bier, er sah ihr mit lächelnden grauen Augen ins Gesicht biss den Verschluss von der Flasche und trank in gierigen Schlucken.

      »Ich kann dir ein Sandwich mit kaltem Hammelfleisch und sauren Pickles machen?«, fragte sie liebenswürdig.

      Unwillkürlich musste er darüber lächeln. Mit fünf Jahren hatte sie versucht Tee für ihn zu kochen sie stand von oben bis unten schwarz in Kohlenstaub gehüllt vor seinem Bett und brachte ihm eine Tasse kalten Wassers mit so stolzem Gesichtchen, das er das Gebräu trank und sie überschwänglich lobte. Er hätte vermutlich die Cholera bekommen können, er hatte gesehen, aus welchen Zutaten sie ihren Puppen Kuchen backte.

      »Ich bin satt. Vielen dank Ivy. Haben die Zigeuner den Knaben endlich geholt, ist dein Elefantenjunge mit dem Unterricht fertig?«

      Sie trat grinsend hinter ihn und legte seine Jacke ordentlich über die Stuhllehne. »Mein Gott, ist dein Mantel schwer was schleppst du nur mit dir herum?«, wollte sie wissen.

      »Nur das Übliche an Ausrüstung ein Taschenmesser, Schlagring, Handspangen, Pfeife, mein Dienstzeichen, Kleingeld.«

      Sie wartete, bis er sich seine Pfeife angesteckt hatte, die kurzen stämmigen Beine unter den Tisch ausgestreckt hatte und die Küche mit den Dampfschwaden seines Haschischs voll räucherte. Seine Augen röteten sich mit jedem Zug aus der Pfeife und seine Mundwinkel zuckten ein paar Mal nach oben als, denke er an einen flüchtigen Witz, dessen andere Pointe er nach langer Zeit erfasste.

      »Wirst du herausfinden, wer sie umgebracht hat?«

      »Ich weiß es nicht«, sagte er und zog an seiner knisternden Pfeife.

      »Wird sie als vermisst gemeldet?«, fragte Ivy, die schon von klein auf der Kriminalistik und der Polizeiarbeit Interesse entgegen brachte und lebhaft Anteil an seiner Arbeit nahm, manchmal saßen sie noch am Kamin und gingen ungelöste Fälle durch.

      »Es ist im schlimmen Teil von Spitalsfield und sie hatte eine Tätowierung auf der linken Brust.«

      Teller klapperten in der Spüle. Irene zuckte über die Worte erschrocken zusammen. Niemand benutzte das Wort Brust oder nannte Beinkleider Hosen es waren die Unaussprechlichen.

      »Immer mit der Ruhe Irene so ist es, wenn man beim Yard arbeitet, du hättest nicht hier sein wollen, als ich den Ripperfall am Hals gehabt habe!«, sagte Pontius.

      Ivy hatte Irene aus dem Armenhaus von Chelsea, Ivy vertrat fest die Vorstellung, dass ein Inspektor erster Klasse der Rang unter dem Chief Inspektor mindestens ein Dienstmädchen und eine Köchin brauchte, sonst wirke er knauserig. Aus einem Pontius unbekannten Grund züchteten die wohltätigen Stiftungen und christlichen Stadtmissionen und Armenhäuser Dienstmädchen, so als befürchteten sie in naher Zukunft Dienstpersonal Knappheit. Irene war ohne Hinternamen man fand sie halb verwildert in einem Keller in Holborn sie sah ungefähr aus wie zwölf Jahre.

      »Verzeihung, Ma’am, ist nur manchmal so schrecklich die Morde und das alles.«

      Da hatte sie recht, stimmte ihr der Inspektor zu. »Sie hat wohl in einem Bordell gearbeitet aber kein billiges. Ich hoffe die Leute werden ihr Verschwinden melden aber Prostituierte sind Wandervögel und die Zuhälter riskieren Gefängnis, wenn sie zur Polizei gehen. Ich kann nur hoffen Sie hatte eine gute Freundin oder Eltern, die sie vermisst melden.«

      Trotz seines nun besseren Lebens trug Pontius immer noch die Reste der Herkunft mit sich herum, Stallduft verschwand nie. Man konnte nicht von seiner Kindheit behaupten, dass er behütet mitten in den Glasgower Slums aufgewachsen war. Anders als seine Tochter, die er alleine aufgepäppelt hatte, als sei sie eine Prinzessin. Die Nachbarn mochten Ivy sie wurde oft zu Tee Bällen eingeladen oder gebeten in der Saint Olaf Kirche zu helfen und sie hatte einen Verehrer, der ihr zu Gefallen schien. Pontius tat so als, bemerke er ihre funkelnden Augen nicht oder das stundenlange herrichten ihres schönen Haares, wenn Mister George Saunders ihr ältester und wohl untalentiertester Schüler freitagabends erschien und mit Sicherheit irgendetwas zerbrach. Pontius hatte sich diskret in der Nachbarschaft nach seinen Leumund erkundigt, er lebte mit seinen Eltern vier Häuser weiter in einer netten Stadtvilla. Er war Hausmakler in der City bei der Jeremias House Agentur. Er las die Times und den Punch sagte der Zeitungsjunge und man sah ihn selten ins Theater gehen und wenn dann mit seinen Eltern und nicht in die Burlesken die Lestrade vorzog.

      »Vater hörst du mir zu?«

      »Ja aber natürlich höre ich dir zu. Sie muss nicht aus Spitalsfield kommen, du hast recht. Am Ratcliff Highway und in der City gibt es ein paar teure Bordelle aber ich beginne am Ratcliff. Dann hinunter bis zur Tiger Bay irgendwer wird sie bestimmt kennen. Wenn wir den Kopf finden, können wir Plakate drucken lassen.«

      Ratcliff Highway und seine unmittelbare Umgebung waren eine der berüchtigtsten Hochburgen der Laster und Gewalt zwischen St. Katherine Docks und Limehouse. Der böse Ruf des Ortes war ein viel kolportiertes Gerücht. Es war ein undurchschaubares Netzwerk von Yardhöfen und Gassen. Tiger Bay wurde es genannt, wegen der unzivilisierten blutrünstigen Art der Erbärmlichen, die dort lebten, wo noch immer Opiumhöhlen bei Tag und bei Nacht geöffnet hatten. Der Preis für den Genuss, Zwei Pence für eine Pfeife, nirgendwo in London war der Rausch so billig zu haben. Es waren immer die gleichen krankmachenden Geschichten immer und immer wieder Raub Gewalt, Messerstechereien. Immer und immer wieder erklärten die Richter empört, das Ratcliff Highway und seine Umgebung eine Schande für die Zivilisation waren. Die Polizei, die ihre Routen zu dritt patrouillierten, konnten nicht einmal die eigene Sicherheit gewährleisten einer der drei Beamten trug einen amerikanischen Revolver bei sich. Aber Seriosität und Nüchternheit hatten, in der Mitte der Grog Shops und der Pubs und Bordelle Einzug gehalten. Das saubere und wirtschaftliche London entdeckte die Tiger Bay als Investitionsanlage.

      »Warum gibt dir dein Vorgesetzter immer diese Verrückten? Dein Freund Inspektor Abberline ist ständig in der Zeitung als Sachverständiger, er bekommt die Juweleneinbrüche die großen Diebstähle die Sachen mit Prestige!«

      »Abby ist auch unter einem guten Stern geboren und vergiss nie er hat sich in Whitechapel einen guten Namen gemacht, er ist ein guter Polizist und bei ihm weiß der Chiefconstable, dass er sich nicht