Grace Madisson

Aus gutem Haus


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stupide Gesicht eines Menschenfreundes eines Philanthropen. Sein helles dickes langes Haar war nach hinten gekämmt, er hatte eine niedrige vorgewölbte Stirn, er lächelte Katherine an und das schien die natürlichste Stellung seines Mundes zu sein, ein Lächeln, das ein weißes kräftiges Gebiss entblößte. Die Augen straften diesen Eindruck des Nichtssagenden Lüge. Sie waren groß scharf und flink seine Augen schienen immer zu beobachten. Er hatte die Fenster weit aufgerissen, ungeachtet der Tatsache, dass das Zimmer zum Piccadilly lag und ausgesprochen laut war. Auf seinem Teller stapelten sich, Spiegeleier, auf die Worcestersoße geklatscht war, gebratene Nieren und ein Berg Bratkartoffeln. Er wird immer Fetter, dachte Katherine und lächelte, obwohl in ihrem Inneren alles gegen diese vulgäre Zurschaustellung protestierte.

      Seine Serviette hatte er um den Hals gebunden, und mühte sich redlich das weiße Linnen mit braunen Soßenflecken zu verzieren. Um ihn herum zu einem Halbkreis in seiner Griffweite sortiert standen die Essigflaschen der Senf der silberne Gewürzständer und ein Berg goldbrauner Toasts. Mrs. Athillia Hampton ihre Schwiegermutter fühlte sich unwohl und nahm wohl ihr Frühstück wie üblich im Bett ein. Das nicht erscheinen am gemeinsamen Tisch käme einem Vergehen gleich außer man täuschte eine Unpässlichkeit vor. Eine Lady und ein Gentleman nahmen ihr Frühstück vor neun Uhr ein und alles andere war zutiefst bohemienhaft. Sonst waren bis auf ihren Gatten George alle anwesend, natürlich. Gideon Merywell, der eine Woche ein Gast Athillias war, saß in einem Abendfrack und trank als einziger Kaffee.

      Sie nickte ihm zu, was er kaum beachtete und in seinen Kaffee stierte wie eine Kaffeesatz Leserin von der Bath Strandpromenade. »Wie ich sehe, hat sich unser werter Gast in der Uhrzeit geirrt ein Theaterfrack Mister Merywell? Haben sie einen Broterwerb als Theaterautor gefunden?« Fragte Agatha mit deutlicher Missbilligung in der Stimme. Sie behandelte ihn herablassend, dabei waren die Merywells nicht nur reicher sonder verfügten über wirklichen Einfluss.

      »In der Tat liebe entzückende Agatha, mein erstes Stück ist in der Probe und deshalb mein Kostüm. Die Heuchler es handelt von der ach so guten Gesellschaft, genauer von ihren vielen Leichen im Keller!«

      Agatha erbleichte und hüstelte verlegen.

      »Morgen stunde hat Toast im Mund was Kathy«, begrüßte sie Frederick jovial mit vollem Mund.

      »Ich hoffe, es geht dir gut?«, erwiderte Katherine spitz und setzte sich. Es war keine Frage, lediglich eine Floskel, dass sie seine Anwesenheit bemerkt hatte.

      »Allerdings mir geht es immer gut«, sagte er mit einem Grinsen.

      »Ich hoffe, dir auch du siehst mager aus?«

      Der letzte Teil der Antwort war ein typischer Frederick Fauxpas, dem man seine Erziehung in Oxford und Heidelberg nicht anmerkte. Er erinnerte eher an einen Kutschknecht, der im Haushalt diente, John sollte er heißen und die Kutsche warten oder Gartenarbeit verrichten. Bei diesen Gedanken musste Katherine lächeln. Mr Simpson der Hausdiener stellte das Geschirr sanft vor ihr nieder. Er war ein mittel alter Hausdiener, mit schneeweißem Haar, in sauberer Wäsche, in schwarzem Frack, mit seidenen Beinkleidern und so leise, dass die Familie ihn kaum bemerkte. Simpson setzte, ohne ein Wort zu sprechen, das morgendliche weiße Wedgwood Teegeschirr vorsichtig vor Katherine. Der Mann schien gar nicht zu existieren, vorsichtig, wie auf einer Eisfläche lief Simpson bis auf seine knautschenden polierten Schuhe lautlos zum Servierwagen und brachte; Stückchen für Stückchen des Services. Simpson stellte die Teekanne, die Zuckerschalen für den weißen und den braunen Zucker, die Tasse, den Unterteller in symmetrischer Weise auf den Tisch. Katherine saß da als hätte sie sich heute fest vorgenommen, kein einziges ihrer Glieder zu rühren.

      Hampton House am Piccadilly war von außen gesehen rußgeschwärzt, kahl und hässlich, wie fast alle Londoner Häuser guter Familien, aber die Zimmer, in welchem sich das Familienleben abspielte, waren geschmackvoll möbliert. Schöne geschnitzte Holzmöbel drängten sich um den langen Esstisch ein Klavier stand vor dem Fenster. Neben dem Kamin, niedrige Lehnsessel um einen Rauchertisch. Orient Teppichen bedeckten die Damensofas und Gemälde englischer Küstenlandschaften bedeckten die Wand. Aus den Vasen blühten Hyazinthen. Durch die offenen Fenster strömte die feuchte Regenluft, im Kamin knisterte ein gemütliches Holzfeuer. Vor dem Kamin, in eine Decke gehüllt, saß eine alte Dame mit langen, ihre Ohren verdeckenden weißen Haaren und einem mit Weiß verbrämten Schwarzen Witwen Häubchen. Katherine wusste, das Grandma Hampton nachhalf, ihr Mädchen hatte es ihrer Zofe Flower erzählt denn Grandma hatte noch immer volles dunkel braunes Haar, was sie als Affront gegen ihr Alter ansah. Ihr schwarzes Kleid floss in fast ebenso scharfen Falten entlang, wie die Falten an ihrem Mund nach unten verliefen, als hätte man sie mit einem Stechbeitel eingeschnitzt. Auf dem niedrigen Rosenholz Teetisch mit den geschwungenen Füßen stand eine Flasche ihrer Medizin und ein Andachtsbuch aufgeschlagen. Schwägerin Chlothilde köpfte schweigend ein gekochtes Ei, Tassie die Jüngste war gelangweilt und stützte ihren Kopf auf den Ellenbogen. Jetzt wandte Katherine sich Tassie zu mit der sie sich am besten verstand.

      »Und was beabsichtigst du, heute zu tun Tassie? Du kannst doch mit deiner Großmutter in den Park gehen. Oder ...«

      »Nichts dergleichen wird Tassillia tun!«, herrschte Martha Agatha Hampton sie überraschend scharf an.

      Katherine fragte sich, was mit Grandma los war. Seit Tagen war sie wie ausgewechselt, genau betrachtet seit der Überraschungsinspektion ins Landhaus nach Sweeny Tooths. Konnte dort etwas mit der Dienerschaft vorgefallen sein das Sie veranlasste solche schlechte Laune zu haben? Agatha spürte die verwunderten Blicke auf sich ruhen.

      »Ich habe heute Nachmittag meine eigenen Gänge zu machen ich habe keine Zeit. Tassillia darf mich gern am Nachmittag in die Kirche zu Doktor Wellington begleiten, wenn sie es möchte.«

      Frederick legte seine glatte Stirn in Falten.

      »Mister. Wellington? Ist das nicht dieser suspekte Mann, der sich mit antisozialer Agitation beschäftigt, ist es nicht der Priester der Kinder armer Leute, wenn Er sie schon nicht im Fluss ersaufen darf, nach Kanada zu den anderen Quäkern versenden will?«, fragte Frederick mit verstellter Stimme.

      Seine Großmutter strafte ihn mit einem fast hasserfüllten Blick. Frederick zuckte mit den Schultern, wer wusste schon, was in alten Menschen vorging. Tassie zeigte augenblicklich Interesse und richtete sich kerzengerade auf.

      »Oh Kanada da wollte ich schon immer einmal hin, nicht immer nur das langweilige Bath oder nach Marlowe nichts ist öder als eine Schiffsreise auf der Themse, wenn es doch der Nil sein könnte!«, seufzte Tassie theatralisch und ließ ihr Haupt zurück auf die Handfläche sinken.

      »Der Nil würde dir gefallen ich glaube ich war 87 oder 88 dort von Bahr al Dschelada nach Bahr al Abi ad weiter mit dem Zug nach Kairo sehr Lebhaft der Orient«, warf Gideon ein und sah nicht ungern die bewundernden Blicke des Mädchens.

      Er war Künstler und lebte für den Applaus. Frederick grinste mit breitem Gesicht seine Cousine an.

      »Es gibt bessere Möglichkeiten um an einen kostenlosen Urlaub zu kommen als in Quebec an die Holzfäller verkauft zu werden Sünderin Tassillia Eugenole Hampton.«

      Katherine runzelte ihre entzückende Stirn, makellos wie ihr ganzer Körper und grinste dennoch, obwohl sie den scharfen Blick der alten Frau von der Seite spürte.

      »Ich denke es gibt bessere Wege den Unglücklichen zu helfen, als sie zum Spielball fremden Willens zu machen, der Platz eines Kindes ist bei seinen Eltern, wenn es eben in diesem Eastend sein sollte, na bitte schön. Wenn du schon versuchen musst, diesen Trunkenbolden zu helfen bitte die Regierung den Gin und Branntweinpreis zu erhöhen«, sagte Chlothilde ungehalten.

      Ladys wurde ihr früher beigebracht hatten sich aus der Politik herauszuhalten und Doktor Wellington, der Engelmacher vom East End, machte mehr Politik, als sich um seine sozialen Dinge zu kümmern er verteufelte die Frauenbewegung und empfahl die Kinder der Armen nach Australien zu deportieren.

      »Vikar Wellington ist ein Gentleman keiner dieser modischen Menschen denen der Dienst in unserer englischen Kirche nichts als eine berufliche Laufbahn bedeutet. Doktor Wellingtons Meinung ist fundiert.«

      »Hört sich faszinierend und logisch an Großmutter«,