normalen Spiel der Saite im 12. Bund wird also die brückenseitige Hälfte der halbierten Saite angespielt. Mit dem Flageolett-Spiel wiederum die headstockseitige Hälfte. Sind beide Töne gleich, halbiert der 12. Bund die Saite korrekt.
Um die Oktavreinheit ggf. zu justieren, verkürzt bzw. verlängerst du die Saite mit Hilfe der Saitenreiter an der Brücke. Ist der Flageolett-Ton höher als der normal geschlagene, musst du die Saitenlänge insgesamt verkürzen und vice versa.
Bei akustischen bzw. klassischen Instrumenten gibt es diese Einstellmöglichkeit meist nicht. Hier kannst du lediglich minimale Optimierungen durch Veränderung der Halsneigung oder durch Nutzen von Saiten anderer Dicke erzielen.
Noch ein paar Worte zum Stimmen der Saiten. Üblicherweise stimmst du dabei ja die offen geschlagenen Saiten auf die Grundstimmung des Instruments. Dies ist die normale Praxis.
Insbesondere bei evtl. nicht ganz bundreinen Instrumenten kann es allerdings passieren, dass bei dieser Methode gegriffene Saiten zu hoch klingen und somit die Akkorde verstimmt sind.
Der Hintergrund ist einfache Physik: Je weiter du dich beim Greifen vom Sattel entfernst und dich dem Korpus näherst, desto höher wird normalerweise die Saitenlage. Dadurch wird eine Saite beim Runterdrücken in einen sattelentfernten Bund stärker unter Spannung versetzt als bei sattelnahen Bünden. Das Ergebnis sind dann leichte Verstimmungen, die sich bei dünnen Saiten stärker auswirken als bei dicken.
Bei E-Gitarren kannst du dem Dilemma ggf. etwas mittels Einstellung der Saitenreiter entgegen wirken, bei anderen Saiteninstrumenten versucht man dem Problem meist mit möglichst tief ausgeschnittenen Sätteln Herr zu werden. Aber auch bei diesen Techniken bleibt eine kleine Restverstimmung und so ist eine sauber gestimmte Gitarre immer ein Kompromiss aus Hören und Messen.
Es gibt aber eine einfache Möglichkeit, dem Dilemma ohne technischen Schnickschnack entgegen zu wirken: Statt offen geschlagener Saiten stimmst du einfach gegriffene Töne, beispielsweise im dritten oder vierten Bund. Hierzu brauchst du allerdings ein chromatisches Stimmgerät.
Alternativ kannst du auch die Basisakkorde des Titels greifen und die Saiten so stimmen, dass diese Akkorde möglichst sauber klingen.
Mit diesen Methoden schaffst du meist eine songdienlichere und sauberere Stimmung für den Titel.
Im Laufe der Recordingsession überprüfst du die Stimmung natürlich regelmäßig. Es wäre extrem schade, wenn ein an sich perfekter Take wegen langsam eintretender Verstimmungen im Papierkorb landen müsste.
4.2Erdung und Schirmung
Hinsichtlich Störgeräuschen verdienen die Instrumente mit elektrischer Signalführung besondere Beachtung. Dies gilt also für alle Arten von E-Gitarren, E-Bässen, aber auch für halbakustische Gitarren oder andere Sonderbauformen. Eben alles, was Saiten, Pickups und einen Steckanschluss hat.
Auf Grund der vielen Kabel samt Bauteilen und der nachgeschalteten erheblichen Signalverstärkung wirken diese Instrumente wie eine Antenne! Sie nehmen dabei sowohl magnetische als auch elektrische Felder auf. Das Ergebnis ist Rauschen, Brummen und Knistern im Signal.
Um diese Störungen zu vermeiden, gibt es einige Tricks:
Entfernung: Maximalen Abstand zwischen dem Instrument sowie den Signalleitungen zu Netztrafos, Leuchtstoffröhren, Röhrenfernsehern oder Stromleitungen halten.
Umgebung: In Räumen aufnehmen, in welchen keine Dimmer oder Starkstromleitungen verbaut sind.
Ausrichtung: Da Magnetfelder nicht im ganzen Raum gleich stark und gleich gerichtet sind, kann ein einfaches Drehen der Spielposition viel bringen.
Qualität: Auf gute Geräte mit sauberer Schirmung setzen. Auch Amps können zu Antennen werden, wenn sie nicht über solide Abschirmungen verfügen. Bei der Arbeit an diesen Schirmen ist allerdings äußerste Vorsicht geboten. Gerade bei Röhrenamps herrschen im Gehäuse mehrere Hundert Volt vor! Willst du an dieser Abschirmung etwas verändern, musst du genau wissen, was du tust, im Zweifel wendest du dich daher an einen Spezialisten!
Elektrik abschirmen: Die komplette Elektrik der E-Gitarre oder eines E-Basses ist ebenfalls eine Antenne und sollte daher unbedingt geschirmt sein. Wird das Störgeräusch lauter, wenn du mit einer Hand in die Nähe des Elektrikfachs kommst, ist die Elektrik zu wenig oder gar überhaupt nicht geschirmt. Dies holst du nach, indem du das Fach leerst und mit Kupferfolie, Abschirmlack oder ähnlichem auskleidest und den erzeugten Schirm dann mit der Masse der Elektrik verbindest. Meist genügt es, die Schirmung einfach mit einem Kabel an das Gehäuse eines Potis zu löten. Beim Abschirmen darfst du den Deckel des Faches nicht vergessen!
Elektrik korrekt erden: Um den Abschirmeffekt zu maximieren, sorgst du dafür, dass alle Elemente, die sich irgendwie zur Abschirmung eignen, geerdet, also auf Masse gelegt sind. Dazu gehören auch die Gehäuse der Potis, welche du mittels kurzer Kabel miteinander verbindest. Dadurch sind nicht nur die signalrelevanten Verbindungen hinsichtlich der Masse verbunden, sondern es werden auch alle Gehäuse und das signalführende Innenleben der Bauteile besser geschützt.
Saiten erden: Nicht nur das Instrument fungiert als Antenne, auch der Spieler. Leider ist es so, dass Antennen nicht nur Signale empfangen, sondern diese auch wieder abgeben.Daher fängt das Setup an zu brummen, wenn man die Gitarre umlegt: Der Körper strahlt die empfangenen Störsignale wieder gebündelt auf die Gitarre ab! Sind deine Saiten ebenfalls auf Masse geerdet, verschwindet die Störung sofort, wenn du die Saite berührst. Durch den Kontakt mit der Masse des Setups wird aus der Körperantenne nämlich ganz schnell auch ein Teil der Abschirmung!Findet dieser sofortige Stopp der Störgeräusche beim Berühren der Saiten nicht statt, sind sie nicht geerdet!
Spieler erden: Um das Problem des brummenden Setups bei umgehängter Gitarre ohne Saitenberührung zu umgehen, kannst du dich mit einem Kabel permanent an eines der Metallteile der Gitarre erden. Dann hast du zu keiner Zeit das Brummproblem. Hierfür gibt es im Handel spezielle Erdungsarmbänder.Da man dadurch aber mehr oder minder fest mit dem elektrischen System verbunden ist, erhöht sich die Gefahr eines elektrischen Schlags. Diese Gefahr tritt allerdings nur dann ein, wenn ein Defekt am Verstärker dazu führt, dass auf der Masse des Systems plötzlich Strom anliegt, was extrem selten vorkommt.Trotzdem würde ich diese Technik nur anwenden, wenn du das Setup an einer Netzleiste oder einem Stromkreis mit Fehlerstromschutzschalter (FI) betreibst! An dieser Stelle muss ich erneut sagen: Lass dich hierbei von einem Fachmann beraten. Mit Strom ist einfach nicht zu spaßen!
Ach wenn ich mich wiederhole, nochmals der dringende Hinweis: Das Abkleben oder Entfernen von regulären Erdungskontakten an stromführenden Geräten ist lebensgefährlich! Lass dich hier auf keinen Fall auf unsichere Bastellösungen ein. Falls du glaubst, dass ein suboptimaler Klang aus Erdungsproblemen deiner Gerätekette resultiert, suche den Rat eines Elektrikers.
Störquellen sind mannigfaltig und erfordern manchmal etwas Detektivarbeit. Ich hatte schon mal den Fall, dass wir auf einer Gitarrenspur ein Ticken hatten und lange nicht herausfanden, woher es kam. Selbst nach dem Tausch aller Kabel, des Amps und der Gitarre war es immer noch da. Der Grund war schließlich eine batteriebetriebene Armbanduhr in der Hosentasche des Gitarristen, deren Impulse sich auf die Gitarrenelektrik übertrugen.
4.3Mechanische Klangbeeinflussung
Neben dem weiten Feld der elektrisch verursachten Störungen können auch rein mechanische Einflüsse den Klang verderben. Dabei können selbst kleinste Nebengeräusche oder Fehler relevant werden, da sie durch große Verstärkung oder gar Verzerrungen schnell in den Vordergrund treten.
Klassische Fehler sind schnarrende Saiten oder kleine Spielfehler. Diese Einflüsse kannst du mindern, indem du einen frottierten Haargummi über das Griffbrett und die Saiten ziehst. Natürlich kommt der Gummi in den ersten Bund und dieser Trick funktioniert auch nur, wenn du keine Leersaiten spielen musst.
Um nicht gespielte, aber versehentlich mitschwingende Saiten zu dämpfen, schiebst du ein gefaltetes Papiertaschentuch darunter. Diese Technik ist vor allem für etwas unsauber spielende Gitarristen hilfreich.
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