einem Reporter sprach. Gerd Wildfang erklärt Helene, dass sie morgen nach Salzburg fahren werden. Natürlich will sie sofort Näheres wissen. Aber der Kommissar spürt, dass die Bäckereibesitzerin auf Nachrichten aus der Zentrale wartet. Daher meint er, „Nur ein Ausflug, sonst nichts!“
Der nächste Morgen bringt Nieselregen, genau das, was sich die Herren nicht erhofft haben. „So eine Scheiße, da will ich dir schon mal den Wolfgangsee zeigen, dann regnet es.“
„Vielleicht klart es sich ja noch auf. Petrus wird uns nach Überschreiten der Grenze schönes Wetter kredenzen, da bin ich mir ganz sicher“, meint Walter Broder. Tatsächlich ist es dann auch so. Kurz nach elf klärt sich das Wetter tatsächlich auf, drei Kilometer vor der Österreichischen Grenze. „Siehst du, hab ich zuviel versprochen?“ Zuerst fahren sie am Ufer des Fuschlsees entlang, dann folgt schon der Wolfgangsee.
Gleich danach zeigt sich schon Sankt Gilgen. „Pension Unterrainer, dass müsste gleich hinter der nächsten Biegung kommen.“ Tatsächlich hat sich Broder nicht getäuscht. Sie fahren bereits auf das Grundstück der Pension, die allerdings inzwischen in „Hotel“ umbenannt ist. Broder ist erstaunt, gleich hinter der alten Pension ist ein Prachtbau entstanden. Ein vierstöckiges Hotel mit allem Komfort, wie sie beide sofort erkennen. Sie betreten die Lobby und staunen nicht schlecht. Es ist ein Hotel mit vier Sternen. Also nicht eine kleine, etwas muffig riechende Pension. Kommissar Broder geht auf den Empfang zu und verlangt nach Herrn Unterrainer.
„Gleich wird er da sein, wenn sie schon mal im Salon Platz nehmen wollen!“ Das recht junge und überaus hübsche Fräulein vom Empfang verdreht nochmals die Augen, als sie Gerd Wildfang in Augenschein nimmt. „Du hast ihr anscheinend gefallen“, kommentiert es Kollege Broder. Ein junger Mann, Wildfang und Broder schätzen ihn auf etwas fünfunddreißig betritt den Salon. „Kann ich ihnen helfen? Mein Name ist Maximilian Unterrainer.“
Die Kommissare Broder und Wildfang stellen sich vor und bitten um ein Fünfaugen Gespräch.
„Kommen sie doch mit in mein Büro, das liegt im ersten Stock.“ Maximilian Unterrainer geht voran und die beiden Herren folgen ihm. Kaffee und ein Kipferl werden noch geordert, dann bittet Maximilian darum, dass die beiden Herren doch bitte erklären sollen, warum sie ihn aufsuchen. Walter Broder übernimmt das Wort und schildert nun, was sich in Rosenheim alles getan hat. Er ist erstaunt, da er erfahren muss, dass Maximilian über alles informiert ist. „Warum sind sie nie nach Bad Endorf gekommen“, fragt nun Kommissar Broder.
„Weil wir Bescheid wussten, Sie müssen wissen, dass wir ein Gespräch mit anhören mussten, welches uns zuerst geschockt hat, aber dann später alles erklärt hat. So hat meine Schwester mit anhören müssen, wie meine Mutter zu meinem Vater sagte, dass sie ihn bittet, endlich Schluss zu machen. Damit meinte sie, dass sie ihn bat, ihr beim Sterben zu helfen.“
„Gut gehen wir mal davon aus, dass ihr Vater ihre Mutter mit deren Einwilligung umgebracht hat, aber warum ist er dann umgebracht worden?“ „Sie wollen mir doch nicht allen Ernstes erzählen, dass er wirklich ermordet wurde. Wir haben es so verstanden, dass er bei ihr sein wollte.“ „Er wurde aber erschlagen und dann erst in die Sägemaschine gelegt.“ Maximilian ist erstaunt. Da ist er bisher immer von einer anderen Voraussetzung aus gegangen.
„Sagen sie uns jetzt noch, wie das mit dem Erbe geregelt ist? Wer erbt was?“ „Das mit dem Erbe ist ganz einfach. Meine Schwester und ich erben die Immobilien, also die Hotels und Nebeneinrichtungen, wie etwa die Kureinrichtungen und die Patente, die noch vom Opa stammen.“ „Wie viele Hotels sind es denn und was ist mit dem Darlehen, welches ihr Vater dem Waginger gegeben hat?“
„Zu eins, es sind siebenundzwanzig Hoteleinrichtungen, zu zwei, das Darlehen wurde inzwischen als Beteiligung umgewandelt. Meine Schwester und ich sind beim Waginger mit zehn Prozent beteiligt. Aber das spürt er ja gar nicht. Sein Betrieb ist so groß, dass es für ihn nur ein paar Peanuts sind. „Wie hängt denn eigentlich die Familie zusammen. Wen gibt es denn da noch alles?“
Maximilian beginnt mit seiner Erzählung im Jahre 1948. „Unsere Großmutter brachte Vanessa mit in die Ehe. Sie wurde aber später vom Opa adoptiert. Dann folgten die beiden Söhne Werner und Otto. Erst nach zehn Jahren folgte eine Schwester mit dem Namen Bärbel, als Nachzüglerin. Sie war es aber die zuerst heiratete. Sie heiratete meinem Vater den Unterrainer Anton. Aus dieser Ehe kam dann meine Schwester Angelika und ich hervor.“
„Wenn ich das richtig verstehe, dann hat ihre Mutter als Startkapital die Pension mitbekommen. Sie hat dann mit ihrem Mann zusammen ein lukratives Geschäft daraus gemacht.“ „Ja, das ist richtig, meine beiden Onkels wollten nicht, dass ihnen ihre Schwestern also auch unsere Mutter mit ihrem Mann ins Handwerk pfuschen konnten.“
„Aber was gibt es noch für einen Onkel?“, fragt Wildfang. „Sie meinen sicher meinen Onkel Otto Waginger.“ „Wo wohnt denn nun der Otto Waginger?“, hakt Broder nach.
„Der Otto betreibt das Nordgeschäft“, erklärt Maximilian. „Ach, da gibt es noch etwas, mein Onkel Otto hat niemals geheiratet. Aber er lebt mit einer Gitte Lindström zusammen. Sein Anteil fällt laut Testament dem Werner zu. Oder umgekehrt, falls der Werner zuerst stirbt. So oder ähnlich soll es vereinbart sein.“ „…Und wo lebt der Otto?“
„Soviel ich weiß, hat er Besitz in Kanada, aber eigentlich lebt er in Oslo, oder war es Göteborg. So genau weiß ich das nicht. Da müssen sie meinen Onkel Werner fragen.
„Aber warum denn in Oslo oder Göteborg?“
„Weil er den Nordvertrieb macht. Dieser umfasst die Geschäfte in Kanada und Skandinavien. Da muss er vor Ort sein.“
„Wir haben gehört, dass sich ihre Mutter angeblich scheiden lassen wollte, weil ihr Vater und schon ihr Großvater Beziehungen zu Rechtsextremen Gruppierungen hatte, ist da etwas dran, oder ist das nur ein Gerücht?“
Kapitel: 6 Die „Rechte Partei“
„Leider ist etwas dran. Tatsächlich hat mein Großvater etwas mit den „Rechten“ zu tun gehabt. Das er dann auch noch meinen Vater mit hineingezogen hat, das ist für unsere Familie kein Ruhmesblatt.“ „Wie muss ich das denn verstehen“, will nun Wildfang wissen.
„Mein Vater hat ohne Wissen meiner Mutter eine Partei in Österreich unterstützt, die stark nach rechts tendiert. Bevor meine Mutter von ihrer Krankheit erfuhr, hatte sie tatsächlich die Scheidung eingereicht, weil sie mit dem Wissen nicht leben konnte. Aber als sie erfuhr, dass sie unheilbar krank ist, hat sie die Scheidung zurückgezogen.“
„Ist da viel Geld hingeflossen, ich meine zu den Parteifreunden ihres Vaters?“ „Er hat bei den Wahlen einiges gespendet, ich weiß von einer Summe von dreihundert Tausend.“
„Ach du liebe Zeit“, rutscht es Broder heraus. Dann will er aber noch wissen, ob es noch weitere Verpflichtungen gibt. Etwa so etwas wie ein Spenden-Versprechen?“ „Da gibt es tatsächlich noch etwas, aber darüber will ich jetzt nicht sprechen, da ich noch nicht den vollen Umfang kenne.“ „Natürlich weißt du Bescheid!“, klingt es aus dem Hintergrund. Inzwischen ist die Schwester von Maximilian in den Raum gekommen. Sie hielt sich im Hintergrund um zuzuhören, was ihr Bruder erzählt.
Angelika mischt sich ein und meint, „die behaupten doch tatsächlich, dass ihnen mein Vater die Hotels versprochen hätte.“ „Ist denn das Testament schon eröffnet worden?“
„Der Notar will erst die Untersuchungen abwarten, wenn es tatsächlich Mord war, wird das Testament ausgesetzt. Dann bleibt das Vermögen erstmal bei uns beiden.“ „Von welchen Summen reden wir denn überhaupt?“
„Siebzig Million!“, meint Maximilian. Den Kommissaren Broder und Wildfang verschlägt es den Atem. „Wie bitte?“
„Ja, sie haben schon recht gehört. Und diese Summe stellt sich die Partei als Spende vor. Wir brauchen nur bezahlen, dann gehören die Hotels uns“, meint Angelika.
„Der Parteivorsitzende hat angeblich ein Schreiben meines Vaters, das die Richtigkeit der Angaben bestätigt. Gesehen haben wir