Markus Tödter

Affentheater, letzter Vorhang


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Ausbruch der Wirtschaftskrise, eine Vielzahl an Neuerscheinungen, die sich mit den systemimmanenten Nachteilen des kapitalistischen Wirtschaftssystems auseinandersetzen. Zudem wurde schon vor mehreren Jahrzehnten der geringe Unterschied zwischen Mensch und Tier eindrucksvoll herausgestellt. Mein Ziel ist es, diese beiden Themenkomplexe zu vereinen und als das darzustellen, was sie sind: Ursache und Wirkung.

      In den ersten beiden Kapiteln konzentriere ich mich hauptsächlich auf die inneren Vorgänge, die uns zum Menschen machen, und welche davon problematisch für den weiteren positiven Verlauf der Menschheitsgeschichte sind. Welche Auswirkungen sich aus dem menschlichen Bauplan ergeben, wird Bestandteil meiner Überlegungen in den Kapiteln drei bis sechs sein. Anschließend gehe ich in Kapitel sieben auf die wahrscheinliche Zukunft näher ein. Wie man diese zu erwartende dramatische Verschlechterung der derzeitigen Situation verhindern könnte, beleuchte ich im abschließenden achten Kapitel.

      I – Nah am Affen gebaut

      „Gott hat den Menschen erschaffen, weil er vom Affen enttäuscht war. Danach hat er auf weitere Experimente verzichtet.“

       (Mark Twain)

      Triebgesteuert

      Dieses Buch über die Zukunft der Menschheit beginnt, wie der Mensch selbst: mit Sex. Natürlich durch eine neutrale Brille betrachtet, die wir uns von einem beobachtenden Wissenschaftler ausgeliehen haben.

      Einige Leser werden sich fragen: „Was hat der Geschlechtsakt mit den Auswüchsen des Kapitalismus zu tun?“ Diesen antworte ich: „Mehr als Sie denken“ und „Warten Sie es ab“.

      In diesem Kapitel möchte ich in einem kleinen Exkurs verdeutlichen, wie wichtig das Gehirn für unser Leben ist. Der bekannte Gehirnforscher Dick Swaab behauptet in seinem gleichnamigen Buch sogar, dass „wir unser Gehirn sind“. Das Handeln wird zu 100 Prozent vom Gehirn gesteuert. Da unser Rechenzentrum das Ergebnis einer mehr als drei Milliarden Jahre dauernden Evolution darstellt, darf es nicht verwundern, wenn biologische Restbestände unbewusst tief in uns schlummern und dafür sorgen, nicht immer erklärbare Entscheidungen zu fällen.

      Der Sexualtrieb stellt einen wichtigen Bestandteil der menschlichen Persönlichkeit dar. Auch deshalb eignet er sich gut, um zu zeigen, dass der Mensch vielen Tieren entwicklungsgeschichtlich näher steht als gemeinhin bekannt ist. Bereits Charles Darwin stellte 1871 fest, „dass es keinen grundlegenden Unterschied zwischen dem Menschen und den höheren Säugetieren hinsichtlich ihrer geistigen Fähigkeiten gibt.“

      Außerdem beweisen die traditionellen Umfragen zur Sexualität, dass viele als gesichert angesehene wissenschaftliche Fakten ein Ablaufdatum besitzen, oftmals dadurch zustande gekommen, dass die Forscher zu viel Vertrauen in die Wahrheit der Aussagen der befragten Personen hatten. Was heute noch als richtig gilt, kann morgen schon widerlegt sein.

      Wie sehr dies zutrifft, lässt sich gut an einem Thema verdeutlichen, über das nach dem Zweiten Weltkrieg der Mantel des Schweigens ausgebreitet wurde. Während sich die deutschen Männer an der Front befanden, blieben die Ehefrauen zurück und mussten oftmals die schwere Arbeit, etwa auf dem Bauernhof, alleine weiterführen. Um sie zu unterstützen, wurden Kriegsgefangene zur Hilfeleistung abgestellt. Nachdem der biologische Kern eines Menschen sich niemals ganz abstellen lässt, begannen einige dieser Frauen eine Liebesbeziehung mit einem Kriegsgefangenen, obwohl den Frauen bekannt war oder bekannt gewesen sein sollte, dass eine derartige Liaison gesetzlich untersagt war. So wurden viele Frauen zu Gefängnisstrafen verurteilt und die Kriegsgefangenen erhängt. Objektiv betrachtet ist es schon verwunderlich, wieso eine Frau unter diesen Umständen eine Beziehung beginnt. Einzige Erklärung: Ab einem gewissen Punkt übernimmt der Trieb die Steuerung und führt auch zu für sich selbst und andere gefährlichem Verhalten. Für die Natur ist dieses jedoch absolut sinnvoll. Wird so die eigene Art doch unter allen Umständen erhalten.

      Ein Kampf im Inneren

      Was die primitivsten Wünsche des Menschen sind, ist uns in der von Konsum bestimmten Welt oft nicht einmal mehr bewusst. Haben Sie schon einmal bei den Handygesprächen anderer Menschen zugehört? Natürlich nicht absichtlich, was soll man auch machen, wenn der Sitznachbar in der U-Bahn inbrünstig telefoniert. Ist Ihnen dabei aufgefallen, wie banal die meisten Gespräche sind? Es geht um den Freund/die Freundin, ums Essen, was man am Wochenende gemacht hat – hin und wieder sogar mit wem – und sonstige alltägliche Dinge. Hieran erkennt man gut, was für die meisten Menschen zählt. Nur selten bekommt man ein Gespräch mit über politische Themen oder wissenschaftlichen Austausch. Sicher, diese Interessenbereiche werden vermutlich eher persönlich oder im Internet behandelt. Dennoch lässt sich feststellen, dass zwischenmenschliche Interaktion sich wie bei unseren haarigen Vorfahren vor allem um zwei Dinge dreht: Wer wen gelaust hat und dass man den Bauch vollbekommt.

      Treffend hat eines der „menschlichen Urbedürfnisse“ Diogenes von Sinope benannt, als