Markus Tödter

Affentheater, letzter Vorhang


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evolutionsgeschichtlich „die emotionale Steuerung des Verhaltens der bewusst strategischen Planung vorausging.“24

      Was sind wir mehr: aggressiver Schimpanse oder erotischer Bonobo? Fest steht auf alle Fälle, dass nicht nur Menschen und Schimpansen Vertreter der eigenen Spezies töten. Auch bei anderen Tieren wie Löwen oder Hyänen wurde ein solches Verhalten beobachtet, ganz zu schweigen von Ameisen, wo regelrechte Kriege an der Tagesordnung sind. Aber was der Mensch perfektioniert hat, ist die Organisation bei diesen tödlichen Auseinandersetzungen.

      Sogenannte Spiegelneuronen sind dafür verantwortlich, dass wir „mitfühlen“, wenn wir jemanden sehen, der sich zum Beispiel am Ellbogen anschlägt. Spezielle Nervenzellen weisen hierbei die gleichen Aktivitätsmuster auf, als stießen wir uns selbst mit dem Ellbogen an einer Kante. Wir empfinden den Schmerz ebenfalls.

      Mit geballter Faust

      Aber genauso mitfühlend der Mensch sein kann, genauso grausam kann er werden. Man vergegenwärtige sich, welche Gräueltaten in Kriegen verübt werden. Mit diesem dem Menschen unwürdigen Geschehen, dass emphatischem Verhalten diametral gegenübersteht, werde ich mich im siebten Kapitel näher auseinandersetzen. An dieser Stelle möchte ich mich mehr auf die allgemeine menschliche Aggressivität konzentrieren, die fortlaufend zu Tage tritt.

      Neben der Kriminalität Einzelner bedroht noch eine andere Art Gesetzesverstöße unser friedvolles Zusammenleben. 2012 schätzte die UNO den Jahresumsatz des organisierten Verbrechens auf 2,1 Billionen US-Dollar, vergleichbar mit dem Bruttoinlandsprodukt von Großbritannien. Die Einnahmen aus Drogen- und Menschenhandel, Schutzgelderpressungen und anderen kriminellen Aktivitäten entsprechen 3,6 Prozent der Weltwirtschaftsleistung. Und die Übergänge zwischen den Reichen und den Vertretern der organisierten Kriminalität sind, besonders in Schwellenländern, oftmals fließend.

      Aggressivität äußert sich auch in dem Drang, sich selbst zu verteidigen. Schätzungen gehen davon aus, dass ein Drittel bis die Hälfte der US-Haushalte über eine Schusswaffe verfügt. Dies führt dazu, dass Kinder im Alter von 5 bis 14 Jahren im Vergleich zum Durchschnittswert von 25 anderen Ländern 13-mal so häufig ermordet werden, sich 8-mal so oft selbst mit einer Waffe töten und 10-mal so viele Kinder nach einem Waffenunfall sterben.

      Kontrolle ist gut

      Die soziale Interaktion ist der Grundpfeiler für den Fortbestand und die Weiterentwicklung der Gruppe. Wie Darwin nachweisen konnte, setzt sich in der Natur derjenige durch, der überlebt und sich fortpflanzt. Wie diese natürliche Auslese erfolgt, ist dabei nebensächlich. Hier ist der Weg einmal nicht das Ziel. Ob durch Aggression oder Kooperation macht keinen Unterschied, solange am Ende das Überleben der eigenen Art steht.

      Menschen wollen Teil einer Gruppe sein, weil sie sich darin sicherer fühlen. Diese Funktion übernehmen in unseren Tagen vor allem das gemeinsame Heimatland, die gemeinsame Religion und das gemeinsame Volk.

      Bei aller Betonung der Individualität darf niemals die Bedeutung der Gruppe vergessen werden. Der Mensch kann auch in dieser Hinsicht als gespaltene Persönlichkeit