Robert Cacic

Selamün Aleyküm, Herr Schmidt. Ich liebe ihre Tochter!


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      Robert Cacic

      Selamün Aleyküm, Herr Schmidt. Ich liebe ihre Tochter!

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      Inhaltsverzeichnis

       Titel

       -1-

       -2-

       -3-

       -4-

       -5-

       -6-

       -7-

       -8-

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       -15-

       Impressum neobooks

      -1-

      „Oğlum, aufstehen! Du kommst zu spät zur Uni.“ ruft meine Mutter aus dem Flur, fünf Minuten, bevor mein Wecker eigentlich klingeln sollte. > Oğlum< bedeutet mein Sohn. Ich ignoriere ihren Ruf, denn diese fünf Minuten kann sie mir doch gönnen, da habe ich aber falsch gedacht. Ich höre ihr Getrampel. Sie öffnet die Tür und fängt erneut an zu schreien.

      „Sag mal, willst du etwa zu spät zur Uni kommen! Stehe jetzt auf du fauler Sack.“.

      Für alle, die jetzt denken, dass dies ein komischer Umgangston für eine Mutter sei, da denkt ihr falsch. Bei uns Ausländern ist es die typische Sprache, etwas anderes kennen wir nicht. Meine Familie kommt ursprünglich aus der Türkei. Wir leben jetzt seit zwei Generationen in Deutschland. Meine Großeltern kamen damals als Gastarbeiter nach Hamburg. In der Türkei selbst gab es zu diesem Zeitpunkt nicht so viel Arbeit, vor allem nicht für die Leute aus den Dörfern. Eigentlich haben meine Großeltern vorgehabt, irgendwann wieder in die Türkei zurückzukehren, allerdings waren sie so sehr mit ihrer Arbeit und dem Geld verdienen beschäftigt, dass die Jahre vorübergingen und sie es nie getan haben. Damals war es anders als heute. Die ausländischen Arbeiter wurden willkommen geheißen. Heutzutage hat sich vieles geändert. Man fühlt sich als Ausländer nicht mehr erwünscht, obwohl man hier geboren und aufgewachsen ist und sogar die deutsche Staatsangehörigkeit besitzt. Aber dein Aussehen, deinen Namen und deine Mentalität kannst du nicht hinter einer Staatsangehörigkeit verstecken. Mein Name ist Emre und ich bin offiziell deutscher Staatsbürger. Ich wiederhole es nochmal, ich heiße Emre und bin Deutscher. Ich fühle mich auch als Deutscher und ich sehe Deutschland als meine Heimat. Egal, wie oft ich es drehe und wende, für einige gibt es einfach keinen Emre der Deutscher ist. Das erlebt man auch im Alltag, angefangen in der Schule, bis hin zur Arbeit oder zum normalen Diskobesuch. Die Leute schauen dich an und bilden sich sofort eine Meinung über dich. Wie oft bin ich mit meinen Jungs nicht in die Diskothek reingekommen, obwohl wir feine Kerle sind. Alle besuchten wir das Gymnasium und studieren mittlerweile. Wir beherrschen die deutsche Sprache fließend, aber die Türsteher sehen in uns nur Stressmacher, was ja nach deren Meinung typisch ist für Ausländer. Als ob ich nur in die Disko gehe, um mit anderen Leuten Streit anzufangen. Wenn ich so scharf darauf wäre, dann würde ich mir irgendwo draußen jemanden suchen. Aber wo leben wir denn bitte, in der Steinzeit? Nein, dennoch haben viele diese Vorurteile und denken so über uns. Mein Onkel hat mir damals eine sehr lustige Geschichte über sich erzählt. Er ist der Bruder meines Vaters und heißt Ümit. Onkel Ümit hat eine deutsche Ehefrau. Meine Tante heißt Manuela. Tante Manuela wohnte damals mit ihren Eltern in Quickborn. Es ist ein Vorort von Hamburg. In Quickborn lebten früher hauptsächlich nur Deutsche, Ausländer fand man dort kaum welche. Onkel Ümit wollte seine Freundin und spätere Ehefrau ins Kino ausführen und hielt es für praktisch, das Kino in Quickborn mit ihr aufzusuchen. Ich habe aus dieser Zeit Bilder von ihm gesehen. Er war ein klassischer 80er Jahre Türke, lange schwarze Haare, Schnurrbart und immer sportlich angezogen. Sie gingen ins Kino. Er erzählte mir, dass ihn dort alle Leute komisch angeschaut haben. Nach seiner Aussage waren nur Deutsche anwesend, er war mithin der einzige Ausländer im kleinen Kinosaal. Es hat ihn niemand angepöbelt oder ähnliches, er sagte mir aber, dass die Blicke ihn durchbohrt haben und er sich den ganzen Film über sehr unwohl gefühlt hat. Manchmal muss man nichts sagen, oftmals reichen Blicke aus, um in jemanden ein Unwohlgefühl auszulösen. Einerseits ist die Geschichte meines Onkels witzig, da er als einziger Ausländer in einem Kinosaal war, andererseits widerspiegelt diese Geschichte den klassischen Alltag für viele Ausländer. Aber nun zurück zu mir. Wie ich bereits erwähnt habe, ich heiße Emre, bin deutscher Staatsbürger und 21 Jahre alt. Ich studiere Sozialökonomie im vierten Semester und meine Mutter hat mir soeben meine Bettdecke weggezogen.

      „Aufstehen! Du warst mal wieder die ganze Nacht wach und jetzt bist du zu kaputt. Es ist so typisch für dich.“ sagt meine Mutter und öffnet mein Zimmerfenster. Ich liege noch immer im Bett und versuche ihr Gerede zu ignorieren. Mit einmal überkommt mich die Kälte und ich schrecke auf. Das mit dem Fenster macht meine Mutter ständig, wenn sie mich wach bekommen möchte, schon von klein auf an. Es ist eine gute Taktik von ihr. Zuerst zieht sie einen die Decke weg, öffnet daraufhin das Fenster, geht aus dem Zimmer und lässt das Licht an und die Tür auf. Die Tür lässt sie mit Absicht geöffnet, damit ein Durchzug entsteht und es im Zimmer schneller kalt wird. Das geöffnete Fenster gibt einen dann den Gnadenstoß, sodass du aufstehen und dich anziehen musst, um der Kälte zu entkommen. Genau das tue ich auch. Ich schnappe mir schnell meine Klamotten, ziehe mich an und schließe das Fenster. Noch einmal werfe ich mich angezogen ins Bett, um wenigstens noch fünf Minuten Schlaf zu ergattern. Keine Chance, meine Mutter lässt nicht lange auf sich warten. Erneut stürmt sie ins Zimmer und reißt mich aus dem Schlaf. Ich gebe nach und stehe endgültig auf.

      „Mama, warum weckst du mich denn früher, als ich überhaupt aufstehen muss.“ frage ich sie in einem wimmernden Ton.

      „Weil du eine Ewigkeit benötigst, um aufzustehen. Ich plane diese Zeit mit ein.“ antwortet sie mir und macht nebenbei mein Bett ordentlich. Ich kann mein Gähnen kaum zurückhalten.

      „Du bleibst auch jedes Mal die ganze Nacht wach und zockst an deiner Playstation. Schämst du dich denn nicht?“. Da hat sie einen Nerv getroffen, denn tatsächlich zocke ich in letzter Zeit bis spät in die Nacht Playstation. Ich würde mich selbst nicht als Spielsüchtig bezeichnen, aber welcher Süchtige gibt schon zu, dass er süchtig ist? Die Zeit vergeht einfach so schnell beim Zocken. Dort, wo es dir wie eine halbe Stunde vorkommt, vergehen in Wirklichkeit mehrere Stunden. Man ist so vertieft im Spiel und der Spaß ist enorm, sodass das Zeitgefühl verloren geht. Ich benötige einfach meine tägliche Dosis Zocken, um vom Alltag abzuschalten. So, wie der eine zum Golfen oder zum Bowling