Robert Cacic

Selamün Aleyküm, Herr Schmidt. Ich liebe ihre Tochter!


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die Richtige.“ sagt Berkan und klopft dabei auf Milans Schulter. Milan ist ein wirklich sehr hübscher junger Mann, mit seinem Aussehen kann er Frauen auf jeden Fall überzeugen, nur versaut er es sich immer wieder mit seinen dummen Anmachsprüchen. Er selbst ist von der Genialität seiner Sprüche sehr überzeugt. Manchmal klappt es auch, das will ich nicht abstreiten, aber die Mehrheit der Frauen findet es absurd. Die Frauen, bei denen es klappt, finden seine Sprüche und seine Art in diesem Moment einfach nur süß statt albern, von daher klappt es auch manchmal. Milan selbst verfolgt da seine eigene Theorie. Nach seiner Auffassung kann man schon von einen Erfolg sprechen, wenn von zehn angesprochenen Frauen mindestens eine darauf anspringt. Er findet, dass die Männer zu viel Aufwand in eine Frau investieren, anstatt mit wenig Aufwand viele Frauen anzusprechen, das macht das Ganze nicht so anstrengend.

      Die Bahn fährt in den Bahnhof Altona ein. Wir steigen in denselben Wagon wie die drei Mädels. Vor uns befindet sich ein freier Vierersitz.

      „Jungs, lasst mich in entgegengesetzter Fahrtrichtung sitzen, ich möchte nicht zu den Mädels schauen müssen. Die Abfuhr, so früh am Morgen, macht mir grade richtig schlechte Laune.“ sagt Milan und setzt sich auf seinen gewünschten Platz hin.

      „Bruder, sowas darfst du doch gar nicht ernst nehmen. Eine Frau kommt und eine geht, das sagst du doch selber jedes Mal.“ sagt ihm Berkan, um ihn wenigstens etwas zu trösten.

      Ich fühle mich dazu verpflichtet, ihn auch aufzumuntern. Er sieht tatsächlich sehr mitgenommen aus, obwohl Frauen ansprechen für ihn wie ein Hobby ist.

      „Mach dir nichts draus Bruder. Wie Berkan bereits sagte, eine Frau kommt und eine geht. Bei der Nächsten wird es klappen.“ füge ich hinzu. „Ja Jungs, ihr habt Recht, aber dieses Mädel sieht fantastisch aus. Es ist einfach nur ärgerlich, diese Gelegenheit verpasst zu haben. Des Weiteren tut so ein Korb am frühen Morgen richtig weh.“ antwortet Milan und schaut dabei betrübt aus dem Fenster. Berkan klopft Milan mit der Hand gegen sein Knie und sagt „Ach Kopf hoch, vielleicht wollte sie einfach nur vor ihren ganzen Freundinnen eine harte Dame sein. Mag sein, dass sie anders reagiert hätte, wenn sie alleine wäre.“. Milans Augen öffnen sich vor Freude.

      „Du hast Recht! Es kann gut möglich sein. Ich will mich nicht umdrehen. Schaut ihr mal kurz hin, ob sie zu mir rüber guckt! Und, schaut sie her?“. Noch im selben Moment schauen Berkan und ich an die ganzen Köpfe vorbei hinüber zu den Mädels. Sie sitzen auch auf einen Vierersitz. Das Mädel, welche ich so besonders finde, sitzt mit dem Gesicht in unsere Richtung, ihre Freundin und die Schwarzhaarige hingegen sitzen mit dem Rücken zu uns. Berkan und ich schauen uns gegenseitig an, beide haben wir denselben Gedanken. Innerlich fragen wir uns – Wer wird Milan die schlechte Nachricht überbringen? -.

      „Und, schaut sie her? Sagt schon Jungs, bevor ich mich selber umdrehe und es albern aussieht.“ fragt Milan ungeduldig. Berkan gibt mir mit seinem Blick zu verstehen, dass ich es Milan sagen soll.

      „Ehm, Bruder… Verstehe es jetzt nicht falsch, aber sie sitzt mit dem Rücken in unsere Richtung. Vielleicht wird ihr einfach nur schlecht beim Rückwärtsfahren. Es ist alles möglich.“ antworte ich ihm. Milan springt kurz auf und setzt sich dann wieder hin. Er ist sichtlich enttäuscht und verärgert darüber, dass sie mit dem Rücken zu uns sitzt.

      „Da habt ihr jetzt die Bestätigung. Sie hat einfach kein Interesse, ich wusste es. Egal, wie ihr es bereits erwähnt habt, eine Frau kommt und eine Frau geht. Und danke für eure Schönrederei. Ich weiß, ihr tut es mir zuliebe, aber erspart es euch Jungs. Ich bevorzuge lieber die knallharte Wahrheit. Sie denkt, sie sei etwas Besseres, dann soll sie gehen und glücklich werden.“ antwortet er und schaut erneut aus dem Fenster, wie zu Beginn unserer Fahrt. Ich bin darüber erstaunt, wie ihm diese Sache mit dem Mädel ans Herz geht. Ein Korb stört ihn normalerweise nicht. Ich glaube einfach, dass sie nicht nur eine zum Zeitvertreib werden sollte, sondern, dass er sie schon als potenzielle feste Freundin gesehen hat. Wir Männer unterteilen da gerne die Frauen. Es gibt einmal die Kategorie Frauen, mit denen man einfach nur seinen Spaß haben will und es gibt die Kategorie Frauen, mit denen man sich etwas Ernstes vorstellen kann. Und ich glaube für Milan gehört sie einfach zur zweitgenannten Kategorie. Wir stehen von unseren Sitzen auf. Die Bahn fährt jetzt in den Bahnhof Dammtor ein. Von dort aus haben wir einen zehn Minuten Fußweg bis zur Universität. Aus der Ferne sehe ich, dass sich die Mädels für den Ausstieg bereit machen. Ich freue mich innerlich sehr, da die dunkelblonde Hübsche anscheinend auch hier studiert. Mir kam nur ein Gedanke in den Kopf.

      Vielleicht laufe ich ihr auf dem Campusgelände nochmal über den Weg.

      -3-

      Die Bahntüren öffnen sich. Wir steigen immer in den letzten Wagon ein, da dieser nah an der Ausgangstreppe des Bahnhofs hält. Die Mädels sind nicht weit von uns entfernt, auch sie gehen jetzt in Richtung Treppe. Ich verlangsame mein Tempo, in der Hoffnung, dass die Mädels und wir aufeinandertreffen. Gerade, als ich meinen Gang verlangsame, sagt Milan „Leute, lass uns einen Zahn zulegen. Ich will nicht gemeinsam mit den Mädels an der Ampel stehen. Es war genug Demütigung für heute.“. Verdammt! Warum muss er jetzt den sterbenden Schwan spielen. Ich füge mich. Milan, Berkan und ich erhöhen unser Schritttempo. Wir gehen die Bahnhofstreppe hinunter. Im Tunnel, beim Bahnhofsausgang, sitzt jeden Tag ein Obdachloser, welcher nach Geld fragt. Ich suche in meiner Hosentasche nach ein paar Münzen. Ich erhoffe mir, dass wir durch die kurze Verzögerung mit den Mädels an der Ampel stehen werden. Des Weiteren könnte es auch sein, dass die Dunkelblonde sieht, wie ich einem Obdachlosen Geld gebe, vielleicht imponiert es ihr ja.

      „Wartet mal Jungs.“ rufe ich Berkan und Milan zu und hole ein paar Münzen aus meiner Hosentasche, um sie dem Obdachlosen zu geben. Ich habe nicht genau darauf geachtet, wie viel Euro es sind die ich ihm gebe, aber es ist mir egal, denn ich will ihr imponieren. Denkt jetzt nicht, dass ich nur deswegen dem Obdachlosen einige Münzen zustecke und ihn als Sache für den Zweck sehe, es stimmt so nicht ganz. Mindestens einmal die Woche stecke ich ihm etwas Kleingeld zu und er zeigt sich auch jedes Mal sehr dankbar dafür, im Gegensatz zu einigen anderen Obdachlosen, die einen nicht mal dabei anschauen, geschweige denn sich für das gegebene Kleingeld bedanken. Ich verlange ja nicht, dass man mich umarmt oder mir einen Friedensnobelpreis dafür verleiht. Aber ein simples Danke tut dennoch gut zu hören. Ich gebe dem Obdachlosen einige Münzen und er bedankt sich, mit einem Strahlen im Gesicht, bei mir. Ich drehe mich sofort um, um zu sehen, wo sich die Mädels befinden. Ich habe Glück! Sie sind ungefähr 10 Meter von uns entfernt. Das heißt, dass sie vermutlich gesehen hat, wie ich dem Obdachlosen das Kleingeld zugesteckt habe.

      „Emre, los jetzt! Die Ampel ist grün, lass uns schnell rüber.“ ruft mir Milan zu und fängt an zu laufen. Berkan läuft ihm hinterher. Ganz ehrlich, warum sollte ich mich schon so früh am Morgen stressen lassen? Ich behalte mein Tempo bei und gehe ganz entspannt zur Ampel. Berkan und Milan haben die Straße überquert. Kurz bevor ich die Ampel erreiche wird sie wieder rot. Die Jungs sind etwas verärgert darüber, dass ich nicht mitgelaufen bin und sie nun auf mich warten müssen. Ich sehe im Augenwinkel, dass die Mädels auch an der Ampel stehen. Es ist der perfekte Moment, um der Dunkelblonden einen Blick zuzuwerfen. Ich möchte zu ihr hinüberschauen, doch mit einmal höre ich jemanden etwas aus der Ferne rufen.

      „Aşkım! Ich habe dich so sehr vermisst, da bist du ja endlich.“ ruft jemand von Weitem und tritt dabei immer näher heran. >Aşkım< bedeutet –Meine Liebe-. Alle, ich mit eingeschlossen, drehen sich nach hinten um, denn die Person war nicht zu überhören. Aus der an der Ampel stehenden Menge kommt eine kleine junge Frau hervorgesprungen und umarmt mich fest. Es ist meine Ex-Freundin! Meine Ex-Freundin heißt Aleyna. Wir waren zwei Jahre lang ein Paar. Vor ungefähr sechs Monaten habe ich die Beziehung beendet, weil es mir einfach zu viel wurde. Sie war sehr verliebt, das kann ich nicht abstreiten, aber ihre Liebe war mit viel Eifersucht und Anhänglichkeit verbunden. Es ist nicht schlimm, wenn eine Person eifersüchtig ist, allerdings unterscheide ich zwischen einer gesunden und ungesunden Eifersucht und ihre war definitiv das Zweitgenannte. Etwas Eifersucht tut jeder Beziehung gut. Es gibt beiden das Gefühl der Wichtigkeit und dass man Angst davor hat, seinen Partner zu verlieren, weil man ihn so sehr liebt. Aleynas Eifersucht wurde jedoch von Besessenheit dominiert, es