Robert Cacic

Selamün Aleyküm, Herr Schmidt. Ich liebe ihre Tochter!


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bin. Irgendwann, als ich sehr genervt war, ging ich nicht mehr an mein Handy, daraufhin fing der Terror erst richtig an. Ich erinnere mich noch an einen Abend, als ich mit Freunden einen Geburtstag unter Männern gefeiert habe. Irgendwann ging ich nicht mehr ans Handy, daraufhin rief sie mich unter Unbekannt an, weil sie wohl dachte, dass ich dann rangehen würde. Am Ende des Abends habe ich knapp 20 Anrufe in Abwesenheit gehabt. Davon waren vier Anrufe von ihrer Nummer und die restlichen waren Unbekannt. Am nächsten Tag sprach ich sie darauf an und fragte sie, wieso sie mich unter Unbekannt angerufen hat. Sie hat es radikal geleugnet und gesagt, dass sie es nicht war. Völliger Schwachsinn! Was für ein Zufall muss es sein. Erst versucht sie mich anzurufen und keine Minute später ruft mich jemand, ohne Unterbrechung, unter Unbekannt an. Es ist nur eine Geschichte von vielen. Unsere Beziehung wurde von einer kranken Eifersucht dominiert und führte letztendlich dazu, dass der Schlussstrich gezogen worden ist. Aleyna ist dennoch kein schlechter Mensch, im Gegenteil, sie ist immer für einen da und hilft, wo immer sie kann. Ihr Herz ist rein und ihr Aussehen ist angenehm. Sie wird irgendwann den richtigen Mann finden, jemanden, der ihre Eifersucht genießen, anstatt verfluchen wird. Seit unserer Beziehung habe ich mir vorgenommen erstmal keine türkische Freundin zu haben. Unsere Landsfrauen gehen eine Beziehung zu einem türkischen Landsmann ganz anders an. Sie gehen nicht nur von einer normalen Beziehung aus, sondern planen bereits ab dem ersten Tag an, welches Hochzeitskleid sie sich kaufen werden und wer zur Hochzeit eingeladen wird. Im Laufe der Beziehung denken sie sich dann noch Namen für die zukünftigen Kinder aus. Es ist kein Spaß, Aleyna hat es getan und viele andere türkische Frauen die ich kenne auch. Wenn der Mann auch etwas Ernstes suchen sollte, dann steht eine Hochzeit schnell vor der Tür. Es hat also nicht immer etwas Negatives an sich.

       Aleyna drückt mich so fest an, dass ich kaum Luft bekomme. Der Luftmangel ist gerade mein geringstes Problem. Was denken die umherstehenden Leute und was denkt vor allem die Dunkelblonde. Objektiv betrachtet sieht es gerade so aus, als sei Aleyna meine feste Freundin! Ich drücke Aleyna ganz sanft von mir weg und sage ihr, mit voller Absicht in einer sehr hohen Lautstärke

       „Hey Aleyna! Wir haben uns so lange nicht gesehen. Geht es deiner Familie und dir gut?“. Ich hoffe, dass man aus meiner Frage schließen kann, dass wir kein Paar sind, denn warum sollte ich meine feste Freundin lange nicht gesehen haben? Die Ampel wird grün und wir überqueren die Straße.

       „Mir geht es gut Emre und jetzt, wo ich dich gesehen habe, geht es mir noch viel besser.“ antwortet mir Aleyna auf meine Frage.

       „Ehm.. Es freut mich sehr das zu hören.“ sage ich ganz trocken und lege einen Zahn zu, um schneller auf der anderen Straßenseite bei Milan und Berkan zu sein. Bisher konnte ich ihr gut aus dem Weg gehen, auch wenn wir beide an der Universität Hamburg studieren. Ich glaube, das letzte Mal habe ich sie vor ungefähr zwei Monaten gesehen, da kam sie aber nicht mit offenen Armen zu mir, im Gegenteil, wenn ihre Blicke hätten töten können, dann wäre ich jetzt unter der Erde. Entweder stimmt etwas mit ihr nicht oder sie hat mittlerweile tatsächlich die Beziehung überwunden, was mich persönlich sehr freuen würde.

       „Verstehe mich nicht falsch Aleyna, aber wie kommt´s, dass du dich darüber freust mich zu sehen. Bis vor kurzem kam es mir noch so vor, als würdest du mir seit unserer Trennung den Tod wünschen?“ frage ich sie ganz vorsichtig. Sie fängt an zu lachen. Irgendwie habe ich das Gefühl, als habe sie nur auf diese Frage gewartet.

       „Emre, damals war ich sehr labil. Ich weiß, dass meine Eifersucht unsere Beziehung sehr belastet hat, aber ich habe mich geändert. Keine Sorge, es heißt nicht, dass ich mich an deinen Fuß klammern werde, um dich wieder zurückzugewinnen. Es ist für mich in erster Linie wichtig, dich als einen guten Freund zu sehen.“ antwortet sie. Wow! Ihre Worte zeigen Reife. Es freut mich sehr, denn wie ich bereits erwähnt habe, ein schlechter Mensch ist sie nicht. Meine Reaktion lässt nicht lange auf sich warten.

       „Ja, cool! Also mir macht es nichts aus mit dir befreundet zu sein. Ich würde mich sogar sehr darüber freuen, wenn unser Verhältnis zueinander normal und nicht, wie es bis jetzt der Fall war, angespannt ist.“ gebe ich ihr zu verstehen. Wir schenken uns ein gegenseitiges Lächeln. Wir haben die Straße überquert und stehen nun vor Berkan und Milan. Das dunkelblonde Mädel und ihre Freundinnen habe ich, während meiner Unterhaltung mit Aleyna, völlig aus den Augen verloren. Sie scheint bereits mit ihren Freundinnen weitergegangen zu sein.

       „Na ihr Turteltäubchen, seid ihr jetzt wieder ein Paar?“ fragt uns Berkan und kann sich sein Lachen nicht verkneifen. Tatsächlich ist es für meine Jungs ungewohnt, Aleyna und mich so friedvoll nebeneinander stehen zu sehen, da wir nicht die angenehmste Trennung hatten.

       „Ach Berkan, du bist ja immer noch so ein Scherzkeks wie damals. Emre und ich sind zwei erwachsene Personen und können uns auch so miteinander unterhalten, ohne uns die Köpfe einzuschlagen.“ antwortet ihm Aleyna auf seine Scherzfrage. Ich hoffe inständig, dass Berkan jetzt seine Klappe hält, denn er weiß des Öfteren nicht wann Schluss ist und legt gerne noch eine Schippe drauf.

       „Also, wenn du schon über Köpfe einschlagen redest, dann muss ich dir ganz ehrlich sagen, dass du …“ bevor er seinen Satz aussprechen kann unterbreche ich ihn.

       „Sus lan! Bitte Berkan, bitte nicht so früh am Morgen.“. >Sus lan< bedeutet –sei Still, Ruhe oder in harter Ausführung –Halt die Fresse-. Berkan schaut etwas betrübt auf den Boden. Oh man, war meine Reaktion etwa zu hart? Hoffentlich habe ich ihn nicht in eine peinliche Lage gebracht. Um die Situation etwas zu lockern trete ich an Berkan heran, lege meine Hand auf seine Schulter und flüstere ihm leise ins Ohr, damit Aleyna es nicht hört.

       „Bruder, wir wissen beide, dass sie damals sehr verrückt war. Aber lass uns jetzt nicht den schlafenden Löwen wecken.

       Irgendwie scheint sie mir tatsächlich die Beziehung überwunden zu haben. Ich hoffe es jedenfalls.“. Berkan hebt seinen Kopf wieder empor und grinst mich an.

       „Da hast du Recht Emre. Ich sollte es lieber nicht herausprovozieren.“ antwortet er mir. Aleyna schaut etwas skeptisch zu uns hinüber. Was ja auch verständlich ist, wenn zwei Personen sich neben einem etwas zuflüstern. Sie fragt gar nicht erst, was wir miteinander geredet haben, denn sie kennt uns und weiß, dass wir ihre Frage mit einem – Nichts besonderes – abwenden würden. „Redet ruhig weiter, aber lasst uns mal einen Zahn zulegen, sonst kommen wir noch zu spät zur Vorlesung.“ sagt Milan.

       Wir befinden uns jetzt auf dem Campusgelände. Aleyna muss in die Bibliothek. Zuerst verabschiedet sie sich von Milan, dann von Berkan und danach kommt sie zu mir. Ich reiche ihr meine Hand. Doch mit einmal dreht sie sich zu meinen Jungs um und sagt „Ist es okay, wenn ihr mir eine Minute mit Emre alleine gibt. Ich muss ihn etwas fragen.“. Milan, wie auf heißer Kohle sitzend, antwortet ihr.

       „Uns ist es egal. Wenn er meint mit dir weiter quatschen zu müssen und zu spät zur Vorlesung zu kommen, dann soll er ruhig hierbleiben. Berkan und ich gehen jetzt.“. Milan hat Recht. Wenn sie jetzt länger als eine Minute quatschen sollte, dann komme ich tatsächlich zu spät. Ich versuche das Ganze zu beschleunigen.

       „Aleyna, ich komme wirklich zu spät, wenn ich jetzt nicht losgehe.“.

       „Keine Panik, Emre. Ich habe nur eine Frage an dich. Hast du später vielleicht Lust mit mir einen Kaffee trinken zu gehen? Damit wir ein wenig reden können, ohne jegliche Hintergedanken. Rein freundschaftlich.“. Ich weiß nicht, ob es so gut wäre, aber da mir eine Freundschaft mit ihr sehr am Herzen liegt, willige ich ein. Es ist besser die Friedenspfeife miteinander zu rauchen, anstatt die Waffen aufeinander gerichtet zu haben. Sie wollte mich bewusst nicht vor den Jungs fragen, weil sie die Befürchtung hatte, dass sie nur eine blöde Bemerkung dazu abgeben würden. Da hat sie auch vollkommen Recht, das hätten sie auch mit Sicherheit getan. Wir verabschieden uns voneinander. Unser Treffen findet um 15 Uhr statt.