hinein nach innen!
Fühlen Sie, was Sie gerade, nicht allgemein, gerade jetzt für Ihren Vater fühlen! Werden Sie sich dessen gewahr!
Und dann, bitte, sprechen Sie Ihren Vater innerlich an, und sagen ihm das, was Sie fühlen! Mit Ihren Worten.
Und Sie brauchen mir nicht zu sagen, was Sie ihm sagen. Und achten Sie bitte darauf, wie Ihr Vater reagiert! Was er sagt oder tut, wenn Sie ihm sagen, was Sie gerade jetzt für ihn fühlen!“
Es war jetzt ganz ruhig im Raum.
Frau Zappeck hatte die Augen geschlossen. Ihre Wangen hatten sich leicht gerötet, während sie mit geschlossenen Augen gerade vor sich hin zu schauen schien. Eine Träne lief langsam über ihre rechte Backe nach unten und hinterließ eine feuchte Spur. Sie schien es nicht zu bemerken.
Nach einer Weile lösten sich ihre Lippen leicht voneinander.
Der Coach nahm das zum Anlass zu fragen: „Nun, was hat er gesagt und getan?“
„Er hat sich gefreut und mich in seine Arme genommen.“
„Nutzen Sie jetzt die Gelegenheit und schildern Sie Ihrem Vater die Situation in der Firma und der Familie und bitten Sie ihn um einen Rat!“
Vielleicht fünf Minuten lang war es wieder still im Raum.
Frau Zappeck schien in intensivem Kontakt mit ihrem Vater zu sein.
Otto Renansen schaute derweil zum Fenster hinaus. Der Gesang eines Vogels vor dem Fenster wurde ihm bewusst. „Eine Amsel“, dachte er.
Dann begann die Frau vor ihm zu sprechen.
„Er sagt, das sei typisch für unsere Familie. Ich solle alles so machen, wie der alte Geschäftsführer es vorgeschlagen habe. Und dann solle ich darauf drängen, daß alle Geld in das Geschäft einschießen. Das würden die niemals tun.
Je mehr ich darauf bestehen würde, desto mehr würden sie auf einen Verkauf drängen. Und dann würde mein Neffe das Problem bekommen, sich gegen seine eigene Mutter stellen zu müssen.
Aber der sei ein Muttersöhnchen mit einem gelben FerrariSpielzeug. Er werde dann schon nachgeben und das machen, was seine Mutter wolle.
Wichtig sei nur, daß die Geschäftsverhandlungen nicht durch ihn alleine, sondern auch durch Herrn Seidel geführt würden, dann würde es schon klappen.
Aber die Zeit dränge, denn einen guten Preis bekämen wir nur, solange wir noch Gewinne schrieben. Und es solle vertraglich festgelegt werden, daß der Neffe die Firma eigenständig für die neuen Mutterfirma führen solle oder als Filiale. So werde er der Lösung letztendlich zustimmen.“
Renansen fragte: „Was meinen Sie zu diesem Rat?“
„Ich finde ihn gut. Es wird schwer, aber es könnte klappen!“
„Gut, Frau Zappeck, dann danken Sie bitte innerlich Ihrem Vater und Ihrem Unbewussten.
Und Sie können wissen, daß Sie von jetzt an, immer wenn Sie wollen, mit Ihrem Vater in Hypnose Kontakt aufnehmen können.
Sie gehen einfach in Hypnose. Stellen sich Ihren Vater vor. Wenn Sie ihn sehen oder ihn sich vorstellen können, gehen Sie gleichzeitig nach innen und überprüfen, welche Gefühle Sie in diesem Moment für Ihren Vater haben und teilen Sie ihm diese in Ihren Worten mit.
Wenn er dann reagiert, ist die hypnotische Beziehung stabil und
funktioniert.
Und dann können Sie mit ihm über das sprechen, was Ihnen wichtig ist.
Hinterher danken Sie bitte jeweils Ihrem Vater für sein Erscheinen und dem Unbewussten für seine Unterstützung und lösen die Hypnose wieder auf.
Und für Ihren Verstand erkläre ich Ihnen, daß die hypnotische Technik, die wir gerade genutzt haben, die sogenannte dissoziative Arbeit mit Persönlichkeitsanteilen war.
Gemeint sind eigene Persönlichkeitsanteile, hier Ihr ,Vaterteil’.
Diese psychischen Teile unserer Persönlichkeit werden im dissoziierten psychischen Zustand der Hypnose für uns zugänglich.
In diesem ,Vaterteil’ Ihres Unbewussten ist alles das gespeichert, was Sie mit ihm erlebt haben und von ihm unbewusst und bewusst wissen.
Lösen Sie bitte jetzt Ihre Hypnose auf, indem Sie von zwanzig auf eins zurückzählen! Und bei ,Eins’ sind Sie wieder im Hier und Jetzt und können sich an alles erinnern!“
Es dauerte eine Weile, dann öffneten sich die Augen. Frau Zappeck reckte und streckte sich. Erst jetzt bemerkte sie die Träne auf ihrem Gesicht und kramte ein Tempotuch heraus.
„Das wird nicht leicht“, sagte sie. „Aber ich werde es versuchen!“
„Wenn Sie meine Unterstützung benötigen, können Sie sich jederzeit melden. Wir verabreden dann kurzfristig einen Termin.“
„Danke! Ich möchte mich bei Ihnen bedanken! Bitte, schicken Sie die Rechnung bitte an meine Privatadresse, auf keinen Fall in die Firma!“
Sie schüttelten sich die Hände und er hielt ihr die Türe auf.
„Wieso klappt das denn, mit den Toten zu reden?“ fragte ihn die Sekretärin, als er diese kurzgefasst über den Stand der Dinge unterrichtete.
„Kein Mensch redet mit den Toten!“ korrigierte er sie. „Die Toten sind und bleiben tot. Die sind längst verfault oder verbrannt worden.
Aber die Toten leben in der Erinnerung und im Gefühl in uns weiter. Deshalb ist es ja auch so wichtig, daß wir sie gesund abtrauern und loslassen.
Denn wenn wir unseren natürlichen Trauerprozess nicht ordnungsgemäß durchlaufen, dann haben wir in uns mit unseren gefühlbetonten Erinnerungen Probleme. Und dann erscheinen die Toten uns im Traum oder schlimmstenfalls bei einer schweren abnormen Trauerreaktion in der Psychose.
Oder, wenn wir an Geister glauben und die psychischen Inhalte in die Außenwelt projizieren, als Gespenster und Dämonen.
Wir sollten uns immer darüber klar sein, daß es für uns nur die Wirklichkeit gibt, die unser Gehirn in sich selbst für sich selbst erschafft.
Mit den Bildern, Gefühlen und Gedanken, die wir uns selbst konstruieren, leben wir dann.
Wir leben nicht in der ,Wirklichkeit an sich’, wie die Philosophen das nennen, sondern auf der Landkarte, die wir uns selbst über die Wirklichkeit gezeichnet haben.
Unser Gehirn schafft für uns ein Selbstbild und auch ein Bild von jedem anderen Menschen, auch von den Verstorbenen.
Und so können wir, wenn wir unseren holistischen Geist in der Hypnose funktionell dissoziiert haben, unser Selbstbild und unser Bild von einem Toten miteinander sprechen und interagieren lassen. Während unser Ich dem Dialog zuschaut und zuhört und die dabei auftauchenden Gefühle und Gedanken wahrnimmt und daraus seine Schlüsse zieht und lernt.
Deshalb können uns auch die hypnotischen Erlebnisse ebenso verändern, wie die realen Erlebnisse in der Außenwelt und im Traum. Denn beide Arten von Erlebnissen sind Konstruktionen des Gehirns für sich selbst.
Die hypnotischen entstehen in unserer Phantasie, die realen konstruieren wir mittels der Sinnessysteme ebenfalls im Gehirn. Auf beide Konstruktionen reagieren wir dann wertend, was dann die Gefühle auslöst und Erkenntnisse entstehen lässt.
Auch die Erlebnisse im Drogenrausch oder in einer Psychose
können uns deshalb verändern.
Ich erinnere mich an einen Patienten von mir, einen evangelischen Theologiestudenten, der Pfarrer werden wollte.
Der war an einer üblen Tuberkulose erkrankt.
Deshalb hatte man ihn in der Lungenheilanstalt hochdosiert mit Tuberkulostatika, also Medikamenten, die Tuberkulose heilen, behandelt. Erfolgreich! Die haben jedoch in seltenen Fällen die Nebenwirkung, daß sie Psychosen auslösen können. Das war ihm