Götz Renartz

Der Hypnotist Der Hase im Cafe


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Sie bitte sitzen!“, sagt er schnell und gab ihr die Hand.

      „Können wir gleich loslegen?“

      „Ja, sicher doch, bitte!“ entgegnete sie.

      „Ich möchte zusammenfassen, was ich verstanden habe.

      Sie haben einen Familienbetrieb, der das Lebenswerk Ihres Vaters und auch Ihres Onkels ist und der sich bisher wirtschaftlich zufriedenstellend entwickelt hatte.

      In letzter Zeit und nach der Pensionierung Ihres Geschäftsführers hat Ihr Neffe die Geschäftsführung übernommen.

      Dieser macht ihnen Sorge, weil er zu viel Geld ausgibt, siehe gelber Ferrari, und zu wenig Zeit der Firma widmet, siehe Golfspiel.

      Sie überlegen, wie Sie die Situation positiv beeinflussen können, ohne das Familiengeschirr zu zerdeppern.

      Sie möchten die Firma aus Pietät gegenüber Ihrem Vater und weil sie eine wichtige finanzielle Grundlage für Ihre Familie darstellt, am liebsten erhalten. Oder in einer Weise in einer größeren Firma aufgehen sehen, an der die Familie dann durch Aktien oder in anderer Weise beteiligt wären.

      Ist das soweit korrekt?

      „Ja, genau so ist das, Sie haben das gut ausgedrückt!“

      „Haben Sie diese Sicht der Dinge den anderen Gesellschaftern geschildert?“

      „Ja, aber mein Neffe ist dagegen und die Anderen halten sich raus.“

      „Und Sie möchten einen offenen Konflikt vermeiden, weil der Ihre Familie, mit der Sie einen guten Kontakt haben, spalten könnte?“

      „Ja! Genau! Und ich mag auch meinen Neffen, aber ich zweifele, ob er die zur Führung einer Firma nötigen Voraussetzungen besitzt.“

      „Also sah ihre bisherige Problemlösungsstrategie so aus, daß Sie einen sozialen und vielleicht auch familiären Konflikt durch Konfliktlosigkeit versucht haben zu lösen und dabei festgestellt haben, daß das nicht geht. Richtig?“

      „Wenn Sie das so ausdrücken, ja!“

      „Und Sie haben noch keine Idee, wie Sie das Dilemma lösen können.“

      „Genau!“

      „Die einfachsten Lösungen in dem geschilderten Fall wären alle aggressiv. Dies möchten Sie aber möglichst ausschließen.

      Es gäbe die Möglichkeit, zunächst nichts zu machen und die Firma den Bach hinunter gehen zu lassen, bis eine Änderung unumgänglich wäre. Dabei würde die Firma aber für einen Verkauf immer uninteressanter. Ihre Konkurrenten würden sie dann nicht kaufen, sondern totkonkurrieren wollen.

      Ich sehe, Sie sind sehr anspruchsvoll, was eine Lösung angeht!“ lächelte Renansen. „Kein Wunder, daß Sie noch keine Lösung gefunden haben und schlecht schlafen!“

      Frau Zappeck lächelte erleichtert: „Schön wie Sie das sagen! So klingt das fast schon gut.“

      Dann mußte sie lachen.

      „Sie verstehen von der ganzen Sache mehr als ich“, schlug Renansen vor.

      „Was halten Sie davon, wenn wir Ihr Unbewusstes fragen, ob es einen Rat hat?“

      „Ja, wenn das geht, gerne!“

      „Gut, dann stellen Sie doch bitte die Tasse ab und setzen sich bequem hin! So bitte!“

      Er hielt seine beiden Hände und die Unterarme abgewinkelt betont locker vor die Brust.

      „Und jetzt schließen Sie bitte die Augen!

      Sagen Sie innerlich Ihrem Unbewussten, daß Sie ihm erlauben, sich ungestört über die Hände auszudrücken, indem diese sich von ganz alleine bewegen dürfen!

      Und wenn das Unbewusste damit einverstanden ist, wird sich gleich eine Hand von ganz alleine nach unten bewegen und Sie dabei in eine gute Arbeitstrance führen!“

      Zunächst passierte nichts, dann, nach etwa fünf Minuten, begann die rechte Hand von alleine mit kleinen ruckartigen Bewegungen in Richtung Oberschenkel zu sinken.

      Als die Hand etwas abgesunken war, sagte er: „Und während diese Hand von ganz alleine nach unten geht und sich eine gute

      Arbeitstrance aufbaut, können Sie Ihr Unbewusstes innerlich bitten, das nun die linke Hand von ganz alleine nach oben schwebt!

      Spätestens, bis sie das Gesicht erreicht und berührt, kann das Unbewusste Ihr Bewusstsein wissen lassen, was es zur Lösung Ihres Problems oder für den ersten Schritt zur Lösung vorschlägt!“

      Diesmal dauerte es nur wenige Sekunden, bis die linke Hand begann, zum Gesicht zu wandern.

      Als die Hand etwa fünf Zentimeter von ihrer Wange entfernt war, öffnete Frau Zappeck die Augen und meinte: „Ich soll ein Gespräch mit unserem alten Geschäftsführer führen und ihn um Rat fragen. Er sei in Geschäftsdingen doch sehr erfahren.“

      „Prima!“ sagte Otto Renansen. „Wir sehen uns dann, wenn Sie dieses Gespräch geführt haben wieder, wenn Sie möchten!“

      „Warum bin ich da nicht schon früher draufgekommen?“

      „Entweder, weil Sie nicht gut genug auf Ihr Unbewusstes und Ihre Intuition achten. In der drückt sich Ihr Unbewusstes im Alltag aus.

      Oder, weil Sie sich zu stark in das Problem hineingebohrt haben und den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr sehen, weil Sie Ihre Gelassenheit und Zuversicht verloren haben.

      Außerdem übernehmen Sie für meinen Geschmack zu viel Verantwortung!

      Nicht nur für sich, sondern auch für die Stimmung in der Familie und über den Tod hinaus auch noch für den Lebenserfolg Ihres Vaters.

      Ich finde, das reicht für mehrere Leben!“

      Sie verabschiedeten sich. Frau Zappeck schien nachdenklich zu sein.

      Otto Renansen nahm sich ein Schweizer Kräuterbonbon und schlenderte zu Frau Herr.

      „Sie wollten doch etwas über Hypnose und das Unbewusste lernen“, meinte er.

      Sie nickte.

      „Gerne!“

      „Erstens: Hypnose gibt es gar nicht!

      ,Hypnose’ ist nur ein metaphorischer Begriff für eine spezielle Kommunikationskunst, mittels der ein spezieller geistiger Zustand hergestellt, vertieft und genutzt, sowie wieder aufgelöst wird: ,Trance’.

      Der Trancezustand ist wie Wachsein, Schlaf oder Traum real und uns angeboren und kann im Elektrozephalogramm, dem EEG, und mit den modernen Hirnuntersuchungsmethoden nachgewiesen werden.

      Er geht mit einer Vielzahl von funktionellen und körperlichen Veränderungen einher.

      Im hypnotischen Trancezustand sind wir sowohl körperlich als auch psychisch optimiert.

      Hypnose, oder besser gesagt hypnotische Trance, ist einfach gesund und völlig unproblematisch.

      In tiefer Hypnose ist nur Wohlbefinden. Die Durchblutung, das Immunsystem, die Hormonsysteme und das Vegetative Nervensystem mit seinen Körpersteuerungen und die Psyche werden optimiert.

      Auf der geistigen Ebene ist Hypnose durch ein spezielles Denken gekennzeichnet.

      1925 hat der französische Psychologieprofessor Pierre Janet eine geistige Dissoziation als das Wesen der Hypnose definiert.

      Es gibt viele Theorien über das Wesen der Hypnose. Die meisten in den letzten zweihundertdreißig Jahren, seitdem Hypnose wissenschaftlich definiert und orientiert eingesetzt wird, waren falsch oder haben nur Teilaspekte richtig definiert.

      Und selbst die Wissenschaft der Gegenwart mit ihren modernen Untersuchungsmethoden des Gehirns steht erst am Anfang, hypnotische Trance und ihre Wirkung wirklich zu verstehen.

      Soviel: wenn Sie sich hypnotisieren wollen, um Trance zu erzeugen, müssen Sie Ihre