ins Bewusstsein heben können.“
Wieder sank die rechte Hand des Mannes hinab, der mit locker vorgehalten Armen im Sessel saß. Ganz von alleine schwebte sie zum Oberschenkel und die hypnotische Trance flutete an.
„Und während jetzt Ihre rechte Hand von ganz alleine nach unten gegangen ist und dabei Ihr Unbewusstes dafür gesorgt hat, daß sich eine gute Trance aufgebaut hat“, mischte sich der Hypnotiseur ein, „schwebt Ihre linke Hand noch in der Vorhalte!
Wenn Ihr Unbewusstes einverstanden ist, kann jetzt Ihre linke Hand anzeigen, was das Unbewusste meint!
Bitten Sie jetzt Ihr Unbewusstes innerlich, indem Sie es denken oder innerlich sprechen: „Unbewusstes, kennst Du schon eine gute Lösung des Problems oder muß die noch entwickelt werden?
Wenn Du schon eine gute Lösung kennst, lass’ die Hand von ganz alleine und im eigenen Tempo nach oben schweben!
Und währenddessen, aber spätestens, wenn die Hand den Kopf, das Gesicht berührt, kann das Bewusstsein zumindest den ersten Schritt der Lösung erkennen!
Falls eine Lösung aber erst noch entwickelt werden muß, kann die Hand von alleine nach unten gehen!
Und Sie mischen sich bitte nicht ein, sondern vertrauen Ihrem Unbewussten und lernen seinen Wissensstand kennen!“
Während sich eine leichte Verblüffung in den Zügen des Unternehmers zeigte, kroch die linke Hand in winzigen ruckartigen Bewegungen langsam in Richtung auf seinen Kopf hin. Schließlich berührte sein leicht gekrümmter Zeigefinger die linke Schläfe.
Und der Coach ergänzte: „Und bitten Sie Ihr Unbewusstes jetzt, daß die Hand erst wieder von alleine nach unten sinkt und sich dabei die Hypnose von alleine wieder auflöst, wenn das Bewusstsein klar und deutlich verstanden hat, was die Botschaft des Unbewussten ist!“
Und wirklich begann die Hand sich nach zwei oder drei Minuten wieder vom Kopf zu lösen und langsam nach unten zu sinken.
Der Unternehmer öffnete seine Augen: „Das ist verrückt!“, sagte er. „Ich habe meine Sekretärin gesehen. Sie hat das gesagt, was sie mir häufig sagt.“
„Und was sagt sie Ihnen häufig?“
„Sie sagt mir, daß ich mich vom Betrieb fressen lasse und mich mehr auf mich selbst besinnen solle!“
„Und hat sie Recht?“
„Wahrscheinlich!“
„Jetzt haben wir schon zwei, die Ihnen den gleichen Rat geben, Ihre Sekretärin und Ihr Unbewusstes. Was hindert Sie daran, diesem Rat zu folgen?“
„Eigentlich nichts!“
„Aber bisher haben Sie nichts oder zu wenig in diese Richtung getan. Also muß da irgendetwas sein, was dagegen strebt.
Was könnte das sein?
Was immer es auch ist, es scheint so stark zu sein, daß Sie Ihrem ganzen Wissen und Können als Unternehmer und Manager nicht folgen. Sondern immer so weitermachen, wie sie bisher weitergemacht haben. Obwohl sie das immer nervöser und erschöpfter sein lässt.“
„Keine Ahnung, ich finde einfach keine Ruhe!“
„Können Sie denn für sich festmachen, seit wann Sie sich in dieser Weise verhalten?“
Erich Bergmann schwieg und dachte eine Zeit lang nach. „Nein!“ sagte er schließlich. „Das hat sich irgendwie eingeschlichen.“
„Könnte es sein“, meinte Otto Renansen, „daß Sie sich in die Probleme der Firma bohren, um sich unbewusst von einem anderen Problem abzulenken, zum Beispiel von einer Ehekrise?“
„Nee! Ganz gewiss nicht!“ lachte Bergmann.
„Meine Frau und ich vertragen uns gut. Wir haben zwei Söhne miteinander.
Der Älteste ist seit zwei Jahren nach dem Ingenieurs studium und einem zweijährigen Auslandsaufenthalt im Betrieb. Er soll zusammen mit meinem jüngeren Sohn, der nach dem Studium der Betriebswirtschaft bei einem befreundeten Firmeninhaber gerade ein vorbereitendes Praktikum von zwei Jahren macht, in die Leitung der Firma eintreten.
Und was die Beziehung zu meiner Frau angeht, die ist gut. Sogar nach so vielen Jahren.“
Erich Bergmann grinste breit.
„Wir haben immer noch jede Woche mindestens einmal guten Sex miteinander.
Jedes Mal, wenn wir es tun, stecken wir fünf Euro in ein Glas. Es ist ein wirklich großes Glas und schon fast voll! Es steht auf der Kommode am Fuß unseres Bettes, so daß wir es immer sehen.“
Beide Männer lachten jetzt.
„Das habe ich noch nie gehört! Wie sind Sie beide denn darauf gekommen?“
„Wir haben vor Jahren einmal eine Fernsehsendung gesehen. In der hat ein Ehetherapeut ein Ehepaar beraten, weil die Probleme mit der Häufigkeit ihres ehelichen Miteinanders hatten. Die Ehefrau hatte sich nicht so richtig gewürdigt und begehrt erlebt. Der Therapeut schlug dem Paar deshalb vor, dass der Mann sie wie eine Prostituierte mit immer 100 Euro für den Geschlechtsverkehr bezahlen solle. Das hatte dann das Problem gelöst.
Wir fanden das wirklich witzig, weil wir das Problem noch nie hatten.
Meine Frau kam dann auf den Gedanken, wir sollten unser Zusammensein für beide belohnen und mit dem so angesparten Geld dann eine gemeinsame Schiffsreise zu machen.
Jetzt sind wir bald soweit, daß wir das in Angriff nehmen können“, grinste der Unternehmer.
Der Otto Renansen schüttelte amüsiert den Kopf und wußte nicht mehr so recht weiter. Schließlich hakte er nach und meinte, vielleicht würde das Glas ja noch schneller voll, wenn er sich an die guten Ratschläge halten würde.
Bergmann schien dieser Vorschlag zu gefallen, denn er grinst noch breiter.
„Don’t work, make love!“ meinte er.
Otto Renansen grinste ebenfalls.
„Ist vielleicht nicht das Schlechteste!“
Es schien, als ob die beiden Männer eine gemeinsame Ebene gefunden hätten.
„Also, grundsätzlich gilt“, fuhr der Hypnotist fort, „daß man nicht das machen muß, was einem sein Unbewusstes sagt. In den meisten Fällen ist man jedoch gut beraten, auf sein Unbewusstes zu hören.
Die Regel lautet, daß man mit seinem Unbewussten verhandeln soll, wenn man auf der bewussten Ebene nicht mit dem Vorschlag des Unbewussten einverstanden ist.
Die systemtheoretische Idee dabei ist, daß beide Denksystem, das Bewusste Denken und das Unbewusste Denken, beides Untersysteme des übergeordneten Systems sind, des Selbst. Und beide Subsysteme dem Selbst dienen.
Da macht es keinen Sinn, wenn das Ich die beiden gegeneinander ausspielen würde.
Die beiden Formen des Denkens sind neben dem Körper, einem weiteren Subsystem des Selbst-Systems, die wichtigsten Ressourcen der Person.“
„Ich werde darüber nachdenken und etwas tun“, meinte Bergmann und schien zufrieden und ruhig. „Können wir für heute aufhören?“
Otto Renansen nickte. Die beiden Männer standen auf und schüttelten sich die Hände.
Das Jucken
„Da hat eine Frau Lücke angerufen und wollte Sie sprechen!“ empfing ihn die Sekretärin. „Ich habe ihr gesagt, daß Sie beschäftigt seien.“
„Das ist meine geschiedene Frau“, sagte Renansen. „Ich werde sie anrufen!“
Seine Aufmerksamkeit galt aber dem Jucken seiner Warze.
Zu dem Jucken war ein heißes Gefühl hinzugekommen. ,Wenn es juckt, dann heilt es!’, hatte seine Mutter ihn und seine Geschwister als Kinder getröstet.
Obwohl