K.B. Stock

Die Firma des Piloten


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Mittagspause vom Betrieb aus zu Fuß nachhause, um dort auf die Schnelle etwas zu essen.“

      „Nun mal’ mal den Teufel nicht gleich an die Wand, Michael. Spazierengehen, selbst bei so einem Nieselwetter – das tun doch viele andere Leute auch“, erwiderte Markus Leitner beruhigend.

      „Lass uns lieber nach dem verschwundenen Porsche suchen. Ich schalte jetzt unsere IR6-Sensoren ein. Das Fahrzeug dürfte ja noch Restwärme ausstrahlen – uns so finden wir es am Schnellsten.“

      Noch nicht einmal 15 Minuten später war es soweit. „Da vorne hab’ ich was auf dem Bildschirm meiner FLIR7-Anzeige. Dreh’ mal auf 11 Uhr und geh’ ein bisschen tiefer. Siehst du das dort in diesem Bachbett unter den Bäumen.“

      „Ich glaub’, ich sehe was du meinst. Das könnte tatsächlich unser gesuchter Porsche sein. Sieht eher so aus, als ob die Gangster den Wagen absichtlich in diesen Graben gestürzt hätten. Kann ich hier irgendwo landen?“

      „Da vorn auf der abgemähten Wiese am Waldrand, aber warte noch ’nen Moment, ich geb das erst noch an die Kollegen von der Streife durch.“ Sofort rief Markus Leitner in sein Headset: „Kordon 13/11 von Edelweiß 3, kommen!“ „Hier Kordon 13/11, wir hören Sie“.

      „Haben verdächtiges Fahrzeug ca. 500 Meter südwestlich Schloss Aufhausen geortet. Ist offenbar in den Bach am Hutgraben gestürzt. Wir landen am Waldrand in rund 100 Meter Entfernung von der ausgemachten Position.“

      „Verstanden, Edelweiß. Seid vorsichtig und geht nicht allzu nah ran – wir sind in fünf Minuten bei euch. Vielleicht sind die Insassen ja noch im Fahrzeug.“

      „Sind ja nicht lebensmüde, wir sehen uns gleich – Ende und aus“, erwiderte PHK Leitner, als sein Pilot auch bereits zur Landung auf dem bezeichneten Wiesenstück ansetzte.

      Als die beiden Turbinen des Hubschraubers langsam ausliefen, machten sich die beiden Helikopterpolizisten zu Fuß, allerdings mit gezogener Waffe, in Richtung des entdeckten Fahrzeugs auf den Weg. Und schon wenige Augenblicke später erschienen etliche Streifenwagen mit Martinshorn und Blaulicht auf der Bildfläche.

      „Na wenigstens wissen jetzt alle, dass wir kommen“, meinte PHK Wagner etwas säuerlich.

      „Hast’ ja recht, aber ab jetzt sind wir Viele und wie du siehst, kommen wir dort vorne auch gar nicht alleine runter. Da geht’s nämlich ganz schön in die Tiefe. Außerdem ist der Bach da unten durch den tagelangen Regen schon ziemlich angestiegen. Wenn da noch einer an Bord war, als der Wagen da runter ins Gestrüpp-überwachsene Bachbett gestürzt ist, hat der momentan andere Probleme, als sich mit uns anzulegen.“

      „Hallo Kollegen“, rief PHK Leitner den hinter ihnen herbeieilenden Streifenwagenbesatzungen zu. „Da vorne müssen wir hin. Links vom Waldweg liegt das gesuchte Fahrzeug in dieser Senke.“

      Als die Polizisten am Rand des tiefergelegenen Bachbetts standen und auf das blickten, was einmal ein schicker Sportwagen gewesen war, meinte der Streifenführer POK Walter Schmidt: „Scheint niemand mehr drin zu sein.

      Den Wagen da unten bekommen wir ohne schweres Bergegerät nicht nach hier herauf – ich fordere schon mal die Feuerwehr und einen Kran an.“

      „Hier sind frische Reifenspuren am Wegrand“, rief PHK Wagner in diesem Moment. „Durch das nasse Wetter sind sie noch ganz gut sichtbar. Sieht ganz so aus, als ob hier ein zweites Fluchtfahrzeug gestanden hätte.“

      „Okay, wir brauchen hier sowieso die Spurensicherung. Fotografiert schon mal die Reifenspur, bleibt aber ansonsten von dieser Stelle weg – vielleicht können wir ja den zweiten Fluchtwagen anhand des Reifenprofils identifizieren”, wies POK Schmidt seine Beamten umgehend an.

      „Und wir schauen uns mal die Bildaufzeichnung unsere Außenkamera an. Möglicherweise haben wir die Mistkerle mit ihrem zweiten Fluchtfahrzeug ja auf Video – hier können wir euch ja im Moment eh’ nicht weiterhelfen“, meinte Michael Wagner als er sich zu den Streifenbeamten umdrehte, um sich dann zusammen mit seinem polizeilichen Einsatzleiter auf den Rückweg zum Hubschrauber zu machen.

      „Wir melden uns dann bei euch, wenn wir die Videobilder in unserer Zentrale ausgewertet haben“, fügte er abschließend noch hinzu.

      Damit verabschiedeten sich die beiden Flieger händeschüttelnd von POK Schmidt. „Sorry, aber wir hätten euch gerne ein besseres Fahndungsergebnis geliefert“, meinte PHK Leitner zornig.

      „Da könnt ihr beide doch nichts dafür – die Zeit war schließlich auch für euch mit eurem Heli zu knapp. Und alles spricht dafür, dass die zwei Gangster ihren Coup minutiös vorbereitet hatten.

      Übrigens haben die Kerle rund 2,5 Millionen Euro abgegriffen, da die alten Scheine der Erdinger Banken heute ausgetauscht werden sollten – und die Raiffeisenbank Altenerding war die erste auf der Tour des Geldtransporters.“

      „Das bedeutet dann ja wohl, dass die Kerle das wahrscheinlich gewusst haben müssen und sich diesen Überfalltag nicht rein zufällig ausgesucht haben“, meinte PHK Leitner, der sich noch einmal zu den Erdinger Beamten umgedreht hatte.

      „Davon kann man meines Erachtens ausgehen“, erwiderte POK Schmidt prompt, als er von Michael Wagner spontan unterbrochen wurde.

      „Ich hab’ da noch eine Idee“, sagte PHK Wagner nachdenklich. „Wenn die Gangster nicht zur Autobahn, sondern zum Flughafen gefahren sind, wäre es sicher gut, wenn wir die Bundespolizei am Flughafen mit in die Fahndung nach diesen beiden Männern einschalten würden.“

      „Guter Gedanke“, erwiderte POK Schmidt. „Soweit wir das bisher von den Augenzeugen des Überfalls wissen, waren die Kerle ziemlich jung, dunkelhaarig und vornehm gekleidet. Und beide scheinen südländische Typen gewesen zu sein.“

      „Gut, das hilft den Kollegen am Flughafen sicher weiter – wir melden das gleich an unsere Zentrale“, entgegnete PHK Leitner. Und jetzt Tempo Michael. Wir müssen diese Info rasch absetzen. Euch sehen wir in dieser Sache sicher später nochmal auf der Wache. Also, Servus Kollegen.“

      Damit rannten die beiden Beamten zu ihrem Hubschrauber. Während Michael den EC-135 startete, war Markus Leitner schon am Funk, um die Beschreibung der beiden Gangster an die Bundespolizei am Flughafen durchzugeben.“

      „Ein echter Scheißtag – entspricht dem Nieselwetter“, meinte er danach zu seinem Hubschrauberführer. „Dann mal ab nach Hause, damit sich unsere Spezialisten das Video vornehmen können.“

      Während Markus Leitner sofort nach der Landung auf der Einsatzbasis noch beim Ausbau der Kamerakassette war, wurde Michael Wagner schon von einem herbeigeeilten Beamten des Bodenpersonals gerufen.

      „Du sollst gleich zum Chef kommen“, sagte der junge Hubschraubermechaniker hastig. „Lass alles stehen und liegen – er will dich sofort sehen.“

      Bei diesen Worten wurde Michael Wagner aschfahl im Gesicht. Mit einem ziemlichen Kloß im Hals betrat er kurz darauf das Büro seines Einsatzleiters, in dem dieser bereits mit einem zweiten Mann in Zivil auf ihn wartete.

      „Michael, das ist Dr. Werner Hofmann von unserem polizeiärztlichen Dienst“, stellte Polizeioberrat Heinrich Wolf den fremden Zivilisten vor. „Aber nimm doch bitte zuerst mal Platz.“

      „Ich stehe lieber beim Anschiss – wir haben’s nämlich versemmelt“, erwiderte Michael Wagner mit fahriger Stimme, während er nervös spürte, wie seine Knie weich wurden. Tief in Inneren wusste er nämlich, dass das nicht der Grund für das unvermittelte Herbeizitieren sein konnte.

      „Jetzt setz’ dich erst mal hin Micha. Und Anschiss ist Quatsch, und das weißt du auch.“

      Nachdem sich Michael Wagner auf den Stuhl vor dem Schreibtisch seines Chefs begeben hatte, fuhr Oberrat Wolf schluckend fort. „Micha, mein Junge – ich hab’ leider sehr schlechte Nachrichten für dich.“

      „Meine Eltern!“, platzte es sogleich aus dem jungen Piloten heraus. „Sie sind die zwei Opfer in Bergham“, murmelte er mit zitternder Stimme.

      „Ja