Alexander Mosca Spatz

Pfad des Feuers


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mit ihm besser zuhören, als ohne.“

      Nun konnte sie nicht anders; sie lachte laut los und verfolgte amüsiert mit, wie Sirian sich murrend erhob und sich auf den Weg hinab machte, um Wein zu holen.

      „Ich war immer der Meinung, Adepten müssten lernen. Dabei ist Adept wohl nur eine andere Bezeichnung für Diener, wenn es um den Orden geht … “, lachte sie leise und vergaß für einen Augenblick, wer vor ihr saß.

      Doch Aaron zuckte nur mit den Achseln und trommelte leise mit den Fingerspitzen auf die Tischplatte.

      „Dem wird wohl so sein. Die meisten Paladine verkaufen sich auch für ein wenig mehr als ihr jährliches Gehalt, weshalb ich das Ganze überhaupt erst als Edelbordell bezeichne. Aber nun Spaß beiseite, ich bin nicht zum Spaß hier.“

      Aaron senkte die Stimme und der plötzliche Wechsel seiner Stimmlage holte Luciana in die Realität zurück; nämlich, dass sie hier saß, weil es einen Auftrag für sie zu erledigen gab.

      Der General beugte sich über den Tisch zu ihr vor und seine Augen verengten sich zu funkelnden Schlitzen.

      „Was ich dir jetzt verrate, darf an keine fremden Ohren gelangen, geschweige denn diese Loge hier verlassen!“, flüsterte er bedrohlich und Luciana ballte ihre Hände zu Fäusten, biss sich auf die Unterlippe; sie wusste es. Sie wusste, was Aaron sagen würde, seit sie Drakes Worte gehört hatte.

      „Godric ist tot …“, stieß sie bebend aus und Aarons dunkle Augen weiteten sich überrascht, seine Augenbrauen wanderten verwundert in die Höhe.

      „Woher weißt du davon?“, wollte er wissen und Luciana senkte nun ebenfalls die Stimme.

      „Ich habe heute eine Gruppe Banditen festgenagelt und einer von ihnen wusste über Godrics Tod Bescheid. Er sagte, er habe Kontakte innerhalb des Ordens, offensichtlich zu Instanzen, die von dem Mord wissen“, gestand sie und Aaron ließ sich in seinen Stuhl zurück sinken, unterdrückte einen leisen Fluch.

      „Das … ist nicht gut. Drake ist einer der wenigen, die entkommen sind, und solange wir ihn nicht finden, wird es schwer, den Maulwurf innerhalb unserer eigenen Reihen zu finden – würde mich allerdings nicht wundern, wenn der Verräter bereits in der Taverne hier sitzt.“

      Aaron winkte geknickt ab und fasste sich sofort wieder.

      „Irrelevant. Godric wurde also ermordet … normalerweise fällt es unseren Truppen leicht, einen Mord aufzuspüren. Du musst wissen, jedes Lebewesen hinterlässt einen magischen Abdruck in der Welt, einen Schatten seiner Aura“, Aaron deutete auf seinen Stuhl und ein flüchtiges Lächeln breitete sich auf seinen Lippen aus, „in bis zu fünf Stunden wird ein Priester oder Magier noch spüren, dass ich hier war. Diesen Abdruck gleichen wir also mit den uns bekannten Aurenformen ab und haben dann innerhalb weniger Stunden unseren Mörder. Aber diesmal …“´, Aaron verstummte kurz und hielt kurz inne; er wirkte für einen Moment so, als könnte er seine eigenen Worte kaum fassen und Luciana umklammerte den Rand des Tisches fester, so sehr, dass ihre Fingerknöchel weiß hervortraten.

      Was? Was hat nicht gestimmt? Sag schon!, drängte sie ihn in Gedanken und starrte Aaron direkt in die dunklen Augen.

      „Es gab keine Aura …“, sagte er schließlich mit Grabesstimme und holte einige Pergamentbögen heraus, breitete sie auf dem Tisch aus. In dem flackernden Licht der Kerze erkannte Luciana die Schrift von einem der Protokollanten des Ordens, der auch einige ihrer Fälle abgehandelt hatte.

      „Es gibt nicht den geringsten Beweis dafür, dass noch jemand in der Kirche war, wo Godric ermordet wurde. Wäre da nicht sein Leichnam, wäre es beinahe so, als lebe er noch. Selbstmord kann es nicht gewesen sein, dafür war die Art seines Tods zu grausam“, fuhr er fort und strich mit den Fingern behutsam über das Pergament; hastig überflog Luciana die Aufzeichnungen und als sie die Beschreibung des Leichenzustandes erreichte, drehte sich ihr Magen um, zog sich schmerzhaft zusammen.

      „Beim Letzten Herrscher!“, presste sie hervor und unterdrückte eine Träne, als sie las, wie der Mörder Godric zugerichtet hatte.

      „Es war ein Massaker“, stimmte Aaron zu und lehnte sich auf seinem Stuhl zurück.

      „Eines, wie ich es in meinem ganzen Leben noch nicht gesehen habe. Mir ist schon viel untergekommen, doch wer Godric umgebracht hat, der muss ihn unglaublichen gehasst haben … und mörderische Kraft noch dazu. Anders konnte ich mir nicht erklären, wie er Godric mit einem Schwert in die Steinstatue des Letzten Herrschers nageln konnte …“

      „Bitte, hört auf …“, bat Luciana leise und wich dem Blick des Generals aus.

      Aaron verstummte augenblicklich und rieb sich mit einem leisen Stöhnen die Stirn; er wusste offensichtlich, was Godric für sie gewesen war, sonst hätte er nicht geschwiegen, während Luciana mit tränenverschwommenem Blick auf die Pergamentbögen starrte.

      Sie konnte sich nicht im Geringsten vorstellen, was für ein Mensch man sein musste, um so etwas tun zu können.

      Warum Godric? Er hat nie etwas getan! Niemandem! Er hat immer versucht, allen zu helfen. Wenn es jemanden gibt, der es wirklich verdient zu leben, ist es er …

      „Wer?“, hauchte sie atemlos und Aaron runzelte seine Stirn.

      „Es gibt bereits einen Verdacht …“, gab er nach kurzem Zögern zu und musterte sie nachforschend.

      „Aber diese Mission wird schwer und vor allem riskant – und ich will dich dabei haben.“

      Luciana hob überrascht den Kopf und als erstes dachte sie, sie habe sich verhört.

      Mich? General Aaron bittet mich um Hilfe bei einem Fall? Einer der besten Männer des Ordens?

      „Ich?“, wiederholte sie fassungslos und einen Augenblick vergaß sie sogar ihre Trauer.

      „Wieso denn ich? Ich kannte Godric gut, schon, aber ich verstehe nichts davon, Fakten nachzugehen und Mörder zu fassen. Ich bin bei der Stoßtruppe! Meine Einheit und ich kommen ins Spiel, wenn andere den Verbrecher schon gefunden haben!“

      „Und unter deiner Führung ist deine Einheit zu einem der besten Stoßtrupps der Garnison geworden“, fügte Aaron hinzu und Luciana lief leicht rötlich an.

      Natürlich wusste sie, dass dem so war, doch sie hatte es noch niemals jemanden zugeben oder sagen hören.

      „Ich fühle mich geehrt, General, doch ich … ich würde lieber ablehnen, gerade wenn die Mission so gefährlich ist. Ich habe eine kleine Stiefschwester, wegen der ich überhaupt erst in die Garnison gegangen bin und …“

      Bevor Luciana ihren Satz beenden konnte, holte Aaron einen Geldbeutel heraus und warf ihn auf den Tisch. Goldene Kronen des Letzten Herrschers blitzten im flackernden Licht der kleinen Kerze auf und Lucianas Augen weiteten sich, ihre alten Instinkte von der Straße ließen ihre Fingerspitzen jucken.

      Es war eine Menge Geld, wahrscheinlich genug, um sie und Alicia die nächsten Jahre über zu versorgen.

      „Das hier jetzt, den Rest, wenn der Mörder gefasst und tot ist“, sagte Aaron leicht lächelnd und schob den Beutel über den Tisch auf sie zu.

      „Damit kannst du Alicia ernähren, sie auf die Schule schicken und ihr sogar einen Teil der Universität bezahlen. Wenn du ihr eine Chance geben willst, ist dies die Beste für euch beide. Der Letzte Herrscher kann äußerst gütig sein und wer ihm gut dient, bekommt seinen gerechten Lohn.“

      Lucianas Augen blitzten kurz auf und sie griff nach dem Geld, hielt sich im letzten Augenblick jedoch zurück und ihre Hand verharrte über dem Beutel.

      Wenn sie die Mission annahm, dann gab es kein Zurück mehr. Wenn sie das wirklich tat, dann nahm sie nun Befehle von Aaron entgegen und musste tun, was auch immer er von ihr verlangte; wenngleich ihr erster Eindruck von ihm doch positiv war, so wusste sie im Grunde rein gar nichts über ihn! Genauso gut könnte er sich hinterher als mieser Bastard herausstellen, der sie bis an ihre Grenzen trieb.

      Sie begegnete Aarons dunklem Blick