Christine Dr. Belz-Hensoldt

Tod in Burgund


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jeder ein bisschen vorlaute Typ konnte seine eigene Kompanie, dann sein eigenes Bataillon gründen“, sagte Binon.

      So wurde Charles Binon Mitglied im Bloc Maquis Decize, im Trainingslager von Vauzé, mit einer 6,35er Armeepistole in der Tasche und nur drei Kugeln im Magazin. Weil der vom Kommandanten de Soultrait versprochene Abwurf von Nachschubmaterial via Fallschirm von Seiten der S.A.S ausblieb, besorgte er sich eine Maschinenpistole bei Saint-Phalle in Ouroux, „um nicht allzu blöd da zu stehen“.

      Weil es, als es am nötigsten war, keinen Nachschub von Seiten der S.A.S gab, werden sich die Maquisards alles, was sie in Sachen Waffen bekommen konnten, von den Deutschen holen.

      Deshalb empfing Binon als Unteroffizier (er war Chef-Sergeant) den Befehl, mit den Reserveoffizieren in Kontakt zu treten. Er besuchte Monsieur Guyot, Schulleiter von Ville-Langy, dann Monsieur Lacour, Schulleiter von Anlézy, die sich ihnen ohne zu zögern anschlossen. Hauptmann Lacour wurde Chef der Kompanie und gründete seinerseits die dritte Kompanie des Bloc, wobei er von dem Unteroffizier Ponge unterstützt wurde.

      Für Charles Binon ist dieser Zeitabschnitt im Widerstand zur Tragikomödie geworden:

      „Tragisch, weil es Tote gegeben hat, manchmal konnte man törichter kaum sein, aber es gab auch Heldentaten und unvergessliche, mit Bravour gemeisterte Aktionen.

      Es gab jetzt immerhin eine gewisse patriotische Begeisterung, aber auch unvorstellbar törichte Ideen und Fahrlässigkeiten. Es gab Schönes und weniger Schönes, es gab Abrechnungen, überreichlich. Es gab Dinge, über die man nicht sprechen kann, über die ich niemals sprechen werde.

      Am schwierigsten war es, sich Befehlen unterzuordnen, Befehlen, die alle „vom rechten Weg“ waren. Es gab mindestens drei oder vier Götter, die eifersüchtig ihre Privilegien hüteten“, sagte Binon. Binon trat der sogenannten Compagnie Dunkerque, geleitet von Leutnant Dumeurger bei. Dieser weihte ihn über die Vorgeschichte dieser Kompanie ein. Ihr war es als 104. Artillerie-Regiment nämlich im Gegensatz zu vielen anderen gelungen, gemeinsam mit den Alliierten in Dünkirchen zu landen.

      Diese Widerstandsgruppe hielt sich nie lange an ein und derselben Stelle auf: Von Vauzé in der Nähe von Verneuil kommend, richtete sie sich dann

      um den 12. August in Lomboué, einige km von Anléz entfernt ein. Sie bestand aus nur etwa 12 Männern. Gering bewaffnet, besaßen sie nichtsdestoweniger ein leichtes Maschinengewehr F.M. 24, das sie in einem Tümpel gefunden hatten, mit verrostetem Lauf, ferner ein richtiges Maschinengewehr, einige Karabiner und Revolver.

      Im August 1944 wurde der Bestand der Kompanie auf 40 Mann verstärkt, ebenso ihr Material und ihre Bewaffnung. Sie besaßen jetzt einen Peugeot 402, auf den sie das MG montiert hatten und sie hatten einen alten Kleinlaster vom Bergwerk beschlagnahmt, der mit Gas fuhr. Um diese Zeit richtete sich die Widerstandsgruppe in der Domaine Grillot ein, mitten im Wald von Pavillon, zwischen Trois-Vèvres und Druy, weil sie nahe der Achse Nevers-Decize sein wollten.

      Es war diese Gruppe, die am 31. August den Hinterhalt bei der Farm de l’Etang legte[34].

      Die Widerstandsgruppe Julien

      Da er an den Ereignissen in Dardault und Druy beteiligt war, sei hier der Maquis Julien, die Widerstandsgruppe des Pierre Hennéguir, genannt Julien, und dieser selbst vorgestellt:

      Nach seiner Demobilisierung im Juni 1940 gründete Pierre Hennéguir[35] in seinem Unternehmen, der Société Azur Transports in Marseille, eine Widerstandsgruppe, gemeinsam mit einigen seiner Mitarbeiter und Freunde.

      Im November 1941 war das Netzwerk führerlos und Hennéguir gefangen, ebenso ein Teil der Mitglieder seiner Gruppe. Nach zwei Monaten wurde er auf Grund der Vermittlung des Generals Langlois befreit.

      Anfang 1942 stellte er sein Netzwerk wieder auf und baute es aus. Im Dezember wurde er von General Bertin vom Kommando der Geheimarmee der Departements Bouches du Rhone, Var und Alpes Maritimes einberufen.Da er steckbrieflich gesucht wurde, richtete er seine Gruppe in der Region Var neu aus. Im Juli 1943 wurde er erneut gefangen genommen, konnte aber entkommen und richtete sich in Aveyron ein.

      Im Januar 1944 wurde er in der Region Paris zum Chef der Mission Sabotage ernannt. Nach verschiedenen spektakulären Aktionen erhielt er von Colonel Roudenay den Befehl, das Gebiet des Morvan wieder zu einen und dort seine Widerstandsgruppe zu bilden.

      Er macht sich also am Morgen des 6.Juni 1944 – dem Tag der Landung der Alliierten in der Normandie – auf den Weg, gemeinsam mit um die 40 Männern, die dann die Gruppe Paris bilden werden, verteilt auf neun Fahrzeuge der Marke Citroen: unter ihnen zwei Lastwagen, ein Motorrad mit Beiwagen, mit Bewaffnung und Material. Sie kommen durch ohne Behinderungen, trotz des Verkehrs und vor den Augen der verblüfften Deutschen. Alle gelangen im Verlauf des Nachmittags an ihr Ziel, in der Nähe des Waldes von Lormes, ohne im Verlauf dieses großartigen Streiches einen einzigen Schuss abgegeben zu haben.

      Bild 8: Colonel Pierre Henneguir alias Julien (1913-1992)

      Vorläufig bezog die Truppe 5 km von Lormes entfernt Stellung.

      In der Folgezeit beteiligte sich die Gruppe an einer Reihe von Aktionen. Ab dem 25. Juli 1944 verbargen sie sich im Château von Saint Franchy bei Saint Saulge, das etwa 25 km nordwestlich von Druy gelegen ist. In Saint Franchy und Saint Saulge warben sie weitere junge Männer an.

      De Maigret berichtet:

      „Verschiedene Hinterhalte gegen die Deutschen wurden am 20. und 26. Juli, dann am 2., 3., 4. und 6. August gelegt.

      Am 7. August erbeuteten sie einen Panzerspähwagen Panhard, den Leutnant Marcel dem Feind abgenommen hatte, nämlich aus der Kraftfahrzeugreparatur-Werkstätte der Renault-Werke. Er brachte ihn an einen sicheren Ort, nämlich nach Sancy.

      Bis zum 8. September wurden weitere Hinterhalte gelegt und Patrouillen durchgeführt. An diesem Tag schloss sich die Gruppe anderen Widerstandsgruppen an, um an der Befreiung der Stadt Nevers teilzunehmen.

      Im Folgenden übernahmen sie die Überwachung der Loire auf der Höhe von Saint Eloi bis Imphy, am 16. September trafen sie in Prémery, anschließend in Corbigny, schließlich in Decize wieder ein.

      Warum aber bei einer Widerstandsgruppe verweilen, die weit von uns entfernt ihre Basis hatte, jenseits von Saint Saulge, die nur gelegentlich Beziehungen unterhielt mit den nahen Widerstandsgruppen unserer Kommune?

      Weil sich am Abend des 1. September 1944 eine Abteilung des Maquis Julien, die Gruppe Beurre, am Dorfeingang von Druy zeigte.“

      Die S.A.S

      Es ist gleichermaßen unerlässlich, hier die Kampfgruppen S.A.S, des Special Air Service der britischen Armee vorzustellen, die zwischen Juni und August 1944 hier in der Region mit Fallschirmen abgesprungen sind. Denn sie nahmen oft an Operationen teil, die gemeinsam mit französischen Partisanengruppen organisiert worden waren.

      Das englische Regiment S.A.S.[36] wurde im Juli 1941 durch den britischen Major Sterling ins Leben gerufen mit dem Ziel, überfallartige Operationen jenseits der feindlichen Linien durchzuführen[37].

      Bild 9: englische S.A.S-Truppe, unterwegs im Morvan

      Diese Kampfgruppen, heimlich herbeigeschafft via Schiff, Lastwagen oder mit Fallschirmen abgesprungen, sollten vornehmlich strategisch wichtige vom Feind gehaltene Brücken erreichen und zerstören. Ihr Vorstoß für diese folgenreichen Maßnahmen fand überwiegend nachts statt.

      Da, wo Hunderte von Männern gescheitert wären, erreichten diese Trupps, die gerade einmal aus jeweils vier Männern bestanden, häufig exzeptionelle Erfolge, die sie ihrer extremen Mobilität und ihrer geringen Gruppengröße verdankten.

      Ihre Rekrutierung erfolgte auf