Zimmertür ist zugesperrt“, behauptet Marlies.
„Dann schläft sie wohl.“ Ich greife nach meinem Handy. Es ist knapp acht Uhr und bereits licht und hell. Und hopp! hopp! hoch die Beine. Die Frösche zappeln auf dem zerwühlten Bett und beobachten von dort aus interessiert, wie ich meine Radlerhose anziehe. Als ich im Rucksack krame, um ein frisches T-Shirt aufzutreiben, laufen sie sofort herbei und spähen in das Innere des Sackes, der ihnen enorm groß und voller vermutlich geheimer Schätze vorkommen muss.
„Wäh, was ist das?“, kreischt die Vierjährige und befummelt den hervorquellenden Ärmel meines Neoprenanzugs.
„Das ist ein dickes Kleid, mit dem man das Schwimmen im Meer besser lernt“, erkläre ich und stelle mir lieber nicht vor, welches Bild meine sportwissenschaftlich unhaltbare Information in den zwei Bergbauernkindern beschwört, die noch nie am Meer, ja nicht einmal in einem Schwimmbad gewesen sind.
Zur Stunde allerdings sind die Wonnen des Wassers ziemlich weit weg. Ich könnte zwar duschen im Haus, verschiebe es aber auf später, denn als Erstes will ich nach meiner Mutter suchen. Sie wird irgendwo im oder um das Haus herum bei einer Arbeit sein. Ich beschränke die Körperhygiene darauf, am Wasserbecken im Zimmer mein Gesicht zu waschen. Die Nichten beobachten auch das überaus gespannt, indem sie sich seitlich von mir aufpflanzen und bei jedem Tropfen, der sie versehentlich trifft, einen halb entzückten, halb entsetzten Schrei ausstoßen. Nach getaner Katzenwäsche kämme ich meine langen Haare, wobei mir die Mädchen helfen wollen, doch bevor sie an meiner spröden Krause hätten kapitulieren müssen, entscheide ich, dass ich die Friseurin für uns alle bin. Behutsam entwirre ich die verfilzten, seidenfeinen Kinderhaare, fasse sie zum Pferdeschwanz und spendiere in Regenbogenfarben schillernde Gummibänder für den schicken Mäderl-Look.
„Schöööön, danke, Tante Sesilia!“, strahlen die beiden zu mir herauf und ich will mich gerade nach ihren Kleidern und Schuhen erkundigen, da sind die Kobolde plötzlich in der Tür, verkünden: „Wir gehen fernsehen“, und husch, fegen sie in ihren Pyjamas die Stiege hinauf in den zweiten Stock, wo sie ihre Höhle haben.
Ich ziehe mein Lieblings-T-Shirt mit dem verblichenen Aufdruck get social über und schlüpfe in die Nikes. Bevor ich in die Küche runterdampfe, checke ich mein Handy: keine neue Nachricht.
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