Jennifer Weise

Julias Geheimnis


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      „Den brauchst du bestimmt!“

      Dann setzte ich mich wieder zu Frank. Er sah mich wortlos an.

      „Das war stark! Gehst du mit mir auch auf die Bühne?“

      Lächelnd sah ich zu Toni auf und nickte, während ich sagte:

      „Vielleicht will ja Matthew unbedingt mir dir singen!“

      Seine Reaktion zeigte mir, wie viel er davon hielt, nämlich gar nichts.

      Ich legte einen Arm um ihn.

      „Nimm’s nicht so schwer, Matthew!“

      „Dabei war das Franks Idee!“

      Darauf legte ich auch einen Arm um Frank.

      „Stimmt das?“

      Frank sah mir in die Augen, dann nickte er.

      Für ihn würde ich mir schon noch was einfallen lassen, allerdings nicht jetzt, denn damit würden beide rechnen.

      „Was ist mit unserer Wette?“ fragte ich die beiden.

      „Wo hast du das Kleid ausgegraben? In deinem Schrank war das nicht!“ bemerkte Frank.

      „Gefällt’s euch?“

      „Mehr noch das, was drinsteckt!“

      Frank erlaubte sich keine Antwort auf meine Frage, dennoch war mir klar, dass ich die Wette gewonnen hatte und ich genoss meinen Triumph.

      „Hast du Lust, morgen mit ins Kino zu kommen?“ fragte Frank mich später.

      „Mit dir?“ fragte ich erstaunt.

      „Mit mir und dem Rest unserer WG.“

      „Klasse Idee!“ freute ich mich schon, doch dann fiel mir ein, dass ich arbeiten musste.

      „Wie lange?“ fragte Frank, der meine Enttäuschung bemerkte.

      „Bis zweiundzwanzig Uhr.“

      „Wenn ich dich von der Arbeit abhole, dann müsstest du es bis zur Spätvorstellung schaffen.“

      „Dann müssten wir aber direkt ins Kino fahren. - Wie kommen dann die Anderen da hin?“

      „Ich setze sie vorher da ab.“

      „Also kommen doch nicht alle mit“, stellte ich enttäuscht fest.

      Schließlich könnten wir nicht zu sechst in Franks kleinem Wagen fahren. Er verstand nicht, was ich meinte, also erklärte ich es ihm.

      „Wir fahren zweimal.“

      „Schön! Ich fahr’ dann gerne wieder!“

      „David fährt uns!“

      „Heißt das, ich darf endlich mal mit dir was trinken?“

      Wieder nickte Frank.

      „Dann geb’ ich dir auch einen aus!“ versprach ich gleich.

      „Julia, wir sind gleich dran!“

      Aufgeregt stand Toni wieder bei uns. Als das Lied verstummte, wurden wir tatsächlich aufgerufen, Toni hatte einen alten Schlager für uns ausgesucht und blühte nach kurzer Befangenheit auf der Bühne voll auf.

      „Ich sitz’ vorne!“ verkündete Toni wieder, als wir auf dem Rückweg waren.

      „Du wirst dich schön zu Matthew setzen!“

      „Das bestimmt immer noch der Fahrer!“ entschied Antonia überzeugt.

      Schon hatte ich Matthew und Frank neben mir. Matthew legte mir seinen Arm um die Schulter, Frank umfasste meine Taille.

      „Was wird das?“ fragte ich die beiden.

      „Wir schmeicheln uns bei dir ein!“

      „Das kann ich auch!“ rief Toni, drückte Matthew zur Seite und stellte sich zu mir.

      Natürlich ließ Matthew sich das nicht gefallen, er versuchte nun seinerseits Toni zur Seite zu drängen, sie hielt sich allerdings an mir fest. Die beiden waren ziemlich rücksichtslos in ihrer Neckerei, so dass ich stehen blieb. Frank nahm einfach Tonis Hand von meinem Arm, legte seinen Arm wieder um mich und wir gingen zu zweit weiter.

      „Was sagst du jetzt?“

      Auffordernd sah Frank mich an.

      „Mein Held!“ schwärmte ich, „Der Platz neben mir ist dir sicher!“

      Am nächsten Morgen klopfte ich um kurz nach zehn an Matthews Zimmertür.

      „Was?“ fragte er unfreundlich.

      Ich öffnete die Tür und sah ihn an.

      „Julia!“ sein Tonfall hatte sich schlagartig verändert, „Leg’ dich zu mir!“

      Auffordernd hob er seine Decke an.

      „Wenn ich das gewusst hätte, wäre ich früher gekommen! Leider muss ich gleich los und dachte mir, du möchtest vorher die Haare gewaschen haben.“

      „Ich trau’ dir nicht!“

      „Ganz wie du willst! Dann bleiben sie halt blau!“

      Ich drehte mich um und ging, natürlich kam Matthew gleich hinterher. Gemeinsam gingen wir ins Bad und ich wusch das Blau aus seinen Haaren. Eigentlich hatte ich das schon gestern Abend vorgehabt, deswegen hatte ich Frank gefragt, ob es okay ist, wenn wir später losfahren, aber irgendwie hatte es sich dann doch anders ergeben…

      Um zwölf stand ich vor Kais Tür. Wieder setzten wir uns in seine Küche.

      „Wollen wir mit spanisch anfangen?“ fragte ich ihn.

      Kais Spanisch war nicht umwerfend, allerdings fand ich es bewundernswert, dass er sich überhaupt in einer dritten Sprache versuchte.

      Nach zwei Stunden gingen wir zum Englischen über.

      „Weißt du eigentlich, dass es hier ein Theater mit englischen Aufführungen gibt?“ fragte Kai mich.

      „Ist nicht dein Ernst?“

      „Doch - und zur Zeit spielen sie eine Komödie, sie heißt `Der Neurosenkavalier`. Hättest du Interesse?“

      Was für eine Frage!

      „Und ob! Wann läuft das denn?“

      „Sonntag nachmittags und Freitag abends.“

      „Was hältst du von nächstem Freitag?“ schlug ich vor.

      „Gerne, ich hol’ dich ab! Aber du solltest dir dann lieber ne Hose anziehen.“

      „Gefällt dir mein Rock nicht?“

      Verunsichert sah ich auf meinen langen, schwarzen Rock. Dazu hatte ich einen schulterfreien, nachtblauen Angorapulli an. Mein BH hatte durchsichtige Träger, denn ich fand es nicht hübsch, wenn man die Träger sah, egal wie ansprechend sie waren.

      „Dein Kleid gestern hat mir noch besser gefallen!“

      „Du warst auch in der Kneipe? Warum bist du nicht zu mir gekommen?“

      „Wollte ich ja, aber das Mädchen, mit dem du auf der Bühne standest, ließ mich nicht!“

      „Antonia?“

      „Ich glaub’, so hieß sie. Jedenfalls hat sie mich ziemlich lange in Beschlag genommen.“

       Ich musste lachen.

      „Und danach?“

      „Ich wollte dich nicht stören.“

      „Wobei?“

      „Dein Freund hatte den Arm um dich gelegt und…“

      „Mein Freund?“

      „Groß, attraktiv, dunkelhaarig“, beschrieb Kai.

      „Frank