Tochter achtete. Aber ich liebte meine Mama...
„Soll ich Phillip mit deinen Kartons vorbei schicken?“
„Würde dich das beruhigen?“
„Ja.“
„Also gut!“
Gerade hatte ich aufgelegt, da hörte ich aus dem Nebenzimmer Gelächter. Was machten denn Matthew und Frank hier? Wollten sie nicht zum See fahren? Mir war klar, dass ich am Telefon nicht gerade leise gesprochen hatte. Wahrscheinlich hatten sie jedes Wort mit angehört.
Ich klopfte an Matthews Tür.
„Soso, du trinkst also nie?“ zog Matthew mich gleich auf.
„Und du gehst auch nicht aus?“ stimmte Frank mit ein.
„Sollt ihr lauschen?“
Ich schnappte mir zwei Kissen und schlug damit auf beide gleichzeitig ein.
„Julia!“ tönte es durch die Wohnung.
Kurz darauf erneut, diesmal jedoch lauter.
„Julia!“
Ich steckte den Kopf aus Robins Zimmer. Gerade wollte ich Matthew fragen, was er wollte, da sah ich Phillip im Eingang stehen. Überrascht, aber hocherfreut rannte ich gleich zu ihm.
„Kätzchen!“ begrüßte er mich und nahm mich in seine Arme.
„Baby!“ war meine Antwort darauf, die mir gleich einen Knuff in die Seite einbrachte.
„Ich hab’ gehört, hier herrscht Notstand!“
Fragend sah ich ihn an.
Phillip deutete auf den Umzugskarton, der hinter ihm stand.
„Hier hat jemand Schuhe bestellt!“
„Schuhe?“ rief Robin entzückt und öffnete gleich den Karton.
Kurz darauf zog er ein paar HighHeels aus dem Karton und sah sie sich begeistert an.
„Zieh an!“ forderte ich Robin auf.
„Da pass ich doch nie rein!“
„Das sind Sandalen, Robin, ist doch egal, wenn die Zehe vorne rausgucken!“
Ich hockte mich zu Robin auf den Boden und half ihm beim Anziehen.
„Da hast du was angestellt!“ meinte Matthew zu Phillip.
„Ja, Frauen und Schuhe!“
Die beiden stellten einander vor.
„Ich hab’ noch zwei Kartons im Wagen.“
Das hatte ich gehört und forderte sofort:
„Rauf holen, Phil!“
Gemeinsam mit Matthew ging Phillip zu seinem Wagen.
„Woher kennst du Julia? Habt ihr zusammen studiert?“ wollte Matthew gleich wissen.
Phillip lachte.
„Ich mach’ nächstes Jahr erst mein Abi! Hat Kätzchen gar nicht von mir erzählt?“
„Kätzchen?“
„Wenn du sie von was überzeugen willst, dann kraul sie einfach im Nacken, dann…“
„…fängt sie an zu schnurren, wie ein Kätzchen. Die Erfahrung hab’ ich schon gemacht“, lachte Matthew.
„Hast du sonst noch ein paar Tipps für mich, Phillip?“
Phil blieb stehen und sah Matthew an.
„Sei nett zu ihr!“
„Bist du ihr Freund?“
„Viel schlimmer! Ihr Bruder!“
Die beiden gingen für einen Moment schweigend weiter, dann vertraute Phil Matthew etwas an:
„Als ich dich an der Wohnungstür sah, ging ich eigentlich davon aus, dass du ihr Freund bist.“
„Hast du mit keinem männlichen WG-Mitbewohner gerechnet?“ war Matthews Schlussfolgerung.
Philipp war schon bei seiner Ankunft Julias Aufmachung aufgefallen. Sie war nicht geschminkt und lief in einem alten, völlig ausgeleierten Jogginganzug rum. Das passte nicht zu ihr. Als sie ihrer Mutter heute am Telefon erzählt hatte, dass sie ihre Klamotten doch wieder haben will, hatte Mama darauf bestanden, dass er ihr sofort alles brachte. Vor etwas mehr als einem Jahr hatte Julia diese Kartons gepackt und verkündet, dass sie weder die Lust noch ein Recht darauf hatte, auszugehen und sich zu amüsieren. Seine Mutter war schockiert gewesen. Sie hatte Julias Kleidung gewaschen und ordentlich in den Kartons verstaut, denn Julia hatte alles achtlos reingeworfen. Die ganze Familie hatte sich Sorgen gemacht, insbesondere als seine Schwester mit ihrem Studium aufhörte…
„Philipp?“
„Was treibt Julia eigentlich?“
Matthew überlegte, wie meinte Philipp seine Frage?
Philipp grinste Matthew an.
„Dein Schweigen verrät alles! Ein Glück!“
„Was?“
„Wir haben uns schon Sorgen um Julia gemacht.“
„Sie kann ganz gut auf sich selbst aufpassen!“ fand Matthew.
Diese Antwort zeigte Philipp, dass Matthew keine Ahnung hatte. Er würde ihn nicht von sich aus ins Vertrauen ziehen, aber vielleicht sollte er sich mal mit dem jungen Mann unterhalten, der Julias Schuhe so bewundert hatte. Die beiden schienen befreundet zu sein.
Gemeinsam mit Robin hängte ich meine Klamotten in den Kleiderschrank. Philipp hatte es sich auf meinem Bett gemütlich gemacht und beobachtete uns.
„Was gibt’s Neues, Kätzchen?“
„Was willst du hören, Baby?“
„Du sollst nicht immer Baby zu mir sagen!“
„Dann hör’ mit diesem ewigen Kätzchen Kram auf!“
„Also gut, was gibt’s Neues, Julia?“
„Nichts - und bei dir?“
„Gehst du wieder zur Uni?“
„Deswegen bin ich hierher gezogen.“
„Na ja, nach dem was damals passiert ist…“
Schnell unterbrach ich Philipp. Ich wollte nicht, dass Robin oder sonst jemand etwas davon erfuhr.
„Robin ist meine beste Freundin und wir waren zusammen in einem total angesagten Club!“ begann ich.
„Ich bin deine beste Freundin, Liebes?“ fragte Robin mich erstaunt.
Ich drückte Robin an mich.
„Was war das für ein Club?“
Robin schwärmte Philipp von dem Club und von Fabienne vor.
„Und hat Julia auch einen netten Kerl im Auge?“
„Einen? Wir flirten mit allen!“
Robins Antwort gefiel mir.
„Das wurde aber auch Zeit, Julia!“
„Was wurde Zeit?“
„Dass Julia endlich wieder anfängt zu leben…“
„Phil, was macht die Schule?“
„Jetzt lässt sie wieder die große Schwester raushängen“, beschwerte Philipp sich.
Als Philipps Magen sich lautstark bemerkbar machte, gingen wir gemeinsam in die Küche. Hier saßen die Anderen versammelt am Küchentisch.
„Das ist Philipp!“ stellte ich meinen kleinen Bruder vor und forderte ihn dann auf, sich zu setzen. Er nahm sich Robins Platz und Robin setzte sich zu Matthew auf meinen