Mario Klotz

Mao und das Vermächtnis von Atlantis


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der Unbekannte ihn in der Hand?

      Tekk konnte sich keinen Reim darauf machen, doch er traute sich nicht Erkundigungen beim Fürst einzuholen. Dennoch wollte er diese Geheimnisse lüften.

      Seine Erinnerungen kreisten soeben darüber, welches Glück er hatte, als er sein sogenanntes „Wunder“ vollbracht hatte und dass seine verlorene Fähigkeit bis heute nicht zurückgekehrt ist. Sein Gefühl, Menschen auf den ersten Blick einzuschätzen, hatte sich verflüchtigt. Es fühlte sich seltsam für den Jungen an. Er konnte bei Menschen, die er das erste Mal sah, erkennen, ob er denjenigen sympathisch fand oder nicht, aber er konnte den Charakter dieses Menschen nicht mehr zuordnen. Tekk bedauerte, seinen einst guten Instinkt eingebüßt zu haben.

      Mit Schaudern tauchte die Percht wieder vor seinem geistigen Auge auf. Dieses schaurige Wesen hatte nach dem Treffen der Druiden Arpp entführt. Die Erinnerung erschien ihm so real, als würde er eben nochmals seinen besten Freund aus dessen Klauen retten. Auch das Gefühl, dass an dieser Kreatur etwas merkwürdig war, stieg wieder in ihm auf. Wovor dieses Gefühl ihn jedoch warnen wollte, konnte er nicht deuten.

      An die Zeit nach dem Kampf mit der Percht, konnte er sich kaum erinnern, da er durch die Erschöpfung viel Schlaf benötigt hatte.

      Als er jedoch wieder bei Kräften war, passierte ihm das Schönste, das bis jetzt in seinem Leben geschehen war. Arpp und er wurden von dem Fürst der Druiden und seiner „rechten Hand“ abgeholt und auf eine Reise mitgenommen.

      Ihm bereitete es Freude, als die Erinnerungen an diesen Tag aufflackerten. An die Fahrt durch den Tunnel, vorbei an den mystischen Wesen und bis zum ersten Stopp im Tal der Feen. Hier wurde er zu einem richtigen Druiden auserkoren.

      Er dachte daran, wie Arpp ihm am Friedhof der Lebenden und Toten die Geschichte über den mysteriösen Ford-Noxx erzählt hatte. Doch wie war es möglich, dass dessen Stein noch leuchtete, wunderte er sich. Dieser hätte doch nach dessen Tod erlöschen müssen.

      Der jüngste Druide erinnerte sich an das belauschte Gespräch zwischen dem Fürst und Miix zurück. Hier hörte er zum ersten Mal von dem, das ihn am allermeisten interessierte: Von dem mysteriösen Buch der schwarzen Magie!

      Was war das für ein Buch? Welche Gefahr ging davon aus? Wer wollte es finden? Warum wussten nur wenige davon? Wo wurde es versteckt? Und warum durfte niemand etwas davon erfahren?

      Diese Fragen gingen ihm durch den Kopf. Doch würde er je hinter diese Geheimnisse kommen?

      Tekk war noch immer stolz darauf, als er daran dachte, dass es ihm auf Anhieb gelungen war, in die Welt der Gedanken einzutauchen. Dieses Gebiet lehrte ihn Arpp. Sein Freund verriet ihm, wie man in die Gedanken anderer Menschen eindringen und sie „sehen oder hören“ konnte und wie man verhinderte, dass andere die eigenen Gedanken lasen.

      Tekk spürte, dass seine innere Stimme im Moment „geschützt“ war und trainierte dies weiter. Er wollte nicht, dass jemand in seine Intimsphäre „eindringen“ konnte.

      Seine Gedanken kreisten nun um Nanu, einen unausstehlichen Druidenmeister. Doch woher kam seine Abneigung gegen diese Person? Und war Tekks Verdacht richtig, dass Nanu hinter dem Buch der schwarzen Magie her ist?

      Der Junge hasste es, wenn so viele Fragen in seinem Kopf umherschwirrten und er keine beantworten konnte.

      Als sich der Wiggo auf die Seite drehte, flatterte Badi durch den Raum. Es handelte sich hierbei um seinen Raben, der durch die druidische Zuwendung ganz außergewöhnliche Fähigkeiten besaß.

      Seine Gedanken wanderten weiter und er dachte an seinen besten Freund, mit dem er dringend sprechen musste. Mit Arpps Hilfe wollte er Antworten auf all diese Geheimnisse und rätselhaften Geschehnisse finden. Doch würde ihnen das gelingen? Der Junge nahm es sich fest vor. Er konnte noch nicht ahnen, in welche Gefahren er dadurch schlittern würde und welche haarsträubenden Abenteuer noch auf ihn warteten.

      Drei schlechte Nachrichten

      Der König befand sich in der Schicksalshalle und verabschiedete eben den königlichen Berater Wik. Dieser hatte ihm von einem erneuten Auftauchen einer unheimlichen Erscheinung in dessen Gästeschloss berichtet. Der Geist eines Druiden war angeblich wie aus dem Nichts erschienen und hatte alle in Angst und Schrecken versetzt! Doch der König hatte nicht richtig hingehört. Er hielt diese Geschichte für ein Märchen. Diese Meinung würde er jedoch in Kürze ändern müssen.

      Bis dahin steckte er jedoch bis zum Hals in anderen Problemen und nahm sich deshalb keine Zeit dafür. Seine Gedanken schweiften ab, zu den größten Bedrohungen der jüngsten Vergangenheit. Er erinnerte sich daran, wie er einst von dem Gerücht erfuhr, dass sein Reich angegriffen werden sollte. Dieses Schreckensszenario blieb zum Glück bis heute aus. Wie lange noch, ist ungewiss.

      Ihm kam zu Bewusstsein, welcher glücklichen Fügung er es zu verdanken hatte, dass seine Männer ein Attentat auf ihn verhindern konnten.

      Darauf kamen ihm seine einst reichen Erzvorkommen unter, die mittlerweile versiegt waren und aus dessen Grund sein Vermögen wie Eis in der Sonne schmolzen.

      Seine Gedanken kreisten zu jenem Ereignis, als ihm sein Berater unterbreitete, dass sein größter Feind, der Kaiser vom Reich der Mitte, gestorben sei und sein bestialischer und blutrünstiger Sohn die Macht erlangt hatte. Seitdem musste er mit ansehen, wie dessen Streitmacht von Tag zu Tag wuchs und immer stärker wurde.

      Als wäre das alles nicht genug gewesen, hatte der König auch noch eine Kohorte seiner wertvollsten Männer im Krieg gegen den Zaren, aus dem Reich des Roten Platzes, verloren, und es kam noch schlimmer …

      Sein Adlatus hat ihm die Nachricht gebracht, dass sich unter seinen Beratern ein Verräter befinden musste, der sich dem Kaiser angeschlossen und wichtige Informationen weitergeleitet hatte. All dies und noch mehr schoss gleichzeitig durch seine Gedankengänge, als ihm bewusst wurde, dass jemand auf ihn wartete.

      Der nächste, der den Raum betrat, beziehungsweise schon lange hier war und wartete, bis der König ihn empfing, konnte endlich hinter dem Vorhang hervortreten.

      Schwungvoll trat der Adlatus vor den König und scherzte, obwohl er eigentlich nicht zum Scherzen aufgelegt war: „Soll ich Ihnen erst die schlechte oder die schlechte Nachricht mitteilen? Oder eine andere, die ebenfalls nicht besser lautet? Insgesamt sind es nämlich drei!“

      „Sie belustigen sich doch nur, oder?“, erkundigte sich der König vorsichtig.

      „Ich bedaure, Eure Majestät, aber ich muss Ihnen leider alles so mitteilen, wie es ist!“, sagte der Adlatus.

      ‚Was kommt jetzt schon wieder auf mich zu?‘, dachte der König und machte sich auf alles gefasst, als er dem Adlatus befahl, ihm eine schlechte Nachricht zu unterbreiten.

      Der Adlatus räusperte sich kurz und wurde wieder ernst, als er zu berichten begann: „Nun, ich beginne mit den Archäologen!“

      „Was! Was ist mit den Archäologen?“, unterbrach ihn der König. Er dachte, er hätte alles berücksichtigt, doch damit hatte er nicht gerechnet und hakte nach: „Aber Sie haben mir doch gestern berichtet, dass sie das Gold gefunden haben und es sei mehr, als sie vermutet hatten.“

      „Ja, das ist richtig!“, bestätigte der Adlatus: „Sie haben mir den Auftrag gegeben, ich sollte den Archäologen einige Männer mitschicken, damit ihnen auf ihren Ausgrabungen nichts geschieht. Soweit war auch alles in Ordnung. Doch leider sind sie bei der Heimreise von Piraten überfallen worden. Meine Männer konnten sie nicht daran hindern. Sie haben . . .“, der Adlatus musste sich nochmals räuspern um die schreckliche Nachricht aussprechen zu können: „Sie haben alle getötet!“

      „Was?!?“, konnte es der König nicht fassen: „Sie haben alle getötet!?!“

      Mit einem lauten Seufzer nickte der Mann traurig.

      „Ach du verdammte Sch…!“, fluchte der König, als er sich die Szene vorstellte.

      Für kurze Zeit blieb es in der Halle still, bis der König sich etwas gefangen