Mario Klotz

Mao und das Vermächtnis von Atlantis


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die in regelmäßigen Abständen die Grenze zwischen dem Reich der Schlange und dem Reich des keltischen Waldes bildeten, erkannte er. Dabei kam er aus dem Staunen nicht heraus. Um jeden Turm schlängelte sich eine steinerne Schlange und bildete das Dach des Bauwerks. Das Maul weit geöffnet, so als setzten sie zu einem Angriff an, blickten die steinernen Tiere in ihre Richtung.

      In einem rasanten Galopp kamen sie rasch voran. Ihre roten Umhänge flatterten heftig im Wind. Tekk musste sich beeilen, damit der Abstand zu Anuk nicht zu groß wurde. Der Junge fragte sich immer wieder, wo der Fürst noch einen Zwischenstopp eingeplant hatte, doch erkundigen konnte er sich nicht, da sein Meister zu weit vor ihm ritt.

      Nach einer Weile verließen sie den breiten Weg und zweigten in einen schmaleren Pfad ein. So gelangten sie nach einiger Zeit zur Hauptstadt des keltischen Reiches.

      "Willkommen in Gutex!", sprach der Fürst erfreut, als sie auf die mächtige Stadtmauer zu trappten.

      Bevor sie in den inneren Kern vordringen konnten, mussten sie jedoch an zahlreichen notdürftigen Baracken vorbei, die sich außerhalb der dicken Abwehrmauern befanden, die die Stadt umgab. Durch ein mächtiges, stark bewachtes Tor gelangten die beiden Druiden in das Zentrum.

      Die Stadt war gigantisch und atemberaubend. Hunderte Aristokratenhäuser drängten sich nebeneinander. Eines war schöner als das andere. Nur vereinzelt zwängten sich Plätze, auf denen sich bunte Blumenbeete oder schön verzierte Brunnen befanden, dazwischen.

      Zu Fuß bahnten sie sich einen Weg durch die Menschenmassen, die sich auf den gepflasterten Pfaden tummelten. Ihr Ziel war eine große Zitadelle, die aus vielen Erkern, Türmen und Zinnen bestand.

      Der Wiggo bemerkte sofort, dass dies ein besonderes Gebäude sein musste, da es von vielen keltischen Kriegern bewacht wurde.

      „Was ist das für eine Festung?“, wollte der Junge erfahren. Anuk blickte ihn an und antwortete: „Das ist das Schatzhaus des Häuptlings. Du siehst, dass es streng bewacht ist und nur wenige dürfen es betreten. Mit dem Pergament unseres Häuptlings haben wir jedoch die Befugnis dafür.“

      Sie banden ihre Pferde beim Wasserreservoir an, das sich neben dem Gebäude befand und die Tiere tranken nach dem langen Ritt gierig daraus. Anuk zog eine Pergamentrolle unter seinem weißen, mit schwarzen Mustern bestickten Ornat hervor. Der Fürst zeigte den Wachen das Schreiben des Häuptlings und sie wurden eingelassen.

      Hinter dem mächtigen Tor erstreckte sich eine prunkvolle Vorhalle. Auch hier patrouillierten die Wächter, die zwischen den Statuen standen, oder auf dem Marmorboden entlang schritten.

      Tekk wollte hinter Anuk hereilen, doch dieser blieb stehen, drehte sich um und sprach: „Ich muss etwas suchen und mich dabei konzentrieren. Deshalb solltest du hier bleiben und auf mich warten!“

      Er wollte schon weiterhasten, blieb jedoch plötzlich noch mal stehen und drehte sich erneut zu dem verdutzten Jungen um. Schnell erklärte er: „Du solltest die Zeit nutzen und versuchen, aus diesem Tonstück, nur mit Hilfe deiner Gedanken, einen Raben zu formen.“, und drückte ihm einen würfeligen, harten Tonbrocken in die Hand, den er unter seinem weißen Habit hervorgeholt hatte.

      Der Junge war sichtlich enttäuscht, als er dem Fürst nachblickte, der soeben mit seinem Druidenstab in der Hand eine breite Treppe nach oben schritt und hinter einer mächtigen Tür verschwand.

      Tekk war sauer! Er befand sich in der Schatzkammer des Häuptlings und durfte nur die Vorhalle betreten! Oder sollte er sich eigenständig umsehen? Er wollte doch in Erfahrung bringen, was sein Meister hier beabsichtigte.

      Wea ist der Einbrecher!

      Der königliche Inspektor rang heftig nach Atem, als er bei der Gasse angekommen war. Doch es schien vergeblich gewesen zu sein. Der hinkende Mann war spurlos verschwunden. Die Seitengasse war in Wirklichkeit eine Sackgasse, von der keine Eingänge wegführten. ‚Wohin war der Mann verschwunden?‘, fragte sich der königliche Inspektor, doch fand keine brauchbare Antwort. Kopfschüttelnd suchte er alles ab, fand aber nichts!

      Während der ganzen Kutschenfahrt, bis er vor der Schicksalshalle ausstieg, rätselte er vor sich hin, wie der Mann spurlos verschwinden konnte.

      „Guten Morgen!“, grüßte ihn eine bekannte Stimme. Lan blickte sich um und erkannte Jos, den Neffen von Wik, und erwiderte den Gruß.

      ‚Armer Junge! Die Natur ist oft wirklich sehr erbarmungslos!‘, stellte er wieder einmal mitleidig fest, da er zum widerholten Male feststellen musste, dass die Gesichtszüge des Jungen wirkten, als wäre er nicht sehr intelligent, doch Lan wusste um die Klugheit von Jos. ‚Es könnte auch eines Tages ein Vorteil sein!‘, dachte Lan und lächelte dem Neffen aufmunternd zu, während er auf die Halle von Wik zuschritt. Es schien, als hätte der königliche Berater schon auf ihn gewartet und erkundigte sich ungeduldig: „Haben sie etwas Neues in Erfahrung gebracht?“

      „Ja!“, antwortete Lan stolz und berichtete ihm von den letzten Ereignissen. Von der Hilfe des Archäologen und den Gedanken, mit denen es ihm endlich gelungen war, das Rätsel der Symbole auf der Venusmuschel zu knacken.

      Auch Wik atmete erleichtert auf und erklärte: „Vorzüglich! Der Druck auf den König wird enorm groß, da die Unruhen immer stärker werden.

      Daran ist unter anderem auch dieser Dämmerungseinbrecher schuld. Deshalb müssen wir alles in unserer Macht stehende unternehmen, um diesen Fall so schnell wie möglich abzuschließen.“

      Plötzlich stürmte ein Diener in die Halle und unterbrach ihn: „Es tut mir leid, dass ich einfach so eingedrungen bin, aber vor der Tür stehen ein paar aufgebrachte Männer die unbedingt zu ihnen wollen. Sie behaupten, sie hätten den Einbrecher geschnappt!“

      „Was!“, riefen die beiden Männer wie aus einem Munde und der königliche Berater forderte sie einzulassen. Lan war nun mehr als angespannt: ‚Wer hat den Langfinger erwischt?‘

      Es waren insgesamt sechs Männer, die hektisch in den Saal drängten. Einer davon war Ano, der seine Stimme laut erhob und sprach: „Ach, der Inspektor ist auch hier! Sehr gut! Wir haben gestern auf dem Platz, an dem sich der Teufelsbrunnen befindet, unseren Unmut kundgegeben. Genau dort, wo wenig später der Einbrecher zugeschlagen hat.

      Ich und einige Männer meiner Gruppe haben einen Jungen aus dem Armenviertel beobachtet und uns ist er sehr verdächtig erschienen. Er hat sich ständig umgesehen und wirkte sehr nervös. Und jetzt wissen wir auch den Grund für sein Benehmen: Er ist wenig später zurückgekehrt und ist eingebrochen!

      Deshalb fordern wir von Ihnen, dass Sie ihre Leute ins Armenviertel beordern, um den Jungen zu suchen und ihn verhaften zu lassen. Dann kann endlich wieder Ruhe einkehrt. Auf uns ist eben Verlass, nicht wahr Jungs!“, und die anderen stimmten dem Giftzwerg lauthals zu.

      Die Beschreibung, die Ano von dem Jungen abgab, passte genau auf Wea, stellte der königliche Inspektor besorgt fest. Doch ihm kam etwas seltsam vor und deshalb hakte er nach: „Woher wissen Sie eigentlich, dass in der Nähe von dem Teufelsbrunnen ein Einbruch verübt wurde? Die Tat wurde doch eben erst festgestellt.“

      Der Giftzwerg sprang aufgebracht herum und brüllte: „Das hat mir vorhin meine Frau erzählt. Und da niemand etwas gegen diesen Verbrecher unternahm, haben wir selbst handeln müssen. Alles muss man selber erledigen. Alles!“

      „Ich glaube jedoch nicht, dass es der Junge aus dem Waisenhaus war. Ich kenne ihn ebenfalls.“, verteidigte der königliche Inspektor Wea.

      „Das sieht Ihnen auch wieder einmal ähnlich! Sie werden dafür bezahlt, den Verbrecher zu schnappen. Aber wir haben ihn überführt und nicht Sie, und nun wollen Sie ihn auch noch in Schutz nehmen. Das ist wieder einmal typisch! Oder abreiten Sie am Ende noch mit dem Jungen zusammen?!?“, beschuldigte Ano ihn aufgebracht.

      Bevor Lan etwas erwidern konnte mischte sich Wik ein: „Das ist eine harte Anschuldigung und wenn Sie diese nicht beweisen können, so würde ich Ihnen raten, diese zurück zu nehmen.“

      „Ach, Sie stecken doch alle