neue Nachrichten aus dem Reich der Yamatai erhalten. Die Bergarbeiter des Kaisers bauen bereits das Eisen aus den Erzgruben ab. Mit diesem hat der Kaiser seine neu ausgebildeten Truppen ausgerüstet. Diese sind bereits im Einsatz. Seine Armee ist nun um weitere tausend Köpfe stärker.“
„Ich will gar nicht daran denken, um wie viel sie nun stärker ist als unsere! Wenn er uns angreift, werden wir das nicht überleben!“, sprach der König seine Gedanken laut aus.
„Leider muss ich Ihnen noch etwas mitteilen!“, begann der Adlatus, holte den König aus seinen Gedanken zurück in die Schicksalshalle und schilderte: „Ich habe kurz vor meinem Eintreffen mit meinen Männern gesprochen, die ich auf die andere Sache angesetzt habe.“
„Sie meinen die Angelegenheit mit dem Verräter in meinen Reihen?“, unterbrach der König.
„Ja!“, bestätigte der Adlatus und gab wider, was er von seinen Männern erfahren hatte: „Bis jetzt hat sich niemand verdächtig verhalten oder sich mit jemand Unscheinbaren getroffen. Sie vermuten, dass der Spion den Köder durchschaut hat!“
„Das bedeutet, der Versuch ist gescheitert und somit erfolglos abgeschlossen!“, brachte es der König auf den Punkt.
„Nein, so drastisch würde ich es noch nicht sehen. Wir werden auf jeden Fall dranbleiben. Schließlich wäre es ein Wunder, wenn wir diese Angelegenheit so schnell positiv abgeschlossen hätten. Ich wollte nur ein zwischenzeitliches Resümee abgeben. Es besteht noch immer die Möglichkeit, die Sache mit Erfolg zu beenden. Wir wollen die Hoffnung nicht allzu rasch aufgeben!“, erwiderte der Adlatus und fügte hinzu, bevor er verschwand: „Das wäre alles!“
Er ließ einen verzweifelten Mann zurück, der sich mehr denn je vor der Zukunft fürchtete.
Die Schlucht
Min starrte während des Laufens entsetzt zurück auf Sem, der am Boden lag.
„Wir müssen ihn zurücklassen!“, mischte sich der Herzog ein, der bemerkte, was der Hauptmann vorhatte. Er wollte stehenbleiben und Sem zu Hilfe eilen, doch er erkannte, dass dieser sich bereits hochgekämpft hatte und losrannte. Dennoch befand er sich weit hinter ihnen. Die Angreifer waren nahe an ihm dran.
„Los … Sem!“, brüllte er und hoffte, dass ihnen die Flucht gelang. Er war sich nun sicher, dass es eine Möglichkeit für sie gab, auch wenn sie nur sehr klein war.
Verzagt warf er immer wieder einen kurzen Blick über die Schulter, musste jedoch achtgeben um nicht selbst dabei zu Sturz zu kommen. Jedoch sah er, was er befürchtet hatte, die Reiter schossen ihre tödlichen Pfeile nur noch auf Sem. Er musste ihnen immer wieder ausweichen und sein Tempo verringern, damit er nicht nochmals am Boden landete.
Voller Panik erkannte Min, dass die Reiter immer weiter zu seinem Freund aufschlossen und ihre Pfeile noch näher an ihr Ziel gelangten.
Er musste Sem Mut machen, damit dieser nicht stehen blieb, und schrie aus voller Kehle: „Da vorne ... befindet sich … eine Schlucht … mit … Wasser! Wir müssen …springen!“
Sem und der Herzog wussten nicht, ob das eine gute oder schlechte Nachricht war. Sie könnte ein Ausweg sein, sie könnte auch in den Tod führen!
„Wie tief?“, wollte der Herzog wissen.
„Keine ... Ahnung!“, gab Min zu, der schon total aus der Puste war und kaum noch ein Wort hervorbrachte.
Sem gab die Hoffnung nicht auf, er entschied sich, dass dies eine gute Nachricht war und dies setzte neue Energie in ihm frei. Das Rauschen wurde immer lauter und das hielt er für ein gutes Zeichen. Die Schlucht schien sehr tief zu sein und er hoffte, dass sich genug Wasser dort unten befand. Er würde jedoch erst Gewissheit erlangen, wenn er sich kurz vor dem Absprung befand. Doch es gab keinen anderen Ausweg. Entweder starb er durch die Klinge des Feindes, oder bei dem Sprung ins Ungewisse.
Als sie sich der Stelle näherten, erkannte Sem, dass der Hauptmann recht behielt. Bei dem schwarzen Streifen handelte es sich um eine breite Schlucht zwischen der Ebene, die durch einen Fluss entstanden war.
Gespannt blickte er zu Min und dem Herzog, die sich nicht mehr weit von dem Absprung entfernt befanden. Dennoch musste er auch auf die Pfeile achten, die bedrohlich nahe neben oder vor ihm einschlugen und auf die beiden Reiter, die rasch näher kamen. Er war nicht mehr weit von dem Sprung ins Ungewisse entfernt.
Aber wird er es schaffen, die Felskante zu erreichen? Kann er den Pfeilen noch so lange ausweichen? Wird er dort den Feinden entkommen? Was erwartete Sem in der Schlucht?
Willkommen in Gutex
Im Haus des Lebens war es bereits Mittag, als es Tekk endlich gelang Arpp zu treffen. Dieser befand sich mit einigen anderen Druiden im Speisesaal, wo sie von Ineus Köstlichkeiten verwöhnt wurden.
Gleich musste Tekk seinem Freund die schlechte Nachricht überbringen, die Anuk, sein Druidenmeister, ihm zuvor mitgeteilt hatte: „Der Fürst der Druiden berichtete, dass er mich in das Reich von Roex, dem Wächter der Druidenstäbe begleiten wollte. Von ihm hätte ich meinen eigenen Druidenstab bekommen. Doch der Fürst bekam kurz darauf eine Mitteilung, über die er lange nachdachte. Ich wollte erfahren, was in der Nachricht stand, aber er weihte mich nicht ein. Er äußerte nur, dass die Angelegenheit keinen Aufschub dulde und wir nach dem Essen abreisen müssen.“
„Oje!“, hauchte Arpp enttäuscht und fügte verschwörerisch hinzu: „Zuvor muss ich dich noch unbedingt unter vier Augen sprechen!“
„Sag, was ist los? Um was handelt es sich?“, wollte Tekk sofort erfahren und sprach beinahe ohne Stimme, da er sich von den anderen belauscht fühlte.
„Ich habe mich bei Erna erkundigt und . . . ich kann es nicht fassen, aber mehr später!“, flüsterte sein Freund und blickte sich achtsam um.
Tekk hatte ebenfalls bemerkt, dass die anderen ihre Tuschelei beobachteten. Da Arpp nicht wollte, dass sie etwas mitbekamen, wechselte er das Thema und sie sprachen über ihre Experimente vom Vormittag.
‚Was hat er wohl herausgefunden?‘, überlegte Tekk, während er das Essen genüsslich verspeiste: ‚Arpp schien sehr aufgeregt und nervös zu sein. Es muss sich um etwas Wichtiges handeln.‘
Doch sie schafften es nicht mehr, ungestört miteinander zu sprechen. Der Fürst drängte seinen Wiggo sich zu beeilen, da sie schon unter Zeitdruck standen. Sie mussten noch etwas erledigen, erklärte er ihm.
Tekk benötigte viel Zeit beim Verabschieden. Zuerst bei Ineu, der netten Haushälterin vom Haus des Lebens. Bei ihr bedankte sich der Junge besonders für die fürsorgliche Obhut. Dann wünschte er Miix noch alles Gute. Tekk hoffte, sich kurz mit seinem Freund austauschen zu können, doch die beiden Druidenmeister klebten förmlich an ihnen.
Plötzlich hatte Arpp eine Idee und deutete auf den Raben von Tekk. Dieser verstand und nickte unauffällig. Als sich der Fürst und sein Wiggo auf ihre Pferde schwangen, sah Tekk aus den Augenwinkeln Phig. Dieser war sichtlich erleichtert, dass Tekk abreiste. Phig lehnte lässig gegen einen Baum und war von seinen Freunden umkreist, die gespannt dessen Worte lauschten. Zum Abschied warf er Tekk noch einen giftigen Blick zu und die anderen taten es ihm gleich.
Tekk hatte bemerkt, dass Phig und dessen Kameraden ihm ständig aus dem Weg gegangen waren. Sie hatten wohl Angst, dass er sie verraten würde. Doch nun dachten sie offensichtlich, dass ihnen keine Gefahr mehr drohe und deshalb trauten sie sich wieder ihn anzugiften. Tekk ließ dies jedoch kalt und ritt hinter dem Fürsten her. Die Reise führte die beiden aus dem Wald der Druiden, zu einem breiten, starkberittenen Weg.
„Das ist der Hauptverbindungsweg zwischen unserem Reich und dem Reich der Schlange. Wenn wir Glück haben, sehen wir sogar auf die Stadt des Königs. Warst du schon einmal in der Stadt der neuundneunzig Schlangen?“, erkundigte sich der Fürst.
„Nein, ich war noch nie in Ringdon, aber ich hab schon öfters davon gehört. Es soll phantastisch aussehen!“,