Stefan Deutschmann

Optionen für jedermann


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schwankt. Bevor an dieser Stelle Kritik geübt wird, hierbei handelt es sich um ein einfaches, plakatives Beispiel. Die Volatilität ist bei Weitem nicht der einzige Faktor, der sich auf Optionspreise auswirkt, aber an dieser Stelle versuchen wir auch nur, das erste Mal einen Fuß ins Wasser zu setzen. Sämtliche Faktoren werden noch zu Genüge besprochen.

      Mit der Zeit wirkt sich dies negativ auf die Strategie aus. Das gilt für alle Long-Optionen (Long-Call sowie Long-Put. Diese sollten nicht mit dem Terminus des „long seins“ bei Aktien verwechselt werden), denn Optionen haben nur eine begrenzte Lebensdauer. Durch den Ablauf der Zeit wird der Wert oder die Zeit, die die Aktie braucht, um in eine günstige Zone zu gelangen, immer weniger. Hierbei spricht man von einem Zeitwert (Theta). Dieser nimmt jeden Tag weiter ab. Sobald der Zeitwert verschwindet, bleibt nur der innere Wert übrig - also die Differenz zwischen dem Ausübungspreis und dem aktuellen Marktpreis.

      Noch mehr, was meine Option beeinflusst? Ja, ganz richtig. Neben der Schwankungsintensität spielt also auch die Zeit eine entscheidende Rolle. Du brauchst an dieser Stelle jedoch keine Angst vor Überforderung haben. All diese Begrifflichkeiten werde ich dir detailliert erklären und du wirst feststellen, dass das Ganze wirklich nicht schwer ist. Nochmal, Optionen sind keine Hexerei.

      Also gut, jetzt drehen wir die Dinge um und schauen uns die Put-Optionen an. Die Long-Put-Option ist die zweite Optionshandelsstrategie, die wir betrachten wollen, bei der du eine Put-Option mit der Erwartung kaufst, dass der Aktienkurs vor Ablauf der Option deutlich über den Ausübungspreis hinaus nach unten fällt. Wenn du bereits Erfahrungen in der Welt der Aktien gesammelt hast, wird dich der Begriff des Long-Puts bestimmt verwirren. Vergiss für eine Sekunde, was du bisher als Interpretation genutzt hast und lass dich auf das Folgende wertneutral ein. Verglichen mit dem Short von Aktien, also dem sog. Leerverkauf, hast du nun die Möglichkeit, mit begrenztem Risiko eine bearische Position in deinem Portfolio aufzubauen, indem du eine Long-Put-Option verwendest.

      Mit einer Put-Option schließt du eine Vereinbarung mit einer anderen Person, die besagt, dass du künftig Aktien zu 40 USD pro Aktie verkaufen wirst. Das ist dein Basispreis. Machen wir das Ganze wieder mit einem plakativen Beispiel. Stell dir vor, du baust ein Haus für jemanden. Wenn du dich einverstanden erklärst, das Haus für 100.000 EUR für die Vertragspartner zu bauen, stimmen diese gleichzeitig zu, 100.000 EUR für dieses Haus zu zahlen, wenn es fertig ist. Du schließt also nun einen Put-Vertrag als Wohnungsbauer ab.

      Jetzt ist es dein Ziel und Aufgabe, dieses Haus für weniger als 100.000 EUR zu bauen - Materialien, Arbeit, Genehmigungen, alles - du möchtest weniger Geld ausgeben, das Material günstiger kaufen und nur die Leute einstellen, um das Haus für weniger als den vereinbarten Preis zu bauen, der bereits vereinbart wurde. Wenn du es also schaffst, das Haus beispielsweise für 80.000 EUR fertig zu stellen, verkaufst du es trotzdem für die vereinbarten 100.000 EUR, die Differenz ist folglich dein Gewinn. Bestimmt klingt dieses Beispiel logisch, aber wenn du es noch nicht ganz auf Put-Verträge ummünzen kannst, dann ist das nicht schlimm. Wir werden mit diesem Prinzip noch oft in Berührung kommen, sodass nicht alles beim ersten Anlauf verstehen musst.

      Also, nochmal, nur dieses Mal ohne Häuser. Du verkaufst eine Aktie zu einem bestimmten Preis in der Zukunft und hoffst, dass du die Aktie zukünftig zu einem niedrigeren Preis kaufen kannst. Das bedeutet, dass der Wert der Aktie sinkt und daher steigt auch dein Gewinn inkrementell. Also ein klassischer Leerverkauf.

      Lass uns noch ein Beispiel mit Zahlen einbringen. Sagen wir, dass eine Aktie bei 50 USD notiert und wir möchten einen Put „aus dem Geld“ kaufen. Nehmen wir den Strike bei 40 USD (je baerisher du bist, umso weiter würdest du hier natürlich nach unten gehen). Das bedeutet, dass wir in den profitablen Bereich kommen, wenn das Underlying unter 40 USD fällt. Ebenso wie bei den Long-Call-Optionen hast du auch hier wieder eine integrierte Verlustbegrenzung. Dein Verlust beträgt nur die gezahlte Prämie, die bei Vertragsbeginn festgelegt wurde. beispielsweise 200 USD.

      Anders als bei dem Beispiel mit unserem Hausbauprojekt, bist du jedoch nicht dazu verpflichtet, die Aktie abzunehmen, wenn sie über den 40 USD liegt. Vergiss nicht, als Optionskäufer bist du Inhaber von Rechten, nicht von Pflichten. Es ergibt für dich keinen Grund, die Aktie bei 50 USD abzunehmen, wenn du auf fallende Kurse spekuliert hast.

      Auch hier wirkt sich eine erhöhte Volatilität positiv auf die Strategie aus, genau wie wir es bei Long-Call-Optionen gesehen haben. Wenn die Volatilität ansteigt und der Markt volatiler ist, was bedeutet, dass der Kurs von 40 bis 30, von bis zu 50 und wieder bis 30 reichen könnte, besteht eine größere Chance, dass die Option weiter in die Gewinnzone läuft. Die Volatilität, also das Vega, sorgt bei einem Anstieg für die Verteuerung des Optionspreises – genau das, was du möchtest.

      Nun, wie bei den Call-Optionen wirkt sich die Zeit (Theta) auch auf eine Long-Put-Option aus. Bei Long-Optionen, sowohl Put als auch Call, wirkt sich der Zeitwertverfall negativ auf den Optionspreis aus. Wir erinnern uns, Optionen sind endlich. Sie haben ein endgültiges Datum, an dem sie verfallen. Wenn also die Zeit vergeht, sinkt der Wert dieser Optionen, da die Aktien weniger Zeit haben, um in die potenzielle Gewinnzone zu gelangen. Als Optionskäufer spielen wir also immer gegen die Zeit, was sich gerade in Verbindung mit wenig Volatilität stark negativ auswirken kann.

      Bevor wir dieses Kapitel schließen, müssen wir uns noch einmal mit dem Breakeven bei Long-Puts beschäftigen, also dem Punkt, an welchem du anfängst, profitabel zu sein. Bleiben wir bei oben genanntem Beispiel, in welchem du einen Long-Put bei einem Strike von 40 USD für 2 USD Prämie gekauft hast. Dein Breakeven wird also bei 40 USD – 2 USD = 38 USD erreicht. Umso weiter die Aktie unter diesen Preis fällt, umso mehr wirst du verdienen. Das theoretische Gewinnpotential ist hier jedoch begrenzt, da eine Aktie prinzipiell auch auf 0 fallen könnte. Auf der anderen Seite besteht dein größtmöglicher Verlust besagte 200 USD.

      Merke:

      Bei Optionen obliegt dir die Wahl eines Strikepreises, du bist nicht an den Aktienpreis gebunden.

      Bei Long-Calls/Puts zahlst du eine Prämie, die zeitgleich dein maximaler Verlust ist, dein Gewinn ist (theoretisch) unbegrenzt Optionen werden von verschiedenen Faktoren beeinflusst (die „Griechen“).

      Du hast bereits einen ersten Einblick in die Welt der Optionen erlangt, die ersten Vertragsarten kennengelernt und was diese beinhalten. Nun wird es Zeit, die Drehzahl etwas nach oben zu schrauben und sich mit den wirklich ernsten Themen zu beschäftigen. Keine Sorge, alles wird dir wieder detailliert erklärt und wenn du es beim ersten Versuch nicht verstehst, dann blättere zurück und nimm dir die Zeit, die Zeilen noch einmal durchzugehen. Bedenke: Optionshandel ist ein Marathon, kein Sprint.

      Du hast bereits erfahren, dass du als Optionskäufer auftreten kannst. Logischerweise muss es jedoch auch eine Gegenseite geben, welche du selbstverständlich auch einnehmen kannst. Beginnen wir mit einer kleinen Tabelle - so wird es etwas übersichtlicher und leichter zu verstehen, welche Rechte und Pflichten wir als Trader kennen müssen, wenn es um den Kauf oder Verkauf von Calls und Puts geht. Denk daran, dass jeder Handel zwei Seiten hat. Du hast also immer einen Gegenspieler, mit dem du handelseinig werden musst. Es gibt vier grundlegende Optionen, auf die wir uns einlassen können. Wir können Calls und Puts kaufen oder Calls und Puts verkaufen.

Optiosverkäufer (short) Optionskäufer (long)
Call Pflicht Recht
Put Pflicht Recht

      In diesem Fall hat der Käufer einer Call-Option das Recht, die Aktie zukünftig zu einem bestimmten Preis zu kaufen. Wenn du nun ein Optionskäufer bist, zahlst