Stefan Deutschmann

Optionen für jedermann


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ganz klar gegen dich.

      Oder nehmen wir Versicherungen. Stell dir vor, du hast eine KFZ-Versicherung, für die du Jahr um Jahr Beiträge zahlst. Wie oft hast du diese tatsächlich schon gebraucht und wie viel hast du eingezahlt? Auch Versicherungen arbeiten nach dem Prinzip der Wahrscheinlichkeit, kalkulieren ihr Risiko und lassen dich eine dementsprechende Prämie bezahlen. Die Statistik ist auch hier auf Seiten der Gegenpartei.

      Warum sollte dich das alles interessieren? Wie wäre es, wenn du an den Kapitalmärkten auch mal die „Bank“ spielen könntest und ausnahmsweise die Wahrscheinlichkeitstheorie zu deinen Gunsten eingesetzt werden könnte? Aufregend oder? Lass uns diese Reise gemeinsam antreten, dir wird alles erklärt, wenn du geduldig und wissbegierig bist.

      Merke:

      Die zuverlässigsten und konsistentesten Gewinne werden auf Grundlage der Wahrscheinlichkeitsrechnung und Statistik erzielt.

      Diese kannst du für dich nutzen, ohne ein Genie á la Beautiful Mind zu sein oder Mathe studiert zu haben.

      Zunächst möchte ich über die absoluten Grundlagen des Optionshandels sprechen. Wahrscheinlich bist du absoluter Beginner oder hast noch nie davon gehört, dass mit Optionen gehandelt werden kann und was diese eigentlich sind. Wichtig ist also, dass wir zunächst verstehen, was eine Option, beziehungsweise einen Optionsvertrag überhaupt ausmacht.

      Warum und für welchen Zweck wurden Optionen eigentlich erfunden? Im Kern sollen sie „Verwaltungsaufgaben“ erledigen, namentlich zur Risikominimierung beitragen. Dadurch erhält man die Möglichkeit, sich abzusichern, zu spekulieren oder die Kontrakte als eine Art Versicherung zu verwenden. Für den Handel mit Optionen ist es wichtig, dass wir den Nutzen und das Risiko jeder einzelnen Position, die wir eingehen, klar definieren und verstehen. Also, was ist nun ein Optionskontrakt? Optionen sind lediglich eine rechtlich bindende vertragliche Vereinbarung zwischen einem Käufer und einem Verkäufer zum Kauf und Verkauf von Aktien zu einem festen Preis über einen bestimmten Zeitraum. Dies ist der gravierende Unterschied zwischen Optionen und Aktien im Allgemeinen. Es wird ein Handel zu einem festen Preis und für einen festen Zeitraum vereinbart.

      Im Wesentlichen gibt es zwei Arten von Optionen, Puts und Calls. Call-Optionen geben dem Inhaber der Option das Recht, nicht die Verpflichtung, eine Aktie zu einem bestimmten Zeitpunkt zu einem bestimmten Preis zu kaufen. Noch einmal: es gibt dem Eigentümer das Recht, aber nicht die Verpflichtung, das heißt, wenn ich eine Call-Option besitze, habe ich die Wahl, oder man würde auch "die Option" sagen, diese Aktie zu einem bestimmten Preis über einen bestimmten Zeitraum zu kaufen. Verständlich oder? Bei den Put-Optionen ist es etwas anders.

      Dies gibt dem Put-Inhaber das Recht, nicht jedoch die Verpflichtung, Aktien zu einem bestimmten Preis zu einem bestimmten Zeitpunkt zu verkaufen. Ich kann eine neue Verkaufsvereinbarung abschließen und habe die Wahl, Aktien zu einem bestimmten Preis zu verkaufen, wenn sie diesen Preis erreicht oder nicht oder ihn durchbricht und habe die Wahl, den Vertrag mit der Person einzugehen, bei der ich den Put gekauft habe.

      Stell dir einmal Gutscheine vor, dann wird es weniger kompliziert. Nehmen wir an, wir hätten einen Gutschein für einen Cheeseburger für 1 EUR. Das ist der Ausübungspreis, den wir bereits in Höhe von 1 EUR haben. Der Burgerladen und ich haben durch diesen Coupon festgelegt, dass sie mir einen Cheeseburger für 1 EUR verkaufen werden. Bis wann ist dieser Vertrag gültig? Dies ist das Ablaufdatum, sagen wir, es ist im April. Folglich wissen wir, dass wir diese Vereinbarung bis April ausführen können, um die Ware für den genannten Preis zu erhalten. Es handelt sich hierbei also um eine Call-Option. Wenn, warum auch immer, an dem Tag, an dem ich diesen Gutschein einlösen möchte, Cheeseburger mit einmal 5 EUR kosten, dann kann ich, dank des Gutscheins, den Burger trotzdem für 1 EUR kaufen. In diesem Fall würde ich meine Option ausüben, um nur 1 EUR bezahlen zu müssen.

      Jetzt gucken wir uns mal die andere Seite an. Ich muss Optionen grundsätzlich nicht einlösen, wenn ich sie gekauft habe, aber in diesem Fall ist es für mich von Vorteil. Nehmen wir aber die andere Seite des Beispiels und lass uns annehmen, dass ich an jenem Tag in die Burgerbude gehe und Cheeseburger kosten gerade 0,50 EUR. Ich würde in diesem Fall den Gutschein nicht einlösen, weil ich daraus keinen Vorteil ziehen würde. In diesem Fall hätte ich noch immer eine Call-Option auf Cheeseburger, aber ich werde diese Option nicht ausüben, da dies nicht in meinem Interesse ist. Warum sollte ich mehr zahlen, als ich muss? Übertrag dieses Beispiel jetzt einfach auf Aktien wie Apple oder Amazon oder welche auch immer du im Kopf haben magst. Der Ausübungspreis, das Verfallsdatum und die Art und Weise, wie die Logik funktioniert, sind für alles, was du an diese Stelle setzen würdest, gleich.

      Noch einmal in aller Kürze – es ist wirklich wichtig, dass du diese Grundlagen verinnerlichst. Bei einer Kaufoption kaufst du die Aktie zu einem späteren Zeitpunkt zu einem festen Preis. Sie hat eine Ablauffrist. Es ist also wie ein Gutschein, den du dir selber kaufst. Dies betrifft die Calls. Mit Put-Optionen verkaufst du Aktien zu einem späteren Zeitpunkt zu einem festen Preis. Es ist also genau das gleiche – nur umgekehrt.

      Für Neulinge ist es anfangs wirklich kompliziert, diese Vertragsverhältnisse zu verstehen, aber, wenn man sich damit beschäftigt und der Knoten einmal geplatzt ist, sind Optionsverträge sehr einfach zu verstehen. Sei unbesorgt, wir werden im Laufe dieses Buches noch so oft auf die einzelnen Bestandteile eingehen, sodass es dir in Fleisch und Blut übergehen wird. Du wirst sehen, die Welt der Optionen ist keine Raketenwissenschaft.

      Merke:

      Optionen sind eine rechtlich bindende vertragliche Vereinbarung zwischen einem Käufer und einem Verkäufer zum Kauf und Verkauf von Aktien zu einem festen Preis über einen bestimmten Zeitraum.

      Du kannst Optionen entweder kaufen oder verkaufen.

      Als Käufer erwirbst du Rechte, als Verkäufer Pflichten.

      Jetzt sprechen wir einmal über die Unterschiede zwischen dem Aktien- und Optionshandel. Eines muss von vorn herein jedoch klar sein. In keiner Weise werde ich versuchen, hier den Handel mit Aktien schlecht zu reden. Diese Anlageart hat seine Daseinsberechtigung und auch ich halte diverse Titel aus den unterschiedlichsten Gründen. Es gibt also keinen Grund, Aktien zu verteufeln. Gleichwohl bin ich der Auffassung, dass der Handel mit Optionen – schlechtes Wortspiel – mehr Optionen, also mehr Chancen und weniger Risiko, als Aktienhandel bietet. Diese Aussage ist allerdings auch nur bedingt richtig. Viele werden jetzt mit der Gefahr argumentieren, die aus der Hebelwirkung hervorgeht. Schauen wir uns das Ganze gemeinsam an und dann kannst du dir ein Urteil selber bilden.

      Mit Optionen haben wir die Möglichkeit, die Hebelwirkung zu unserem Vorteil zu nutzen – eine gewisse Gefahr birgt sie indes trotzdem. Der Hebeleffekt kann für und gegen uns wirken, aber sofern du in der Lage bist, die Mechaniken dahinter zu verstehen, stellen Hebel ein großartiges Werkzeug dar – nicht nur im Handwerk. Einer der wichtigsten Vorteile des Optionshandels besteht jedoch genau darin - im Hebel - da du über diesen deine Rendite steigern und gleichzeitig das Risiko senken kannst. Dennoch ist Vorsicht geboten. Ein übereiliges Handeln verwandelt diese Vor- in Nachteile. Wir werden das aber alles ausführlich besprechen. Ein weiterer Vorteil der Optionen gegenüber von Aktien ist der Folgende. Wenn du mit Aktien handelst, hast du nur eine sehr begrenzte Auswahl an Möglichkeiten – du kannst Aktien kaufen oder verkaufen (Leerverkäufe einmal nicht zwingend eingeschlossen). Wenn du mit Optionen handelst, dann hast du einen riesigen Werkzeugkasten, aus dem du dich bedienen kannst. Somit hast du die Möglichkeit, eine Strategie zu erstellen, die genau deinen Annahmen über die Aktie, deiner Risikofreudigkeit, deiner Kontogröße etc. entspricht.

      Du bist folglich nicht mehr auf das reine Kaufen oder Verkaufen beschränkt, sondern kannst situationsbedingt reagieren.

      Es gibt viele verschiedene Möglichkeiten, komplexe Strategien zu entwickeln, die du zu deinem Vorteil