Geistliche Räte und Dekane. Erst dann kommen die Pfarrer und Stadtpfarrer mit den Pfarrvikaren, Kooperatoren, Subsidiaren und Diakonen. So jedenfalls sieht die Struktur in etwa aus, wobei es viele Sonderrollen und Ehrentitel gibt. Und natürlich ist eine solche Struktur zu träge, um in irgendeiner Weise auf den Rest der Welt zu reagieren. Man geht vielmehr davon aus, dass der Rest der Welt auf sie zu reagieren hat.
Katholische Priester stehen normalerweise einer Pfarrei als Pfarrer vor. Sie erfüllen aber auch andere Aufgaben, beispielsweise in einem Orden, an kirchlichen Zentren, an Wallfahrtsorten, im Ordinariat, in Krankenhäusern, Heimen, Schulen, katholisch-theologischen Fakultäten, Akademien usw. Erstaunlicherweise gab es in den alt-katholischen Kirchen auch zahlreiche Priesterinnen. Zusätzlich gab es Priester ohne eigene Gemeinde. Sie durften ihren Dienst ehrenamtlich neben hauptberuflichen Geistlichen ausüben.
Alle erheben den Anspruch andere Menschen leiten zu wollen und sind von der eigenen Meinung getragen, sie wären dazu nicht nur autorisiert, sondern auch fähig.
Wer zahlt die Gehälter?
Die Allgemeinheit der Kirchenmitglieder und vor allem der Nicht-Kirchenmitglieder nimmt an, die Gehälter für alle Kirchendiener würden aus den Kirchensteuern bezahlt.
Das ist leider falsch.
Die Gehälter der Bischöfe zahlt die öffentliche Hand, also der Steuerzahler. Jährlich beläuft sich die Ausgabensumme dafür derzeit auf gut eine halbe Milliarde Euro, in 2015 rund 510 Millionen Euro. Bei den Kirchengehältern wurden bisher in den öffentlichen Haushalten nie Sparmaßnahmen ergriffen.
Die Regelung für die Bezahlung durch den Staat ist im Grundgesetz verankert. Die Begründung dafür liegt in der Vergangenheit, die über 200 Jahre zurückliegt. Im Jahr 1803 wurden der Reichskirche durch die Reichsdeputation Regensburg über zweihundert Klöster, rund achtzig Abteien, achtzehn Bistümer und vier Erzbistümer durch Enteignung abgenommen. Diese Besitztümer wurden zur Entschädigung der Fürsten verwendet, deren Gebiete ganz oder teilweise an Napoleon abgetreten werden mussten. Aber bereits in der Verfassung von 1919 wurde festgelegt, dass diese Zahlungen zu beenden sind. Bis heute fehlt es an einem Gesetz, wie die Beendigung vonstattengehen soll und wann der Stichtag ist, an dem die Zahlungen an die Kirche aufhören.
Das Thema wird durchaus diskutiert, aber ohne Wirkung. Eine Methode zur Beendigung wäre eine letzte Abstandszahlung. Hier steht aber eine unseriöse Extremforderung der Kirche im Wege. Sie verlangt den 40-fachen Betrag der letzten Zahlung, also rund 25 Milliarden Euro. Im Gegensatz dazu vertritt die Humanistische Union, staatsrechtlich gestützt, die Meinung, dass durch die Zahlungen des Staates seit Inkrafttreten unseres Grundgesetzes die kirchliche Maximalforderung bereits seit 1963 getilgt ist.
Die Humanistische Union (HU) ist eine 1961 in München gegründete deutsche Bürgerrechtsvereinigung, die unter anderem die strikte Trennung von Staat und Kirche fordert und dazu Lösungsvorschläge unterbreitet, leider bisher in dieser Sache ohne Erfolg. Sehr ähnliche Anstrengungen unternimmt die 2004 gegründete Giordano-Bruno-Stiftung (gbs), die ihrem Sitz in Oberwesel hat. Nicht zuletzt wirbt die 2014 in Berlin gegründete Partei der Humanisten (Kurzbezeichnung: Die Humanisten) um Wählerstimmen, um politischen Druck auf die echte Trennung von Staat und Kirche zu entfalten.
Natürlich richten sich diese Organisationen gegen diese heimliche Kirchenfinanzierung aus Steuergeldern, die aus unerklärlichen Gründen bei keinem Etat-Entwurf des Bundes öffentlich gemacht und auf heutige Rechtmäßigkeit überprüft wird.
Grob gerechnet sind allein dafür von 1803 bis heute über 100 Milliarden Euro Steuergelder der Kirche zugeflossen. Welche Regierung hat ausreichend Mut, diese völlig unberechtigte Benachteiligung der Nicht-Kirchenmitglieder, deren Steuergelder hier auch verwendet werden, aus der Welt zu schaffen?
Einkünfte der Kirchendiener
Ordentliche Gehälter, viele Zuschläge und andere finanzielle Vorteile reichen wohl nicht mehr aus, dass junge Menschen den Beruf des Priesters ergreifen wollen. Verständlich ist, dass vor allem die katholische Kirche unter dem Nachwuchsmangel leidet. Ob das mit dem antiquierten Zölibat in Zusammenhang steht, ist bisher nicht öffentlich untersucht worden.
Bischöfe, Erzbischöfe, Weihbischöfe und Vikare erhalten ihre Gehälter vom Staat, wobei sich die Einstufungen nach den Besoldungsstufen von Spitzenbeamten richten. Ein Bischof wird meistens nach B6 bezahlt, das entspricht derzeit rund 8.000 Euro Grundgehalt. Erzbischöfe erreichen bis B10 und liegen damit bei rund 11.000 Euro Grundgehalt. Zusätzlich erhalten alle noch Dienstwohnungen und Dienstwagen mit Chauffeuren.
Lediglich die Priester, Pfarrer und andere Kirchendiener beider Hauptkirchen werden aus den Kirchensteuern bezahlt. Pfarrer beider Kirchen erhalten anfangs nach dem Beamtenbesoldungsgesetz ein Grundgehalt der Stufe A13, also der Stufe eines Regierungsrates. Im Laufe der Jahre steigt die Besoldungsgruppe auf A14 (Oberregierungsrat) und gelegentlich sogar bis A15 und A16. Im Durchschnitt bei A13 erhält ein Pfarrer zwischen 3.700 und 4.500 Euro, bei A14 zwischen 3.900 und 5.000 Euro.
Darüber hinaus profitieren alle von den im öffentlichen Dienst üblichen Zuschlägen, auch vermögenswirksame Leistungen und Urlaubsgeld gehören dazu. Für Taufen, Bestattungen, Trauungen und Religionsunterricht gibt es weitere Einkünfte, die von den Diözesen bezahlt werden. Die Bruttogehälter werden versteuert, für Krankenversicherung werden rund 300 Euro abgezogen. Andere Sozialversicherungsbeiträge fallen nicht an.
Wie jeder Beschäftigte im öffentlichen Dienst erhalten Pfarrer Vorzugstarife bei Versicherungen. Katholische Pfarrer zahlen nur einen geringen Anteil der Kosten für ihre Haushälterin, bis zu 85 % dieser Kosten werden aus den Kirchensteuern bezahlt.
Pfarrer zu sein, ist offenbar ein lukrativer Beruf, und dennoch herrscht Personalmangel.
Pfarrermangel, Theologiestudenten und Kirchenaustritte
Im Jahr 2012 wurden in Deutschland 79 Priester geweiht, in den 1960er Jahren jährlich noch über 500. Die mittlerweile auf dem Kopf stehende Alterspyramide wird in den nächsten Jahren den Mangel noch deutlich wachsen lassen.
Auf rund 24,2 Millionen Mitglieder der katholischen Kirche entfielen im Jahr 2012 14.636 Priester. Das ergibt rund 1.650 Schafe pro Hirte, oder anders ausgedrückt: Für jedes mittlere Dorf gibt es einen Priester. In der katholischen Kirche wurden in 2013 rund 180.000 Kirchenaustritte offiziell genannt. Damit fließt weniger Kirchensteuer in die Kirchenkassen. Als Folge davon denkt die Kirchenführung über eine drastische Erhöhung der Gemeindegröße pro Pfarrer nach.
7.800 evangelische Theologiestudenten gab es 1992/1993, im Wintersemester 2011/2012 nur noch 2.400.
Bei den vorliegenden Zahlen über die Einkommensverhältnisse von Klerikern kann nicht davon ausgegangen werden, dass die Gehälter, Zulagen und Sonderrechte die Ursache für Pfarrermangel sind.
Das Buch Bibel
Die Bibel als solches gibt es nicht. Es gibt nur eine Vielzahl von Bibelversionen, die sich an bestimmten Stellen deutlich unterscheiden. Selbst die Lutherbibel von 1545 wurde 1912 und später revidiert und teilweise angepasst mit der Begründung, Übersetzungsfehler zu korrigieren. Einige "Übersetzungen" verdienen diesen Terminus nicht. Sie sind eher mit frommem Wunschdenken ausgeschmückte Nacherzählungen.
Je nach Kirche und Glaubensrichtung hat die Bibel andere Inhalte. Bücher, die in der orthodoxen Kirche eine generelle Rolle spielen, beispielsweise Baruch, gibt es in der Lutherbibel nicht. Andere Bücher finden sich nur in manchen orthodoxen Bibeln und im Anhang an katholische Bibeln, beispielsweise Jesus Sirach oder Makkabäer. Gründe dafür liegen in den menschlichen Entscheidungen früherer Kirchenväter, die jeweils den für ihre Auffassung passenden Inhalt für ihre Bibel festgelegt haben.
Es gibt derzeit über 40 deutsche Bibelversionen und international zusätzlich weit über 100, natürlich ohne die verschiedenen Sprachausgaben mitzuzählen. Und jede Glaubensrichtung ist davon überzeugt, sie habe die einzig gültige, wobei sie eigentlich meint,