auf diese Weise unrechtmäßig konfiszierten Güter wurde bisher nicht ermittelt, obwohl sich die notwendigen Unterlagen in den Archiven der Kirche befinden. Dieses unrechtmäßig erworbene Eigentum zurückzugeben, ist der Kirche bis heute nicht eingefallen. Ein Schuft, wer Böses dabei denkt?
In Bezug auf die Anhäufung von Reichtum hatte die Kirche noch nie moralische Bedenken. Im biblischen Altertum hat die Priesterschaft immer an den Plünderungen von eroberten Städten durch die Israeliten kräftig mitverdient. Die mittelalterlichen Ablasszettel oder die subtil erpressten Spenden zur Verbesserung des Loses von Verstorbenen und Kranken sind weitere Beispiele. Obwohl die Confessio Augustana von 1540 als gemeinsames, kirchlich-weltliches Gesetz ausdrücklich Bezahlmessen verboten hat, wurde damit schamlos Geld verdient. Nach heutigem Rechtsverständnis waren dies Straftaten im Betrugsbereich.
Kirchenangebot und Austritte
Mittlerweile scheint das Machtstreben der Kirche an Grenzen zu kommen. Zum ersten Mal in ihrer Geschichte erleben die Kirchen in wachsendem Maß Austritte aus ihrem Verbund von hineingeborenen Mitgliedern. In der evangelischen Kirche ist eine deutlich wachsende Tendenz zur Bildung von sich abspaltenden Privatgemeinden zu beobachten, die alte Zöpfe abschneiden und ihr eigenes Glaubensverständnis praktizieren wollen. Diese Organisationen finanzieren sich selbst. So sollten es auch die Großkirchen handhaben, statt aufgrund althergebrachter Sitte, sich vom Steuerzahler aushalten zu lassen. Es ist keine besondere Überraschung, dass einige dieser Interessensgruppen gemeinschaftlich aus der offiziellen Kirche ausgetreten sind.
Im Jahr 1990 gehörten der römisch-katholischen Kirche in Deutschland 28,5 Millionen Mitglieder an, das repräsentierte rund 35,4 % der Bevölkerung. 20 Jahre später ist die Mitgliederzahl auf 24,2 Millionen Personen geschrumpft. Das repräsentiert rund 29,9 % der Bevölkerung. Bei der heutigen Austrittsrate wird die katholische Kirche innerhalb Europas in den nächsten 50 Jahren auf weniger als die Hälfte ihrer Mitglieder schrumpfen. Dann repräsentiert sie wahrscheinlich nur noch rund 12,5 % der Bevölkerung.
Sie stellt dann nur noch ein Achtel der Gesellschaft dar und bewegt sich am Rand der Bedeutungslosigkeit. Einer politischen Partei mit diesem geringen Stimmenpotenzial würde man den Terminus Volkspartei nicht zugestehen. Noch ungefähr eine gute Generationsphase ist Zeit, sich auf brauchbare, annehmbare Beiträge zum allgemeinen Leben zu besinnen, die dem Wertesystem der Zeit von heute und morgen genügen. Dass diese Zeit genutzt wird, kündigt sich momentan nicht an.
Als Hauptgrund für die zunehmende Zahl der Kirchenaustritte wird offiziell die Einsparung der Kirchensteuer genannt. Das ist auf jeden Fall ein hartes Faktum. Das heißt, dass der Austretende glaubt, keinen passenden Gegenwert für seine Kirchensteuer zu erhalten. Bei genauem Hinsehen stellt sich aber unter Umständen heraus, dass trotz des Kirchenaustritts von der Kirchengemeinde das sogenannte besondere Kirchgeld verlangt wird. Das fällt in glaubensverschiedener Ehe solange an, wie einer der Ehepartner in der Kirchengemeinde verbleibt. Wenn also nicht beide austreten, kassiert die Kirche trotzdem, allerdings verdeckt.
Aber es gibt auch schwerwiegende weiche Faktoren. Es stellt sich die Frage, ob die kirchliche Lehre dem Einzelnen noch etwas sagt, und ob das verschrobene, in Ritualen und Garderoben verkrustete Erscheinungsbild noch zeitgemäß ist. Wenn sie die jungen Menschen nicht mehr begeistern kann, und durch Drohungen mit abstrakten Strafen auch nicht mehr genügend verängstigen kann, sieht die Zukunft nicht gut aus.
Ohne spürbaren "added value", den zusätzlichen Wert, zu liefern, den die Gesellschaft heutzutage erwartet, kann auch eine Kirche nicht länger existieren. Die Esoterik der Religion reicht nicht mehr. Der Erfolg von Kirchentagen als Attraktion für Jugendliche wird falsch eingeschätzt. Das zeigen professionelle Umfrage-Ergebnisse. Den jungen Menschen geht es dabei in erster Linie um das gesellschaftliche Großereignis, der geistliche Inhalt wird dabei in Kauf genommen. Der frühere Kirchen-Slogan "Gemeinschaft durch Glaube" hat sich heute in "Glaube durch Gemeinschaft" gewandelt.
Falsches Marketing
Auch das Argument des großen Engagements bei der Bereitstellung von sozialen Einrichtungen der Kirchen ist ein reines Scheinargument und dient nur zur Aufwertung des Images. Hierzu werden keine Kirchenvermögen verwendet, sondern laufende Kirchensteuergelder und zusätzlich in erheblichem Maß normale Steuergelder und Spenden. Das wurde im Mai 2015 in einer Recherche von Eva Müller, Redaktion Jo Angerer, im Fernsehsender 3sat unter dem Titel "Gott hat hohe Nebenkosten" mit dem Untertitel "wer wirklich für die Kirche zahlt" aufgezeigt. Es ist kaum zu glauben, aber laut dieser Recherche ergab sich, dass für die sogenannten internationalen kirchlichen Wohlfahrtsverbände Diakonie und Caritas die Kirchen selbst noch nicht einmal 2 % der Kosten aus eigenen Mitteln bestreiten. Die restlichen gut 98 % finanzieren Töpfe der öffentlichen Haushalte und professionelles Spendenmanagement. An der Redlichkeit der Recherche gibt es keinen Grund zum Zweifel, die Kirchenorganisationen haben die Zahlen nicht dementiert.
Hier nutzt die Kirche ein bewusst falsches Marketing zur Imagebildung, das bereits jenseits jeder Anständigkeit liegt. Die Wohlfahrtswelt der Kirche ist reine Propaganda. Das gilt auch für Kindergärten und Krankenhäuser. Die werden in der Regel zu 100 % von der öffentlichen Hand finanziert und lediglich von den Kirchen geleitet. Und natürlich wenden die Leiter dann organisationsintern das Kirchenrecht an, nicht das öffentliche. Selbstverständlich gibt es auch positive Ausnahmen, die sind meistens schon vor vielen Jahrzehnten vorwiegend in kleineren Gemeinden von den Kirchen etabliert worden. Heutzutage sind solche Gründungen sehr selten, wenn überhaupt vorhanden. Kleinere von den Großkirchen separierte Gemeinden leisten hier, relativ gesehen, erheblich mehr Beiträge als die großen Kirchen.
Unverantwortlich ist, dass in kirchlich geleiteten Institutionen das Betriebsverfassungsgesetz und das Arbeitsrecht, sichtbar auch das Strafrecht, durch die internen kirchlichen Regularien ausgehebelt werden. Diese Regularien sind unrecht. Auch das sogenannte Kirchen-Asyl, das die Kirche gelegentlich gewährt, steht außerhalb jedes Gesetzes. Ein solches Asyl gibt es rechtlich gesehen schon sehr lange nicht mehr. Juristisch ist es kein Unterschied, ob ein Mensch in einer Kirche, bei einer anderen Institution oder in einem Privathaushalt Zuflucht sucht. Es gelten die üblichen Regeln für Hausrecht, aber es gibt keine Sonderrechte für Kirchen. Wie im Mittelalter gebärdet sich hier der Klerus. Der Umgang der Kirche mit den Gesetzen des Landes entspricht in einer demokratischen Gesellschaft, in der angeblich die Trennung zwischen Staat und Kirche erfolgt ist, einer Bankrotterklärung des Staates gegenüber der Kirche, und es zeigt gleichzeitig eine Missachtung der Wähler, denen diese Auswüchse vorenthalten werden.
Da heutzutage bereits rund ein Drittel der Gesellschaft konfessionslos ist, kann sich diese Wählermissachtung bitter rächen, wenn das Thema "Kirche und Staat" hochkocht.
Zusätzlich führen Missbrauchsskandale und die intransparente und unzureichende Strafverfolgung der Täter durch die Kirche zu einem Mafia-Image. Der Vatikan kippt mit den Finanzmachenschaften seiner eigenen Bank weiteres Öl ins Feuer, und nicht zuletzt zeigen die Tebartz-van Elsts dieser geistlichen Welt, wie es innerhalb der Kirche um die Mäßigung steht. Dies alles ist überdeutlich sichtbar.
Endzeitvision
Aufgrund der inneren Starrheit und der Unfähigkeit, sich zu erneuern, und auch wegen der Arroganz der Kirchenleitungen, stehen die heutigen Kirchen allesamt vor dem, was jede Beherrschungsideologie bisher ereilte, dem Aus. Die absolutistischen Herrscher, die Monarchien, die Chauvinisten, die Kommunisten und viele Staatsreligionen der alten Kulturen: Alle haben sich selbst erhöht, und sich dann durch Starrheit eliminiert. Sie sind heute nicht mehr vorhanden oder bedeutungslos.
Die gesamte Kirche ist mit Eifer dabei, sich selbst abzuschaffen. Übrig bleiben wird natürlich immer ein Häuflein Fanatiker, allerdings ohne Bedeutung für den Rest der Menschheit. Solche fanatischen Kleingruppen gibt es für jede beliebige esoterische Bewegung.
Es wäre sehr viel mehr Frieden in der Welt, wenn die finanziellen Aufwendungen der Christenheit statt für die Kirche besser zur Linderung von Armut und Ausweglosigkeit eingesetzt würden. Eigentlich müsste dies sogar ein erklärtes Ziel der Kirche sein. Zumindest könnte das einen wirkungsvollen Beitrag zur Minderung