Stefan G. Rohr

Das geliehene Glück des Samuel Goldman


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      Stefan G. Rohr

      Das geliehene Glück des Samuel Goldman

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      Inhaltsverzeichnis

       Titel

       Das geliehene Glück des Samuel Goldman

       Prolog

       Kapitel 1

       Kapitel 2

       Kapitel 3

       Kapitel 4

       Kapitel 5

       Kapitel 6

       Kapitel 7

       Kapitel 8

       Kapitel 9

       TEIL 2

       Kapitel 10

       Kapitel 11

       Kapitel 12

       Kapitel 13

       Kapitel 14

       Kapitel 15

       Kapitel 16

       Kapitel 17

       Kapitel 18

       Kapitel 19

       Kapitel 20

      TEIL 1

      TEIL 3

       Impressum neobooks

      Prolog

      Über Glück hatte Samuel Goldman die meiste Zeit seines Lebens bisher nie wirklich nachgedacht. Und das obwohl er, wie alle stets bekundeten, wirklich mehr Grund dazu gehabt hatte, als jeder andere, den sie kannten. Aber in einem einzigen, kurzen Augenblick, er war gerade sechsunddreißig Jahre alt geworden, hätte er eigentlich selbst, mit einem Mal, die ganze Gnade eines unergründlichen und einzigartigen Glücks erkennen können. Doch bis dahin bedurftes es eines langen und beschwerlichen Weges, den er sich so, wie er sich ergeben sollte, ganz gewiss nicht gewünscht hatte.

      Es begann alles, wie es eben bei Sam Goldman fast schon üblich war. Mit unglaublich großem Glück. Und wie anders hätte es auch bezeichnet werden können? Als Zufälligkeit etwa, emotionslos und schnöde? Vielleicht als logische Folge verschiedener Gegebenheiten, die synergetisch verbunden als physikalische Zusammenhänge erklärbar waren? Aber wie man es auch drehen oder wenden wollte, ihm wiederfuhr etwas, das überall auf dem Erdball schlussendlich gleich verstanden wurde. Es war ganz einfach pures Glück. Denn er hatte von 113 Passagieren als einziger einen Flugzeugabsturz überlebt.

      Samuel Goldman erfüllte sich gerade einen lang gehegten Wunsch. Eine vierwöchige Reise querbeet durch Südafrika, von Süd nach Nord, von West nach Ost, durch eine faszinierende, für ihn fremde Welt. Das war zumindest sein Plan. Auf dem Flug von Johannisburg nach Durban, seinem zweiten Reiseziel, geschah es. Und es ging rasend schnell, ohne Vorwarnung, urplötzlich.

      Der Flug war bereits fast am Ziel angekommen, die Maschine befand sich nur noch wenige Kilometer von der Landebahn entfernt und bereits auf achthundert Meter Höhe gesunken, als plötzlich ein fürchterlicher Ruck das gesamte Flugzeug erschütterte. Unmittelbar darauf drehte der Flieger stark nach rechts und begann leicht zu trudeln. Die Landschaft unter ihm kam immer schneller auf ihn zu. Es schien, als ob ein riesiger Magnet das Flugzeug anzog, während die Piloten verzweifelt versuchten, die Maschine wider zu stabilisieren, und das schier Unvermeidliche zu verhindern.

      Unter den Passagieren brach Panik aus. Laute Schreie mischten sich in das Tosen der Triebwerke. Sam saß allein, am Fenster rechts in der letzten Reihe, und seine finalen Gedanken vor dem Aufprall auf den Boden kreisten um die Frage, ob er wohl sofort tot sein würde. Und unter dem zornigen Gesang der Götter, Sam hatte bereits das Bewusstsein verloren, hatte die Gravitation ihr Soll erfüllt, und die über vierzigtausend Kilogramm schwere Aluminiumhülle in einen Sarg verwandelt, der mit unvorstellbarer Gewalt am Erdboden zerschellte.

      Wieviel Zeit vergangen war, bis Sam seine Augen wieder öffnete, wusste er nicht. Er sah zunächst nur helles Licht. Dann nahm er ein ziemlich zerstörtes Maisfeld wahr, dass er trotz des dunklen Rauches, der fast allgegenwärtig war, gut erkennen konnte. Er saß immer noch angeschnallt auf seinem Flugzeugsitz. Direkt vor ihm war nichts mehr, nur noch klaffende Leere, und es war ihm im fast so, als säße er im vordersten Waggon einer Achterbahn.

      Was er sah, als er sich umschaute, war ein apokalyptisches Desaster. Die Maschine war offensichtlich in mehrere Teile zerborsten, das konnte er unzweifelhaft erkennen. Einige der einzelnen Teile brannten lichterloh und beißender Geruch von Kerosin, Gummi und Tod stieg ihm in die Nase. Sam bekam kaum noch Luft und er ahnte, dass es endgültig mit ihm vorbei sein würde, wenn er nicht bald hier wegkäme. Er prüfte vorsichtig, ob er Verletzungen an sich feststellen konnte. Hatte er Schmerzen? Blutete er? Konnte er sich noch bewegen? Und er vernahm keinerlei Anzeichen dafür, dass es ihm, außer seiner misslichen Lage, nicht gut gehen würde. Nur schnell hier raus, das war sonnenklar.

      Um sich seiner Lage zu vergewissern, drehte er langsam den Kopf. Scheinbar war das Heck des Flugzeuges zuerst abgerissen und war zudem auch noch mittig zum Gang zwischen den Sitzen in zwei Teile geborsten. Links von ihm war die gegenüberliegende Sitzseite ebenso verschwunden. Der mit ihm übriggebliebene Teil des Fliegers lag schräg auf dem Maisfeld, und ihm kam es nun so vor, als säße er in einem Kinosessel und sähe seinen eigenen Katastrophenfilm. Da vernahm er die immer lauter werdenden Sirenen, die aus der Ferne ankündigten, retten zu wollen, was noch zu retten war.

      Sam war allein. Um ihn herum war einfach nichts mehr, und auch hinter ihm, in der Pantry im Heck vor dem Ausstieg, war es totenstill. So sehr sich Sam nun bemühte, den Sitz, der ihn mit stoischer Gewalt an sich fesselte, verlassen zu können, gelang es ihm partout nicht loszukommen. Später erinnerte Sam sich noch sehr genau an diesen Moment, besonders immer dann, wenn er von Berufsbesserwissern – meist Journalisten – gefragt wurde, warum er bloß