Thomas Riedel

Tamora - Im Sumpf des Lasters


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durch Tamoras Schritt gleiten.

      Ich bin noch nie mit einem Vibrator von jemandem bespielt worden, dachte Tamora.

      Es erregte sie unheimlich, als Violett mit dem Spielzeug an ihrer Klitoris ausharrte. Mit langsamen, kreisenden Bewegungen versuchte ihre Gespielin sie noch geiler zu machen.

      Als ob das bei meinem Zustand noch möglich wäre, ging es Tamora durch den Kopf.

      »Brauchst du mehr?«, hauchte Violett ihr ins Ohr.

      Tamora antwortete nicht. Stattdessen fasste sie in Violetts Engelshaar und zog sie zu sich heran, um sie innig küssen zu können. Dabei schob ihr Violett den Vibrator fest hinein. Im ersten Augenblick zuckte Tamora zusammen, bis sie spürte, welche Gefühle das Ding in ihr auslöste.

      Während sie sich an den Lippen knabberten und sich innig küssten, massierten Violetts Finger ihren Kitzler und es dauerte nicht lange, bis sie zuckend und feucht wie nie auf der Matratze lag.

      Sie sah Violett tief in die Augen und spürte, wie sie ihr sanft das Gesicht und den Rücken streichelte.

      »Danke«, flüsterte Tamora leise, ehe ihre Lippen wieder zueinanderfanden.

      ***

      Kapitel 5

      Die Zeit verstrich, die erotischen Träume ließen nach und Violett wäre vielleicht völlig in Vergessenheit geraten, wenn May sie nicht nach einigen Wochen angerufen hätte – immerhin hatte sie die Arbeit fest im Griff und die Druckfahne ihres letzten Romans, ›Im Rausch des Lustschmerzes‹, lag zur letzten Durchsicht auf dem Tisch. Der Abgabetermin brannte ihr unter den Nägeln.

      »Violett hat sich nach dir erkundigt. Sie würde dich gern wiedersehen.«

      »Ach du liebe Zeit«, erwiderte Tamora erschrocken. »Violett! Ich habe sie gar nicht mehr so richtig auf dem Schirm gehabt. «

      »Wieso?«, wollte May wissen. »Ich dachte, du interessierst dich für sie.«

      »Kann ich dir gar nicht so genau sagen ... Wir mussten damals unser Gespräch abrupt beenden und vereinbarten miteinander zu telefonieren. Ich habe es zweimal versucht, konnte sie aber nicht erreichen und dann ist die Sache irgendwie im Sande verlaufen«, erklärte Tamora, bevor sie fragte: »Ist sie denn wieder bei euch im Salon?«

      »Sicher, was hast du denn gedacht? Sie kommt ziemlich regelmäßig. Spätestens alle drei Wochen. Sie lässt sich gerade die Haare färben.«

      »Und welche Farbe wird es diesmal?«, erkundigte sich Tamora neugierig.

      »Stahlblau … so ein richtig dunkles, fast schwarzes Blau«, schmunzelte May ins Telefon.

      »Mut hat sie! … Alle Achtung!«, entfuhr es Tamora. »Obwohl ihr das Rot ausgezeichnet steht.«

      »Stimmt. Sie ist ja auch eine echte Rothaarige. Aber sie kann machen was sie will, ihr steht einfach alles«, sagte May und seufzte neidisch.

      »Kann ich sie sprechen?«, erkundigte sich Tamora.

      »Du meinst am Telefon?«

      »Ja.«

      »Da muss ich das Gespräch mal eben in den Salon legen«, meinte May zögernd. »Wenn nicht gerade einer unserer Damen an ihr arbeitet sollte es wohl möglich sein.«

      »Danke, May.«

      »Mache ich gern für dich … und lass mal wieder was von dir hören«, mahnte May.

      »Versprochen. Ich mache mir einen Knoten ins Taschentuch, damit ich es nicht vergesse«, meinte Tamora und ließ ein ansteckendes Lachen hören.

      Wenig später hatte sie eine von Mays Angestellten am Telefon, die das Gespräch an Violett weiterreichte.

      Gleich darauf hörte Tamora ihre sanfte Stimme. »Ich habe schon gedacht, du hast mich vergessen und es wird nichts mehr«, erklärte sie und in ihrer Stimme schwang ein wenig Verärgerung mit.

      »Heute?«, erwiderte Tamora kurz.

      »Du bist wohl immer von der ganz schnellen Truppe, wie?«, schwang Violett sofort um und lachte fröhlich.

      »Zumeist schon«, meinte Tamora und erwiderte das Lachen, »denn sonst schaffe ich es einfach nicht. Ich bin augenblicklich derart mit Arbeit eingedeckt und mir sitzt der Abgabetermin von meinem neuen Roman im Nacken.«

      »Weißt du, … wenn ich mal Zeit habe, werde ich dich bedauern … Also, … hier wird es vielleicht noch gut eine halbe Stunde brauchen. Was hältst du davon, wenn wir uns wieder bei mir treffen?«

      Tamora spürte ganz deutlich, dass Violett eigentlich damit rechnete, auch einmal von ihr eingeladen zu werden. Doch das ging nicht so ohne weiteres – schließlich hatte sie ihren Freund.

      »Einverstanden. Ich werde vor dem Haus auf dem Parkplatz warten.«

      »Na, dann bis gleich«, meinte Violett, »Ich freue mich«, und beendete das Telefonat.

      Tamora packte ihr Schreibzeug in ihre Handtasche, machte sich noch ein wenig zurecht und ließ eine Haftnotiz am Kühlschrank zurück, mit dem Hinweis, dass es bei ihr später werden könnte.

      *

      Keine zehn Minuten später fuhr sie los und wartete, wie vereinbart vor der Wohnanlage auf die Prostituierte.

      Wenn May ihr nicht gesagt hätte, dass sie jetzt eine neue Haarfarbe hatte, es wäre ihr schwer gefallen Violett zu erkennen. Natürlich wäre ihr eine fast rabenschwarze Haarfarbe aufgefallen, aber wie hätte sie auf die Idee kommen sollen, dass Violett dermaßen mutig war.

      Bewundernd sah Tamora sie an. Violett sah blendend aus. Sie trug ein enganliegendes schwarzes Etuikleid mit passendem Bolerojäckchen. Ihre langen schlanken Beine steckten in hauchzarten schwarzen Nahtnylons und ihre Füße in hochhackigen Riemchenpumps. Über ihre Schulter baumelte lässig eine ›Gucci‹-Handtasche.

      »Na, gefalle ich dir so?«, fragte sie lächelnd und amüsierte sich über Tamoras verdutzten Gesichtsausdruck. »Oder ist es zu dunkel geworden?«

      »Nein. Du siehst irre gut aus«, erwiderte Tamora schnell. »Obwohl dir das Rot auch ausgezeichnet gestanden hat. Hatte etwas von einem irischen Engel. Mutig bist du, dass muss ich zugeben.«

      »Ab und zu braucht es eine Veränderung«, lachte Violett. »Und jetzt komm!«

      *

      Gemeinsam fuhren sie mit dem Lift nach oben. Wie schon bei Tamoras letztem Besuch kochte Violett wieder Tee. Diesmal war Tamora sehr viel entspannter. Irgendwie kam ihr Violett inzwischen sehr viel vertrauter vor, fast schon wie eine Freundin, die sie über viele Jahre zu kennen glaubte.

      »Was interessiert dich denn jetzt am meisten?«, erkundigte sich Violett.

      »Du bist nicht beleidigt?«, wollte Tamora wissen.

      Violett runzelte die Stirn. »Ich muss gestehen, ich bin es nicht gewohnt, dass jemand auf meine Befindlichkeit Rücksicht nimmt … Aber wieso sollte ich beleidigt sein?«

      »Nun, es war ein Gefühl … vermutlich ist es mein schlechtes Gewissen, weil ich mich nicht bei dir gemeldet habe. Ich habe es zweimal versucht und dich nicht erreicht. Irgendwie habe ich es nicht über mich gebracht, dir etwas auf den Anrufbeantworter zu sprechen … und dann war da soviel Arbeit.«

      Violett lächelte und schenkte Tee ein. »Es ehrt mich, dass du ein schlechtes Gewissen hast, aber das musst du nicht«, erwiderte sie sanft. »Und jetzt frag mich, was dich interessiert.«

      Tamora atmete einmal kräftig durch und nippte an dem heißen Tee. »Also gut. Du hast mich gefragt, was mich am meisten interessiert … Was mich augenblicklich beschäftigt ist, ob dich dieses Leben nicht ankotzt?«

      Violett wollte sich gerade eine Zigarette nehmen, hob den Kopf und starrte sie an. »Warum sprichst du es