unbeobachtet in den Nebenraum gehen. Dort angekommen zog Kira sich schnell um. "Und wo bin ich?" fragte sie Welsh zwischendurch.
"In meinen privaten Zimmern, ich war so frei sie hier zu verarzten. Die Behörden wurden bereits in Kenntnis gesetzt, aber es dauert immer etwas bis die Polizei hier vom Festland eintrifft. Ich war ebenfalls so frei die Show für heute Mittag abzusagen. Es steht für dich ein Flugzeug bereit, damit du nicht in Zeitdruck gerätst die Fähre zu erreichen". Kira kam mit großen Augen wieder herein und legte ihren Kittel auf das Bett.
"Das ist aber wirklich sehr zuvorkommend von dir! Ich glaube ich lege mich im Hotel noch etwas hin und warte bis die Polizei mit mir gesprochen hat".
"Mach das. Danach bringe ich dich gern zu unserem metropolhaften Flugplatz", scherzte Welsh. Hob die Hand kurz zum Abschied "Also wir sehen uns!" und verließ dann das Zimmer. Kira war nun wieder allein und machte sich nach kurzem nachdenklichem sitzen auf den Weg in ihr Hotel. Vor ihrem Krankenzimmer wartete zu ihrer Überraschung ein Mann in einem gepflegten Anzug auf sie.
"Ich bin Nils, solange sie hier auf der Insel sind werde ich nun beschützen. Auf ausdrücklichen Wunsch von Herrn Welsh" stellt er sich knapp vor. Kira schaute ihn etwas verdutzt an, wollte aber nicht diskutieren sondern nur in ihr Hotel dort etwas essen und danach ins Bett. Hoffentlich würde die Polizei sich nicht allzu lange mit ihr befassen und sie könnte alsbald nach Hause.
"Dann komm halt mit" meinte sie daher kurz und ging schnellen Schrittes vor.
12
"Ich habe ihr in die Brust geschossen" redete Chris drauflos, nachdem er unsanft aus dem dreizehnten Stock gefallen war und auf dem Tennisplatz aufgeschlagen war. Dank der Finsternis die er um sich gelegt hatte, konnte ihn niemand wahrnehmen. Er lag einige Minuten dort auf dem Platz und musste warten bis er sich fertig geheilt hatte. Der Fall hatte ihm beide Beine, die Hüfte, einige Rippen und die linke Schulter gebrochen. Er lag da und musste alle Selbstbeherrschung aufbringen die er hatte. Die wenigen Minuten die es dauerte bis er geheilt war, kamen ihm vor wie unzählige Stunden voller Schmerz.
"Da hatte der gute Einstein wohl recht. Zeit ist relativ" hörte er die bekannte raue Stimme, von seinem Freund, in seinem Kopf. "Und das war dein Meisterplan? Springen? Bah da würde ja jeder Leuchtstein einen besseren Plan entwickeln als du."
"Ich habe nie behauptet das es ein Meisterplan ist, sondern nur ein Plan und er hat funktioniert" gab Chris mental zurück. Stand dann auf und streifte sie die Maske über den Kopf und nahm sie ab. "Aber ich musste Kira in die Brust schießen" beklagte er sich erneut.
"Na das wird eure Hochzeitspläne nicht gerade vorantreiben, mach es die aber nicht so schwer es war nur ein Betäubungsschuss, oder?"
"Natürlich war es nur ein Betäubungsschuss, aber aber aber" er brach ab schaute sich dann um und ließ die Finsternis wieder um ihm herum aufsteigen. Dann lief es los und Andrasch lotste ihn durch die Stadt von oben. Sie machten einen gehörigen Umweg und liefen einigen Strecken doppelt ab, bis sie sich sicher waren das niemand ihre Spur aufgenommen hatte. Zur Sicherheit ging Chris am Strand noch auf jeden WC-Wagen und blieb dort einige Minuten, am Ende sprang er noch ins Meer um sich den vom Geruch der Toilettenhäuschen zu entledigen. Erst dann gingen beziehungsweise flogen sie zu seinem Zelt. Wo sie bereits von einem sich sorgenden Jan begrüßt wurden.
"Hat ja lang genug gedauert! Hat es geklappt?" seine Blicke ruhten auf Chris, dieser nickte nur und zog hinter seinen Rücken Grimm hervor. Das Sax war ein einschneidiges Messer, so lang wie ein kurz Schwert. Seine Klinge war blank und reflektierte das Mondlicht. Am Griff war ein stilisierter Wolfskopf abgebildet, dessen Maul weit aufgerissen war. In seinen Augen funkelte jeweils ein gelblicher Bernstein. Der Griff war lang genug damit man ihm mit einer Hand führen konnte.
"Darf ich vorstellen Grimm Jan. Jan Grimm"
"Hallo Grimm" sagte Jan halb im ernst und schaute Chris an als er in seinen Kopf eine blecherne Stimme hörte "Ich grüße dich Jan, gehörst du auch zu den Letzen des Stammes?" Jan schaute sich verwirrt um "Wer war das?"
"Ich Grimm" vernahm er wieder von der gleichen Stimme.
"Er ist es wirklich. Mit mir hat er auch gesprochen als wir im Büro waren" Chris setzte sich neben ihn und drehte Grimm so, dass der Wolfskopf sie beide anschauen konnte "Warum redest du jetzt wieder? Als ich auf der Flucht war, hast du geschwiegen."
"Es erschien mir nicht ratsam in einer solch, kritischen Situation eine Konversation zu führen. Noch dazu waren sie in doch in einem emotionellen Zwiespalt mit sich selbst." Chris und Jan glotzen beide wie vom Blitz getroffen Grimm an. Dieser schien zu seufzen und gab dann mit der Stimme von Chris wieder "Ich habe ihr in die Brust geschossen". Jan schaute daraufhin Chris an.
"Wem genau hast du in die Brust geschossen?"
"Kira. " gab dieser kleinlaut von sich und fand auf einmal die Lehne seines Anglerstuhls wahnsinnig interessant. Jan stöhnte halblaut auf und verdrehte dann die Augen.
"Ist noch was passiert?"
"Ich habe diesem Widerling ein Horn abgeschlagen" zum Beweis zog Chris das Horn aus dem Rucksack und zeigte es Jan. Dieser pfiff nur leise anerkennend.
"Und ich habe seinen Safe ausgeräumt" Chris gab Jan den Rucksack, der schaute hinein und pfiff wieder leise.
"Wenn du weiter so pfeifst sind gleich alle wach" dröhnte es wieder in Jans Kopf. Diesmal war es aber eine ihm bekannte Stimme. Andrasch schwebte mit seinem Flugobjekt knappe zwei Meter über ihnen.
"Eure Majestät, ich grüße euch" schmunzelte Jan und deutete eine Verbeugung im Stuhl an.
"Nicht du auch noch, tut nicht so als wüsstet ihr wie man sich in royaler Gesellschaft benimmt. Bleibt lieber bei Andrasch mein Freund, was möchtest du trinken"
"Nichts würde ich lieber tun und dich dazu einladen mein Freund" übernahm Chris nun das Wort "allerdings musst du sofort mit Grimm zur Schattenwald dich aufmachen. Ich komme morgen Abend nach" mit diesen Worten warf er Grimm in die Luft. Kurz vor Andraschs ungewöhnlichem Flugobjekt wurde Grimm langsamer und klemmte sich wie von selbst unter die Drohne.
"Nun denn bis morgen Abend dann. Gehabt euch wohl meine Freund" Vernahmen sie noch und kurze Zeit später war von Andrasch nichts mehr zu sehen. Die beiden Freunde saßen nebeneinander.
"Wie geht es nun weiter" wollte Jan wissen, nachdem es ihm langweilig wurde über die Zeltstadt hinweg aufs Meer zuschauen.
"Morgen früh werden wir die Zelte abbrechen, alles verwahren. Du und Karo werdet die Fähre nehmen und die Insel mit den anderen hier verlassen!"
"Und du?"
"Ich werde bis zum Abend warten. Sie werden bestimmt nach mir suchen und daher darf nichts bei euch sein was euch verdächtig aussehen lässt" Chris lehnte sich im Stuhl zurück und blickte in den sternenklaren Himmel "Wenn alles gut geht sehen wir uns bei meiner Oma wieder, in etwa einer Woche"
"Was möchtest du denn da?"
"Mich, uns neu aufstellen. Sehen was für Informationen Grimm für uns hat, vielleicht weiß er ja sogar wo unser verdammtes Alpha ist oder zumindest das Alphaweibchen. Im Notfall trainier ich mit ihm und mach mich bereit weiter Festungen der Sternenkinder anzugreifen" Jan nickte und sprach dann.
"Es könnte sein, dass ich Lea mitbringe" er vermied es Augenkontakt mit Chris aufzubauen aus Furcht von diesem nun gefoppt zu werden. Dies geschah aber nicht. Chris musste seinen Freund nicht anschauen um zu wissen was in ihm vorging.
"Sie ist also die EINE für dich, ja? Nun von meiner Seite aus spricht nichts dagegen. Vermeid bloß ihr in die Brust zuballern"
"Hatte ich nicht vor. Ich möchte nur ungern dich in diesen Sachen nachahmen", beide lachten leise. Zu ihren Füssen krabbelten auf einmal die Leuchtigel zusammen.
"Ach ja, entschuldigt bitte" Chris legte seinen Rucksack auf den Boden damit sie dort hinein gehen konnten "Bitte nichts anfressen. Die Ordner müssen wir noch durchlesen"
"Warum hast du sie überhaupt mitgenommen? "
"Ich mag sie und sie erwecken in mir die Hoffnung auf ein Morgen, was nicht so schlimm und grausam ist wieder der vergangene Tag", antwortete Chris und schaute dann seinen Freund lächelnd an. Danach gingen beide