Amelie Wild

Die Zähmung der Amelie


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nicht?“, hakte er nach.

      „Mehr nicht!“, bestätigte sie.

      „Du hast nicht abgelehnt, mit mir zu ficken, sondern nur den Alkohol als Vorwand gebracht.“

      „Ich wiederhole: Bist du bereits betrunken?“

      „Empfindest du mich als uninteressant?“

      „Eher als frech.“

      „Bleiben wir bei der körperlichen Anziehung. Wie siehst du mich?“

      „Ich finde dich weder hübsch noch hässlich. Du bist der beste Freund meines Mannes!“, erwiderte sie diplomatisch.

      „Darum geht es jetzt nicht. Du solltest dich zu meinem Körper äußern.“

      „Ich kenne ihn nicht.“

      „Dann solltest du mich ausziehen“, forderte er grinsend.

      „Ich bin eine verheiratete Frau!“, stellte sie fest.

      „Du solltest mich in deiner Fantasie ausziehen und dann über die Bilder vor deinem geistigen Auge reden.“

      „Wir sollten das Thema wechseln.“

      „Wie du willst, Amelie. Aber ich spüre, dass es dir trotzdem Spaß macht, auf dem Vulkan zu tanzen. Es sprengt endlich einmal die Ketten deiner braven Bürgerlichkeit, es versorgt dich mit Gedanken, Vorstellungen und Wünschen, die wohl jeder Mensch hat, die er aber selten genug ausspricht und verwirklicht. Ich bin da anders.“

      „Willst du mich verführen, Thomas?“, erkundigte sie sich spöttisch.

      Er spürte, wie ihre Stimme bebte und sah, dass die Kühle aus ihrem Blick gewichen war. Ihm dämmerte, dass er eine Bresche in die Mauer ihres Widerstandes geschlagen hatte. Er befand sich auf dem richtigen Weg. Amelie, die prüde und frigide Ehefrau seines besten Freundes, war reif für ein Abenteuer. Vielleicht wusste sie das nicht einmal, oder sie wehrte sich dagegen, es wahrzuhaben, aber seine Erfahrung sagte ihm, dass sie jetzt keine Chance mehr hatte, diese Auseinandersetzung zu gewinnen.

      „Ja, das möchte ich.“

      „Ebenso gut könntest du versuchen, die Zugspitze in Badeschlappen zu ersteigen.“

      Er stand abrupt auf. „Tanzt du mit mir?“

      „Nein, warum sollte ich?“

      Er sah sie durchdringend an.

      „Du hast Angst vor körperlicher Nähe!“, stellte er fest.

      „Angst? Das ist unsinnig!“, empörte sich Amelie.

      „Darf ich den CD-Player anstellen?“, fragte er und trat an die teure Stereoanlage, ohne ihre Antwort abzuwarten. Charlie hatte, wie vereinbart, eine CD mit dezenter, langsamer Tanzmusik eingelegt.

      Er wandte sich der jungen Frau zu.

      „Also, wie steht´s?“, fragte er. „Wenn du keine Angst vor körperlicher Nähe hast, kann dir der Tanz nicht gefährlich werden.“

      „Du bist wirklich betrunken, Thomas“, stammelte sie. „Erwartest du wirklich, dass ich mich mit so primitiven Methoden aufs Glatteis locken lasse?“

      Er grinste. „Immerhin gibst du zu, dass dieses Glatteis existiert.“

      „Du solltest jetzt gehen!“, meinte sie.

      „Was wirst du Charlie erzählen?“, wollte er wissen.

      „Die Wahrheit. Was sonst?“

      „Du wirst ihm von unserer Unterhaltung erzählen? In vollem Wortlaut?“

      „Kaum!“, sagte sie ironisch. „Ich habe deine Worte nicht notiert und werde sie schnell wieder vergessen haben.“

      „Du weißt genau, wie ich das meine. Wirst du den Mut haben, ihm zu sagen, dass wir über intime Dinge gesprochen haben?“

      „Es geht dich nichts an, was ich ihm zu sagen beabsichtige“, meinte sie und erhob sich plötzlich. „Du solltest jetzt wirklich gehen!“

      Er stand auf. Amelie brachte ihn in die Diele. Dort blieb er stehen und wandte sich ihr zu. Sie war schon wieder eine kühle, sehr distanziert wirkende junge Frau, die er plötzlich sehr stark begehrte.

      Nein, das war sicherlich falsch, das war ein Gefühl, das ihn bei jeder geplanten Neueroberung übermannte, aber sicherlich geschah es nicht sehr oft, dass er in dieser Heftigkeit von der Gier nach Sex gepackt wurde.

      Er zog sie an sich!

      Sein Handeln kam unerwartet und für Amelie so überraschend, dass sie im Moment nicht zu reagieren wusste. Sie starrte ihm in die Augen, verdutzt, empört und zugleich erregt. Sie spürte, wie er eine Erektion bekam, und war gelähmt von der Erkenntnis, dass sie sich nicht wehrte, ihn nicht abschüttelte und nicht die Dinge tat, die man unter den gegebenen Umständen von ihr erwarten durfte.

      Er küsste sie!

      Der Kontakt seines weichen und warmen Mundes war wie ein Signal, er gab ihr die Handlungsfähigkeit zurück. Sie stieß ihn von sich.

      „Bist du jetzt völlig übergeschnappt!“, fuhr sie ihn an.

      „Kann schon sein“, gab er schweratmend zu. „Ich bin verrückt nach dir, nach deinem Mund, deinem geilen Körper … ich muss deine Titten und deine Fotze sehen ...“

      „Du bist betrunken, Thomas!“

      „Ich werde dich jetzt ficken!“, murmelte er heiser.

      „Wenn du nicht sofort verschwindest, schreie ich um Hilfe!“, warnte sie ihn.

      Sie war bis an die Wand zurückgetaumelt und lehnte mit dem Rücken dagegen, die Hände mit den gespreizten Fingern flach gegen die Seidentapete gepresst.

      Thomas ging auf sie zu. Er blieb dicht vor Amelie stehen und versuchte in ihrem flammenden Blick zu lesen. Er sah nicht nur Zorn und Ablehnung darin, sondern auch einen Abglanz von Leidenschaft, den er mit seiner Aktion bewusst heraufbeschworen hatte.

      Amelie hatte gemerkt, was in seiner Hose los war, das stand fest – und jetzt kämpfte sie mit sich und den Verlockungen, die seine Nähe ihr bot.

      „Verschwinde, Thomas!“, keuchte sie. „Hau ab!“

      Er schüttelte den Kopf.

      „Nein! Ich werde dich jetzt ficken, bis du vor Lust laut schreist!“

      „Ich hasse dich! Ich werde Charlie sagen ...“

      Ihre Stimme brach ab. Sie hatte nicht die Kraft, weiterzusprechen.

      Thomas lächelte dünn. „Du wirst nichts sagen, weil du genau weißt, dass es nicht geht. Du hast diese Situation heraufbeschworen. Mag sein, dass du dich im Moment vor ihr und ihren Folgen fürchtest, aber gleichzeitig erschauerst du vor Vergnügen bei dem Gedanken, dass sich daraus etwas Großes, Neues und Erregendes entwickeln könnte, ein Stück aus dem wahren Leben, dem du bislang ausgewichen bist.“

      Sie richtete sich auf, straffte sich, versuchte ihre Haltung zurückzuerobern. Sie strich sich eine blonde Haarsträhne aus der Stirn, wies zur Tür und sagte: „Lass mich allein, sonst rufe ich die Polizei.“

      Das letzte Wort ihres Satzes machte ihn zornig. Polizei! Wie konnte sie ihm drohen! Frechheit. Scheiß Weiber. Er trat dicht vor sie, blickte ihr streng in die Augen. Die rechte Hand legte er um ihren Hals und drückte zu. Er wollte eigentlich keine Gewalt anwenden, das widerstrebte ihm zutiefst, aber er spürte, dass es jetzt notwendig war.

      Amelie machte sich steif. Ihre Augen funkelten böse, aber nur eine Sekunde lang. Dann wurden sie weich, dann sah es so aus, als löste die Sonne eine dünne Eisschicht auf. Ihr körperlicher Widerstand erschlaffte, sie lehnte sich sogar gegen ihn, gegen seine Erektion, die ungeduldig in seiner Hose lauerte. Sämtliches Abwehrverhalten war verschwunden, die Augen blickten unterwürfig und ergeben zu ihm empor.

      Thomas bemerkte interessiert